Cisano

Cisano
Bardolino
Bardolino (Italien)
DMS
Bardolino
Staat: Italien
Region: Venetien
Provinz: Verona (VR)
Koordinaten: 45° 32′ N, 10° 43′ O45.53333333333310.71666666666765Koordinaten: 45° 32′ 0″ N, 10° 43′ 0″ O
Höhe: 65 m s.l.m.
Fläche: 54,82 km²
Einwohner: 6.357 (2006)
Bevölkerungsdichte: 116 Einw./km²
Postleitzahl: 37011
Vorwahl: 045
ISTAT-Nummer: 023006
Demonym: Bardolinesi
Schutzpatron: San Nicolò
Website: Bardolino

Bardolino ist ein Ort am Gardasee in der italienischen Provinz Verona, Region Venetien, mit 6.357 Einwohnern (Stand am 31. Januar 2006).

Bardolino liegt an der Ostseite des Sees nördlich von Lazise und südlich von Garda.

Wie auch das umliegende Gebiet ist der Ort ein beliebtes Tourismus-Ziel. Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die Kirchen San Severo, San Zeno und San Colombano sowie ein Ölmuseum.

Inhaltsverzeichnis

Weinbaugebiet

Bardolino das Zentrum eines bekannten Weinbaugebiets mit gleichem Namen. Der rote Bardolino sowie der Rosé mit dem Namen „Chiaretto“ sind sehr beliebt.


Bauwerke

San Severo

Bereits 893 wurde die Kirche erwähnt. Der jetzige Bau dürfte nach dem Erdbeben von 1117 in romanischen Formen erneuert worden sein. Reste eines rund 300 Jahre älteren Vorgängerbaus aus dem 8. Jahrhundert sind noch vorhanden.

Krypta

Hinter der Ostapsis wurde eine langobardische Krypta ausgegraben. Der Bau muss, als er noch eingewölbt war, ein gedrungener, düsterer Raum gewesen sein.

Man weiß, dass diese höhlenartigen Krypten für die Langobarden die heiligsten Orte waren, denn für sie als Arianer, die Jesus nur als gottähnlich, nicht aber als gottgleich betrachteten, gab es keine auf ihn gründende Amtskirche, die sich zwischen sie und ihren Gott zu stellen hatte. In den Krypten, diesen mit geheiligten Symbolen verzierten dunklen Räumen unter dem Altar, fand ihre ganz persönliche Begegnung mit dem von ihnen gewählten höheren Wesen statt, und noch heute besitzt dieser Raum eine eigentümlich suggestive Wirkung; die übrige Kirche verschwindet nicht nur optisch, wenn man die Stufen zur Krypta hinuntersteigt. Die Angst des Papstes vor diesem ganz Italien beherrschenden Volk, das ihn nicht als Vertreter Gottes anerkennen wollte, ließ ihn schließlich die Franken ins Land rufen, deren König Karl seine langobardische Frau verstieß und deren Reich zerschlug, wofür er die Kaiserkrone erhielt.

Die etwa 300 m weiter südöstlich errichtete Kirche San Zeno ist die Kirche der Sieger, der Franken.

So wurde die langobardische Krypta zugeschüttet und über ihr entstand im 11. Jahrhundert die heutige Kirche. Inzwischen war auch das Frankenreich untergegangen, und die Langobarden waren nach einem letzten gescheiterten Versuch ihres Adels, ihr Königreich wiederzuerrichten, mit der romanischen Bevölkerung verschmolzen. Sie übernahmen deren Sprache und Lebensart, aber bereicherten deren Kunst um ihre Tradition. So entstand während der Romanik die `lombardische Kunst' Oberitaliens, die eine ihrer Eigenschaften darin besitzt, die Flächen der Wände nicht architektonisch mit Fenstern und Zwerggalerien aufzubrechen, sondern sie mit Lisenen, Rundbogen- und Schmuckfriesen gleichsam zu reliefieren, ganz in der Tradition der vollkommen unplastischen, allein vom Formenreichtum der verschlungenen Flechtbänder lebenden großen Reliefplatten der langobardischen Zeit.

Hinter diesen eigenartig belebten, massigen Kirchenfassaden entstanden weite, jedoch dunkle Innenräume, meist dreischiffig, unterteilt von lastenden Arkadenbögen auf schweren Säulen oder Pfeilern, die selten ein Gewölbe, meist einen offenen Dachstuhl trugen - das edelste Beispiel der lombardischen Romanik Italiens steht in Verona.

Fresken

Die große Besonderheit von San Severo ist der verblichene, aber weitgehend erhaltene Freskenschmuck, der aus der ersten Hälfte der 12. Jahrhunderts stammt und einst die gesamten Innenflächen bedeckte. Hier haben wir keine byzantinische Tradition vor uns, sondern eindeutig nordische Freskomalerei der Romanik, die nicht auf elegante Komposition, sondern auf lebendige erzählerische Darstellung Wert legte. So sind die einzelnen Szenen nicht getrennte, durch Umrahmungen abgegrenzte Bilder, sondern ohne Unterbrechung hinter- und ineinander gemalt. Es dominiert die zeichnerische Darstellungsweise, bei der auf die plastische Durchformung der einzelnen Figuren kein Wert gelegt wird. Lebendigkeit und Intensität der Erzählung sind entscheidend.

Szenen auf der Nordseite: Passionsszenen: Abendmahl, Herodes befragt Jesine, Pilatus vor dem Volk, der Weg zum Kalvarienberg mit Simon, der Christus hilft, das Kreuz zu tragen, und die Grablegung; darüber ist die ikonographisch kaum deutbare Darstellung einer Ritterschlacht zu sehen.

Szenen auf der Südseite: über den Aposteln sind Szenen der Apokalypse des hl. Johannes zu erkennen: Christus zwischen den sieben goldenen Kandelabern, die 24 Ältesten, der Höllenschlund, dem die Teufel entspringen, die Pferde mit dem Löwenkopf und dem Schlangenschweif, der siebenköpfige Drachen vor der die Kirche symbolisierenden Frau, dazwischen die Vision einer brennenden Stadt und der hl. Michael, der mit seinen Engeln den Kampf gegen Satan gewinnt.

In den Laibungen der Arkadebögen befinden sich prächtig verzierte Schmuckbordüren. Im linken Seitenschiff ist noch ein Freskofragment mit Christus als Erlöser zu erkennen.


San Zeno

Die Kirche - oder ein Vorgängerbau - wurde um 807 errichtet. Sie ist ein seltenes und eines der ältesten Beispiele karolingischer Baukunst in Norditalien und in ihrer ursprünglichen Form nahezu vollständig erhalten. Die Kirche wurde bereits im 13. Jh. aufgegeben.

Das Bauwerk besteht aus einem steilen Raum über einem lateinischen Kreuz mit Tonnengewölben in Haupt- und Querschiff. Wesentlich höher setzt das Kreuzgratgewölbe der Vierung an, so dass man von einem Vierungsturm sprechen kann, der auch außen deutlich in Erscheinung tritt und einen kleinen Glockenträgr besitzt. Innen sind vor die Längswände des Schiffes zwei -- konstruktiv funktionslose, nur der architektonischen Gestaltung dienende -- rundbogige Arkaden auf Säulen aus rotem Marmor gelegt, über denen die Wand aufgemauert ist, so dass sich eine zweischalige Wandstruktur ergibt. Auch die beiden östlichen Ecken der Vierung besetzen gleichartige Säülen, die hier die Mauerecken des Vierungsturmschachtes tragen. Die Kapitelle im Schiff sind grobe karolingische Arbeiten nach antiken korinthischen und ionischen Vorbildern , das südöstliche Vierungskapitell ist das Fragment eines antiken Originals aus dem 2.Jh. v. d. Z., das nordöstliche Pendant die Kopie eines solchen Stücks.

Beide Querschiffsarme besitzen eine in die Ostwand eingetiefte Apsisnische mit fragmentarisch erhaltenen Fresken („Muttergottes mit Kind und hl. Petrus“), auch an anderen Wänden und dem Vierungsgewölbe sind Reste der ehemals den ganzen Raum umfassenden Ausmalung erhalten.

Als der Frankenkönig Karl, später der Große genannt, das langobardische Reich niedergeworfen hatte, setzte er seinen Sohn Pippin als König von Italien ein und ließ ihn in Verona residieren. Mit ihm kamen die der päpstlichen katholischen Kirche besonders verpflichteten Mönchsorden, die vorher unter den papstfeindlichen Langobarden wenig Chancen hatte, zu Macht und Einfluss. Vor den Toren Veronas entstand die riesige Benediktinerabtei S. Zeno, einst eine befestigte Klosterstadt, Lieblingsaufenthalt der deutschen Könige während ihrer Romzüge zur Kaiserkrönung; dieser Abtei übertrugen König Pippin und der Veroneser Bischof Ratoldo in einer Urkunde des Jahres 807 zahlreiche Besitztümer, zu denen auch die namensgleiche Kirche in Bardolino gehörte.

Deutlich ist ein Streben nach antiker Monumentalität erkennbar: nichts ist zu spüren vom Charakter der nur wenige Jahrzehnte vorher entstandenen dunklen Intimität der langobardischen Krypta oder der Atmosphäre der gedrungenen, breit gelagerten lombardischen Kirche.

Historischer Zusammenhang

Dieses Bauwerk demonstriert eine konservative Wende in der Kunstpolitik, die unter dem Namen „karolingische Renaissance“ in die Geschichte eingegangen ist. Das ganze kunstpolitisch-ideologische Programm der die Nachfolge des römischen Imperiums beanspruchenden Frankenkönige zeigt sich in den Kapitellen jener das Langhaus flankierenden sechs gewaltigen Säulen, die eigentlich funktionslos sind. Sie tragen hauptsächlich die Kapitelle, die - weit entfernt von antiker Perfektion - den Versuch einer Nachbildung antiker Formen darstellen. Wie sollte denn auch die in den Jahren der Völkerwanderung stilistisch völlig umorientierte Steinmetzkunst Oberitaliens plötzlich wieder vollendete Werke der Antike hervorbringen, nur weil der Frankenkönig Karl der Meinung war, sein römisches Kaisertum unter anderem mit einer propagandistisch gemeinten Neuauflage der Kunst des untergegangenen Roms zu legitimieren.

Verwaltungsgliederung

Zur Gemeinde Bardolino gehören auch die Orte Cisano und Calmasino.

Literatur

  • Dewiel, Lydia L.: Lombardei und Oberitalienische Seen. Kunst und Landschaft zwischen Adda und Po. Köln 1987. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 173
  • Pippke, Walter / Ida Pallhuber: Gardasee, Verona, Trentino. Köln [1986] 4. Auflage 1989. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 37-39, Abb. 10, 16;
  • Valdez, Giuliano: Der Gardasee. Florenz 1992, S. 121
  • Zimmermanns, Klaus: Das Veneto. Verona - Vicenza - Padua. Kunst, Kultur und Landschaft Venetiens. Köln 1990. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 114;


Cisano liegt am Gardasee, von Bardolino Richtung Lazise und direkt an der Uferstraße Gardesana orientale (SS 249). Zu Fuß erreicht man über die Uferpromenade in ca. 20 Minuten den Ortskern von Bardolino und in ca. 30 Minuten Lazise. Sehenswert ist in Cisano die kleine Kirche St. Julian aus dem 8. Jahrhundert.

Fotogalerie

Weblinks



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