Wolfgang Caffier

Wolfgang Caffier

Wolfgang Caffier (* 10. März 1919 in Leipzig; † 4. August 2004 in Dresden) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, Mitglied der Bekennenden Kirche und DDR-CDU-Bezirkstagsabgeordneter.

Leben und Wirken

Caffier war der Sohn eines christlichen Vaters und einer jüdischen Mutter. Nach dem Besuch der Volksschule und dem anschließenden Erwerb seiner Hochschulreife studierte er Evangelische Theologie, wurde aber wegen seiner jüdischen Herkunft 1940 exmatrikuliert. Danach versuchte er als Gasthörer sein Wissen zu erweitern. Caffier kam in Kontakt mit Anhängern der Bekennenden Kirche, die sich dem Dahlemer Zweig zurechneten. Im Jahr 1944 wurde er als Hilfsgeistlicher an den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal beschäftigt.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgte 1946 seine Ordination. Im selben Jahr wurde er als Pfarrer an der Erlöserkirche Leipzig gewählt. 1947 versah er auch einen Dienst als Studentenpfarrer. Mitte 1948 wurde er Mitglied der SED[1][2] und hatte dort später zwölf Funktionen inne. 1949 wurde er Pfarrer in Liebenau, und 1954 zum Pfarrer in Weixdorf (Kirchenbezirk Dresden-Land), wo er bis zu seinem Ruhestand tätig blieb. Hier schied er 1967 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Dienst aus.

In der Diskussion in der sächsischen Landeskirche zum Thema Jugendweihe und/oder Konfirmation trat Caffier für eine weniger rigorose Position ein, indem er der versammelten Pfarrerschaft und Bischof Noth zurief: "Seid barmherzig!" [3]

Caffier stand loyal zur sozialistischen Staatsmacht [4], für die er auch seine Kollegen im Pfarramt gewinnen wollte. Von 1958 bis 1961 wirkte er als Leiter des SED-gesteuerten [5]Bundes evangelischer Pfarrer in der DDR. Außerdem wurde er mit dem Mandat der CDU der DDR Abgeordneter des Bezirkstages von Dresden.

Caffier stieß mit seiner Positionierung zugunsten der SED in breiten Kreisen der evangelischen Kirche auf Ablehnung und war in der Pfarrerschaft relativ isoliert. Bei seinen Wortmeldungen auf der Pfarrerkonferenz wurde er als „Spitzel der SED und Russenknecht“ bezeichnet. In seiner Leipziger Gemeinde war er völlig isoliert und predigte vor leerer Kirche.[6] Caffier beteiligte sich seit ihrer Gründung an der Arbeit der sozalismusnahen Christlichen Friedenskonferenz.

In der Zeit der Wende in der DDR förderte er ein Dresdner Theaterprojekt und rettete es damit vor seiner Liquidierung.[7]

Wolfgang Caffier hatte zusammen mit Ehefrau Ingetraut drei Kinder, darunter den CDU-Politiker Lorenz Caffier.

Einzelnachweise

  1. Georg Wilhelm:Die Diktaturen und die evangelische Kirche S. 289
  2. Hagen Findeis, Detlef Pollack: Selbstbewahrung oder Selbstverlust: Bischöfe und Repräsentanten der evangelischen Kirchen in der DDR über ihr Leben Ch. Links Verlag, 1999, S. 216
  3. Selbstbewahrung oder Selbstverlust: Bischöfe und Repräsentanten der ... Hagen Findeis,Detlef Pollack:[1]
  4. Hedwig Richter: Pietismus im Sozialismus: die Herrnhuter Brüdergemeine in der DDR, Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, S. 345
  5. Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 1996, S. 132
  6. Georg Wilhelm: Die Diktaturen und die evangelische Kirche, Vandenhoeck & Ruprecht, 2004 ISBN 3525557396, S. 290
  7. http://www.projekttheater.de/archiv/geschichte/geschichte-haus.htm

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Caffier — ist der Name folgender Personen: Lorenz Caffier (* 1954), deutscher Politiker (CDU), Landesminister in Mecklenburg Vorpommern Wolfgang Caffier (1919–2007), deutscher evangelisch lutherischer Pfarrer, CDU Bezirkstagsabgeordneter und… …   Deutsch Wikipedia

  • Lorenz Caffier — (* 24. Dezember 1954 in Weixdorf, DDR, heute Stadtteil von Dresden) ist ein deutscher Politiker (CDU) und seit 2006 Innenminister des Landes Mecklenburg Vorpommern sowie seit 2011 Stellvertreter des Ministe …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Leipzig — Diese Übersicht enthält bedeutende Persönlichkeiten, die in Leipzig geboren worden sind, unabhängig davon, ob sie dort ihren späteren Wirkungskreis hatten. Inhaltsverzeichnis 1 15. Jahrhundert 2 16. Jahrhundert 3 17. Jahrhundert 4 …   Deutsch Wikipedia

  • CDU Mecklenburg-Vorpommern — Vorsitzender Logo Lorenz Caffier   Basisdaten Gründungsdatum …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der 14. Bundesversammlung (Deutschland) — Die Vierzehnte Bundesversammlung trat am 30. Juni 2010 zusammen, um einen neuen deutschen Bundespräsidenten wählen. Im dritten Wahlgang wurde Christian Wulff gewählt. Nach dem Rücktritt Horst Köhlers am 31. Mai 2010 hatte die 14.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der 13. Bundesversammlung (Deutschland) — Die Dreizehnte Bundesversammlung trat am 23. Mai 2009 zusammen, um einen neuen deutschen Bundespräsidenten zu wählen. Bei der Wahl wurde Horst Köhler gewählt. Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 1.1 Nach Parteien 1.2 Nach Bundesländern …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Volkskammer der DDR (10. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder der Volkskammer der DDR in der 10. Wahlperiode (1990). Zusammensetzung Nach der ersten freien Volkskammerwahl 1990 setzte sich die Volkskammer wie folgt zusammen: Fraktion Beginn Ende… …   Deutsch Wikipedia

  • Christlich Demokratische Union Deutschlands — Christlich Demokratische Union Deutschlands …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Democratic Union (Germany) — Christian Democratic Union of Germany Christlich Demokratische Union Deutschlands Chairman Angela Merkel (Chancellor) Founded …   Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Landtages Mecklenburg-Vorpommern (4. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des Landtages von Mecklenburg Vorpommern in der 4. Wahlperiode vom 22. Oktober 2002 bis 2006. Die Landtagswahl fand am 22. September 2002 statt. Zusammensetzung Nach der Landtagswahl 2002… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”