Council on Foreign Relations

Council on Foreign Relations

Der Council on Foreign Relations (abgekürzt CFR) (deutsch: "Rat für auswärtige Beziehungen (RAB)") der USA ist ein amerikanisches Studienzentrum zu außenpolitischen Themen mit Sitz in New York.

Gebäude des COUNCIL on FOREIGN RELATIONS in New York

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gesellschaft wurde 1921 in New York City von Edward Mandell House gegründet. Ihr wird seit ihrer Entstehung eine herausragende Funktion im Formulierungsprozess außenpolitischer Strategien zugesprochen. Eher im Hintergrund und ohne Kontrolle von außen agierend, lehnt der CFR eine ausführliche Publizierung seiner Aktivitäten ab. Ebenso einzigartig ist die Zusammensetzung dieses Clubs, welcher zu Beginn der 20er Jahre von Geschäftsleuten mit dem Ziel des Ausbaus internationaler Geschäftsverbindungen gegründet wurde. Rasch stellte diese kapitalkräftige Besetzung fest, dass ihre Versammlungen ohne eine Auseinandersetzung mit Akademikern und Mitarbeitern der Exekutive ins Leere laufen würden.

Mitglieder

Aus dieser Tradition heraus stellt die Geschäftswelt den größten Anteil der Mitglieder mit etwa 30 Prozent, gefolgt zu etwa gleichen Teilen von Mitgliedern, welche für die Regierung tätig sind – u. a. einige US-Präsidenten – und Akademikern der Elite-Universitäten und -Colleges mit je ca. 20 Prozent. Etwa 10 Prozent umfasst die Fraktion der Journalisten bzw. Personen mit gewichtigen Positionen im Verlags- und Rundfunkwesen. Die restlichen Mitglieder stehen gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen vor oder haben Spitzenpositionen in den großen Gewerkschaften inne.

Präsident des CFR ist seit 2003 Richard Nathan Haass.

Aufgaben

Die Aufgaben des CFR sind zum einen die Arbeit in den Diskussions- und Studiengruppen, zum zweiten Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, eine pro-internationalistische Außenpolitik der USA zu fördern und schließlich die Arbeit im Formulierungsprozess US-amerikanischer Außenpolitik. Gerade hierin sehen der Historiker Laurence H. Shoup und der Soziologe William Minter einen "undemokratischen Prozess" und eine "Gefahr", da das Resultat des Zusammenspiels zwischen den Regierungsverantwortlichen und den Finanzgewaltigen, nämlich Maßnahmen der amerikanischen Außenpolitik, „sich gegen das Interesse der Mehrheit des amerikanischen Volkes und der Völker dieser Welt richtete und bis heute richtet“. In einer Globalisierung, die gepaart ist mit monetärem Nationalismus ("monetary nationalism"), sieht der CFR eine gefährliche Kombination, die finanzielle Krisen und geopolitische Spannungen erzeuge. So forderte Benn Steil in der Zeitschrift Foreign Affairs, dass die Welt unerwünschte Währungen preisgeben und gegen Dollar, Euro und multinationale Währungen, die es zurzeit noch nicht gebe, ersetzen solle.[1][2]

Deutsche Redner vor der Gesellschaft

Viele deutsche Spitzenpolitiker und Manager haben in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Council on Foreign Relations gesprochen, so Helmut Kohl, Klaus Kinkel, Willy Brandt, Fritz Erler, Heinrich von Brentano, Hermann Josef Abs, Fritz Berg, Theodor Heuss, Erich Ollenhauer, Joschka Fischer.

Kritik

Die Gesellschaft wird von verschiedener Seite mit Argwohn betrachtet. In einigen rechten Kreisen wie zum Beispiel der John Birch Society steht das CFR im Zentrum von Verschwörungstheorien, die nachweisen wollen, dass hinter seiner Arbeit wahlweise der Kommunismus, das Streben nach einer neuen Weltordnung oder die Illuminaten[3] stünden.

Von linksliberaler Seite wird der Einfluss des CFR zwar ebenfalls stark bewertet, sie sehen ihn allerdings als die zentrale Schnittstelle zwischen der US-amerikanischen Außenpolitik und der gesellschaftlichen Elite. „Der Council ist das entscheidende Verbindungsglied zwischen den großen Konzernen und der Regierung“ äußerte sich der amerikanische Politologe William Domhoff 1975 gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel und stellte fest, dass „die Wichtigkeit dieser Vereinigung für das Verständnis der Grundmotive und der Grundlinien amerikanischer Weltpolitik kaum hoch genug veranschlagt werden kann“ obgleich „die allermeisten Bürger dieses Landes, das sich für das bestinformierte Gemeinwesen aller Zeiten hält, keine Ahnung von der Existenz eines solchen privaten Gremiums haben“.

Quellen

Das in New York City einzusehende Quellenmaterial lässt sich grob in drei Gruppen aufteilen:

  • die Records of Groups
  • die Records of Meetings
  • die Records of Conferences

Als wichtige und allgemein zugängliche Quelle gilt die alle zwei Monate erscheinende Publikation "Foreign Affairs", die vom CFR herausgegeben wird und die als eine der wichtigsten Zeitschriften für Außenpolitik weltweit gilt.

Einzelnachweise

  1. (engl.) Die Zeitschrift Foreign Affairs (May/June 2007) The End of National Currency (Letzter Zugriff: 25. Mai 2007)
  2. siehe Heise/Telepolis (19. August 2008) Der Klub der "Weisen Männer" (aufgerufen am 19. August 2008)
  3. vgl. conspiracyarchive.com über das CFR; publiceye.org über die John Birch Society; Des Griffin, Die Herrscher. Luzifers 5. Kolonne, C.O.D.E. Verlagsanstalt Vaduz 1980, S. 86 und 147 - 160; Robert Gaylon Ross, Who's Who of the Elite. Members of the Bilderbergs, Council on Foreign Relations, Trilateral Commission, and Skull & Bones Society, 2. Aufl., San Marcos, Texas 2000

Literatur

  • Quina von Brackenhausen: CFR, Council on Foreign Relations, Inc. Anatomie einer Elite. VZD Verlag für zeitgenössische Dokumentation, Euskirchen 1977.
  • George William Domhoff (Hrsg.): Power Elites and Organizations. Sage Publ., Newbury Park 1987, ISBN 0-8039-2680-4 (Sage Focus Editions; 82).
  • Marcus B. Klöckner: Machteliten und Elitenzirkel. Eine soziologische Auseinandersetzung. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-1332-9.
  • Carroll Quigley: Katastrophe und Hoffnung. Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit („Tragedy and Hope. A History of the World in our Time“). Perseus-Verlag, Basel 2007, ISBN 978-3-907564-42-4.
  • Holly Sklar: Trilateralism. The Trilateral Commission and elite planning for world management. South End Press, Boston, Mass. 1980, ISBN 0-89608-103-6.
  • Michael Wala: The Council on Foreign Relations and American foreign policy in the early Cold War. Berghahn Books, Providence, RI 1994, ISBN 1-571-81003-X.

Siehe auch

Weblinks


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