- Truppenübungsplatz Ohrdruf
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Der Truppenübungsplatz Ohrdruf (militärische Kurzform TrÜbPl Ohrdruf, zivil auch TÜP Ohrdruf; ist ein bereits 1906 angelegter und seit dem fast ununterbrochen militärisch genutzter Truppenübungsplatz in Thüringen. Am 26. Oktober 2011 wurde infolge des Stationierungskonzeptes 2011 die zeitnahe Auflösung des TrÜbPl Ohrdruf beschlossen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Truppenübungsplatz liegt in Mittelthüringen im Städtedreieck Gotha–Arnstadt–Ohrdruf, dicht südlich der Bundesautobahn 4 im Landkreis Gotha und zum geringeren Teil im Ilmkreis. Angrenzende Orte sind (im Uhrzeigersinn): Schwabhausen, Günthersleben-Wechmar, Drei Gleichen mit dem Ortsteil Mühlberg, die Wachsenburggemeinde mit den Ortsteilen Holzhausen, Bittstädt und Röhrensee, Gossel, Liebenstein, Espenfeld, Frankenhain, Wölfis, Ohrdruf, Hohenkirchen, Petriroda und Emleben.[2]
Die Nord-Süd-Ausdehnung des Truppenübungsplatzes Ohrdruf beträgt circa 8,5 Kilometer, seine Ost-West-Ausdehnung rund 11,5 Kilometer. Höchste Erhebungen sind der Kalahari genannte Berg (500,2 m ü. NN) im Südosten und der Musketierberg (460,3 m ü. NN) im Norden.[2]
Geschichte
Das für die landwirtschaftliche Bearbeitung ungünstige Gebiet im Bereich der Ohrdruffer Platte wurde seit dem 19. Jahrhundert auch als Manövergelände der Thüringischen Staaten genutzt. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches bemühte sich das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha auch auf militärischem Gebiet an Bedeutung zu gewinnen. Im Süden der Stadt Gotha wurde auf dem Boxberg eine ausgedehnte Rennbahn angelegt (auch zur Kavallerieausbildung) im Osten von Gotha entstanden später ein Luftschiffhafen, er wurde am 9. Juli 1910 mit der Eröffnung der Carl-Eduard-Luftschiffhalle feierlich eingeweiht, der Stützpunkt durfte auch von Militärluftschiffen genutzt werden. In den Folgejahren trafen zahlreiche Luftschiffe „auf der Durchreise“ in Gotha ein.[3] Im März 1914 befahl die Heeresverwaltung auf einem Grundstück neben der Gothaer Waggonbaufabrik die Militärfliegerkaserne Gotha mit eigenem Flugplatz zu errichten, diese wurde am 18. Februar 1915 in Dienst gestellt.[4]
Kleinere Schießplätze für die Infanterie befanden sich am Krahnberg und am Seeberg. Thüringen wurde in dieser Zeit dem XI. Armee-Korps zugeteilt. Die von der Reichsregierung beschlossene Anlage von Manövergebieten wurde in Mittelthüringen kontrovers diskutiert. Die zu Preußen gehörende Stadt Langensalza bemühte sich ebenfalls um den Zuschlag als Garnisonsstadt, Großgrundbesitzer im Raum Arnstadt fürchteten um ihre Existenz und lehnten die Pläne des Gothaer Staatsministeriums ab, daher wurde das Manövergelände überwiegend auf gothaischen Hoheitsgebiet um die Stadt Ohrdruf angelegt.[5] Die angeführten Beispiele belegen, das der Truppenübungsplatz Ohrdruf als Manövergelände bis zum Ersten Weltkrieg stets an Bedeutung gewann.
Am 21. Mai 1908 traf mit dem I. Bataillon des Infanterieregimentes Nr. 95 die erste Militäreinheit im Gelände ein. Der kommandierende General von Scheffer-Boyadel verfügte den Aufbau einer Lagerstadt als Standquartier, bis 1912 wurden feste Unterkünfte für ein Infanterieregiment und ein Kavallerieregiment errichtet. Gleichzeitig wurde die Räumung der Güter Heerda und Hundsbrunn erforderlich, die in dem ausgedehnten Gelände durch Schießübungen bedroht waren. Die Grenze des Militärgeländes wurde durch Warnschilder markiert, bei Schießübungen wurden zusätzlich Schlagbäume und Signalmasten aufgestellt, um die Sicherheit der Zivilisten zu erhöhen.[5]
Während des Ersten Weltkrieges erfolgte die Frontausbildung der thüringer Rekruten auf dem Ohrdrufer Übungsgelände. Am 25. Januar 1915 weilte Kaiser Wilhelm II. persönlich im Lager, um sich über die Ausbildung von Reservisten zu informieren.
Bereits seit 1914 bestand in einem separierten Teil des Truppenübungsplatzes ein Kriegsgefangenenlager für 10.000 Insassen. Die Bedingungen des als Nordlager bezeichneten Ortes wurden von Zeitgenossen als „human“ geschildert. Die Mehrzahl der Gefangenen waren französische Militärangehörige, sie wurden von den angrenzenden Orten zu Arbeitskommandos für die Feldarbeit oder beim Straßenbau angefordert. Für die Betreuung der Verwundeten wurde ein Feldlazarett errichtet sowie ein Friedhof für Verstorbene, ein eigens errichteter Gedenkstein ist noch vorhanden. Die Auflösung des Kriegsgefangenenlagers erfolgte mit dem Waffenstillstand an der Westfront im November 1918 und der Abdankung des Kaisers und der deutschen Fürsten. Die politische Situation hatte sich auch in Thüringen zugespitzt. Es kam zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten, die bisherige militärische Lagerführung wurde entmachtet. Die in Ohrdruf stationierten Einheiten lösten sich auf, es kam zu Plünderungen und Vandalismus.[5]
Literatur
- Peter Cramer, Thomas Franke etal: Truppenübungsplatz Ohrdruf. Heinrich-Jung Verlagsgesellschaft, Zella-Mehlis/Meiningen 1995, ISBN 3-930588-23-4, S. 256.
Einzelnachweise
- ↑ Stationierungskonzept 2011, 4.3.16 Thüringen
- ↑ a b Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, kreisfreie Stadt Eisenach. In: CD-ROM Reihe Top10. CD 2, Erfurt 1999.
- ↑ Der erste Besuch eines Luftschiffes, es war die Parsival, erfolgte am Abend des 14. November 1909. Der Anflug in einem aufziehenden Schneesturm zwang die Besatzung zur Notlandung und nachfolgenden Demontage des Fluggerätes.
- ↑ Heiko Stasjulevics: Gotha - die Fliegerstadt. In: Gothaer Kultur- und Fremdenverkehrsbetrieb (Hrsg.): Das Gothaer Museumsheft zur Regionalgeschichte. Gotha 1992, ISSN 0863-2412, S. 64-78.
- ↑ a b c Peter Cramer, Thomas Franke etal: Truppenübungsplatz Ohrdruf. Heinrich-Jung Verlagsgesellschaft, Zella-Mehlis/Meiningen 1995, ISBN 3-930588-23-4, S. 28–54.
50.8586110.7695Koordinaten: 50° 51′ 31″ N, 10° 46′ 10″ O
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