Vertriebenendenkmal

Vertriebenendenkmal
Lager-Moschendorf-Denkmal
Zentrales Denkmal Flucht und Vertreibung 1945, Nürnberg

Vertriebenendenkmale sind Denkmale für die infolge des Zweiten Weltkrieges aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und anderen Ländern Europas vertriebenen deutschen Heimatvertriebenen, insbesondere in Deutschland und Österreich. Diese Denkmale wurden von lokalen Gruppen der Vertriebenenverbände initiiert, andere entstanden aufgrund von Initiativen von Gemeinden oder Einzelpersönlichkeiten. Vielfach wurde als Ausdrucksform das Ostlandkreuz gewählt. Themen waren neben dem Gedenken an die Opfer und der Absage an Unrecht und Gewalt auch der Dank an die aufnehmenden Gemeinden im Westen. Insbesondere in den Grenzdurchgangslagern wurden Denkmale errichtet. derzeit gibt es über 1.400 Vertriebenendenkmäler in Deutschland.[1]

Vertriebenendenkmale waren umstritten, bestimmte Kreise sahen in ihnen eine Manifestation des Revisionismus. So waren sie in der DDR, wie das Gedenken an Flucht und Vertreibung überhaupt, weitgehend tabuisiert.[2] Die "Umsiedler" wie die Flüchtlinge und Vertriebenen regierungsamtlich euphemistisch bezeichnet wurden,[3] verfügten über keine Möglichkeit, an ihr Schicksal öffentlich zu erinnern.

Im Westen entstanden in den 1950er und 1960er Jahren eine Reihe von Vertriebenendenkmalen. Mit dem Beginn der Entspannungspolitik Mitte der 1960er Jahre wurde die Form des Gedenkens an die Vertriebenen und die ehemaligen deutschen Ostgebiete zunehmend Gegenstand von Kontroversen. Deutliches Zeichen hierfür war die Abschaffung des Bundesvertriebenenministeriums 1969, die Mittelkürzungen für die Kulturarbeit der Vertriebenenverbände.[4] Auch kam es insbesondere aus den Reihen den entstehenden Studentenbewegung zu Schändungen und Zerstörungen von Vertriebenendenkmalen. 1967 wurden z.B. aus einem Deutschlandgedenkstein im Göttinger Wald die Ostgebiete herausgemeißelt und an der TH Aachen die in der Aula angebrachten Wappen der deutschen Ostgebiete zerstört.[5] Die Zahl der neu entstandenen Vertriebenendenkmale ging später deutlich zurück. Nach dem Zusammenbruch des Realsozialsmus 1989 wurde die Deutsche Frage durch die Deutsche Wiedervereinigung beantwortet und die Oder-Neiße-Grenze als Deutschlands Ostgrenze festgelegt. Gleichzeitig begann die Diskussion über ein Zentrum gegen Vertreibungen und die Zahl der neuen Vertriebenendenkmale steig wieder an.

Der Freistaat Bayern ließ 1999 am Hallplatz in Nürnberg das Zentrale Denkmal Flucht und Vertreibung 1945 errichten. Das Kunstwerk wurde von Joachim Bandau geschaffen.

Beispiele für Vertriebenendenkmale:

Verbreitung

Vertriebenendenkmale gibt es außer in Deutschland und Österreich auch in einigen anderen Ländern, die von Vertreibungen und ethnischen Säuberungen betroffen waren. Dies gilt insbesondere für Ungarn. Dort wurden auch drei Vertriebenendenkmale durch die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen errichtet.[6]

Die weitaus überwiegende Zahl der Vertriebenendenkmale befindet sich in den Aufnahmeländern der Vertriebenen. Jedoch bestehen auch in den ehemaligen deutschen Gebieten Initiativen zur Einrichtung von Denkmalen, die an die Opfer der Vertreibungen erinnern sollen. So beschloss der Stadtrat von Postoloprty (Postelberg) in Tschechien im November 2009, für die Opfer des Massakers ein Denkmal zu errichten, das die Inschrift „Allen unschuldigen Opfern der Ereignisse im Mai und Juni 1945“ tragen soll.

Weblinks

 Commons: Vertriebenendenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Uni Info Uni Oldenburg (Dr. Stephan Scholz)
  2. Dierk Hoffmann, Michael Schwartz: Geglückte Integration?: Spezifika und Vergleichbarkeiten der Vertriebenen. 1999, ISBN 3-486-64503-X, S. 7ff. online
  3. Michael Schwartz: Vertriebene und "Umsiedlerpolitik". 2004, ISBN 3-486-56845-0, S. 4. (online)
  4. Manfred Kittel: Vertreibung der Vertriebenen?: der historische deutsche Osten in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik (1961-1982). 2007, ISBN 3-486-58087-6, S. 111 ff.
  5. Manfred Kittel: Vertreibung der Vertriebenen? 2007, S. 29.
  6. Vergl. z.B. Jahresbericht der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen 2008, S. 15 (online)

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