The Trouble of the Rings

The Trouble of the Rings
Filmdaten
Deutscher Titel The Trouble of the Rings
Originaltitel Суета́ вокру́г коле́ц
Produktionsland Russland
Originalsprache russisch
Erscheinungsjahr 2002–2004
Länge 75, 75, 79 Minuten
Altersfreigabe FSK O („Restricted for Orcs“)[1]
Stab
Regie Natalia Poljanskaja
Drehbuch Natalia Poljanskaja, Elena Dorochina (Teil 2 und 3), Alexandra Antonenko, Natalja Kudrjawzewa, Polina Arzis, Alexandra Schurawljowa (Teil 2 und 3)
Produktion Elena Dorochina
Musik Wladimir Alimin, Elena Pewtscheva, Disen Gage (Teil 2)
Kamera Ljubow Fadeeva
Schnitt Ljubow Fadeeva, Elena Dorochina, Wladimir Alimin
Besetzung

The Trouble of the Rings (russisch «Суета́ вокру́г коле́ц», wörtlich: Der Trubel um den Ring) ist eine russische Film-Trilogie, die in den Jahren 2002 bis 2004 von Regisseurin Natalia Poljanskaja gedreht wurde. Die komplett auf Video gedrehte Trilogie parodiert die Filmtrilogie Der Herr der Ringe von Peter Jackson.

Die Trilogie besteht aus den Filmen:

  • The Trouble of the Rings: The Fellowship
  • The Trouble of the Rings 2: The Towers
  • The Trouble of the Rings Returns: King-Size

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Handlung orientiert sich stark an der Filmvorlage von Peter Jackson. Teilweise sind Szenen original wie dort inszeniert und Änderungen gegenüber Tolkiens Roman werden meist entsprechend den Änderungen Jacksons vorgenommen. Die Handlung ist aber gekürzt und durch Stilmittel der Parodie humoristisch verfremdet. Die weitaus meisten der von Jackson vorgenommenen Abweichungen und Auslassungen zur Buchvorlage Tolkiens wurden übernommen. In einigen Fällen wurden aber auch Szenen, die im Drehbuch von Jacksons Filmen nicht vorkommen, wieder aufgenommen; einige der dortigen Kürzungen wurden teils explizit parodistisch thematisiert.

Das Fehlen eines großen Produktionsbudgets wurde durch teilweise absurden Humor ausgeglichen, der sich aber nicht wie in einigen anderen Parodien wie z. B. The Ring Thing oder Lord of the Weed auf Plattwitze beschränkt, sondern durchdacht und in sich stimmig ist. Dennoch ist der Film keine reine Komödie: auch Kampf- und Actionszenen sowie einige der ergreifenderen Momente der Filmvorlage wurden sorgfältig nachgespielt. Wie im folgenden dargestellt zeigen viele Gags eine profunde Kenntnis der Filmvorlage sowie der Bücher Tolkiens. Zum Verständnis einiger subtiler Anspielungen ist diese Kenntnis auch beim Zuschauer Voraussetzung.

Abweichungen zum Film von Peter Jackson

Auch wenn sich die Macher von The Trouble of the Rings stark an der Jackson-Verfilmung orientieren, gibt es einige oft bewusst gewählte Abweichungen. Diese sind oft dort vorgenommen, wo viele Fans der Bücher mit den Änderungen Jacksons unzufrieden waren. Einige der ausgelassenen Passagen sind in dieser Version wieder aufgenommen. Im ersten Teil beispielsweise spielt eine Szene im Alten Wald, in dem man zwar nicht Tom Bombadil, aber dessen Frau Goldbeere trifft. Deutlich wird kurz ein dort wachsender Glockendüngerling gezeigt, ein Pilz mit halluzinogener Wirkung. Das Fehlen dieser Kapitel bei Jackson wurde von den Fans des Buches stark kritisiert. Auch weitere Figuren, die bei Jackson wegfielen, tauchen hier wieder auf, so zum Beispiel Elronds Söhne Elladan und Elrohir oder der bei Jackson durch Arwen ersetzte Elb Glorfindel und sein Pferd Asfaloth.

Einige wenige Änderungen sind rein humoristisch bedingt. Der Balrog von Moria etwa ist Gandalfs Frau, mit der er ein Kind hat und die er vor zwei Zeitaltern unter dem Vorwand, „nur mal kurz den Müll raus zu bringen“, verlassen hat. Sie tötet Gandalf nicht, sondern zwingt ihn, zum heimischen Herd („Die Flamme von Udûn“[2]) zurückzukehren. Sméagol findet den Ring eingebacken in seinen Geburtstagskuchen und am Ende stellt sich heraus, dass Gandalf den Ring der Macht mit seinem eigenen verwechselt hat. So ist der falsche Ring ins Feuer geworfen worden; der echte liegt in Beutelsend unter dem Sofa.

Anspielungen auf die Bücher Tolkiens

Häufig werden die Ausrufe „Um Morgoths Willen“ und „Eru sei Dank“ benutzt. Beide Figuren tauchen im Silmarillion auf. Ein Einfall der deutschen Fassung ist folgende Szene: Gollum nennt Frodo „Chef“, darauf Sam: „Nenn' ihn nicht so!“ - eine Anspielung auf die bei Fans umstrittene Neuübersetzung des Buches durch Wolfgang Krege, der die Anrede „Herr“ in der älteren Ausgaben von Margaret Carroux durch „Chef“ ersetzte.[3]

Anspielungen auf die Jackson-Verfilmung

Merchandising-Artikel zum Film werden gelegentlich als Utensilie verwandt: Gandalf liest Filmmagazine in Beutelsend, Aragorn trägt ein Aragorn-T-Shirt. Der Anführer der Uruk-hai wurde, wie in den Dokumentationen der DVD-Ausgabe zu erfahren ist, vom Filmteam Lurtz getauft. In The Trouble of the Rings wird er auch im Film explizit so genannt. Im Abspann von Teil 3 sieht man wie bei Jackson Radierungen der Schauspieler.

Anspielungen auf andere Filme

Wenn Elrond auftritt, gibt es häufig Parallelen zu dem Film Matrix (Hugo Weaving, der Elrond bei Jackson spielt, hat dort eine wichtige Rolle). So trägt er etwa stets eine Sonnenbrille, bietet Aragorn zwei Versionen des Schwertes Andúril an (eine rote und eine blaue) und zitiert gelegentlich Mr. Smith aus Matrix („Willkommen in der realen Welt, Mr. Beutlin.“)

Theoden sagt kurz vor seinem Tod: „Ich hab da ein ganz mieses Gefühl“ - ein geflügeltes Wort in allen Teilen der Star Wars Reihe.

Der Kapitän der Korsaren von Umbar ist wie Jack Sparrow aus Fluch der Karibik gekleidet. Er summt in einer Szene das Hauptthema der Filmmusik.

Bezüge zur modernen Welt

Neben anachronistischen Requisiten (Galadriel und Elrond verständigen sich nicht wie bei Jackson telepathisch, sondern über Handys, der Spruch auf dem Tor von Moria lautet: „Tippe das Passwort ein und drücke Enter.“ und so weiter) gibt es vor allem zahlreiche Hinweise auf Bürokratie. Zur Einreise in alle Länder werden Visa, Zollpapiere und ähnliche Formalitäten benötigt, Sarumama braucht eine Lizenz, Edelmetalle nach Isengard einzuführen, um den Ring der Macht dorthin zu holen und ähnliches.

Transportmittel

Die Transportmittel von Mittelerde wurden folgendermaßen ersetzt:

  • Pony – Tretroller
  • Pferde – Fahrräder
  • Schattenfell, Gandalfs Pferd – Motorrad („Ural“ in Film 2 / „Kawasaki“ in Film 3)
  • Olifanten – Automobile
  • Geflügelte Nazgûl – Fallschirme
  • Schiff der Elben – Flugzeug Tupolew Tu-154

Besonderheiten in der Ausstattung

Gollum trägt Schwimmflossen und eine Tauchmaske, um die Erscheinung der CGI Schöpfung zu imitieren. Tritt sein „böses Ich“ Gollum in den Vordergrund, trägt er eine Zweiglasbrille, wenn seine „gute“ Persönlichkeit Sméagol dominiert, eine ovale Tauchermaske. Bei den Hobbits werden die haarigen Füße durch Plüschpantoffeln dargestellt. Auch andere Requisiten werden in absurder Weise ersetzt. So sind die Stäbe der Zauberer Regenschirme und der Palantír ist ein Notebook mit Internetzugang.

Sonstiger Humor

Nur wenige Beispiele für Humor haben keinen offensichtlichen Bezug zu den Werken von Tolkien oder Jackson. Einige Beispiele:

  • Als Frodo den Ring auf der Wetterspitze aufsetzt, findet er sich in einem Freibad wieder. Die Nazgûl tragen plötzlich entsprechende Utensilien wie Badelaken. Die Waffe ihres Anführers hat sich in einen Badmintonschläger verwandelt.
  • Alkohol spielt immer ein Rolle: alle Protagonisten trinken ständig und viel, nur Legolas bevorzugt Tee, den er auch mitten in der Wildnis frisch aufgebrüht in edlem Geschirr zu sich nimmt. Besonders trinkfreudig ist Aragorn. Laut Audiokommentar der Macher wurde sein Charakter mehr oder weniger als Penner (als Analogie zu „Streicher“) angelegt: so sammelt er beim Ziehen der Gefährten durch Eriador leere Flaschen ein.
  • Alle Szenen in der Metropole Minas Tirith sind in einer modernen Stadt gedreht. Als Kulisse diente die Moskauer Universität MGU.

Hintergrund

Die Idee zu dem Projekt entstand auf dem russischen Herr-der-Ringe-Fan-Forum Henneth Annun.[4] Aus Diskussionen über den Film und dessen Abweichungen zum Buch entstanden Überlegungen, wie man es hätte anders machen können und schließlich die Idee, es selbst anders zu machen. Die Fellowship Art Group[5] wurde gegründet und ab 2002 schließlich die Dreharbeiten für den ersten Teil begonnen. Da Henneth Annun hauptsächlich von weiblichen Fans besucht wurde, gab es bei der Besetzung einen Frauenüberschuss, so dass zahlreiche eigentlich männliche Rollen von Frauen besetzt wurden: Unter anderem die vier Hobbits und Gollum, Saruman (hier Sarumat' (rus: Сарумать) bzw. Sarumom, in deutsch Sarumama genannt), Gimli und Boromir. Die Figur der Goldbeere wurde dagegen von einem Mann gespielt.

In dreijähriger Arbeit entstanden die drei Teile mit einem Gesamtbudget von 5000 US$ (ca. 3600 EUR).[6] Während die Dreharbeiten für den ersten Film lediglich 10 Tage dauerten, war der zweite bereits deutlich professioneller gestaltet, sowohl was die schauspielerischen Leistungen betraf, als auch in Bezug auf Schnitttechnik, Kameraarbeit und so weiter. Teil drei schließlich ist der aufwändigste: Umfangreiche Schlachtenszenen, detailreich gestaltete Kulissen, sechs eigens für den Film komponierte Songs, und in der Krönungsszene wirken über 100 Statisten mit. Einige der Beteiligten, wie Regisseurin Natalia Poljanskaja und Komponist Wladimir Alimin arbeiten mittlerweile professionell für Film und Theater. Auch die für Amateurprojekte untypische Postproduktion ist sehr umfangreich. So wurden CGI-Effekte erstellt und der Film komplett (Stimmen und Geräusche) im Studio nachvertont.

Zu den Drehorten, die oft den Orten in Jacksons Film verblüffend ähnlich sehen, zählen die Lomonossow-Universität in Moskau (Minas Tirith, Moria) und die stillgelegte U-Bahn-Station Leninskie Gory, heute Worobjowy Gory (die Schicksalsklüfte).[7]

Rezeption

Veröffentlichungen

Es gab mehrere öffentliche Aufführungen im größeren Stil: die Premieren in Moskau sowie auf verschiedenen Conventions wie Zilantkon (Russland), Tolkien2005 (Birmingham), der Ring*Con2005 (Fulda) und auf dem Tolkien Thing 2011[8].

Die einzelnen Teile gibt es als professionell aufgemachte DVDs. Am 10. September 2005 erschien die deutsche Version einer Collector's Edition mit einer vierten DVD mit Bonusmaterial, einer Doppel-CD mit dem Soundtrack, einer Karte „Moscow as Middle-Earth“ und Postern.

Es liegen untertitelte Versionen der Filme in englisch und deutsch vor. Die deutsche Version stammt von Peter Klassen und wurde über das Forum der deutschen Fan-Seite www.herr-der-ringe-film.de organisiert.

Seit dem 20. November 2009 ist die komplette Trilogie kostenlos auf dem Portal Vimeo online gestellt.[9]

Kritiken

Neben Rezensionen im russischen Fernsehen gab es auch Berichte bei NBC Europe und in Deutschland bei GIGA.[10] Die Deutsche Tolkien Gesellschaft nannte The Trouble of the Rings neben Kriegerherzen die einzige Parodie „die in den letzten Jahren heraus steht.“[11]

Auf der Ring*Con2004 wurde der Trailer zur Trilogie als „Beste Parodie“ ausgezeichnet.

Soundtrack

Im Gegensatz zu vielen ähnlichen internationalen Projekten enthält The Trouble of the Rings eigene Original-Filmmusik, die von Wladimir Alimin und Jelena Pewtschewa komponiert wurde. Während in Peter Jacksons Original die meisten Lieder nur im Abspann vorkamen, wurden für die Parodie mehrere Lieder geschrieben, die in der Regel im Hintergrund zu hören sind.

Filmzitate

„Viele Dinge haben sich geändert. Mordor hält die Macht über Mittelerde. Es besitzt alle Medien-Majors, Industrieunternehmen und Finanzinstitute. Die einzige Möglichkeit zu überleben ist, sich den Mächtigen anzuschließen. Nein, nein. Wir werden nicht dem Bösen dienen. Wir werden … Consultants sein. Hochdotierte Berater. Und der Ring wird unser Schlüssel zum Erfolg sein.“

Sarumama: zu Gandalf im ersten Teil

„Wo hast du dich zwei Zeitalter lang rumgetrieben?“

Balrog: zu Gandalf im zweiten Teil

„Helden sind nicht bloß irgendwer,
Das bist du, oder ich, oder wer nebenan. […]
Bloß Bücher lesen – das kann es nicht sein,
Gib dem Traum 'ne Chance, komm' beim Märchen vorbei. […]
Andere lachen über dich – ist egal,
Und warum sollst du auch wie andere sein? […]
Die auf ihren Sofas rumsitzen
Werden es niemals selber wissen
Was sie alles erwartet auf den fernen Pfaden
Auf denen wir mit Freunden wandern.“

– Filmsong im Abspann des dritten Teils

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laut Angabe auf den DVDs so festgelegt durch die MPME („Motion Pictures Association of Middle-Earth“). Natürlich ein Scherz. Es liegt keine Prüfung auf Altersfreigabe vor.
  2. Im Original eine Bezeichnung für den Balrog.
  3. The Hutt's Realms. Abgerufen am 27. Juli 2011. Anspielungen auf die Krege-Übersetzungen finden sich in jedem der drei Filme.
  4. Henneth Annun. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  5. Website. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  6. Meldung von www.herr-der-ringe-film.de vom 10. September 2005
  7. deutsche Projektseite. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  8. Ankündigung der DTG. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  9. News auf Henneth-Annun.ru. Abgerufen am 27. Juli 2011., siehe Weblinks.
  10. Alle auf der Bonus-DVD der Collector's Edition Ausgabe zu sehen.
  11. DTG-Veröffentlichung vom 24. November 2005. Abgerufen am 27. Juli 2011.

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