Swerdlow-Klasse

Swerdlow-Klasse
Flagge
Swerdlow-Klasse
Admiral Uschakow
Admiral Uschakow
Übersicht
Typ Leichter Kreuzer
Namensgeber Jakow Michailowitsch Swerdlow, russischer Revolutionär
Einheiten 30 geplant, 13 auf Kiel gelegt
Technische Daten
Verdrängung

13.600 ts Standard, 16.640vts im Einsatz, 17.200 ts maximal

Länge

210 m über alles, 205 m Wasserlinie

Breite

22 m

Tiefgang

7 m

Besatzung

ca. 1.250

Antrieb

Dampfturbinen mit 110.000 PS auf zwei Schrauben

Geschwindigkeit

32,5 kn

Reichweite

9.000 sm bei 18 kn

Bewaffnung
  • 12 × 152-mm-Geschütze in 4 Drillingstürmen
  • 12 × 100-mm-Geschütze in 6 Zwillingslafetten
  • 32 × 37 mm leichte Flak
  • 10 × 533 mm Torpedorohre in zwei Sätzen á 5 Rohre

Die Leichten Kreuzer der Swerdlow-Klasse (Projekt 68A) (russisch Крейсера проекта 68-бис) der sowjetischen Seekriegsflotte waren die letzte Klasse von Schiffen mit Artillerie als Hauptbewaffnung, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Kiel gelegt wurden. 13 Schiffe dieses Typs waren fertiggestellt, als das Bauprogramm auf Anweisung von Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow 1955 gestoppt wurde. Man hielt Artilleriekreuzer wegen des Erscheinens von Lenkraketen nunmehr für veraltet. Benannt war die Klasse nach dem Alt-Bolschewiken Jakow Swerdlow.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Schiffe galten als verbesserte und etwas vergrößerte Version der Tschapajew-Klasse, hatten dieselbe Hauptbewaffnung, Maschinenanlage und Panzerung wie diese, aber ihre Tankkapazität war erhöht, um eine größere Reichweite zu erhalten, sie hatten einen geschweißten Rumpf, verbesserten Unterwasserschutz, verstärkte Flak und Radar. Linienführung und Design basieren auf der italienischen „Montecuccoli“-Klasse, erinnerten Experten und Besucher des Schiffes aber auch an die Schweren Kreuzer der „Hipper-Klasse“.[1] Die Swerdlow-Kreuzer hatten bei einer Länge über alles von 210 m, einer Breite von 22 m und einem Tiefgang von 6,9 m eine Wasserverdrängung von 17.200 ts. Sie erreichten eine Geschwindigkeit von bis zu 34 Knoten. Die Hauptbewaffnung bestand aus zwölf 152-mm-Geschützen in vier Drillingstürmen sowie zwölf 100-mm-Geschützen in sechs Zwillingstürmen als Universalartillerie bzw. schwere Flak. Dazu kamen noch 32 automatische Geschütze leichte Flak im Kaliber 37 mm, deutlich weniger als bei britischen bzw. US-amerikanischen Pendants,[1] sowie zwei fünfrohrige Überwasser-Torpedorohr-Sätze. Außerdem waren alle Kreuzer dieses Typs als Minenleger ausgerüstet. Sie besaßen einen Gürtelpanzer von 100 mm Stärke, an Deck, Bug und Heck waren sie mit 50 mm gepanzert. Ungewöhnlich ist die Teilung des Oberdecks durch einen kurzen Aufbau in Höhe des ersten Schornsteins, durch den auch die Universal-Artillerie-Batterie geteilt wird.[2]

Die Radarausstattung bestand aus:

  • 1 × ‘Big Net’ oder ‘Top Trough’ Luft-Abwehr-Radar
  • 1 × ‘High Sieve’ oder ‘Low Sieve’ Luft-Abwehr-Radar
  • 1 × ‘Knife Rest’ Luft-Abwehr-Radar
  • 1 × ‘Slim Net’ Luft-Abwehr-Radar
  • 1 × ‘Don-2’ oder ‘Neptun’ Navigationsradar
  • 2 × ‘Sun Visor’ Artillerie-Überwachungs-Radar
  • 2 × ‘Top Bow’ 152mm Artillerie-Überwachungs-Radar
  • 8 × ‘Egg Cup’ Artillerie-Überwachungs-Radar
  • 2 × ‘Watch Dog’ ECM Systeme

Von dieser Schiffsklasse sind seit 1948 einundzwanzig Einheiten geplant, siebzehn auf Kiel gelegt und vierzehn gebaut worden. Zwei Schiffe wurden modifiziert bzw. nachträglich umgebaut und dabei vor allem die Hauptartillerie gegen Raketenbewaffnung ausgetauscht (Projekt 68B, zum Beispiel die „Dscherschinski“). Bei mehreren Schiffen wurde der Ausbau zum Kreuzer abgebrochen, sie wurden zum Teil als Hulks bzw. Versorgungsschiffe vollendet (zum Beispiel die „Admiral Kornilow“ (Адмирал Корнилов)). Als letztes Schiff der Swerdlow-Klasse wurde die „Michail Kutusow“ 1994 aus dem aktiven Dienst genommen und als Zielschiff verwendet.[3]

Crabb-Zwischenfall

Diese Kreuzer galten als außergewöhnlich manövrierfähig. Ein Schiffsverband unter Führung des Swerdlow-Kreuzers „Ordschonikidse“ besuchte 1956 den britischen Kriegshafen Portsmouth. Dabei fuhr der Kapitän unter Zurückweisung der Hilfe eines Lotsen binnen zwölf Minuten zu seinem vorgesehenen Liegeplatz, während die Dienstvorschriften der Royal Navy für die gleiche Route eine Fahrtdauer von achtzig Minuten vorsahen.[4] Um die Ursache dieser Manövrierfähigkeit zu ergründen, schickte der britische Geheimdienst MI6 den berühmten Taucher und Navy-Commander Lionel „Buster“ Crabb zur Untersuchung des Unterwasserschiffes des Kreuzers hinunter. Seit diesem Tage galt der Taucher längere Zeit als vermisst und sein Schicksal als unklar, erst viel später wurden die genauen Umstände seines Todes öffentlich bekannt.[5] [6]

Im Faction-Thriller Der Fall Chruschtschow von C. Chreighton und N. Hynd (1988) wird erzählt, dass Crabb und Chreighton am frühen Morgen des 19. April 1956 18 Haftminen am Rumpf des Kreuzers entschärften und entfernten. Diese Haftminen waren im Rahmen eines Komplotts gegen Chruschtschow von seinen Gegenspielern schon in der UdSSR heimlich angebracht worden. Sie standen kurz vor der Explosion, an Bord befanden sich auch Chruschtschow und Bulganin. Der Premierminister Anthony Eden ordnete die Vertuschung der Angelegenheit an.

Übersicht über die in Dienst gestellten Schiffe

Name Namensgeber Daten zur Dienstzeit Umbauten und besondere Ereignisse
Swerdlow (Свердлов) Jakob Swerdlow gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1949, auf Kiel gelegt 5. Juli 1950, fertiggestellt 15. Mai 1952, abgewrackt 1989. Typschiff
Dscherschinski (Дзержинский) Felix Edmundowitsch Dserschinski gebaut in Nikolajew, geplant 1948, auf Kiel gelegt 31. August 1950, fertiggestellt 18. August 1952, abgewrackt 1989. Zwischen 1960 und 1962 wurden als Ersatz für die hinteren Hauptgeschütztürme Raketenstarter für Raketen des Typs SA-2 installiert. Der Umbau war nicht erfolgreich, weitere Schiffe wurden nicht in dieser Art umgebaut.
Ordschonikidse (Орджоникидзе) Grigori Konstantinowitsch Ordschonikidse gebaut von Admiralitätswerft Leningrad, geplant 1949, auf Kiel gelegt 17. September 1950, fertiggestellt 30. Juni 1952; verkauft an die Indonesische Marine 1962, wieder in Dienst gestellt als KRI Irian 1963; 1972 nach Taiwan zur Verschrottung verkauft. Der britische Taucher Lionel Crabb verschwand 1956, während er für den MI6 das Schiff heimlich inspizierte, als es im Hafen von Portsmouth lag.
Schdanow (Жданов) Andrei Alexandrowitsch Schdanow gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1950, auf Kiel gelegt 27. Dezember 1950, fertiggestellt 31. Dezember 1951, abgewrackt 1991. Zum Kommandoschiff umgerüstet durch Austausch der hinteren Türme gegen einen Hubschrauberhangar und Stabsräume, nachgerüstet mit einem SA-N-4 SAM Raketensystem und vier 30-mm-Zwillingsgeschützen.
Alexander Newski (Александр Невский) Alexander Newski gebaut von Admiralitätswerft Leningrad, geplant 1950, auf Kiel gelegt 7. Juni 1951, fertiggestellt 31. Dezember 1952, abgewrackt 1989.
Admiral Nachimow (Адмирал Нахимов) Admiral Pawel Stepanowitsch Nachimow gebaut in Nikolajew, geplant 1950, auf Kiel gelegt 29. Juni 1951, fertiggestellt 27. März 1953, abgewrackt ab 1961. 1957 umbewaffnet als Lenkraketen-Versuchs-Schiff durch Austausch der vorderen Hauptartillerietürme gegen Raketenstartanlagen, nach erfolglosen Versuchen außer Dienst gestellt, als Zielschiff genutzt bis 1961.
Admiral Uschakow (Адмирал Ушаков) Admiral Fjodor Fjodorowitsch Uschakow gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1950, auf Kiel gelegt 29. September 1951, fertiggestellt 8. September 1953, abgewrackt 1987
Admiral Lasarew (Адмирал Лазарев) Admiral Michail Petrowitsch Lasarew gebaut von Admiralitätswerft Leningrad, geplant 1951, auf Kiel gelegt 29. Juni 1952, fertiggestellt 30. Dezember 1952, abgewrackt 1986.
Alexander Suworow (Александр Суворов) Marschall Alexander Wassiljewitsch Suworow gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1951, auf Kiel gelegt 15. Mai 1952, fertiggestellt 31. Dezember 1953, abgewrackt 1990.
Admiral Senjavin (Адмирал Сенявин) Admiral Dmitri Nikolajewitsch Senjawin gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1951, auf Kiel gelegt 25. Juni 1953, fertiggestellt 31. Dezember 1953, abgewrackt 1991. Zum Kommandoschiff umgerüstet durch Austausch der hinteren Türme gegen einen Hubschrauberhangar und Stabsräume, nachgerüstet mit einem SA-N-4 SAM Raketensystem und vier 30-mm-Zwillingsgeschützen.
Dmitri Poscharski (Дмитрий Пожарский) Dmitri Michailowitsch Poscharski, russischer Patriot gebaut von Baltic-Werft, Leningrad, geplant 1952, auf Kiel gelegt 25. Juni 1953, fertiggestellt 31. Dezember 1954, abgewrackt 1987.
Oktjabrskaja Revoljuzija (Октябрьская Революция) Oktoberrevolution gebaut in Sewerodwinsk, geplant 1952, auf Kiel gelegt 25. Mai 1954, fertiggestellt 30. November 1954, abgewrackt 1987.
Murmansk (Мурманск) Stadt Murmansk gebaut in Sewerodwinsk, geplant 1953, auf Kiel gelegt 24. April 1955, fertiggestellt 22 September 1955, außer Dienst gestellt in den späten 1980er Jahren. Auf dem Weg zur Verschrottung in Indien im Dezember 1994 in Hasvik (Norwegen) auf Grund gelaufen.
Michail Kutusow (Михаил Кутузов) Marschall Michail Illarionowitsch Kutusow gebaut in Nikolajew, geplant 1951, auf Kiel gelegt 29. November 1952, fertiggestellt 1954. Museumsschiff in Noworossijsk.
Admiral Kornilow (Адмирал Корнилов) Admiral Kornilow auf Kiel gelegt 1954, Bau abgebrochen 1956. Ab 1957 als Hulk (Versorgungs- und Wohnschiff) verwendet.

Fünf Schiffe wurden in unvollendeten Zustand umgebaut oder abgewrackt.

Literatur

  • Kreuzer der Swerdlow-Klasse (Крейсера типа Свердлов), А.Б. Широкорад, russisch, Moskau, erschienen 1998.

Weblinks

 Commons: Swerdlow-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Vom Standpunkt der Hausfrau. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1953, S. 13 (online).
  2. Chris Marschall: Die große Enzyklopädie der Schiffe. Deutsch im Karl-Müller-Verlag, 1998, ISBN 3-86070-500-8
  3. Haze Gray Photo Feature –Soviet & Russian Navy:Gun Cruisers, (englisch) mit Bildern mehrerer Schiffe der Swerdlow-Klasse
  4. Froschmänner. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1956, S. 40 (online).
  5. Buster Crabb – die Vorlage für James Bond, UWW 03.08, auf www.tauchernews.de
  6. „Froschmann“ Crabb. In: Die Zeit, Nr. 19/1956

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jakow Michailowitsch Swerdlow — (russisch Яков Михайлович Свердлов, wiss. Transliteration Jakov Michajlovič Sverdlov; * 22. Maijul./ 3. Juni 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Kirov-Klasse — Kirow Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Moskva-Klasse — Dieser Artikel beschreibt die sowjetische Hubschrauberträgerklasse namens Moskwa. 1995 wurde auch ein Schiff der Slawa Klasse in Moskwa umbenannt. Moskwa Klasse Leningrad, Schiff der Moskwa Klasse Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Slava-Klasse — Slawa Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Admiral-Kuznetsov-Klasse — Admiral Kusnezow Klasse Die Admiral Kusnezow 1991 im Mittelmeer Übersicht Benutzer: UdSSR, Russland Schiffe in dieser Klasse: 2 Stück Techni …   Deutsch Wikipedia

  • Buyan-Klasse — Die Bujan Klasse (Projekt 21630, russ.: 21630 „Буян“) ist die neueste Korvetten Klasse der Russischen Marine. Das Typschiff, die RFS 101 Astrachan wurde bei dem St. Petersburger Schiffsbaubetrieb „Almas“ (russisch ОАО Судостроительная фирма… …   Deutsch Wikipedia

  • Dergach-Klasse — Bora Klasse Bora Klasse Raketenschiff Samum Geschichte Typ Raketenkorvette (Raketenschiff) Einheiten 3 Einheiten …   Deutsch Wikipedia

  • Krivak-Klasse — …   Deutsch Wikipedia

  • Kusnezow-Klasse — Admiral Kusnezow Klasse Die Admiral Kusnezow 1991 im Mittelmeer Übersicht Benutzer: UdSSR, Russland Schiffe in dieser Klasse: 2 Stück Techni …   Deutsch Wikipedia

  • Neustrashimy-Klasse — Neustraschimy Klasse Fregatte Neustraschimy Geschichte Typ Fregatte Einheiten 3, davon 2 unvollendet Bauwerft …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”