- Workers’ Memorial Day
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Der Workers’ Memorial Day findet jedes Jahr am 28. April in zahlreichen Ländern statt. Es ist ein internationaler Tag des Gedenkens an Lohnarbeiter, die aufgrund von Arbeit getötet, verstümmelt, verletzt wurden oder erkrankt sind.[1]
Inhaltsverzeichnis
Situation weltweit
Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge:
- sterben jedes Jahr mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen eines Arbeitsunfalls oder von Berufskrankheiten;
- ereignen sich jedes Jahr schätzungsweise 270 Millionen Arbeitsunfälle und erkranken etwa 160 Millionen Menschen an arbeitsbedingten Krankheiten;
- töten jährlich giftige Substanzen 440.000 Arbeiter, wobei allein Asbest für etwa 100.000 Tote verantwortlich ist;
- stirbt weltweit alle 15 Sekunden ein Arbeiter, sterben 6.000 Arbeiter am Tag, wonach mehr Menschen durch Arbeit sterben als durch Kriege.[2]
Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- 2009 ereigneten sich in Deutschland rund 975.000 Arbeitsunfälle, davon 622 tödliche.[3]
- 2009 ereigneten sich in Österreich 121.979 Arbeitsunfälle, davon 180 tödliche.[4]
- 2008 ereigneten sich der Schweiz 268.000 Arbeitsunfälle[5]
Sinn und Zweck
Mit dem Workers’ Memorial Day soll die Öffentlichkeit auf arbeitsbedingte Tode, Verletzungen und Krankheiten sowie auf die Vermeidbarkeit der meisten Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten hingewiesen werden. Zudem sollen gewerkschaftliche Kampagnen und Ansätze im Kampf für Verbesserungen beim Arbeitsschutz bekannt gemacht werden. Rund um den Workers’ Memorial Day hat sich der Slogan Remember the dead - Fight for the living (Der Toten gedenken, für die Lebenden kämpfen) etabliert.[1] Obwohl der 28. April in erster Linie als Tag des Gedenkens und der internationalen Solidarität genutzt wird, wurden an ihm zuweilen auch konkrete Aktionen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes initiiert oder praktisch mit entsprechenden Kampagnen verbunden.
Wurzeln
Ins Leben gerufen wurde der Workers’ Memorial Day 1984 von der kanadischen Gewerkschaft Canadian Union of Public Employees. Der Gewerkschaftsverband Canadian Labour Congress griff die Initiative im Folgejahr auf und erklärte den 28. April zu einem jährlichen Tag des Gedenkens. Mit dem Datum wurde sich an den Jahrestag des richtungsweisenden Workers Compensation Act von 1914 angelehnt, mit dem in Kanada eine Behörde für Arbeitsschutz eingerichtet wurde. 1991 dann verabschiedete das kanadische Parlament ein Gesetz, mit dem der 28. April zu einem offiziellen Arbeitergedenktag erklärt wurde (National Day of Mourning).[1][6]
Internationale Ausbreitung
Die ersten Jahre beschränkte sich der Workers’ Memorial Day auf den nordamerikanischen Raum, verbreitete sich schließlich aber weltweit. Dabei wurde er auch in den USA 1989 als Gedenktag anerkannt. Seit 1989 organisieren ebenso Gewerkschaften in Asien und Afrika Veranstaltungen und Aktionen am 28. April. Die Hazards Campaign brachte den Tag dann 1992 nach Großbritannien und prägte den Slogan "Remember the Dead - Fight for the Living". In der Folge wurde der Tag von verschiedenen britischen Gewerkschaften übernommen. Der TUC nahm ihn 1999 in seinen Aktionskalender auf; verschiedene britische Gesundheits- und Arbeitsschutzinstitutionen fördern ihn seit 2000.[1][6] Bereits 1996 hatte der Internationale Gewerkschaftsbund den Workers’ Memorial Day übernommen und begann, jährlich bestimmte Themen an ihm zu setzen, wie etwa ein globales Verbot von Asbest.[7] 2001 erkannte schließlich auch die Internationale Arbeitsorganisation den Workers’ Memorial Day an, allerdings unter der Bezeichnung „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz", und verkündete 2002, dass der 28. April ein offizieller Tag im Kalender der UNO sein sollte.[1][6] Der Workers’ Memorial Day ist heute in zahlreichen Ländern als Gedenktag anerkannt, wie etwa in: Argentinien, Belgien, Bermuda, Brasilien, Dominikanische Republik, Großbritannien, Kanada, Luxemburg, Panama, Peru, Portugal, Spanien, Thailand, Taiwan und den USA. Gewerkschaften in weiteren Ländern, wie etwa Benin, Finnland, Malta, Nepal, Neuseeland, Rumänien, Singapur, Tschechien und Ungarn, setzen sich für eine Anerkennung durch die Regierung ein.[1][6] Heute finden am Workers’ Memorial Day Aktivitäten auf der ganzen Welt statt. Dazu gehören Kampagnen, Aufklärung am Arbeitsplatz, öffentliche Veranstaltungen, die Errichtung von Denkmälern, Kundgebungen und Demonstrationen bis hin zu vereinzelten Aktionen am Arbeitsplatz wie Streiks. Nach Angaben des IGB beteiligten sich z.B. 2009 14 Mio. Menschen in über 100 Ländern bei ca. 10.000 Aktivitäten.[8].
Workers’ Memorial Day in der BRD
Obwohl der IGB seine 305 Mitgliedsorganisationen, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund, alljährlich zur Teilnahme am Workers’ Memorial Day aufruft, wurde dieser bis 2010 nicht in Deutschland begangen, wenn auch vereinzelt DGB-Gewerkschaften Veranstaltungen zu Arbeitsschutzthemen mit Bezugnahme auf den UN-Weltttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz abgehalten haben. Ebenso ist der Workers’ Memorial Day in Deutschland kein anerkannter Gedenktag. Im Jahr 2010 rief die Basisgewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union erstmals explizit zur Beteiligung am Workers’ Memorial Day auf. Aktionen fanden u.a. in Berlin, München, Nürnberg und Köln statt.[9] Dabei stand, wie etwa in Berlin,[10] die Zeitarbeit im Fokus, wo das Aufkommen von Arbeitsunfällen und Burn-Outs überproportional hoch ist.[11] Im Jahr 2011 ruft nun mit der IG Bau auch erstmals eine DGB-Gewerkschaft explizit zum Workers’ Memorial Day auf. So soll am 28. April 2011 eine Schweigeminute in der Bauwirtschaft durchgeführt werden.[12]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Siehe Hilda Palmer, Faktenblatt des Greater Manchester Hazards Centre vom 28. April 2006 (das GMHC ist der Hazards Campaign, die dem britischen Trades Union Congress angeschlossen ist), abrufbar unter http://www.gmhazards.org.uk/WMDLft06.pdf.
- ↑ Trades Union Congress, 'Hazards at Work. Organising for Safe and Healthy Workplaces' (ISBN 1-85006-754-6); sowie: ILO, 'Facts on Safety at Work', April 2005, abrufbar unter http://www.ilo.org/public/english/bureau/inf/fact/index.htm
- ↑ Zahl der Arbeitsunfälle in Deutschland auf historischem Tief. in Stern.de (Stand 22. Februar 2011) http://www.stern.de/news2/aktuell/baua-statistiken-zahl-der-arbeitsunfaelle-in-deutschland-auf-historischem-tief-1656615.html (Abgerufen am 24. April 2011)
- ↑ Arbeitsunfälle in Statistik Austria (Stand 3. September 2010) http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/unfaelle/arbeitsunfaelle/index.html (Abgefufen am 24. April 2011)
- ↑ Das sind die gefährlichsten Hobbys der Schweizer. In Tagesanzeiger (Stand 30.Juni 2009) http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Das-sind-die-gefaehrlichsten-Hobbys-der-Schweizer/story/30316686 (Abgerufen am 24. April 2011)
- ↑ a b c d Siehe auch http://www.tuc.org.uk/h_and_s/index.cfm?mins=293
- ↑ Siehe z.B.Union Workplaces - Safer Workplaces (28. April 2006). Abgerufen am 27. April 2008.
- ↑ Siehe http://www.hazards.org/wmd/newsarchive.htm
- ↑ Siehe http://www.direkteaktion.org/199/auf-dem-altar-der-arbeit/
- ↑ Siehe http://www.youtube.com/watch?v=Pl2m4BmJoR4
- ↑ Siehe http://www.dguv.de/inhalt/praevention/gemein_strat/gda_arbeit/09_08_27_GDA_Flyer__Zeitarbeit.pdf sowie http://www.zeitarbeit-online.de/news-aktuelles/news/news-details/nachricht/2009/06/29/die-groesste-belastung-fuer-zeitarbeiter.html
- ↑ Siehe http://www.wir-bauen-fuers-leben.de/blog/?p=2261
Weblinks
Kategorien:- Gedenk- und Feiertag im April
- Geschichte der Arbeiterbewegung
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