Wie man Dornröschen wachküßt

Wie man Dornröschen wachküßt
Filmdaten
Deutscher Titel Wie man Dornröschen wachküßt
Originaltitel Jak se budí princezny
Produktionsland ČSSR
Originalsprache Tschechisch
Erscheinungsjahr 1977
Länge 86 Minuten
Altersfreigabe FSK ohne Altersbeschränkung
Stab
Regie Václav Vorlíček
Drehbuch Bohumila Zelenková
Produktion Filmstudio Barrandov
Musik Karel Svoboda
Kamera František Uldrich
Schnitt Miroslav Hájek
Besetzung

Wie man Dornröschen wachküßt (auch Prinzessin Dornröschen oder Wie man Prinzessinnen weckt) ist einer der bekanntesten tschechischen Märchenfilme[1] und gehört mit Drei Haselnüsse für Aschenbrödel zu den meistgesehenen Filmen unter der Regie von Václav Vorlíček. In Frankreich erschien der Film unter dem Titel Comment on réveille les princesses.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Einem Königspaar im friedlichen Königreich der Rosen wird nach langem Wunsch ein einziges Töchterchen geschenkt. Das Volk ist begeistert, doch bedrückt die Königliche Familie beim feierlichen Gastmahl im Schloss zum Wiegenfest der kleinen Prinzessin, dass ein geladener Gast nicht gekommen ist. Das Paar beschließt, die Geladene, die offenbar nicht ins Schloss kommen will, selbst mit der kleinen Rosa zu besuchen.

Die Königliche Familie fährt in einer rosafarbenen Kutsche zu einem verfallenen Haus im Wald. Die liebevolle, alte Dienerin führt das Königspaar in der Hütte zu einer schönen, aber böse lachenden Frau, die am Kamin sitzt. Es ist Melánie, die ältere Schwester der Königin Elisabeth. Sie begegnet dem Königspaar hohnlachend und weist alle Versuche ihrer Schwester und ihres Schwagers zurück, sie ins Schloss zu holen und mit ihnen in Frieden zu leben. Die schöne Melanie ist erbost darüber, dass ihr Schwager ihre Schwester Elisabeth und nicht sie selbst geheiratet hat und neidet Elisabeth die Herrschaft und die Würde der Königin, die rechtmäßig ihr als der älteren Schwester zugestanden hätte. In ihrem Zorn verflucht Mélanie Rosa und prophezeit, dass sich Rosa stechen werde, wenn sie 16 ist, und daraufhin in ewigen Schlaf versinken müßte und mit ihr das ganze Königreich der Rosen. Entsetzt flüchtet das königliche Paar mit ihrem Kind aus der Hütte. Ihnen folgt die Alte mit dem lieben Gesicht einer weisen Frau. Sie neigt sich über das Kind und sagt: „Stärker noch als der Tod ist die Liebe.“

Das Königliche Paar deutet den Spruch der Alten so, daß wenn es ihnen gelingt Rosa vor ihrem 16. Geburtstag zu verheiraten, sie alle gerettet werden. Außerdem will der König um jeden Preis verhindern, dass sich sein Kind überhaupt an etwas sticht. Der sonst so menschlich und überlegt regierende König beginnt, absurde Anweisungen zu geben und alle Rosen zu vernichten.

Rosa ist zu einem wunderschönen fünfzehnjährigen Mädchen herangewachsen, die jedoch ständig überwacht wird, damit sie sich nicht sticht. Prinz Georg aus dem Reich der Mitternacht soll Rosa heiraten und damit das Königreich der Rosen retten. Georg, der am Nachmittag eintrifft, erweist sich jedoch als ein verzogener, aufgeblasener Langweiler. Sein jüngerer Bruder Jaroslav hingegen hat viele gute Seiten und Rosa verliebt sich in ihn. Um dem Fluch zu entgehen, soll sich Rosa mit Georg verloben, der den Konkurrenten Jaroslav unter scheinheiligen Vorwänden in das Reich der Mitternacht zurückgeschickt hat. Rosa lässt die Verlobung mit Prinz Georg platzen, da sie ihn nicht liebt – die Familien gehen im Zorn entzweit voneinander.

Im Reich der Rosen feiert man bedrückt Rosas sechzehnten Geburtstag. Die Verrücktheiten im Zerstören von allem Spitzen nehmen zu. Rosa findet im Park eine Hutfeder von Jaroslav, die bei seinem Wegritt auf den Weg gefallen ist, und läuft zu einem nahen Turm, da sie dort Jaroslav selbst vermutet. Sie findet dort oben Rosen, nimmt sie als etwas ganz Neues in die Hand, sticht sich. Das ganze Reich schläft ein. Tante Melánie ist als einzige wach und entreißt ihrer schlafenden Schwester hohnlachend die Krone.

Jaroslav erfährt von Rosas Unglück. Er begibt sich unter großen Schwierigkeiten und gegen den Willen seiner Eltern und seines Bruders mit seinem Diener Mathias auf die Wanderung. Nach vielen Mühen findet er Rosa im Turm, küsst sie und erlöst das Königreich der Rosen.

Produktion

Die Erstaufführung in der Bundesrepublik Deutschland lief in zwei Teilen in der ARD am 8. und 9. Januar 1980, im Kino der DDR war dieser Film erstmalig am 14. März 1980 zu sehen und im Kino der BRD erstmalig am 11. April 1981 (DFF 1). Seitdem läuft der Film regelmäßig im deutschen Fernsehen, allerdings seltener im Winter, sondern passend zu den frühlingshaften verfilmten Landschaften im Dornröschenfilm ist dieser Märchenfilm eher im Frühling und im Sommer im Fernsehen präsent.

Stoff

Wie man Dornröschen wachküßt greift filmisch sowohl Motive des Dornröschenmärchens der Gebrüder Grimm auf, wie auch Motive von Charles Perraults La belle au bois dormant. Allerdings wird in diesem Film einiges an den Perrault-Grimm-Motiven verändert. Rosa wird von dem Prinzen erweckt, in den sie sich bereits vor dem erzwungenen Schlaf verliebt. Sie muss deshalb nicht 100 Jahre schlafen, sondern nur bis zur Erlösung durch die bereits gegenseitige Liebe. Hierdurch erklärt sich manches der seelischen Konstellationen des Grimm-Märchens. Die Motivation des Prinzen, sich für Dornröschen schlimmsten Gefahren auszusetzen, wird durch seine Liebe plausibel und auch Rosas Liebe zu Jaroslav hat eine längere Geschichte vor dem Kuss. Das Eifersuchtsproblem der dreizehnten Fee ist hier verlagert auf das Konfliktpotenzial zwischen der Königin, Rosas Mutter und ihrer neidischen Schwester Melánie. Diese Schwesternrelation von Melánie und Elisabeth spiegelt sich tragisch in der Brüderrelation von Georg und Jaroslav. Das gewissermaßen psychologisch vererbte Familienschicksal wird durch Tatkraft und Liebe zum Glück gewendet. Die Handlung des Märchens ist filmisch ganz auf die Liebesbeziehung zwischen Rosa und Prinz Jaroslav abgestimmt und geht damit sogar noch über die im Märchen angelegte Liebessymbolik hinaus: Dies unterstreichen sowohl Filmahandlung als auch die Märchensymbole: So sticht sich Rosa nicht wie im Grimmschen Märchen an einer Spindel sondern am Dorn einer Rose, in der sie - hierdurch verständlicherweise abgelenkt - einen Liebebeweis Jaroslavs erhofft. Die Rosenmetapher erhält auf diesem filmischen Weg eine märchenhafte Steigerung.[2]Die Bildästhetik des Films Wie man Dornröschen wachküßt ist inspiriert von den elegischen Jugendstilbildern des tschechischen Künstlers Max Pirner.[3] Aber auch die Märchenillustrationen von Edmund Dulac zu La Belle au bois dormant von Charles Perrault haben die Bildideen des Films Wie man Dornröschen wachküßt bereichert.[4]

Synchronisation

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand in den Ateliers der DEFA Filmstudios, Babelsberg.

Rolle Darsteller
Rosa Marie Horáková
Prinz Jaroslav Jan Hrušínský
Königin Elisabeth, Rosas Mutter Milena Dvorská
König, Vater von Rosa Jiří Sovák
Königin Anezka vom Reiche der Mitternacht Stella Zázvorková
König Vendelín vom Reiche der Mitternacht Oldřich Velen
Melánie, Schwester der Königin Libuše Švormová
Prinz Georg Jan Kraus
Weise Frau und Dienerin bei Melanie Marie Brozová
Knecht Mathias Vladimír Menšík
Jäger Miloš Vavruška
Jakub Václav Postránecký
Miroslava Evelyna Steimarová

Kritiken

  • "Der Filmdienst bezeichnete Wie man Dornröschen wachküßt als „stimmungsvolle[n] Kinderfilm“."[5]
  • "Einem Königspaar wird bei der Geburt seiner Tochter von der Schwester der Königin und eigentlichen Thronerbin prophezeit, daß das Mädchen an seinem 17. Geburtstag in einen langen Schlaf versinken werde. Um dieses Unheil abzuwenden, versuchen die Eltern vergeblich, ihr Kind vor dem entsprechenden Tag zu verheiraten. Stimmungsvoller Kinderfilm, frei nach der Märchenvorlage. (DDR-Titel: Wie man Prinzessinnen weckt"; TV: "Wie man Dornröschen wachküßt")" - Lexikon des internationalen Films[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Wie man Dornröschen wachküßt auf S. 307 - 310 in 77 Märchenfilme - Ein Filmführer für jung und alt (hrsg.) Eberhard Berger, Joachim Giera u.a. Henschel Verlag GmbH; Berlin 1990; ISBN 3362004474
  2. Diese "Requisitenverschiebung" von der Spindel zur Rose und ihre symbolische Bedeutung ist eine wichtiger Beobachtung von Fabienne Liptay in ihrer Interpreteion zu Wie man Dornröschen wachküßt: Fabienne Liptay: Wunderwelten - Märchen im Film S. 106 f.f.; Michael Itschert,Gardez!Verlag; Remscheid, 2004; ISBN 3897960419
  3. Z. B. Max Pirner: V Rozkvetu [Démon láska V.] (=In voller Blüte, Dämon Liebe V); 1883/84. Die Serie Dämon Liebe besteht aus 13 Teile, alle Pastell auf Papier, 59x45 cm [1]
  4. Edmond Dulac La Belle au bois dormant - Acht farbige Märchenillustrationen von 1910
  5. Filmdienst auf kabeleins.de
  6. Wie man Dornröschen wachküßt im Lexikon des Internationalen Films

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