- Heinrich Lummer
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Heinrich Lummer (* 21. November 1932 in Essen) ist ein deutscher Politiker (CDU und Die Deutschen Konservativen). Er war von 1981 bis 1986 Senator des Innern und Bürgermeister (Stellvertreter des Regierenden Bürgermeisters) des Landes Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Lummer eine Ausbildung zum Elektromechaniker und besuchte gleichzeitig das Abendgymnasium in Dortmund. Hier bestand er das Abitur und begann anschließend ein Studium der Politischen Wissenschaft an der Freien Universität Berlin (FU Berlin), welches er 1962 als Diplom-Politologe abschloss. 1960/61 war Lummer AStA-Vorsitzender an der FU. Nach dem Examen war er als Assistent am Institut für Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin tätig. Zeitweilig befragte er für den Bundesnachrichtendienst Übersiedler aus der DDR. 1964 übernahm er die Leitung des Besucherdienstes im Bundeshaus in Berlin. Von 1965 bis 1969 war er Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Partei
Seit 1953 ist Lummer Mitglied der CDU. Zugleich ist Lummer Mitglied und Ehrenpräsident des Vereins „Die Deutschen Konservativen e. V.“[1]
Abgeordneter
Von 1967 bis 1986 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Hier war er von 1969 bis 1980 Vorsitzender der CDU-Abgeordnetenhausfraktion und von 1980 bis 1981 Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin.
Von 1987 bis 1998 war er dann Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war zuletzt (13. Wahlperiode 1994) mit 43,3 % der Stimmen direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Berlin-Spandau.
Öffentliche Ämter
1981 wurde er als Bürgermeister und Senator des Innern in den vom Regierenden Bürgermeister Richard von Weizsäcker geführten Senat gewählt. Er gehörte auch dem ab 1984 von Eberhard Diepgen geleiteten Senat an, trat aber anlässlich eines Bauskandals 1986 gemeinsam mit dem Bausenator Klaus Franke und dem Umweltsenator Horst Vetter von seinem Amt zurück.
Nach einem Schlaganfall 2003 zog sich Lummer weitgehend aus dem politischen Leben zurück.
Politisches
Im Berliner Wahlkampf von 1970/71 zahlte er 2000 DM an Rechtsextremisten, damit diese gegen die SPD plakatierten.
Während seiner Amtszeit als Berliner Innensenator kam am 22. September 1981 der Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay ohne Fremdverschulden zu Tode. Der Vorfall entwickelte sich jedoch zum Politikum, da Lummer zuvor angekündigt hatte, härter gegen die Berliner Hausbesetzerszene vorgehen zu wollen.
Lummer war in den 1990er Jahren Mitbegründer der politischen Sammlung „Christlich Konservatives Deutschlandforum“, die eine christlich-konservative Gruppierung innerhalb der CDU/CSU war und die christlichen und wertkonservativen Werte innerhalb der Unionsparteien stärken wollte. Inzwischen sieht sich die Gruppierung nicht mehr der Union nahestehend; Lummer ist angeblich immer noch deren Ehrenvorsitzender. Lummer ist Ehrenpräsident der Vereinigung „Die Deutschen Konservativen e.V.“ und schreibt regelmäßig für deren Konservative Zeitung. Außerdem ist Lummer Autor der Wochenzeitung Junge Freiheit und trat ebenfalls als Referent für die bekannte Burschenschaft Danubia München auf.
Im rechtsextremen Hohenrain-Verlag ließ er sein Buch Deutschland soll deutsch bleiben: kein Einwanderungsland, kein Doppelpaß, kein Bodenrecht erscheinen. In diesem Buch warnt er vor „Überfremdung“ der Deutschen und spricht sich für eine „Erhaltung“ des „deutschen Volkes“ und der „deutschen Kultur“ aus.
1989 wurde bekannt, dass sich der BND lange Zeit durch den Berliner Innensenator, Heinrich Lummer, MdB, zuarbeiten ließ, obwohl Parlamentarier nicht als nachrichtendienstliche Verbindungen geführt werden sollen (BT-Drs. 13/4374).
Vorwürfe, dass Lummer in den Jahren 1973–1981 intime Beziehungen zu einer Frau hatte, die Mitarbeiterin des DDR-Geheimdienstes war, und er diese Frau (Susanne Rau) regelmäßig in Ost-Berlin besuchte, bestätigten sich. Versuche des MfS, ihn mit den passenden Fotos und dem Hinweis auf sein „politisches Überleben“ zu einer Zusammenarbeit anzuwerben, scheiterten jedoch.[2]
1989 wurde Lummer als Nachfolger von Lothar Bossle Präsident des privaten Instituts für Demokratieforschung.[3]
Tätigkeit für das Fernsehen
Ende der 1990er Jahre moderierte Lummer bei dem Regionalsender TV.Berlin zeitweise eine Fernsehsendung mit dem Titel Auf den Punkt Berlin. In einer der Sendungen wurde er dabei von dem Komiker Hape Kerkeling hereingelegt. Dieser schlich sich für seine Sat.1-Reihe Darüber lacht die Welt in der Rolle des erbosten Kleingärtners Rico Mielke in Lummers Talksendung und stellte die Geduld des Moderators auf eine harte Probe.
Veröffentlichungen
- Standpunkte eines Konservativen (1987)
- Asyl. Ein mißbrauchtes Recht, Ullstein-Report
- Deutschland soll deutsch bleiben. Kein Einwanderungsland – kein Doppelpaß – kein Bodenrecht. Hohenrain, 1999.
- Das rote Quartett zerbricht (1999)
Weblinks
Wikiquote: Heinrich Lummer – Zitate- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Literatur von und über Heinrich Lummer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Deutschen Konservativen e. V.
Einzelnachweise
- ↑ www.konservative.de/?con_id=PmLpw&nav_2=JdXnXr.
- ↑ Klaus Marxen, Gerhard Werle: Strafjustiz und DDR-Unrecht, Band 4, 1. Teilband: Spionage, DeGruyter Rechtswissenschaften Verlag, Berlin, ISBN 3-89949-080-0, S. 31–33.
- ↑ „Magie und Mystik“. Der Spiegel. 24. Juli 1989.
Innensenatoren von BerlinWerner Müller (parteilos) | Hermann Fischer (FDP) | Joachim Lipschitz (SPD) | Heinrich Albertz (SPD) | Otto Theuner (SPD) | Heinrich Albertz (SPD) | Otto Theuner (SPD) | Wolfgang Büsch (SPD) | Dietrich Spangenberg (SPD) | Kurt Neubauer (SPD) | Peter Ulrich (SPD) | Frank Dahrendorf (SPD) | Heinrich Lummer (CDU) | Wilhelm Kewenig (CDU) | Erich Pätzold (SPD) | Dieter Heckelmann (CDU) | Jörg Schönbohm (CDU) | Eckart Werthebach (CDU) | Ehrhart Körting (SPD)
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