Cinémathèque Gaumont

Cinémathèque Gaumont
Logo der Gaumont

Gaumont ist ein französischer Filmkonzern und die älteste heute noch tätige Filmproduktionsfirma der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Erste Jahre

Ein Gaumont-Wanderprojektor aus dem Jahr 1899, heute im Kinoptikum Gaspoltshofen

1895 gründete der französische Filmpionier Léon Gaumont die Firma Société L. Gaumont et compagnie, um fotografische Apparate zu bauen und zu vertreiben. Die Firma brachte 1896 den Chronophotographe Demeny-Gaumont auf den Markt, eine Apparatur, die auf dem Prinzip der Chronofotografie basierte und sowohl als Kamera, als auch als Projektor eingesetzt werden konnte.

Gaumont stieg in die Filmproduktion ein. Alice Guy-Blaché, ursprünglich Gaumonts Sekretärin, wurde ab 1897 die künstlerische Leiterin der Firma und Regisseurin fast aller bei Gaumont produzierten Filme, wobei Ferdinand Zecca ihr oft als Assistent zur Seite stand. Unter Guy-Blachés Ägide entwickelte sich erstmals ein filmischer Stil, der über das reine Abfilmen von Straßensituationen hinausging, sondern den filmischen Raum nach den Vorgaben einer Mise-en-scène strukturierte. Ihr folgten Regisseure wie Louis Feuillade, der die Fantômas-Serie für Gaumont realisierte, Jacques Feyder, Marcel L’Herbier oder Claude Autant-Lara.

Expansion

Léon Gaumont experimentierte mit den Möglichkeiten, einen Tonfilm herzustellen und erfand 1902 das Chronophon, eine Apparatur, mit der die Bilder eines Films mit dem Ton eines Plattenspielers synchronisiert werden konnten. Ab 1908 wurden so kurze Sprech- und Opernfilme produziert. 1906 gründete sich die Firma in die Société des établissements Gaumont um und expandierte enorm. Sie erbaute Filmstudios, Entwicklungslabors und Kinos. Gaumont wurde somit zum schärfsten Konkurrenten von Pathé.

1908 brachte Gaumont die Wochenschau Gaumont actualités heraus. Im gleichen Jahr veröffentlichte sie ihren ersten Zeichentrickfilm Fantasmagorie, realisiert vom Zeichner Émile Cohl. Gaumont zollte der Bewegung des Film d'Art ihren Tribut mit der von Feuillade zwischen 1911 und 1913 geschaffenen Filmreihe Das Leben, wie es ist. Kennzeichnend war ein realistischer Stil, der sich gegenüber den ansonsten überwiegend theatralischen Produktionen abhob.

Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg führte zum Niedergang der französischen Filmproduktion. Der Markt wurde zum Großteil von amerikanischen Filmen bedient. Gaumont geriet in Geldnot, worauf sich MGM einkaufte. Gaumont verlieh nun die MGM-Filme in Frankreich und zeigte diese geschäftliche Verbindung auch in ihrem neuen Namen Gaumont Metro Goldwyn an. Die Zusammenarbeit endete 1929. Léon Gaumont setzte sich zur Ruhe; seine Anteile an der Firma kauften die Société des Établissements L. Aubert und die Franco Film. Die neu entstandene Gaumont Franco Film Aubert setzte in die begonnene Arbeit fort, eigene Kinos und bauen und Filme zu produzieren, Neben des Hauptgeschäfts mit Komödien entstanden bei der Gaumont Franco Film Aubert aber auch Filmklassiker wie Jean Vigos Betragen ungenügend (1933) und Atalante (1934). Die Gesellschaft ging in Konkurs, wurde formell aufgelöst und ging 1938 in Staatseigentum über.

Neuorientierung nach dem Zweiten Weltkrieg

Unter dem Namen Société Nouvelle des Établissements Gaumont übernahm die Firma überwiegend Verleihaufgaben, bis 1961 wieder zwei neue Produktionssparten entstanden, Gaumont International und Gaumont Industrie. Nicolas Seydoux wurde 1975 neuer Haupteigner. Unter seiner Ägide wurde der Firmenname auf Gaumont reduziert und die Firma expandierte erneut. In den 1970er- und 1980er-Jahren arbeiteten viele prestigeträchtige Regisseure wie Bergman, Fellini und Visconti für Gaumont. Einen schwere Krise entstand 1983 durch hohe Verluste der Gaumont-Filiale in Rom.

Gaumont im Ausland

Das ehemalige Gaumont State Cinema in Kilburn, eröffnet 1937 und mit 4.004 Plätzen damals einer der größten Kinosäle Europas

Gaumont expandierte bereits in den 1910er-Jahren ins Ausland, unter anderem nach Russland und in die USA. In England wurde die Tochterfirma Gaumont Film Company gegründet, aus der 1927 schließlich nach der Abnabelung von der französischen Mutterfirma die Gaumont British wurde. Unter der Leitung von Michael Balcon schloss sich 1932 die Gaumont British mit der Gainsborough Pictures zusammen und brachte zum Beispiel 1934 den Dokumentarfilm Männer von Aran unter der Regie von Robert J. Flaherty heraus. Auch einige von Hitchcocks britischen Filmen, zum Beispiel 39 Stufen (1935), entstanden bei Gaumont. Nachfolger von Balcon wurde J. Arthur Rank, der sich bemühte, die inzwischen stark verschuldete Gesellschaft zu sanieren.

Gaumont heute

Die Firma gliedert sich heute in die Kinokette Gaumont, die Filmproduktion Gaumont und die 1991 gegründete Fernsehproduktion Gaumont Télévision. Filme, Videos und DVDs werden über die Gaumont Buena Vista International und die Gaumont/Columbia/Tri-Star Home Video vertrieben. Die Cinémathèque Gaumont hat sich der Restaurierung alter Filmbestände verschrieben.

Literatur

  • La Cinémathèque Française (Hrsg.): Gaumont, 90 ans de cinéma. Paris 1986.
  • François Garçon: Gaumont, un siècle de cinéma Paris 1994.

Weblinks


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