- Der Student von Prag (1913)
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Filmdaten Originaltitel Der Student von Prag Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1913 Länge 85 Minuten Stab Regie Hanns Heinz Ewers, Stellan Rye Drehbuch Hanns Heinz Ewers (Exposé) Produktion Deutsche Bioscop GmbH Musik Josef Weiss Kamera Guido Seeber Besetzung - Paul Wegener: Balduin, ein Student
- Lyda Salmonova: Lyduschka, ein Zigeunermädchen
- Grete Berger: Komtesse Margit
- Lothar Körner: Graf Schwarzenberg, ihr Vater
- Fritz Weidemann: Baron Waldis-Schwarzenberg
- John Gottowt: Scapinelli
Der Student von Prag ist ein deutscher Spielfilm (Stummfilm) von Hanns Heinz Ewers aus dem Jahr 1913. Er gilt als der weltweit erste Autorenfilm und Kunstfilm.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Prag um 1820. Der arme Student Balduin verkauft sein Spiegelbild für 100.000 Gulden an den Scharlatan Scapinelli, um mit diesem Geld am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können und seinen sozialen Stand zu erhöhen. Der Aufstieg gelingt ihm und er verliebt sich in die Komtesse Margit; ein in ihn verliebtes Zigeunermädchen verschmäht er. Sein Spiegelbild begleitet ihn ständig und steht seinem freien Agieren im Weg. Es kommt zu einem Streit mit dem Baron Waldis und einer Duellforderung. Waldis soll Margit nach dem Willen ihres Vaters heiraten, weshalb jener Balduin - als bester Fechter von Prag bekannt - bittet, Waldis zu verschonen.
Balduin kommt zu spät zum Duell und findet seinen Duellgegner bereits getötet. Entgegen seiner Zusage trat Balduins Spiegelbild für ihn an und war siegreich. Durch diesen Wortbruch entehrt, verliert Balduin Margits Liebe, seine gesellschaftliche Achtung und wird gemieden. Er wird von seinem „anderen Ich“ verfolgt und schießt schließlich in seiner Verzweiflung auf seinen Doppelgänger. Balduin hat sich selbst getötet und Scapinelli triumphiert.
Anmerkungen
Der Student von Prag hatte am 22. August 1913 im Berliner Mozartsaal Premiere. Die Bauten und Kostüme wurden von Klaus Richter und Rochus Gliese entworfen und von Robert A. Dietrich ausgeführt. Die Geschichte steht in der Tradition der deutschen Romantik. Der Film wurde im Juni 1913 in den Bioscop-Studios in Neubabelsberg, sowie vor und im Hradschin, Schloss Belvedere, Palais Fürstenberg und Lobkowitz gedreht.[1]
Die Doppelbelichtungsaufnahmen von Guido Seeber gelten als bedeutender Schritt zur Loslösung des deutschen Films vom Theater hin zu einem filmspezifischen Ausdruck[2]. Gemeinsam mit Rye, Seeber und Gliese schuf Ewers den ersten Kunstfilm, der keine nach dem französischen Vorbild des Film d'Art verfilmte bekannte literarische Vorlage hatte, sondern allein aufgrund seiner filmischen Stilmittel wie Dekor, Bildgestaltung, Belichtung und Schauspiel künstlerische Bedeutung erlangte[3].
Prof. Josef Weiss schrieb für diesen Film die weltweit erste originale Filmmusik für einen abendfüllenden Spielfilm.
Die 10 Minuten kürzere englischsprachige "Export-Fassung" des Films ("The Student of Prague or A Bargain with Satan") wurde ab 1913 in vielen Ländern gezeigt.
1926 wurde die deutsche Originalfassung von 1913 verstümmelt, umgeschnitten und mit zusätzlichen Zwischentiteln versehen ("Glombeck-Fassung") erneut ins Kino gebracht.
Die Geschichte wurde 1926 von Henrik Galeen unter Mitarbeit von Ewers als Stummfilm (mit Conrad Veidt in der Hauptrolle) und 1935 unautorisiert von Arthur Robison als Tonfilm neu verfilmt.
Auf Basis der Verfilmungen von 1913 und 1926 wurde der Stoff von Leonard Langheinrich-Anthos als Erzählung und von Heinrich Noeren als Musikdrama bearbeitet, beides 1930 von Ewers herausgegeben.[4]
1987/1988 rekonstruierte und restaurierte Dr. Wilfried Kugel im Auftrag des Filminstituts Düsseldorf mit Förderung durch das Land NRW und die UNESCO die deutsche Originalfassung der Verfilmung von 1913.[5]
Literatur
- Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910–1930 (= Goldmann Magnum. Citadel-Filmbücher 10212). Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X.
- Günther Dahlke, Günther Karl (Hrsg.): Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer. Henschel, Berlin 1988, ISBN 3-89487-009-5.
- Helmut H. Diederichs: Der Student von Prag. Einführung und Protokoll (= Focus-Film-Texte 2). FOCUS, Stuttgart 1985, ISBN 3-924098-02-6.
- Hans Günther Pflaum: Ins eigene Herz. Paul Wegeners „Student von Prag“ 1913. In: Peter Buchka (Hrsg.): Deutsche Augenblicke. Eine Bilderfolge zu einer Typologie des Films (= „Off“-Texte 1). Belleville, München 1996, ISBN 3-923646-49-6, S. 20f. (S. 21: Szenenbild), (zuerst in: SZ, 1995).
Quellen
- ↑ Der Student von Prag bei film-zeit.de
- ↑ Der Student von Prag bei 35Millimeter.de
- ↑ Rudolf Freund in Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933, S. 18 f.
- ↑ Der Student von Prag - Mit 8 Bildern aus den [beiden] gleichnamigen Filmen - Eine Idee von Hanns Heinz Ewers. Enthält ein Geleitwort von Ewers, Dr. Langheinrich-Anthos: Der Student von Prag, Novelle nach d. Film von H. H. Ewers und Heinrich Noeren: Der Student von Prag, Dramatische Dichtung für Musik nach dem Film von H. H. Ewers.
- ↑ Die Rekonstruktion des Stummfilms DER STUDENT VON PRAG (Deutsche Bioscop GmbH, Berlin 1913) Vortrag beim UNESCO-Symposium über Filmrestaurierung, Düsseldorf, 1.-4. September 1988, abgedruckt in: „Der Student von Prag. Programm.”, Filminstitut Düsseldorf 1988, pp.7-15; „Filmrestaurierung. Ein Werk von Kulturdetektiven” (Hrsg. Kultusminister des Landes NRW / Filminstitut der Landeshauptstadt Düsseldorf), Düsseldorf 1988, pp.37-40
Weblinks
- Der Student von Prag in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Der Student von Prag (1913) in der Online-Filmdatenbank
- Der Student von Prag bei Filmportal.de
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