Sturmtief Daisy

Sturmtief Daisy
Sturmtief Daisy 2010
Unwetter Schneesturm, Winterkälte
Wetterlage Vb-Tief mit Einbruch polarer Kaltluft
Daten
Bildung 5. Januar
Ende 11. Januar
Jährlichkeit der Schneefälle[1] ≈25 (aber 2 Monate danach übertroffen) (Nordspanien, ‎6./7. Januar)
Jährlichkeit der Kälte[2] ≈30 (Großbritannien)
Folgen
Betroffene Gebiete West- und nördl. Mitteleuropa: Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Vereinigtes Königreich, Schweiz, Deutschland, Dänemark, Polen
Opfer >100 Kältetote[2]

Das Sturmtief Daisy ist der Name eines Tiefdruckgebiets, das in der Zeit vom 8. bis zum 11. Januar 2010 weite Teile Mitteleuropas erfasste. Es führte zu schweren Beeinträchtigungen durch Schneestürme in weiten Bereichen Europas. Verbunden waren Tieftemperaturen in Westeuropa, die über 100 Todesopfer forderten.

Inhaltsverzeichnis

Wetterlage

Daisy war ein typisches Mittelmeertief, bei dem eine relativ warme, aber gleichzeitig feuchte Luftströmung aus dem Mittelmeerraum auf eine Kaltluftströmung eines Hochdruckgebiets aus dem skandinavischen bzw. osteuropäischen Raum trifft. Es bildete sich am 5. über der Iberischen Halbinsel[3], zog mit klassischer Va-Bahn am 9. über Norditalien[4] und dann Vb-typisch nordostwärts. Ab 7. kam ein starkes Druckgefälle zum nordatlantisch/skandinavischen Hoch Bob hinzu[5] – verbunden mit einem Einbruch arktischer Kaltluft über den Britischen Inseln bis −20 °C – und am 8. auch eines über dem Schwarzmeerraum[6] – wo durch sciroccoartige Strömungen von Afrikaluft in Rumänien Rekordwerte bis +20 °C gemessen wurden. Dadurch entwickelte sich ein starker Schneesturm, über Mitteleuropa erst aus West, dann Südost, mit Windgeschwindigkeiten bis weit über 100 km/h. Das Tief zog über die Karpaten und zerfiel 11. auf 12. d.M. im nördlichen Schwarzmeerraum.[7]

Angenommene Schneemengen im Bereich von 40 cm/24 h, wie sie in Norddeutschland seit 1986/87 und auch dem Katastrophenwinter 1978/79 nicht mehr vorgekommen waren, blieben aber aus, auch im Raum der österreichischen Südostalpen und Karpaten waren die Schneemengen geringer als befürchtet. Dennoch gab es in Norddeutschland örtliche Schneehöhen von über einem Meter.[8]

Abschätzung der Jährlichkeit

Für Spanien traten Schneefälle ein, wie schon seit 25 Jahren nicht mehr (5. Januar 1985). Trotzdem wurde dieses Ereignis schon zwei Monate später vom Mittelmeertief Andrea, das im ganzen nördlichen Mittelmeerraum für Schneechaos sorgte, übertroffen, sodass eine Jährlichkeit von 25, wie sie nach dem Ereignis angeben wurde[1], zu überdenken ist.

Die Britischen Inseln erlebten durch den polaren Kaltlufteinbruch eine Kältewelle wie schon seit 30 Jahren nicht mehr.[2]

Folgen

Nordspanien erlebte schwere Schneeeinbrüche mit örtlichen schweren Überflutungen,[9][1][10] sogar auf Mallorca fiel Schnee[10] und der Vesuv bei Neapel war tief verschneit.[11]

In ganz Frankreich waren gravierende Beeinträchtigungen durch Schneeverwehungen und Windbruch zu verzeichnen. In Südfrankreich waren 7000 Haushalte nach Schneelastbruch ohne Strom.[10] Der Flugbetrieb kam mancherorts zeitweise zum Erliegen,[12] in Lyon mussten am 9. Januar 800 Passagiere am Flughafen auf Feldbetten übernachten[9], in Roissy und Orly musste bis zum 13. bis zur Hälfte aller Flüge gestrichen werden.[2] In Nordfrankreich kam es über mehrere Tage zu starken Verkehrsbehinderungen[2] mit zahlreichen schweren Autounfällen.

In Holland waren am 9. zeitweise 100.000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten.[11]

England hatte über 100 Kältetote zu verzeichnen.[11][2][13] Die meisten Großflughäfen (London-Gatwick und City, Birmingham) mussten geschlossen werden oder einen Großteil der Flüge streichen (Heathrow).[2]

In Deutschland war hauptsächlich der Norden betroffen, es wurden zahlreiche Autofahrer und auch ein Regionalzug bei Anklam eingeschneit und mussten geborgen werden,[9] aber auch Südwestdeutschland verzeichnete fast 1000 wetterbedingte Verkehrsunfälle mit an die 100 Verletzten.[9] In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wurden etliche kleinere Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten (z. B. auf der Insel Fehmarn). Es wurden Hafengebiete z. B. in Flensburg überflutet und an der Ostsee zwischen den Badeorten Dahme und Kellenhusen bei Dahmeshöved drohte der Deich zu brechen[14][15].

In Polen waren zeitweise über 80.000 Menschen nach Schneebruch ohne Strom.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Schneechaos in Spanien. In: Ö1 Abendjournal. ORF, Mo, 11. Januar 2010 18:00, Ausland, abgerufen am 14. Januar 2010 (Link auf Audiodatei, Inforadio).
  2. a b c d e f g Wieder Chaos durch Schneefälle in Großbritannien. In: Salzburger Nachrichten. 13. Januar 2010, Chronik (Artikelarchiv).
  3. Prognose 20100105. Institut für Meteorologie, FU Berlin
  4. Prognose 20100109. Institut für Meteorologie, FU Berlin
  5. Prognose 20100107. Institut für Meteorologie, FU Berlin
  6. Prognose 20100108. Institut für Meteorologie, FU Berlin
  7. Prognose 20100111. Institut für Meteorologie, FU Berlin
  8. Die ZAMG analysierte, dass die Warmluft durch den großen Druckunterschied viel weiter nach Norden vorgedrungen war, und die Kaltluft ausgeräumt hatte. APA, zit. n. Salzburger Nachrichten. 11. Januar 2010, Österreich, S. 8 (Artikel im Artikelarchiv).
  9. a b c d e Als der Winter kam. In: Salzburger Nachrichten. 11. Januar 2010, Chronik, S. 20 (Artikelarchiv).
  10. a b c Hunderte Autofahrer aus dem Schnee befreit. In: Panorama/Vermischtes. Tagesanzeiger, 10. Januar 2010, abgerufen am 14. Januar 2010 (deutsch).
  11. a b c Winterchaos durch Sturmtief "Daisy". In: Salzburger Nachrichten. 9. Januar 2010, Chronik (Artikelarchiv).
  12. Stern.de: Daisy beschert Schulausfall. 10. Januar 2010
  13. Focus.Online
  14. Hamburger Abendblatt online vom 10. Januar 2010
  15. Reuters Deutschland Informationsdienst

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