- Postoloprty
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Postoloprty Basisdaten Staat: Tschechien Region: Ústecký kraj Bezirk: Louny Fläche: 4650 ha Geographische Lage: 50° 22′ N, 13° 42′ O50.35972222222213.702777777778193Koordinaten: 50° 21′ 35″ N, 13° 42′ 10″ O Höhe: 193 m n.m. Einwohner: 5.066 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 439 42 - 440 01 Verkehr Bahnanschluss: Postoloprty–Louny Struktur Status: Stadt Ortsteile: 13 Verwaltung Bürgermeister: Miroslav Hylák (Stand: 2007) Adresse: Mírové náměstí 318
439 42 PostoloprtyGemeindenummer: 566624 Website: www.postoloprty.cz Postoloprty (deutsch Postelberg) ist eine Stadt im Okres Louny (Bezirk Laun) im Nordwesten von Tschechien.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Ortsgliederung
Die Stadt Postoloprty besteht aus den Ortsteilen Březno (Priesen), Dolejší Hůrky (Horka), Hradiště nad Ohří (Hraidisch), Levonice (Lewanitz), Malnice (Malnitz), Mradice (Mraditz), Postoloprty (Postelberg), Rvenice (Ferbenz), Seletice (Selletitz), Seménkovice (Semenkowitz), Skupice (Skupitz), Strkovice (Sterkowitz) und Vrbka (Ferbka).
Geschichte
Der Ort wurde erstmals in der Cosmas-Chronik als Dorf neben dem Benediktinerkloster der Jungfrau Maria erwähnt. Auch die etwa 600 m südwestlich vom Ort an der Eger liegende slawische Burgstätte Draguš, die von den Přemysliden auf einem von ihnen eroberten Gebiet des Stammes der Lutschanen errichtet wurde, wird bei Cosmas erwähnt.
Das Kloster, dessen Stifter und Gründungsdatum nicht bekannt sind, erhielt später die Bezeichnung Porta Apostolorum. Von diesem Klosternamen soll die Ortsbezeichnung durch Verballhornung entstanden sein. Das Kloster wurde im Mai 1420 zusammen mit einer reichen Bibliothek, die wertvolle Handschriften enthielt, von den Hussiten niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut. Der Klosterbesitz und die Herrschaft wurden durch König Georg von Podiebrad 1454 seinen Söhnen übertragen, von denen es 1480 durch die Freiherrn von Weitmühl erworben wurde. Sebastian von Weitmühl setzte sich dafür ein, dass Postelberg vom König Ladislaus II. den Status einer Untertanenstadt verliehen bekam.
Unter Ferdinand von Schwarzenberg, dem die Herrschaft seit 1692 gehörte, entwickelte sich Postelberg zu einem Mittelpunkt der umfangreichen Besitzungen, die 1846 11.500 ha umfaßten. Sie verblieben bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie Schwarzenberg.
Massaker von Postelberg
Postelberg lag an der deutsch-tschechischen Sprachgrenze. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Postelberg am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Beim Pogrom zwischen 3. und 7. Juni 1945 wurden über 760 der anwesenden deutschen Männer der Stadt im Alter von 15 bis 60 Jahren gefoltert und erschossen. Das von der Ersten Tschechoslowakischen Division unter General Spaniel verübte Massaker wurde 1947 von einer Untersuchungskommission des Parlaments behandelt, die die Exhumierung und Verbrennung der Ermordeten empfahl[2]. Das Beneš-Dekret 115/46 erklärte derlei Handlungen bis 28.Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit, ... oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte, ... für nicht widerrechtlich. - Postelberg hat zusammen mit der Stadt Brünn den höchsten Verlust an deutschen Menschenleben bei der Vertreibung zu beklagen.[3] [4] Die deutschen Einwohner wurden bis 1946 nach Deutschland vertrieben. Gemäß dem Beneš-Dekret 108 vom 25. Oktober 1945 wurde das Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Eine Restitution des konfiszierte Vermögen ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt.
Im November 2009 beschloss der Stadtrat von Postoloprty, für die Opfer des Massakers ein Denkmal zu errichten, das die Inschrift „Allen unschuldigen Opfern der Ereignisse im Mai und Juni 1945“ tragen soll.[5] Am 3. Juni 2010 wurde auf dem dortigen Friedhof aus dem gleichen Anlass eine Gedenktafel enthüllt.
Einwohnerentwicklung
- 1828: 1125 Einwohner
- 1921: 3379 Einwohner
- 1950: 2366 Einwohner
- 1990: 3578 Einwohner
Sehenswürdigkeiten
- Auf dem Gelände des Klosters wurde ab 1611 ein Schloss errichtet, das 1706-1718 nach Plänen von Paul Ignaz Bayer im Barockstil umgebaut wurde.
- Die Kirche Mariä Himmelfahrt wurde 1753 nach Plänen von Andrea Altomontes erbaut.
- Ein archäologisches Freilandmuseum befindet sich südwestlich des Ortes im Bereich des Dorfes Březno/Priesen am Egerufer. Es zeigt eine steinzeitliche Siedlung.
- Unweit des Museums ein als Naturdenkmal geschützter geologischer Aufschluss im Zusammenhang mit dem Auftreten der Böhmischen Kreide (Priesener Schichten).
Geologie
Nach dem heutigen Ortsteil Březno (Priesen) wurden die Priesener Schichten (tschechisch: Březenské souvrství) benannt. Es handelt sich dabei um einen lithostratigraphischen Fachbegriff für Ablagerungen im Bereich vom mittleren Coniacium bis zum unteren Santonium innerhalb der Kreidezeit. Sie bestehen aus den für sie typischen mergeligen Tonen, ferner aus kalkigen Mergeln und Plänern. In den oberen Schichten finden sich mitunter Konkretionen von Siderit und Pyrit. Zu den markanten fossilen Einlagerungen zählen die Ammonitengattung Baculites, weshalb man früher auch von Baculitenmergel oder Baculitentonen sprach.
Bei Březno erreicht diese Schichtenfolge eine Mächtigkeit von über 500 Metern. Hier bilden sie den Hauptteil vom Kreuzberg (Březenský vrch) am rechten Egerufer.[6][7] Das Vorkommen ist seit 1998 wegen seinen paläontologischen und stratigraphischen Besonderheiten ein geschütztes staatliches Naturdenkmal.Söhne und Töchter der Stadt
- Johann I. Nepomuk Anton Joseph Joachim Prokop Fürst zu Schwarzenberg (* 3. Juli 1742 in Postelberg; † 5. November 1789 in Frauenberg in Böhmen) war ein deutsch-böhmischer Adliger aus dem Hause Schwarzenberg.
- Ludwig Freund, (1878-1953) Mediziner und Zoologe in Prag, a.o. Professor 1922, Herausgeber von Lotos - Naturwissenschaftliche Zeitschrift (Deutscher naturwissenschaftlich-medizinischer Verein für Böhmen), später Professur und Institutsleitung in Halle, Arbeiten auf dem Gebiet der Parasitologie, KZ-Überlebender
- Friedrich Balling, (* 1834,† 1896), Bergdirektor in Schwarzbach, Bezirk Krumau in Südböhmen.
Literatur
- Winfried Eberhard, Joachim Bahlcke, Miloslav Polívka: Böhmen und Mähren. In Handbuch der historischen Stätten, Kröners Taschenausgabe 329; Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 467
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ Hans-Ulrich Stoldt: Mord im Fasanengarten, in: Der Spiegel, Hamburg, Nr. 36, 31. August 2009, S. 66 f.
- ↑ Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Hrsg): Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei. Bd. 1, 2. Weltbild Verlag, 1994, ISBN 3-89350-560-1. Bd.1: 10, 109. Bd.2: 67, 298, 397f., 314, 347, 415.
- ↑ Wilhelm Turnwald: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen 1951, Postelberg: 103, 105f., 108ff.,
- ↑ Mahnmal für ermordete Sudetendeutsche Sächsische Zeitung vom 6. November 2009 sowie Erfolg für Sudetendeutsche, Süddeutsche Zeitung vom 7./8. November 2009.
- ↑ Friedrich Katzer: Geologie von Böhmen. Prag (I. Taussig) 1902, S. 1330
- ↑ Ivo Chlupáč, et al.: Geologická minulost České Republiky. Praha (Academia) 2002, S. 267, 278 ISBN 80-200-0914-0
Weblinks
Commons: Postoloprty – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte (tschechisch)
- Was in Postelberg geschah - Artikel zum Massaker aus der Neuen Zürcher Zeitung
- Augenzeugenbericht (PDF-Datei; 50 kB)
- Video. Das Postelberg-Massaker
- Radio Prag, Gedenktafel für die Massaker an Deutschen
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