Sv-Signalsystem

Sv-Signalsystem
Ein Sv-Signal mit Blendenrelais (obere beide Lichtpunkte) und Einzeloptiken (restliche Lichtpunkte) an der Ausfahrt von Hamburg Hbf, dahinter zwei H/V-Signale.

Sv-Signale sind eine besondere Form von Eisenbahnsignalen, die bei den S-Bahnen in Berlin und Hamburg eingeführt wurden und heute noch ausschließlich in Hamburg zu finden sind. Die Bezeichnung Sv-Signal steht für Signalverbindung, da Sv-Signale die Funktionen eines Hauptsignals und eines Vorsignals in einem Signalschirm zusammenfassen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bei der Elektrifizierung der Berliner Vorort-Eisenbahnstrecken und somit der Schaffung des Berliner S-Bahn-Netzes entstand die Notwendigkeit, auf den S-Bahn-Strecken ein Signalsystem zu installieren, das eine sehr dichte Zugfolge erlaubt. Da dies mit den bis dahin verwendeten handbedienten Formsignalen nicht möglich war, entschied sich die Deutsche Reichsbahn zur Entwicklung eines Signalsystems mit automatischen Lichtsignalen. Da bei der vorgesehenen dichten Zugfolge die Standorte von Hauptsignal und nachfolgendem Vorsignal in den meisten Fällen zusammenfielen, wurde das Signalsystem so ausgeführt, dass Haupt- und Vorsignalfunktion in einem Signalschirm zusammengefasst wurden. Hierbei wird die Signalstellung des Hauptsignals auf der linken Seite des Signalschirms und die Signalstellung des Vorsignals auf der rechten Seite des Signalschirms angezeigt.

Um die für die verschiedenen Signalisierungen nötigen Signalbegriffe darzustellen, wurden zum Beginn der Entwicklung ab etwa 1928 (AB 28) Einzeloptiken angewandt, welche (im Falle des Einfahrsignales Gartenfeld) bis zu 10 Optiken verlangten ("Bauart Stadtbahn"). Ab etwa 1937 (AB 37) wurden, erstmals auf der Ringbahn, Sv-Signale ("Bauart Ringbahn") eingeführt, bei welchen die verschiedenen Signalbegriffe durch sogenannte Blendenrelais erzeugt werden, die farbige Gläser zwischen Signaloptik und die mit zwei Glühfäden (Haupt- und Nebenfaden) ausgerüsteten Lampen schieben. Somit ist für die Darstellung von zwei unterschiedlichen Signalfarben nur jeweils eine Signaloptik erforderlich. Im Bereich von Bahnhöfen sind zusätzliche Einzeloptiken vorhanden, um den Begriff Hp 0 (Halt), Langsamfahrbegriffe und auch gegebenenfalls das sogenannte "Notrot" zu signalisieren.

Bei den Spurplanstellwerken (SpDrS60) in Hamburg finden Sv-Signale in einer moderneren Bauform mit vergrößertem Signalschirm Verwendung, auf dem alle Signalbegriffe über einzelne Optiken angezeigt werden. Ausnahmen gibt es bei einigen Signalen des Stellwerks Hhs am Hauptbahnhof, die noch mit Blendenrelais ausgerüstet sind. Im Tunnelbereich kommen spezielle, aus einzelnen Segmenten zusammengesetzte Signale in sehr kompakter Bauform zum Einsatz.

Die Sicherungstechnik der Sv-Signale in Berlin war sehr aufwendig und teuer in der Unterhaltung, unter anderem z.B.durch die an jedem Blockabschnitt nötigen Isolierschienenstöße mit Drosselspulen, die zwar den Rückstrom der Bahn durchließen, den Wechselstrom des Signalsystems sperrten.

Sv-Signale wurden ab 1928 bei der Berliner S-Bahn eingesetzt, ab 1944 auch bei der Hamburger S-Bahn. Durch die Modernisierung der Anlagen der Berliner S-Bahn, aber auch durch die Inkompatibilität der auf Wechselstromgleiskreise basierenden Sicherungstechnik der Berliner Sv-Signale, mit der 16,67 Hz-Technik der voranschreitenden Fernbahnelektrifizierung in den letzten Jahrzehnten wurden die Sv-Signale nach und nach durch leistungsfähigere Hl-Signale und Ks-Signale ersetzt; das letzte Sv-Signal der Berliner S-Bahn wurde schließlich 2006 abgeschaltet. Hingegen sind Sv-Signale bei der Hamburger S-Bahn weiterhin an vielen Stellen im Einsatz. Jedoch werden sie auch hier im Zuge von Streckensanierungen durch neue Ks-Signale ersetzt.

Signalbilder

Die Signalbilder orientieren sich an den Nachtzeichen der Formsignale. Die Bezeichnungen der einzelnen Signalbilder in Berlin und Hamburg unterscheiden sich voneinander; die jeweils in Hamburg verwendete ist in der Tabelle in Klammern angegeben. Es bedeuten:

Bezeichnung Signalbild Bedeutung Bild
Hp0, ex. Sv 4
(Hp 0)
ein rotes Licht Halt! Hp0.JPG
Sv 1
(Sv 1)
zwei grüne Lichter nebeneinander Fahrt mit Streckenhöchstgeschwindigkeit, Fahrt mit Streckenhöchstgeschwindigkeit erwarten Sv 1.JPG
Sv 2
(Sv 2)
ein grünes Licht, daneben ein gelbes Licht Fahrt mit Streckenhöchstgeschwindigkeit, Halt erwarten Sv 2.JPG
Sv 3
(Sv 0)
zwei gelbe Lichter nebeneinander Der Triebfahrzeugführer darf auf Sicht am Signal vorbei in ein besetztes Gleis einfahren. 2 Gelb.JPG
Sv 5
(Sv 3)
ein grünes Licht, daneben ein grünes und darunter ein gelbes Licht Fahrt mit Streckenhöchstgeschwindigkeit, Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung erwarten Sv 5.JPG
Sv 6
(Sv 4)
ein grünes und darunter ein gelbes Licht. Neben dem grünen Licht ein weiteres grünes Licht. Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung, Fahrt mit Streckenhöchstgeschwindigkeit erwarten Sv 6.JPG
Sv 7
(Sv 5)
auf beiden Seiten ein grünes Licht, darunter ein gelbes Licht. Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung, Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung erwarten Sv 7.JPG
Sv 8
(Sv 6)
ein grünes Licht, darunter ein gelbes Licht, neben dem grünen Licht ein gelbes Licht Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung, Halt erwarten Sv 8.JPG

Literatur

  • Peter Bley: Berliner S-Bahn. alba Verlag, 1980.
  • Jan Borchers, Martin Heimann, Wolfgang Pischek: Die Hamburger S-Bahn. GeraMond Verlag, 2002.

Weblinks


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