- Neubabelsberg
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Neubabelsberg ist eine zu Potsdam-Babelsberg gehörende und um 1900 entstandene Villen-Siedlung süd-westlich der Berliner Ortslage Kohlhasenbrück, die sich vom S-Bahnhof Griebnitzsee entlang des Griebnitzsees bis nahe an das Schloss Babelsberg erstreckt. Zunächst war Neubabelsberg Siedlungsgebiet wohlhabender Berliner, später auch von Filmschauspielern wie Marika Rökk, Sybille Schmitz, Lilian Harvey, Willy Fritsch oder Brigitte Horney, die die Nähe zu den Filmstudios in Babelsberg schätzten. Hier findet sich auch das ehemalige Gästehaus der UFA, das während der Dreharbeiten unter anderem Heinz Rühmann, Marlene Dietrich und Hans Albers beherbergte. Die Architekten Ludwig Mies van der Rohe, Hermann Muthesius und Alfred Grenander bauten in Neubabelsberg mehrere Villen, das Architekturbüro Peter Behrens mit seinen Mitarbeitern Walter Gropius, Adolf Meyer und Le Corbusier plante hier. Von 1898 bis 1920 befand sich in Neubabelsberg die Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen, eine Forschungseinrichtung der deutschen Rüstungsindustrie.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden viele jüdische Neubabelsberger zur Emigration genötigt. Die durch Emigration frei werdenden Häuser wurden unter Wert verkauft oder von nationalsozialistischen Organisationen genutzt. So wurde beispielsweise aus der Villa des vertriebenen UFA-Regisseurs Alfred Zeisler das Wohnhaus von Marika Rökk und Georg Jacoby, in der Villa des jüdischen Bankiers Jacob Goldschmidt wurde eine Reichsführerinnenschule eingerichtet. Im Januar 1943 wurden von der Gestapo die letzten Neubabelsberger Juden aus einem Siechen- und Altenheim in ein Konzentrationslager deportiert. Lediglich Otto Liebknecht, der Bruder Karl Liebknechts, blieb mit seiner jüdischen Frau bis zum Kriegsende 1945 von einer Deportation verschont.
Während der Potsdamer Konferenz 1945 wohnten in Neubabelsberg die Verhandlungsführer Winston Churchill, Josef Stalin und Harry Truman. Die Villen, in denen die drei Staatsmänner zu dieser Zeit wohnten, werden heute noch häufig nach ihnen benannt. Die ‚Churchill-Villa‘ wurde durch den berühmten Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg erbaut. In der ‚Truman-Villa‘ ist heute die Friedrich-Naumann-Stiftung untergebracht. In ihr wurde auch der Befehl für den Atombombenabwurf auf Nagasaki erteilt. Die ‚Stalin-Villa‘ wurde ebenfalls kurz vor dem Ersten Weltkrieg von dem schwedischen Architekten Alfred Grenander erbaut. Der heutige S-Bahnhof wurde 1862 für die Erschließung der Siedlung Neubabelsberg errichtet. Er hieß ursprünglich Neubabelsberg, wurde 1938 in Babelsberg-Ufastadt umbenannt und heißt seit 1949 Griebnitzsee.
Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde Neubabelsberg vom Griebnitzsee durch Grenzanlagen am Ufer abgeschnitten. Der Bahnhof Griebnitzsee wurde zu einem stark abgeschirmten Grenzbahnhof. Nach Gründung der DEFA wurden einige Gebäude in Neubabelsberg von der Hochschule für Film- und Fernsehen genutzt.
Heute sind die Eigentumsverhältnisse einiger Neubabelsberger Villen immer noch ungeklärt. Bei den geklärten Fällen fanden häufig Rückübertragungen statt, die dazu führten, dass die Häuser verkauft und die dort Wohnenden wegziehen mussten. Manche Gebäude stehen daher leer, die dazugehörigen Gärten sind verwildert. Umstritten sind insbesondere die Durchgangsrechte am Ufer des Griebnitzsees, zu denen sich auch eine Bürgerinitiative organisiert hat.
Literatur
- Ingo Krüger: Steinstücken Neubabelsberg Spaziergänge; Pharus, Berlin 2009, ISBN 386514165X
- Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen, Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7.
- Ulrich Damerau: Vom Jagdschloss Stern über Neubabelsberg zur Glienicker Brücke; Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-6047-8.
- Jana Galinowski: Landhäuser und Villen in Potsdam – Band 1: Neubabelsberg und Griebnitzsee; Aschenbeck Verlag, Delmenhorst 2004, ISBN 978-3-932292-46-0.
- Christa und Johannes Jankowiak: Babelsberg – Ein Ortsteil Potsdams, Stapp Verlag, 2. Aufl., Berlin 1999, ISBN 3-87776-933-0.
- Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V. (Hrsg.): Neuendorf – Nowawes – Babelsberg • Stationen eines Stadtteils; Geiger Verlag, 3. Aufl., Horb am Neckar 2008, ISBN 978-3-89570-653-0.
Weblinks
- Ausführliche Darstellung der historischen Entwicklung Neubabelsbergs
- Stalin, Stars und Stasi
- Bilder der Villen
52.4014513.112558333333Koordinaten: 52° 24′ N, 13° 7′ OKategorien:- Stadtteil (Potsdam)
- Villenkolonie
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