Volkszählung in Österreich

Volkszählung in Österreich
Sitzungssaal des Nationalrates – Die Mandate werden auf Grund der Ergebnisse der Volkszählungen auf die Wahlkreise verteilt.

Eine erste Volkszählung („Seelenbeschreibung“) fand bereits 1754 in Österreich statt. Nach 1769 wurden auf Grund des Widerstandes von Adel und Kirche keine vollständigen Volkszählungen mehr durchgeführt. Im Vordergrund stand die Erfassung der wehrfähigen männlichen Bevölkerung. Da sich die bis dahin gültigen Regelungen für das Volkszählungswesen als ungenügend herausgestellt hatten, wurde am 23. März 1857 das erste allgemeine Volkszählungsgesetz erlassen. Die erste aufgrund dieses Gesetzes vorgenommene Erhebung am 31. Oktober 1857 wurde als unbefriedigend eingeschätzt, da nur die einheimische, nicht aber die tatsächlich anwesende Bevölkerung gezählt wurde. Dies und technische Probleme hatten zur Folge, dass am 29. März 1869 ein neues Volkszählungsgesetz in Kraft trat und die erste Zählung nach diesem Gesetz am 31. Dezember 1869 erfolgte. Ab 1869 fanden bis zum Ersten Weltkrieg alle zehn Jahre Zählungen statt (1880, 1890, 1900 und 1910).

Hervorzuheben ist die Zählung im Jahr 1890, bei der erstmalig, gleichzeitig mit dem Census der USA, Zählmaschinen zum Einsatz kamen. Der aus dem Bereich des heutigen Baden-Württemberg stammende, in Wien ansässige Elektrotechniker Theodor Heinrich Otto Schäffler (1838-1928) baute nach Vorlage der von Herman Hollerith (1860-1929) entwickelten Zählmaschine eine für die Bedürfnisse der österreichischen Volkszählung, die sich auch Kaiser Franz Joseph I. bei seinem Besuch in der k. k. Statistischen Zentralkommission am 9. Mai 1891 vorführen ließ. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden diese Volkszählungen in unregelmäßigen Abständen durchgeführt (1920, 1923, 1934 und 1939). Die Zählungen von 1920 und 1923 waren schlecht vorbereitet und die Ergebnisse deshalb unbrauchbar.

Zwischen 1951 und 2001 fanden die Zählungen wieder im Zehnjahresrhythmus statt. Dabei wurden die Anzahl und der Aufbau der Bevölkerung ermittelt. Die Daten finden Verwendung bei der Aufteilung der Nationalratsmandate auf die Wahlkreise, auch die Aufteilung der Steuereinnahmen auf die einzelnen Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden) im Finanzausgleich beruhen auf den Ergebnissen der Volkszählungen. Gleichzeitig wurden seit der Volkszählung 1961 auch Pendlerstromdaten der Berufs- und Bildungspendler abgeleitet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Übergang zur Registerzählung

Die Volkszählung 2001 war die letzte konventionelle Volkszählung in Österreich, die über Fragebogen erhoben wurde. Im Juni 2000 beschloss der Ministerrat, die Zählung 2011 als Registerzählung durchzuführen. Daher erfolgten schon bei der Volkszählung 2001 die ersten Vorbereitungsarbeiten, um geeignete Verwaltungsregister aufzubauen. Im Rahmen der Volkszählung 2001 erfolgte die „Parallelaktion Volkszählung – Meldewesen“, bei der Auszüge der Meldebestände aller Gemeinden elektronisch und zentral nach einer definierten Schnittstelle gesammelt wurden. 2356 Gemeinden bedienten sich dabei einer von der Bundesanstalt Statistik Österreich (ÖSTAT) zur Verfügung gestellten Internet-Applikation, drei große Städte lieferten direkt an die zuständige Stelle im Bundesministerium für Inneres (BMI). Dieser Bestand stellte am 16. Mai 2001 die Erstbefüllung des Zentralen Melderegisters (ZMR) in Österreich dar, in das seit Jänner 2002 die Meldeämter der Gemeinden ihre Wohnsitzmeldungen eintragen.

Über die Sammlung der Meldedaten wurden auch die Zuordnung der Personen zu Gebäuden und zu Haushalten und Wohnungen vorgenommen. Diese Zuordnungen und das Ergebnis der Gebäude- und Wohnungszählung 2001 wurden in das neu geschaffene Gebäude- und Wohnungsregister [2] übernommen, das seinerseits für Wohnsitzmeldungen im ZMR die verpflichtenden Wohnadressen liefert.

Um den Ministerratsbeschluss von 2000 zu entsprechen, wurde nach Abschluss der Arbeiten an der Volkszählung 2001 eine interministerielle Arbeitsgruppe beim Bundeskanzleramt eingerichtet, mit dem Ziel aufgrund eines detaillierten Konzepts, das von der Statistik Österreich zu erstellen war, die rechtlichen Grundlagen für eine Registerzählung zu schaffen. Am 16. März 2006 wurde das Registerzählungsgesetz vom Nationalrat beschlossen.[3]

Wesentliche Eckpfeiler dieses Gesetzes sind:

  • Gleichzeitig mit der Volkszählung findet eine Arbeitsstätten-Zählung und eine Gebäude- und Wohnungszählung statt
  • Als Schlüssel für das Zusammenführen der Daten aus den verschiedenen Verwaltungsregistern fungiert auf Personenebene das bereichsspezifische Personenkennzeichen (bPK), ein Kennzeichen aus den E-Government-Bestimmungen,
  • Mit 31. Oktober 2006 ist eine Probezählung im gesamten Umfang einer Registerzählung durchzuführen.

Probezählung 2006

Die Probezählung 2006 war laut Bundesregierung und Bundesanstalt Statistik Österreich ein voller Erfolg[4] und daher konnte auch die Einwohnerzahl der Probezählung für Zwecke des Finanzausgleichs ab 2009 herangezogen werden.

Schon im Vorfeld der Volkszählung wird von der ARGE Daten kritisiert, dass auch Daten der Familienverhältnisse erhoben werden, die für die Volkszählung eigentlich nicht wichtig wären.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Christel Durdik: Bevölkerungs- und Sozialstatistik in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert. In: Helczmanovszki, Heimold (Hg.): Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Österreichs. Wien 1973, S. 225 – 266.
  • Johannes Ladstätter: Wandel der Erhebungs- und Aufarbeitungsziele der Volkszählungen seit 1869. In: Helczmanovszki, Heimold (Hg.): Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Österreichs. Wien 1973, S. 267 – 294.
  • Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hg.): Von der Direction der administrativen Statistik 1840 zum Österreichischen Statistischen Zentralamt 1990. Wien 1990.
  • Statistik Austria (Hg.): Probezählung 2006. Ergebnisse und Evaluierung, Wien 2009.

Weblinks und Videos

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Volkszählung 2001 - Berufspendler
  2. Statistik Austria: GWR-Gesetz
  3. Bundesgesetzblatt BGBl. I Nr. 33/2006
  4. Statistik Austria: Bericht Probezählung 2006
  5. "Zählung ist ein Unfug" in der Wiener Zeitung vom 12. Mai 2011 abgerufen am 14. Mai 2011

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