- Christian Ludwig Attersee
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Christian Ludwig Attersee, eigentlich Christian Ludwig (* 28. August 1940 in Pressburg) ist ein österreichischer Maler der Pop Art, Bühnenbildner, Musiker, Schriftsteller und ehemals erfolgreicher Segelsportler (3-facher österreichischer Staatsmeister).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der 1940 geborene Christian Ludwig kam 1944 nach Österreich. Seine Jugend verbrachte er in Aschach bei Linz und am Attersee in Oberösterreich. Als erfolgreicher österreichischer Segelsportler[1] gewann er zahlreiche internationale Regatten.[2] In den Jahren 1957 bis 1962 war er dreimal österreichischer Staatsmeister.[3]
Ab 1951 begann er Kurzromane zu schreiben, Lieder zu texten, Comic zu zeichnen und Bühnenbilder zu entwerfen.[4] Ab 1957 studierte Christian Ludwig an der Akademie für angewandte Kunst Wien Bühnenarchitektur und schloss im Jahr 1959 das Studium der Malerei bei Eduard Bäumer[5] an, das er 1963 erfolgreich beendete.[2] Es entstanden zwischen 1963 und 1965 seine ersten Bilderzyklen „Wetterbilder“ und „Regenbogenanomalien“.[4] Seit Mitte der 1960er Jahre ist er mit Protagonisten der Gruppe des Wiener Aktionismus befreundet, mit denen er zeitweise auch zusammenarbeitet. Darunter insbesondere Günter Brus, Hermann Nitsch und Gerhard Rühm, an deren Aktionen er sich auch beteiligte.[2][4] Mit seinen ersten sogenannten „Gegenstandserfindungen“ im Bereich der Erotik und des Alltags machte er sich zwischen 1964 und 1966 einen Namen in der europäischen Pop Art.[1] Es entstanden die für ihn typischen Objekterfindungen wie „Speisekugel“, „Speiseblau“ oder das „Attersteck“.[2] 1965 übersiedelte er nach Berlin, wo er auch seine erste Ausstellung zeigte.[4] Ab 1966 nahm Christian Ludwig, in Anspielung an seine Zeit als erfolgreicher Segelsportler und an seine Zeit am Attersee, den Künstlernamen Christian Ludwig Attersee an.[1][2][4]
1971/72 verbrachte Attersee mit einem DAAD-Stipendium in West-Berlin.[6] Dort entstand der Zyklus „Segelsport“, Attersee zählte zwischenzeitlich zu den vielfältigsten Künstlern Österreichs.[2]
Künstlerische Entwicklung
Anfangs der Objekt- und Aktionskunst nahestehend, bemühte er sich unter Einbindung von Musik, Sprache, Fotografie, Film etc. eine neue Form des Gesamtkunstwerks zu entwickeln (Beispiele der Objekterfindungen sind „Speisekugel“ und „Speiseblau“, das „Objekt Vagina“, „Prothesenalphabet“, „Attersteck“ und „Speicheltönung“). Später werden für ihn Zeichnungen und Tafelbilder (meist in Acrylmalerei) über die Themen Sexualität und Naturerfahrung charakteristisch. Er selbst sieht sich als „der große Einzelgänger der österreichischen Kunst der 60er Jahre, [als] Gegenpol zum Wiener Aktionismus [und in] der zweiten Hälfte der 70er Jahre [… als …] Gründerfigur der ‚Neuen österreichischen Malerei‘.“[1]
Seine Werke sind durch figural-symbolischen Stil, leuchtende Farben und dynamischen Pinselstrich gekennzeichnet. Vielfach doppelbödige Assoziationen und Phantasien einer – ebenso individualistischen wie doch auch sehr österreichischen – Sicht der Dinge mit Hang zu sexueller Persiflage. Häufig wird auch der Rahmen in das Werk einbezogen oder finden sich Textelemente in die Darstellung eingebettet.
Seine Ausstellungen sind meist als Inszenierungen mit Musik und Literatur, teilweise gemeinsam mit Künstlerfreunden, gestaltet. Im Jahr 1984 vertrat er Österreich bei der Biennale in Venedig. 1985 publizierte Attersee seine LP „Lieder von Wetter und Liebe“.[7] Im Jahr 1986 folgte die Gestaltung von Wiens erstem Champagnerball im Konzerthaus und 1987 eine Schiffsschaukel für André Hellers „Luna Luna-Rummelplatz“. Mit der von ihm gestalteten Fassade des 1996 eröffneten Attersee-Hauses auf der Wiener Mariahilferstraße, ein Geschäftshaus einer internationalen Textilkette, entwarf er mit dem 210 Quadratmeter großen Mosaik „Wetterhändler“ das größte Glasmosaik Europas. Im Jahr 2006 hüllte er für sechs Wochen den Wiener Ringturm in Folie. Im November 2007 wurde das 220 Quadratmeter große Innenraummosaik „Reichtum Erde“ in der Geologischen Bundesanstalt Wien fertig gestellt. Attersee gehört zu den international meistbeachteten österreichischen Künstlern.
Im Jahr 1990 wurde Attersee als außerordentlicher Professor an die Universität für angewandte Kunst Wien für „Meisterklasse für experimentelles Gestalten“ berufen. Ab 1992 wurde ihm als ordentlicher Professor die „Meisterklasse Malerei, Animationsfilm und Tapisserie“ übertragen.[2] Er lehrte an der Angewandten bis 2009.[1] Weiters lehrte er an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg.
Mitgliedschaften hält Attersee an der IG Bildende Kunst (Wien) und am Künstlerhaus Wien in der Sektion Maler.
Privat
Christian Ludwig Attersee ist mit der Leiterin des Bank Austria Kunstforum, Ingried Brugger, verheiratet.[4] Er lebt und arbeitet in Wien und am Semmering,[1] sowie in St. Martin an der Raab im Burgenland.[2]
Auszeichnungen
- 1989: Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst
- 1998: Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst (Mai 1998)[1]
- 2004: Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen, Baden-Württemberg (Sommer 2004)[1]
- 2005: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (September 2005)[1]
- 2007: Silbernes Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich[4]
Ausstellungen
- 1965: Berlin (erste Ausstellung)[4]
- 1977: documenta 6 in Kassel
- Anfang der 1980er Jahre: Werkschau „Attersee Werksquer“ in verschiedenen Museen und Kunsthäusern in Österreichs und Deutschland[2]
- 1984: Biennale in Venedig, Gestaltung des „österreichischen und ersten internationalen Pavillon“[2]
- 1993: Retrospektive Einzelausstellungen im Gemeente Museum in Den Haag
- 1996: Realismus als Methode, Essl Museum - Kunst der Gegenwart in Klosterneuburg/Wien
- 1997: Große Retrospektive in der Grafischen Sammlung der Albertina in Wien
- 1997: Utopie und Weltschmerz - Arbeiten auf Papier, Essl Museum - Kunst der Gegenwart in Klosterneuburg/Wien
- 2002: Umfangreiche Retrospektive im Stedelijk Museum in Amsterdam
- 2005: Große Retrospektive mit Werken der letzten 5 Jahre im Bank Austria Kunstforum in Wien
- 2005: Figur und Wirklichkeit. Wie österreichische Maler die Welt verwandeln. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck / Österreich
- 2006: Superstars. Kunstforum Wien und Kunsthalle Wien
- 2006: Attersee: Die Liebe - Das Haus - Der Ring. Museum Würth, Künzelsau. (Erweiterte Ausstellung der Retrospektive von 2005 im Bank Austria Kunstforum.)
Bühnenbildnerische Tätigkeiten (Auswahl)
- Frühjahr 2005: Bühnenbildausstattung für Ballett „Petruschka“ von Igor Strawinsky an der Wiener Staatsoper
- Mai 2006: Bühnenbildausstattung für das Ballett „Amadé“ am Belgrader Madlenianum
- 2007: Ausstattung des 1. Liederballs des Wiener Männergesangsvereins im Kursalon Wien
- 2008: „Gesamtkunstwerk“ (Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme): Richard Strauss’ „Salome“ am Theater Bremen
Werkverzeichnis
- Peter Gorsen: Attersee - Werkverzeichnis 1963-1994. Residenz, Salzburg 1994.
Literatur
- Alfred Weidinger: Attersee - Biographische Sätze zum Segelsport. In: Christian Ludwig Attersee - Segelsport, 1951-2006. Edition Anteros, Wien 2006, S. 7-21, ISBN 3-85340-022-1
Weblinks
Commons: Christian Ludwig Attersee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Christian Ludwig Attersee im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website von Christian Ludwig Attersee
- Christian Ludwig Attersee auf kunstaspekte.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Biographie, Website von Christian Ludwig Attersee. Abgerufen am 28. August 2010.
- ↑ a b c d e f g h i j Website Christian Ludwig Attersee von Art Directory. Informationsportal für Kunst und Kultur. Abgerufen am 28. August 2010.
- ↑ Christian Ludwig Attersee im: Österreich-Forum, online auf Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz abgerufen am 7. November 2011
- ↑ a b c d e f g h Christian Ludwig Attersee wird 70 auf wien.orf.at, 28. August 2010. Abgerufen am 28. August 2010.
- ↑ Christian Ludwig Attersee. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- ↑ Stipendiaten-Liste auf der Website des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Abgerufen am 23. Jänner 2010.
- ↑ „Lieder von Wetter und Liebe“, Attersee-Archiv Wien, September 1985. Design, Text, Musik, Gesang und Klavier von Attersee.
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