Thomas Ziegler (Maler)

Thomas Ziegler (Maler)

Thomas Ziegler (Philipp Thomas Ziegler; * 22. September 1947 in Limbach, Land Sachsen) ist ein deutscher Maler.

Der Maler Thomas Ziegler, 2009

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Thomas Ziegler wuchs in einem künstlerischen und sehr konservativen, christlichen Umfeld auf. Der Vater, ein freiberuflicher Kunstmaler, entstammte einer alten Pfarrersfamilie. Ein Urgroßvater war Archidiakonus der St.-Annen-Kirche (Annaberg-Buchholz), der andere königlich-sächsischer General. Der Großvater war Pfarrer von Limbach. Die Mutter entstammte einer Kaufmannsfamilie, die 1947 unter russischer Besatzung enteignet wurde. Er begann schon in der Kindheit zu zeichnen und zu malen. Nach dem Besuch der Grundschule in Limbach-Oberfrohna, machte er das Abitur mit Facharbeiterbrief zum Rinderzüchter. 1966 bis 1969 studierte er Sozialpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1969 wechselte er an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Auf das zweijährige Grundstudium bei Werner Tübke folgten drei Jahre Illustration und Malerei bei Rolf Kuhrt. 1974 erhielt er für drei Jahre einen Platz als Meisterschüler an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, bei Walter Womacka. Während dieser Zeit malte er weiter in seinem Leipziger Atelier.

Künstlerisches Schaffen

Seit 1977 ist er freischaffend. Zieglers frühe Bilder waren stark durch die Leipziger Schule geprägt. 1979 malte er das Bild Selbstbildnis im Leipziger Atelier, in das ein rotes Porträt von Siqueiros, mit seinem Ausspruch: „Der endgültige Sieg muß noch errungen werden.“, montiert war. Das Bild wurde auf der XII. Biennale von Paris 1982 gezeigt, später vom Ministerium für Kultur angekauft und ist heute verschollen. Zieglers Bilder führten immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Provokation fand sich in vielen seiner Bilder und gehörte zu seiner künstlerischen Auffassung.

Perestroika und Glasnost – die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow, wirkten sich auch auf die DDR aus und ihre Funktionäre hatten eine sehr zwiespältige Meinung dazu. Einerseits Respekt vor dem großen Bruder, andererseits Angst vor gründlicher Entstalinisierung und demokratischem Sozialismus. In dieser Situation entstand Zieglers bekanntestes Werk, der Vierteiler Sowjetische Soldaten 1987. Auf zinnoberrotem Hintergrund sind mit Kohle Holzbohlen gezeichnet. Auf denen sitzen ziemlich wacklig die Soldaten, die durch eine gewollte Proportionsverschiebung etwas Jungenhaftes bekommen. Ein totaler Bruch mit der bisherigen Ikonografie des Sowjethelden. Er malte es 1986 bis 1987 im Eigenauftrag und verkaufte es an den Zentralvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Auf der X. Kunstausstellung in Dresden sorgte das Bild für Aufsehen. Peter Nisbet, der Kurator des Bush-Reisinger-Museums der Harvard University organisierte die erste und einzige Ausstellung von DDR-Kunst in den USA Twelve Artists from the GDR. Die DDR-Administration, die Zieglers Bild anfeindete, wie die Perestroika selbst, weigerte sich, das Bild in den USA auszustellen. Peter Nisbet bestand aber auf Zieglers Teilnahme andernfalls würde die Ausstellung platzen. Die Ausstellung kam zu stande und wurde erfolgreich in verschiedenen Universitätsmuseen und -galerien der USA gezeigt. Nach dem Zusammenbruch der DDR landete das Bild im Kunstarchiv Beeskow.[1]

1987 ging Ziegler für neun Monate nach Nicaragua. Unter seiner Leitung entstanden 40 Bilder für die Kinderabteilung des Hospitals Carlos Marx (heute: Hospital Alemán-Nicaragüense). Er arbeitete zusammen mit der Kunsthochschule in Managua, dem Künstlerverband und dem Kulturminister Padre Ernesto Cardenal. 1988 wurde er Mitglied des Zentralvorstandes des Verbandes Bildender Künstler der DDR und Leiter des Projektes Nicaragua. Er versuchte ein Netzwerk internationaler Künstler aufzubauen. Die Arbeit wurde von der DDR-Administration erschwert, schließlich blockiert – und mit dem Zusammenbruch der DDR Geschichte.

Von 1990 bis 1992 arbeitete er an einem Bilderbuch mit eigenen Texten und Zeichnungen zum Leben Friedrich Nietzsches. 1994 lernte Ziegler den Berliner Maler und Fußmannschüler Reinhard Dickel kennen und begann mit der Pleinairmalerei. Parallel entstand der Zyklus Odyssee die letzte figürliche Arbeit Zieglers. Ab 1995 konzentrierte er sich auf Landschaftliches. Für Ziegler ist das Bild eine ontologische Fläche auf der sich Gesehenes und Gedachtes miteinander vermengen und Surrealität erzeugen. Wichtig ist die Strukturierung dieser Bildfläche. Bis Anfang der 90er Jahre dominierte die Zeichnung in Zieglers Bildern, später der farbige Gestus. Jetzt kommt es zu einer Synthese.

Stationen

Bis 1979 arbeitete Thomas Ziegler in Leipzig. Er war von 1972 bis 1981 mit der Malerin Doris Ziegler verheiratet. Aus dieser Ehe ist der Sohn Martin (* 1977), hervorgegangen. 1979 zog er mit seiner jetzigen Frau Carmen nach Schwerin, die er 1981 heiratete. 1987/88 arbeitete er neun Monate in Nicaragua. Nach dem Zusammenbruch der DDR, ging Ziegler 1990 nach Berlin. 2004 zog er für drei Jahre nach Rügen. Thomas Ziegler lebt und arbeitet seit 2007 in Hamburg.

Zum Freundeskreis von Thomas Ziegler gehörten unter anderem der Schriftsteller Peter Brasch (1955–2001) und der Maler Tobias Ebert (1952-2010). Eng befreundet ist Thomas Ziegler mit den Moskauer Malern Nikolay Belyanov und Tamara Gudzenko und dem Maler Reinhard Dickel.

Werke (Auswahl)

  • 1976 Junges Paar (Peter Brasch und Birgitt), Staatliches Museum Schwerin
  • 1979 Selbstbildnis im Leipziger Atelier, verschollen
  • 1979 Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr, Privatsammlung, Jena
  • 1979 Erinnerungsperspektive eines Neujahrsfestes, Sammlung Ludwig, Schloss Oberhausen
  • 1986/87 Sowjetische Soldaten 1987, Kunstarchiv Beeskow
  • 1989 Rivas
  • 1990 Die Erhabenen
  • 1990 Jubel hinter Sprelakat
  • 1992 F.N.-Schlaufe, Installation aus 18 Metallleitern
  • 1994 Zyklus Odyssee, Privatsammlung, Jena
  • 2006 Winterabend
  • 2008 Herbst an der Elbe

Auszeichnungen

  • 1978 Preis Junge Kunst
  • 1988 Kunstpreis der Gesellschaft für DSF

Literatur

  • Karl-Max Kober: Thomas Zieglers Selbstbildnis im Atelier. In: Weimarer Beiträge. Band 25, 1979
  • Joachim Hellwig: Der Maler Thomas Ziegler. Defa-Dokumentarfilm, 1988/89
  • Karin Thomas: Die Malerei in der DDR 1949–1979. DuMont, Köln 1980
  • Unsere Russen-Unsere Deutschen, Bilder vom anderen 1800–2000. Berlin 2008
  • Christian Saehrendt: Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation. Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der Auswärtigen Kulturpolitik der DDR. Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Saehrendt: Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation. Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der Auswärtigen Kulturpolitik der DDR. Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 2009

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