- Ottobeuren
-
Wappen Deutschlandkarte 47.94138888888910.299444444444660Koordinaten: 47° 56′ N, 10° 18′ OBasisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Schwaben Landkreis: Unterallgäu Verwaltungs-
gemeinschaft:Ottobeuren Höhe: 660 m ü. NN Fläche: 55,85 km² Einwohner: 7.935 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 142 Einwohner je km² Postleitzahl: 87724 Vorwahl: 08332 Kfz-Kennzeichen: MN Gemeindeschlüssel: 09 7 78 186 Adresse der
Marktverwaltung:Marktplatz 6
87724 OttobeurenWebpräsenz: Bürgermeister: Bernd Schäfer (CSU) Lage des Marktes Ottobeuren im Landkreis Unterallgäu Ottobeuren ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Unterallgäu in Bayern und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ottobeuren, zu der auch die Gemeinden Böhen und Hawangen gehören.
Der Ort ist vor allem durch das Benediktinerkloster Ottobeuren bekannt. Ottobeuren ist industriell geprägt und als Unterzentrum verfügt der Markt über die untere Verwaltungsebene für den umliegenden Bereich. [2]
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Ottobeuren liegt etwa zehn Kilometer südöstlich von Memmingen entfernt in der Region Donau-Iller. Die Landschaft ist geprägt durch das geschwungene Relief, das durch die Schotterablagerungen während der letzten Eiszeiten geformt wurde. Der Bereich gehört zu Oberschwaben.[3] Durch das Gemeindegebiet verläuft die Westliche Günz. Aufgrund der räumlichen Nähe zu der Ferienregion Allgäu vermarktet sich der Ort als im Allgäu liegend.
Das Gemeindegebiet besteht aus den Gemarkungen Ottobeuren, Betzisried, Guggenberg, Haitzen und Ollarzried sowie einem Teil der Gemarkung Lachen (der andere Teil der Gemarkung bildet die Gemeinde Lachen).
Zum Markt Ottobeuren gehören die Orte Ottobeuren, Betzisried, Bibelsberg, Brüchlins, Daßberg, Dennenberg, Eggisried, Eheim, Eldern, Guggenberg, Gumpratsried, Gut, Hahnenbühl, Haitzen, Halbersberg, Hessen, Höhe, Hofs, Kloster Wald, Langenberg, Leupolz, Neuvogelsang, Niebers, Oberhaslach, Oberried, Ölbrechts, Ollarzried, Rempolz, Reuthen, Schachen, Schellenberg, Schiessenhof, Schochen, Schoren, Schrallen, Steeger Stephansried, Unterhaslach, Unterschochen, Vogelsang, Wetzlins, und Wolferts. Abgegangen ist der Ort Obermotzen.
Geschichte
Der Sage nach wurde Ottobeuren um 550 als Rodungssiedlung von einem Uot gegründet und nach ihm Uotbeuren genannt. Im 8. Jahrhundert wurde das Dorf zu einem fränkischen Reichshof und Sitz des Grafen Silach. Das Benediktinerkloster Ottobeuren wurde 764 gegründet. 972 wurde das Kloster von Kaiser Otto I. zur Reichsabtei erhoben. Im 11. Jahrhundert wurden Kirche und Kloster neu erbaut, im 11. und 12. Jahrhundert nach Bränden jeweils wieder errichtet. 1365 verlor die Abtei die Selbständigkeit und wurde Teil des Bistums Augsburg. Die romanische Kirche wurde im Deutschen Bauernkrieg im 16. Jahrhundert beschädigt und im Stil der Renaissance bis 1558 neu erbaut. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster beschädigt und geplündert. Nachdem Abt Rupert Neß die Reichsunmittelbarkeit zurückgewinnen konnte, begann die Abtei ab 1711 mit dem völligen Neubau der Klosteranlage im barocken Stil. Zuletzt wurde von 1737 bis 1766 eine große neue Klosterkirche erbaut, die das barocke "Gesamtkunstwerk" Ottobeuren vollendete. Mit zwei Jahren Verspätung konnte dann 1766 das 1.000-jährige Klosterjubiläum in der neuen Kirche gefeiert werden.
1802 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation an das Königreich Bayern übertragen. Der Konvent des Benediktinerklosters bestand jedoch weiter, da die Mönche in einem Trakt des Klosters wohnen bleiben durften, jedoch keine Neuaufnahmen mehr möglich waren. Andere Teile des Klosters wurden u. a. als Landgericht, Kaserne und für Wohnungen verwendet. Im Jahr 1834 wurde das Kloster unter König Ludwig I. als Priorat der Abtei St. Stephan in Augsburg neu gegründet, 1918 wurde es wieder selbständige Abtei. Als einziges der großen oberschwäbischen Barockklöster hat Ottobeuren somit eine auch durch die Säkularisation nicht unterbrochene klösterliche Tradition, die bis in die Gegenwart (2011) andauert. Heute leben hier etwa 20 Benediktinermönche. Die Klosteranlage wird gegenwärtig außerdem als Museum, Schule und Fortbildungsstätte genutzt. Zum 1200-jährigen Jubiläum der Klostergründung wurden Kirche und Kloster 1964 umfassend renoviert. 1952 wurde im Markt zu großen Teilen die Verfilmung des Märchens Zwerg Nase gedreht.
Die Geschichte des Marktorts Ottobeuren ist eng mit der des Klosters verbunden. Nach der Säkularisation wurde die Klosterkirche Pfarrkirche des Marktes, die Pfarrkirche St. Peter wurde geschlossen und später zu einer Schule umgebaut. Seit 1957 ist Ottobeuren anerkannter Kneippkurort und wahrt so das Erbe des im Ortsteil Stephansried geborenen und in Ottobeuren aufgewachsenen Pfarrers Sebastian Kneipp. Aufgrund der räumlichen Nähe zu der Ferienregion Allgäu vermarktet sich Ottobeuren vermehrt mit dem Titel und dem Slogan Allgäu für die Sinne.
Religion
Neben der römisch-katholischen Gemeinde mit der Basilika als Pfarrkirche gibt es auch eine evangelische Kirchengemeinde, die ihre Gottesdienste in der 1957 errichteten Erlöserkirche abhält. Die ehemalige katholische Stadtpfarrkirche wurde im 20.Jahrhundert zum Kurhaus umgebaut.
Politik
Gemeinderat
Erster Bürgermeister der Gemeinde ist Bernd Schäfer von der CSU. Die letzten Gemeinderatswahl vom 2. März 2008 erbrachte bei einer Wahlbeteiligung von 53,2% folgendes amtliche Endergebnis:
Partei/Liste CSU SPD Freie Wähler Bürgerliste Gesamt Sitze 8 3 6 3 20 Wappen
Das Wappen wurde am 4. Januar 1938 durch Erlaß des Reichsstatthalters in Bayern genehmigt.
Blasonierung: „Gespalten; vorne in Rot ein halber silberner Adler am Spalt, hinten gespalten von Schwarz und Gold.“
Der silberne Adler auf rotem Grund ist seit Abt Wilhelm von Lustenau (1460-1473) das Wahrzeichen der Abtei Ottobeuren; die Farben Gold - Schwarz sind dem einstigen Konventwappen entnommen und symbolisieren gleichzeitig die ehemalige Reichsunmittelbarkeit des Benediktinerstiftes.
Der Markt Ottobeuren ist die einzige Gemeinde im Kreisgebiet, die nach 120 Jahren ein gänzlich neues kommunales Wappen, und das während der Herrschaft des Dritten Reiches, genehmigt erhielt. Dieser in der Heraldik durchaus ungewöhnliche Vorgang hatte seine Ursache darin, dass nach dem Willen des Landrichters des Marktes Ottobeuren 1818 zunächst ein gespaltener Wappenschild mit den bayerischen Rauten und einem halben silbernen Adler unter Bezug auf den früheren Reichsstift Ottobeuren verliehen werden sollte.
Dieses Gedenken an die Klosterherrschaft war jedoch für die Obrigkeit nicht zeitgemäß und auch ein Verbot von 1818, den Doppeladler des früheren Reiches zu führen, stand dem entgegen. Ottobeuren erhielt somit vom Bayerischen Staatsministerium des Äußern kurzum und aus freiem Ermessen ein Wappen zuerkannt. Dies zeigte „in einem silbernen Schild auf grünem Grunde ein gotisches Münster mit zwei rotgedeckten Türmen“. In Anbetracht der glänzenden Basilika-Barockperle Ottobeuren fast ein Hohn und eine Zumutung für die Bürger.Das Wappen wurde vom Schleißheimer Heraldiker Otto Hupp gestaltet.
Flagge
Die Flagge wurde am 29. März 1988 durch Bescheid der Regierung von Schwaben genehmigt.
Die Flagge ist Gelb - Schwarz gestreift mit dem aufgelegtem Gemeindewappen.
Gemeindepartnerschaften
Mit folgenden Gemeinden hat Ottobeuren eine Partnerschaft geschlossen
- Norcia in Umbrien, Italien
- Saint-Donat-sur-l'Herbasse im Departement Drôme, Frankreich
- Tenterfield in New South Wales, Australien
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Ottobeuren ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten an der Ostroute der Oberschwäbischen Barockstraße. Mittelpunkt des Ortes ist das Kloster Ottobeuren mit seiner dominanten spätbarocken Basilika.
Dicht neben dem Hotel am Bannwald ist eine Lourdesgrotte aus der Zeit um 1900. Darüber erhebt sich ein Ölberg mit lebensgroßen gusseisernen Figuren. Die Kreuzwegstationen selbst sind abmontiert und warten auf eine Neuaufstellung.
Die einen Kilometer südlich von Ottobeuren liegende Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren ist die größte Volkssternwarte Mittelschwabens/Allgäu und verfügt über ein 60-cm-Teleskop der neuesten Bauart. In ihr werden regelmäßig öffentliche Führungen sowie Sonderführungen veranstaltet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Ottobeuren ist durch mehrere Staatsstraßen, Kreisstraßen und Landstraßen an das überörtliche Straßennetz angebunden. Die Staatsstraße St2011 und die Staatsstraße St2013 kreuzen sich nordöstlich des Marktes. Durch den Ort verlaufen die Kreisstraßen MN18 und MN31. Durch Buslinien ist der Ort mit Memmingen, Bad Grönenbach und Sontheim verbunden, wo die nächsten Bahnhöfe liegen. Die Bahnlinie von Ottobeuren nach Ungerhausen wurde 1972 für den regulären Personenverkehr geschlossen, 1996 ganz stillgelegt und 2009 zu einem Rad- und Gehweg umgestaltet.
Gesundheitswesen
Ottobeuren ist Standort der dem Landkreis Unterallgäu gehörenden Kreisklinik Ottobeuren. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kreisklinik befand sich bis 2010 eine TCM-Klinik, ein Krankenhaus für traditionelle chinesische Medizin.
Sozialeinrichtungen
In Ottobeuren und seinen Ortsteilen gibt es fünf Kindergärten, ein Jugendzentrum sowie die Altenheime St. Josef und Hafner-Villa. Zudem gibt es eine Jugendherberge des Deutschen Jugendherbergswerkes und liegt in Böhen das Jugendhaus Waldmühle, ein Übernachtungshaus vor allem für kirchliche Gruppen.
Ortsansässige Unternehmen
Der Ort ist industriell geprägt. Neben dem für Holzbearbeitungsmaschinen tätigen Unternehmen Otto Martin Maschinenbau GmbH&Co. KG, welches seinen Sitz in Ottobeuren hat, befinden sich weitere Werke größerer Unternehmen im Ort. Darunter befinden sich Werke der in Memmingen ansässigen Berger Holding und des in Benningen ansässigen Unternehmens Otto Christ AG.
Tourismus
Ottobeuren ist Station mehrerer touristischen Routen. Es ist einer der Hauptorte der Ostroute der Oberschwäbischen Barockstraße, liegt als Nebenort an der Schwäbischen Bäderstraße, am Sebastian-Kneipp-Wanderweg, dem Bayerisch-Schwäbischen Jakobuspilgerweg und an der Mühlenstraße Oberschwaben. Aus touristischen Gründen und wegen der mit der Marke Allgäu verbundenen positiven Assoziation verwendet Ottobeuren den Slogan Allgäu für die Sinne.
Bildung
Der Ort verfügt über Grundschulen in Ottobeuren und Hawangen, eine Hauptschule, ein Schulzentrum mit Realschule und Gymnasium (sprachlicher und naturwissenschaftlich-technologischer Zweig, Jahrgangsstufen 5 bis 10 und seit September 2009 auch die Gymnasiale Oberstufe) unter gemeinsamer Leitung, eine Volkshochschule, eine Musikschule, eine katholische Gemeindebücherei und eine evangelische Pfarrbücherei.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Karl Joseph Riepp (1710–1775), Orgelbauer, geboren im nahen Eldern
- Sebastian Kneipp (1827–1898), Pionier der Wasserkur, geboren in Stephansried
- Johann Michael Raich (1832–1907), Theologe und Domdekan in Mainz
- Theodor Breher (1889–1950), Bischof von Yanji in China
Sonstige Persönlichkeiten
- Hl. Ulrich von Augsburg (890–973), Abt von 972 bis 973
- Sel. Rupert I., († 1145), Abt von 1102 bis 1145
- Rupert Neß (1670–1740), Abt von 1710 bis 1740
- Anselm Erb (1688–1767), Abt von 1740 bis 1767
- Franz Xaver Schnizer (1740–1785), Mönch und Komponist
- Johann Nepomuk Holzhey (1741–1809), deutscher Orgelbauer
- Pater Ulrich Schiegg (1752–1810), Mathematiker, Astronom und Landvermesser; ihm gelang in Ottobeuren der erste Ballonstart im deutschsprachigen Raum
- Martin Egg (1915–2007), Heimatdichter
- Arthur Maximilian Miller (1901–1992), Schriftsteller
Weblinks
Commons: Ottobeuren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Links zum Thema Ottobeuren im Open Directory Project
- Ottobeuren: Wappengeschichte vom HdBG
- Barock in Ottobeuren
- Ottobeuren: Amtliche Statistik des LStDV (PDF-Datei; 1 MB)
Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
- ↑ Zentrenkarte auf dem Netzauftritt der Region Donau-Iller. Abgerufen am 14. August 2008.
- ↑ Joachim Jahn und andere: Die Geschichte der Stadt Memmingen. Von den Anfängen bis zum Ende der Reichsstadt. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1315-1. Das oberschwäbische Kloster Ottobeuren… mehrmals im gesamten Werk von über 700 Seiten erwähnt.
Amtlich benannte Gemeindeteile des Marktes OttobeurenOttobeuren | Bäuerle | Betzisried | Bibelsberg | Böglins | Boschach | Brüchlins | Bühl | Daßberg | Dennenberg | Eggisried | Eheim | Eheimer Mühle | Eldern | Fröhlins | Geislins | Guggenberg (Ottobeuren) | Gumpratsried | Gut | Hahnenbühl | Haitzen | Halbersberg | Hessen | Höhe | Hofs | Kloster Wald | Langenberg | Leupolz | Neuvogelsang | Niebers | Oberhaslach | Oberried | Ölbrechts | Ollarzried | Rempolz | Reuthen | Schachen | Schellenberg | Schiessenhof | Schochenhof | Schoren | Schrallen | Steeger | Stephansried | Unterhaslach | Unterschochen | Vogelsang | Wetzlins | Wolferts
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Ottobeuren — • Benedictine abbey in Bavaria Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Ottobeuren Ottobeuren † … Catholic encyclopedia
Ottobeuren — Ottobeuren … Wikipedia
Ottobeuren — La façade de la basilique … Wikipédia en Français
Ottobeuren — Ottobeuren, Marktgemeinde im Landkreis Unterallgäu, Bayern, 660 800 m über dem Meeresspiegel, auf der Iller Lech Platte, 7 900 Einwohner; Kneippkurort; Werkzeug , Maschinenbau, Fleischwarenherstellung. … Universal-Lexikon
Ottobeuren — Ottobeuren, Flecken im bayr. Regbez. Schwaben, Bezirksamt Memmingen, an der westlichen Günz und der Staatsbahnlinie Ungerhausen O., 645 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Benediktinerpriorat (sonst Reichsabtei, die mit ihrem Gebiet von 206 qkm… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Ottobeuren — Ottobeuren, Marktflecken im bayr. Reg. Bez. Schwaben, an der Günz, (1905) 2194 E., Amtsgericht, berühmte Benediktinerabtei (764 gestiftet) mit Wallfahrtskirche … Kleines Konversations-Lexikon
Ottobeuren — Original name in latin Ottobeuren Name in other language Otobojren, Ottobeuren, Ottobojren, Ottobura, ao tuo bo yi lun, Отобојрен, Оттобойрен State code DE Continent/City Europe/Berlin longitude 47.9413 latitude 10.29971 altitude 655 Population… … Cities with a population over 1000 database
Ottobeuren Abbey — Imperial Abbey of Ottobeuren Reichskloster Ottobeuren Imperial Abbey of the Holy Roman Empire ← … Wikipedia
Abadía de Ottobeuren — … Wikipedia Español
Reichsabtei Ottobeuren — Basilika St. Alexander und St. Theodor, 2004 Das Kloster Ottobeuren im oberschwäbischen Ottobeuren in der Diözese Augsburg gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an … Deutsch Wikipedia