Tuwat-Kongress

Tuwat-Kongress

Der in Berlin im August 1981 abgehaltene Tuwat-Kongress (wörtlich: Tu was) richtete sich gegen die vom Berliner Senat angekündigte Räumung von besetzten Häusern.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Im Januar 1978 fand ebenfalls in Berlin der Tunix-Kongress (wörtlich: Tu nichts) mit mehreren Tausend Teilnehmern statt [1]. Dieser Kongress war Teil der Autonomen-und der Alternativbewegung, eine Reaktion auf den Deutschen Herbst.

Vorläufer des „Tuwat-Kongress“ waren die Hausbesetzungen von 1979 und 1980. Siebzehn Häuser waren bis Dezember 1980 besetzt. Im August 1980 wurde eine Sonderkommission der Polizei gegen die Hausbesetzer aufgestellt. Im Dezember 1980 wurde ein Besetzerrat gegründet, wobei es an mehreren Tagen zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Hausbesetzern kam [2].

Geschichte

Tuwat − gegen die organisierte Unmenschlichkeit begann im August 1981 mit einer „Tuwat–Veranstaltung“ (Tuwat–Spektakel genannt), einem Fackelzug zur Eröffnung des Widerstandes gegen die drohende Räumungen von besetzten Häusern. Zum Programm gehörten Zeltplätze, Stadtteilküchen, Musik und Veranstaltungen, Demonstrationen und Workshops [3][4].

Chronologie 1981

  • 9. August: Ankündigung zum „Tuwat–Kongress“. Geplant war ein vierwöchiges Treffen für Teilnehmer aus ganz Europa.
  • 10. August: Die „Tuwat–Informationszentrale“ wurde von einer Zivilstreife durchsucht.
  • 11. August: gegen die drohende Räumung besetzter Häuser demonstrierten circa 2000 Menschen
  • 17. August: Innensenator Heinrich Lummer stellte den Besetzern von acht Häusern ein Ultimatum zur Räumung.
  • 20. August: Etwa 10.000 Teilnehmer demonstrierten gegen die angekündigte Räumung.
  • 22. August: die acht besetzten Häuser wurden von rund 2000 Polizisten geräumt. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Hausbesetzern.
  • 25. August: das Tuwat–Spektakel begann mit etwa 2000 (von fast 50.000 aus ganz Europa erwarteten) Teilnehmern.
  • 29. August: eine Gruppe von Druckern der Zeitung Der Tagesspiegel übernahm eine Patenschaft für ein besetztes Haus.

Mit eingeschleusten V–Leuten sollte die Hausbesetzerbewegung in Berlin zu gewalttätigen Aktionen gebracht werden um „die Bekämpfung dieser Szene wesentlich zu erleichtern“, hieß es in einem angeblich vertraulichen Dokument vom Berliner Verfassungsschutz [5]. Auch wurden Plakate und Druckschriften des Tuwat–Kongress beschlagnahmt [6].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel Nr. 34 vom 17. August 1981. Tuwat als Gegenmotto zu Tunix. Abgerufen am 15. Januar 2010
  2. Häuserkampf in Berlin 1979–1980. Abgerufen am 15. Januar 2010
  3. Vgl. hierzu die Zeitschrift Radikal Nr. 97, Extraausgabe, August 1981
  4. DAS TUWAT Programm 1981, abgerufen 20. Januar 2010
  5. Vgl. hierzu Der Spiegel Nr. 34 vom 17. August 1981. Abgerufen am 15. Januar 2010
  6. Landespolizeipräsidium, Innenministerium Abt. III. Unter: EA 2/303 Bü 607. Beobachtung der potentiellen terroristischen Unterstützerszene. Plakataktion für das Tuwat–Spektakel in Berlin 1966-1983. Gesperrt bis 31. Dezember 2013. Abgerufen am 15. Januar 2010

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