- Abteikirche Ottmarsheim
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Die Abteikirche Ottmarsheim ist ein Kirchengebäude in der elsässischen Kleinstadt Ottmarsheim. Die größtenteils aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhundert stammende einstige Klosterkirche des Klosters Ottmarsheim (Benediktinerinnen) gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Romanik. Ihr Zentralbau in Form eines Oktogons hat sein Vorbild im Aachener Dom. Die Kirche stellt eine bedeutende Etappe an der Romanischen Straße dar.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Ottmarsheim liegt an der alten Fernstraße (Italien-) Basel-Straßburg-Mainz (-Niederlande) und war schon vor den Römern besiedelt. Der Name stammt vom Hl. Otmar, der im 8. Jh. Abt des Klosters St. Gallen war, zu dem Teile der Gegend damals gehörten.
Im Jahre 1030 stiftete Rudolf von Altenburg ein Benediktinerinnenkloster in Ottmarsheim, das seine Grablege werden sollte. Papst Leo IX. (aus Eguisheim) weihte die neue Kirche 1049. Die Neuenburger verwüsteten das Kloster 1273, die Basler 1445 und 1446, die Berner 1468. Dadurch und durch die Unterbringungspflicht königlicher Reisender auf der Heerstraße verarmte das Kloster. Die Kirche und vor allem die Klosterbauten wurden immer wieder umgebaut. 1790 wird das Kloster säkularisiert und abgebrochen. Die Kirche wurde von der Gemeinde aufgekauft und ist bis heute in deren Besitz.
Baugeschichte der Kirche
Die Kirche wurde 1020-30 nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen (heute Teil des Aachener Doms) errichtet und wie dieser der Jungfrau Maria geweiht. Anfang des 13. Jh wurde die westliche Vorhalle zum Turm aufgestockt und Teile der Außenwände restauriert. Die Kirche war im 14/15. Jh. komplett mit Fresken ausgestattet und stand nun unter dem Patrozinium des Hl. Petrus. 1445 gingen fast alle Fresken beim Brand verloren, Wiederherstellungen blieben fragmentarisch. Um 1495 wurde die Heilig-Kreuz-Kapelle im Südosten neu angebaut, 1582 schließlich der Liebfrauenchor im Nordosten als Stiftsdamenkirche, während die Empore im Zentralraum den Benediktinerinnen vorbehalten blieb.
1695 folgte eine Neuaufmauerung der Kuppel, die wohl im Dreißigjährigen Krieg beschädigt wurde. Das Chorgestühl von 1780 befindet sich heute in Bantzenheim. 1833-1837 und 1850 folgten Restaurierungsarbeiten. Die Fenster des Oktogons und das Kranzgesims stammen aus dieser Zeit, 1875 wurden die Reste der Fresken freigelegt, 1903 der Putz entfernt. Ein verheerender Brand vernichtete 1991 Dachgestühl und Orgel des 18. Jh. In den folgenden Jahren von 1992 bis 1998 wurde die Kirche saniert und 1999 mit einer neuen Orgel ausgestattet.
Architektur
Baustruktur
Hinter dem Turm mit Satteldach ragt das Zeltdach des Tambours über die Pultdächer des achteckigen Unterbaus empor, der einen ringförmigen Umgang und darüber die Empore besitzt. Als Gegenstück zum Turm erhebt sich im Osten ein rechteckiger Chor mit angegliederten Kapellen, von denen die nördliche aus der Zeit der Renaissance in spätgotischen Formen die geräumigere ist.
Wesentliche Teile des Kernbaus sind nicht originale Bausubstanz, romanisch ist im Wesentlichen die achteckige Trommel, Fenster und Gesimse sind aber neuromanische Zutaten. Das älteste Mauerwerk aus dem 11. Jh. zeigt kleine, gut behauene Bruchsteine mit regelmäßige Gerüstlöchern. Andere Mauerwerksarten deuten an, dass es sich um Restaurierungen, nicht um Umbauten handelt. Nur die Hälfte der Mauern sind romanisch. Die gotischen Anbauten haben jedoch den Bau statisch gesichert. Am Turm sind Überreste von einer Arkadengliederung der Glockengeschosse sichtbar.
Innenraum
Nach der dunklen Vorhalle unter dem Turm folgt das kuppelüberwölbte Oktogon. Der Raum ist von einer Schlichtheit der Bauzier, der interessanten Lichtführung und der Ausgewogenheit der Massen geprägt. Zweigeschossige Umgänge öffnen sich zur Raummitte, unten durch niedrige Arkaden, oben durch hohe Bogenöffnungen mit doppelter Säulenordnung. Das Licht fällt über die Emporen ein, der Raum weitet sich dadurch. Die Fenster unter der Kuppel beleuchten lediglich den oberen Teil des Raumes.
Nach Osten ist das äußere Oktogon zu einem rechteckigen Altarraum erweitert. Die dicken Mauern des Erdgeschosses erscheinen durch ihre Masse als Sockel. Das Obergeschoss wirkt durch die viel größeren und mit vergitternden Arkaden gezierten Öffnungen transparenter. Kapitelle und Basen der Säulen sind einzige Schmuckelemente des Raumes, sie entstammen in ihrer Schlichtheit der Romanik. Die Seitenschiffe sind mit Gewölben (Kreuzgrat/dreieckig) überdeckt. Der Chor besitzt ein Kreuzgratgewölbe.
Der Aufgang zur Empore geschieht über schmale Treppen im Turm. Auch aus statischen Gründen finden sich hier Tonnengewölbe, die den Kuppelschub in die Außenmauern einleiten, außer im Turm und Chorkapellenbereich.
Die Anbauten entstammen späteren Zeiten, die kleine Kapelle im SO aus der 2. Hälfte des 15. Jh. Die große Kapelle im Nordosten wurde 1582 errichtet. Sie besitzt Rippengewölbe mit Schlusssteinen, davon einer mit dem Klosterwappen. Eine Treppe vor dem 3/8 Chor erlaubte den Stiftsdamen den direkten Zugang zur Empore.
Orgel
Die Orgel wurde in den Jahren 1999-2000 von dem Orgelbauer Richard Dott erbaut. 1991 war bei einem Brand das Vorgängerinstrument, das 1726-1728 von den Orgelbauern Joseph Waltrin und Johann Georg Rohrer erbaut worden war, vollständig zerstört worden. Das neue Instrument hat 27 Register auf zwei Manualen und Pedal.[1]
I Grand Orgue C–d3 1. Bourdon 16' 2. Montre 8' 3. Flûte à cheminée 8' 4. Prestant 4' 5. Flûte 4' 6. Quinte 22/3' 7. Doublette 2' 8. Tierce 13/5' 9. Cornet V (D) 10. Fourniture III 11. Cymbale II 12. Trompette 8' 13. Voix humaine 8' Tremblant doux II Positif C–g3 14. Bourdon 8' 15. Prestant 4' 16. Flûte 4' 17. Nasard 22/3' 18. Quarte de Nasard 2' 19. Tierce 13/5' 20. Larigot 11/3' 21. Fourniture III 22. Cromorne 8' Tremblant doux Pédale C–d1 23. Soubasse 16' 24. Flûte 8' 25. Flûte 4' 26. Trompette 8' 27. Clairon 4' - Koppeln: II/I, I/P, II/P
Verbindung zum Aachener Dom
Das Ottmarsheimer Oktogon ist eine Wiederholung des Oktogons im Aachener Dom, errichtet unter Karl dem Großen im 9. Jh. Der Kern entspricht eher dem Vorbild als der Umgang, welcher in Aachen 16 Ecken besitzt. Die Säulenzier der Empore ist so unverwechselbar, dass andere Vorbilder ausscheiden. Allerdings ist nicht nur der Grundriss vereinfacht wiedergegeben. Auch die Gewölbe sind in Ottmarsheim einfacher, die Bauzier besonders schlicht und nicht mehr antikisierend (in Aachen wurden Kapitelle und Säulen aus dem antiken Rom wiederverwendet). Auch ist die Kirche von Ottmarsheim erheblich kleiner. Ihre Derbheit entspricht aber nicht Unvermögen, sondern wurde bewusst „modern“ und meisterlich vereinfacht. Der Rückgriff verweist auf die im 11. Jh. verbreitete Karlsverehrung. Das Oktogon verweist aber auch auf die Bedeutung als Grabeskirche für den Klosterstifter, dessen Grab in der Mitte des Baus liegt.
Weblinks
Commons: Abteikirche Ottmarsheim – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Website über Ottmarsheim, überwiegend französisch, mit sehr schönem Bildmaterial
- Abteikirche Ottmarsheim. In: archINFORM.
- Architektur und Beschreibung der Abteikirche St. Peter und Paul in Ottmarsheim mit einigen Bildern
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur Geschichte und Beschreibung der Orgel
47.7877.507Koordinaten: 47° 47′ 13″ N, 7° 30′ 25″ OKategorien:- Romanisches Kirchengebäude im Elsass
- Benediktinerinnenkloster in Frankreich
- Kloster (11. Jahrhundert)
- Ehemaliges Kloster im Elsass
- Oktogon (Kirchengebäude)
- Monument historique (Haut-Rhin)
- Disposition einer Orgel
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