- Telli
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Die Telli ist ein Quartier in Aarau in der Schweiz. Es liegt etwa eineinhalb Kilometer östlich der Altstadt. Das Quartier ist allgemein durch die aus vier lang gestreckten Gebäuden bestehende Grosswohnsiedlung bekannt, die rund 2500 Einwohner zählt. Sie entstand zwischen 1971 und 1991 nach Plänen von Hans Marti. Zur Siedlung gehören auch ein kantonales Verwaltungszentrum im höchsten Gebäude des Kantons Aargau und ein Einkaufszentrum.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Quartier liegt beidseits der Tellistrasse, welche die Laurenzenvorstadt mit der Hauptstrasse 24 verbindet, wobei sich die Bebauung überwiegend auf die nördliche Seite konzentriert. Der westliche Teil ist im Stile einer Gartenstadt konzipiert, bestehend aus Einfamilienhäusern und Reihenhäusern. In diesem Bereich befindet sich der Telliring, ein kreisrunder Park, der 1832 Schauplatz des ersten Eidgenössischen Turnfestes war.[1]
Der mittlere Teil des Quartiers wird von der Grosswohnsiedlung dominiert. Sie umfasst vier lang gestreckte Wohnzeilen in einer parkartigen Landschaft. Diese Gebäude, die auch als «Staumauern» bezeichnet werden, sind bis zu 250 Meter lang, terrassenförmig abgestuft und in der Mitte leicht abgewinkelt. Sie sind bis zu 50 Meter bzw. 19 Stockwerke hoch. In 1258 Wohnungen leben rund 2500 Menschen, was etwa einem Achtel der Stadtbevölkerung entspricht.[2] Die Zufahrt für Motorfahrzeuge erfolgt ausschliesslich unterirdisch. Den Bewohnern stehen diverse Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise eine Minigolfanlage, ein Gemeinschaftszentrum und ein Kleintierzoo. Der grösste Teil der Wohnungen wird vermietet, es gibt aber auch Stockwerkeigentum. Vermieter sind Livit, Wincasa und die Ortsbürgergemeinde Aarau.[3]
Zur Siedlung gehören auch ein Einkaufszentrum mit 28 Geschäften (darunter die Detailhandelsketten Coop und Denner)[4] sowie das Telli-Hochhaus. Mit einer Höhe von 85 Metern ist es das höchste Gebäude im Kanton Aargau. Alleinige Nutzerin ist die kantonale Verwaltung; hier sind die Büros der Finanzverwaltung, des Steueramtes und der Abteilung für Landwirtschaft untergebracht.[5] Daran angrenzend ist das Kommandozentrum der Aargauer Kantonspolizei mit dem Bezirksgefängnis. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tellistrasse gibt es eine Sportanlage und ein Hallenbad.
Der Bereich östlich der Grosswohnsiedlung ist eine Industrie- und Gewerbezone. Wichtige Einrichtungen sind unter anderem das Betriebszentrum des Busbetriebs Aarau, der Hauptsitz von Pneu Egger und das Fernsehstudio von Tele M1. Ein wichtiges kulturelles Zentrum ist das KiFF (Kultur in der Futterfabrik). Ganz im Nordosten, nahe der Mündung der Suhre in die Aare, befindet sich die Aarauer Abwasserreinigungsanlage.
Geschichte
Die Geschichte der Telli reicht bis in die Spätantike zurück. Um das Jahr 500 entstand auf einer damaligen Aueninsel in der Aare eine Kirche, zu der auch ein Friedhof gehörte. Sie diente der Bevölkerung eines angrenzenden kleinen gallorömischen Fischerdorfes und wohl auch der weiteren Umgebung. Die geostete, aus gemörteltem Mauerwerk bestehende Kirche war etwa 27 Meter lang und 13 Meter breit. Nach rund 150 Jahren wurden Kirche und Siedlung vermutlich nach einer Überschwemmung aufgegeben. Wieder zum Vorschein kamen die Überreste im Jahr 1934 beim Aushub einer Baugrube für ein Einfamilienhaus; Bauherr war Regierungsrat Rudolf Siegrist.[6][7]
Jahrhundertelang wurde die Telli landwirtschaftlich genutzt, überwiegend als Weideland. Der Flurname ist seit dem 14. Jahrhundert überliefert und bezeichnet eine Vertiefung des Geländes. Im 20. Jahrhundert siedelten sich im östlichen Teil mehrere Industriebetriebe an. Dazu gehörten unter anderem eine Spinnerei, eine Futtermittelfabrik, eine Färberei und die Schokoladenfabrik Chocolat Frey. Der westliche Teil wurde in den 1930er bis 1950er Jahren entsprechend der bisher in Aarau üblichen Gartenstadt-Philosophie überbaut, dazwischen lag noch unüberbautes Land. Die wachsende Einwohnerzahl und der bisher grosszügige Landverbrauch führten zu einem Umdenken, hin zu einer rationelleren Nutzung des Bodens.[8]
Ende der 1960er Jahre wollte die Färberei Jenny ihren Landbesitz, die zugleich Aaraus letzte grosse Baulandreserve war, verkaufen. Das Unternehmen trat in Verhandlungen mit der Stadt und anderen Landeigentümern, die sich auf ein Konzept für den Bau einer Satelliten-Kleinstadt einigten. Nachdem die Gemeindeversammlung 1969 dem Projekt zugestimmt hatte, wurde ein Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben, den Hans Marti und sein Partner Hans Kast für sich entschieden.[9] Vorgesehen waren vier langgestreckte Wohnzeilen und drei Hochhäuser.
Die erste Phase wurde in den Jahren 1971 bis 1974 umgesetzt. Damals entstanden die Wohnzeile A an der Rütmattstrasse sowie das Einkaufszentrum und ein Hochhaus an der Tellistrasse. Kurz darauf ging die Generalunternehmung Horta AG, welche die Bauleitung innegehabt hatte, in Konkurs. Am 28. April 1976 beschloss der Grosse Rat mit 84 zu 82 Stimmen, das fertiggestellte Hochhaus zu kaufen, um darin einen bedeutenden Teil der damals auf zahlreiche Standorte verteilten kantonalen Verwaltung unterzubringen.[10] Der Bau zweier weiterer Hochhäuser kam nicht zustande, auf dem dafür vorgesehenen Gelände entstand stattdessen das Polizeikommando. Von 1982 bis 1985 folgte die zweite Phase mit den Wohnzeilen B und C an der Delfterstrasse. Den Abschluss bildete von 1987 bis 1991 die dritte Phase mit der Wohnzeile D an der Neuenburgerstrasse.
Weblinks
Commons: Telli – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Aarau ist grün. aarauinfo.ch, August 2009, S. 4, abgerufen am 22. Mai 2010 (PDF, 2,79 MB).
- ↑ Andreas Krebs: Die Tellianer von Aarau. aaround, 6. Oktober 2009, abgerufen am 27. Juni 2011 (PDF, 2,63 MB).
- ↑ Verwaltungen. Telli-Portal, abgerufen am 27. Juni 2011.
- ↑ Verzeichnis der Geschäfte. Einkaufszentrum Telli Aarau, abgerufen am 27. Juni 2011.
- ↑ Georges Peier: Das Telli-Hochhaus. In: Telli-Post. Telli-Post, März 2008, abgerufen am 27. Juni 2011 (PDF, 1,56 MB).
- ↑ Alfred Lüthi, Georg Boner, Margareta Edlin, Martin Pestalozzi: Geschichte der Stadt Aarau. Verlag Sauerländer, Aarau 1978, ISBN 3-7941-1445-0, S. 51–53.
- ↑ Robert Wullschleger: Rätselhafte Telli. In: Telli-Post. Quartierverein Telli, November 2006, abgerufen am 27. Juni 2011 (PDF, 1,75 MB).
- ↑ Die Telli – ein Aarauer Solitär und seine Geschichte. Telli-Portal, November 2006, abgerufen am 27. Juni 2011 (PDF, 1,75 MB).
- ↑ Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 704
- ↑ Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 705
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