Der Überfall

Der Überfall
Filmdaten
Originaltitel Der Überfall
Produktionsland Österreich
Originalsprache Österreichisches Deutsch
Erscheinungsjahr 2000
Länge 84 Minuten
Stab
Regie Florian Flicker
Drehbuch Susanne Freund und Florian Flicker
Produktion Helmut Grasser, Allegro Film
Musik Sam Auinger, Hannes Strobl
Kamera Helmut Pirnat
Besetzung

Der Überfall ist ein österreichischer Spielfilm aus dem Jahr 2000, in dem es um einen Überfall auf eine Schneiderei geht, der zu einem perfiden Machtkampf zwischen Räuber, Schneider und einem anwesenden Kunden ausartet.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Andreas Berger (Roland Düringer) ist geschieden und arbeitslos. Finanziell steht er vor einer hoffnungslosen Situation: Er kann weder die Alimente an seine Ex-Frau bezahlen, noch seinem Sohn ein Geburtstagsgeschenk kaufen. In seiner Not plant er, als Clown verkleidet, Samstag morgens einen Überfall auf eine Mondo-Filiale. Bevor er die Waffe zieht, bekommt er jedoch Panik und läuft schnell in eine kleine, altmodisch wirkende Schneiderei neben dem Supermarkt. Dort trifft er auf den Inhaber, Herrn Böckel (Joachim Bißmeier), den er mit gezogener Waffe überfällt. Im Nebenraum sitzt dessen Kunde, Herr Kopper (Josef Hader), ein herzkranker Hypochonder, der zunächst glaubt, dass er unentdeckt bleiben könne.

Doch der Räuber Berger kann mit der mickrigen Beute von einigen hundert Schilling nicht fliehen: Vor der Schneiderei postiert sich ein Aufgebot der Polizei. Zufällig ist gegenüber die Mondo-Filiale überfallen worden - Andreas Berger nimmt zunächst an, die Beamten seien seinetwegen gekommen und beschließt, vorerst mit seinen beiden Geiseln in der Schneiderei zu bleiben.

Ein Großteil des Films spielt in nur einem Zimmer - dem Arbeitsraum der Schneiderei. Der Regisseur Flicker hat seinen Film so beschrieben: "Je länger der Nachmittag dauert, umso instinktiver, umso irrationaler handeln die drei, in brutalen wie in liebevollen Momenten. Jeder von ihnen ist in seiner Hilflosigkeit und Sturheit eine Tragödie in sich."[1]

Bald wird klar, dass der Räuber Berger mit der Situation völlig überfordert ist. Er ist alles andere als der harte Kerl, den er darzustellen versucht. Gerade mit dem kränklichen Kunden Herrn Kopper (der wegen einer Herzkrankheit mehrmals Atemnot-Anfälle erleidet) scheint er großes Verständnis und Mitleid zu haben. So kann er ihm auch den Wunsch nicht abschlagen, ihn loszubinden. Doch die Geiseln sind nicht fähig, zusammenzuarbeiten - sie scheinen sich nach ihrer langjährigen Geschäftsbeziehung abgrundtief zu hassen. Während Berger auf der Suche nach mehr Geld ist, fordert der gefesselte Böckel seinen Kunden auf, mit dem Handy die Polizei zu rufen. Doch dieser lügt und behauptet, der Akku sei leer. Als das Handy später läutet, erkennt Böckel die Lüge. Als plötzlich eine junge Frau vor der Tür steht und in die Schneiderei will, erzählt Kopper, der alte Schneider Böckel würde sich Prostituierte ins Geschäft kommen lassen. Zunehmend verhöhnen sich die beiden Geiseln gegenseitig.

Als Berger nach langem Bitten auch den Schneider von seinen Fesseln befreit, stürzt sich dieser auf ihn und schlägt ihn fast bewusstlos. Da greift die zweite Geisel ein: Kopper nimmt die Pistole und bedroht den Schneider. Den Räuber fordert er auf, schnell mit dem Geld zu verschwinden. Die Rache des Schneiders an seiner Geisel: Er versucht, Berger gegen Kopper aufzuhetzen, da dieser viel Geld bei sich habe. Tatsächlich übergibt Kopper dem Räuber einen kleinen Betrag, weist aber darauf hin, dass er das Geld ohnehin beim Schneider Böckel ausgegeben hätte - dass Berger das Geld also eigentlich von Böckel stehle.

Nachdem die Polizei endlich vom gegenüberliegenden Haus abzieht, könnte der Räuber die Schneiderei eigentlich verlassen. Nach zahlreichen Streitereien und Solidarisierungen zwischen den dreien, nach einem Handgemenge und Kämpfen um die Schusswaffe, die mehrmals den Besitzer gewechselt hat, verabschiedet sich Andreas Berger schließlich freundlich von seinen zwei Geiseln und wünscht ihnen alles Gute.

Doch die Geiseln wollen sich inzwischen gegenseitig nur noch mehr schaden: Kopper fordert den Räuber auf, gemeinsam mit Böckel zur Bank zu gehen und Geld vom Konto des Schneiders abzuheben. Berger lässt sich dazu überreden und zwingt Böckel, mit ihm zur Bank zu gehen - während Kopper in der Schneiderei warten soll.

Während Böckel sich am Bankschalter 5000 Schilling ausbezahlen lässt, steht der Räuber mit roter Perücke und einer Faschingsbrille auf dem Gesicht hinter ihm. Er trägt den langen schwarzen Mantel von Kopper, dem ihm dieser für den Gang zur Bank geliehen hat. Als das Handy von Kopper im Mantel läutet, wird Berger nervös. Offenbar bemerkt nun auch das Kind einer Bankkundin, dass er eine Pistole in der Hand hält. Berger bekommt Panik, zieht die Waffe, ruft "Überfall!" und flüchtet mit dem weit mehr Geld als den 5000 Schilling aus der Bank. Vor der Bank kommt es zu einem Handgemenge zwischen Berger und Böckel, wobei es diesem gelingt den größten Teil des Geldes selbst einzustecken. Berger kommt in Panik, da sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und gibt sich mit einem Teil des Geldes zufrieden und flüchtet.

Er kehrt alleine zur Schneiderei zurück, um Kopper seinen Mantel wiederzugeben. Die beiden verabschieden sich voneinander. Kopper spaziert danach in der Dämmerung durch die Straßen. Als er in seinem Mantel die Perücke und die Faschingsbrille des Räubers findet, setzt er sie als Schutz gegen die Kälte auf. Als er durch Zufall an der gerade überfallenen Bank vorbei kommt, halten ihn Polizisten für den Räuber und bedrohen ihn. Kopper bekommt Atemnot, greift in seine Tasche, um seinen Asthma-Spray zu suchen. Ein Polizist glaubt, er wolle eine Pistole aus der Tasche ziehen, und erschießt Kopper.

Böckel gibt gegenüber den Polizisten an, dass es sich bei dem toten Kopper um den Räuber handelt.

Kritiken

Die österreichische Zeitung Kurier schrieb in einer Rezension am 28. September 2000 (Seite 37): "Das doppelbödige Falsche erweist sich im Wienerischen oft gewinnbringender als sechs Richtige. Die falsche Freundlichkeit. Die falsche Bescheidenheit. Der falsche Zeitpunkt am falschen Ort. In diesem Triumph dreier grandioser Tragikomiker - Roland Düringer, Josef Hader, Joachim Bißmeier - sind diese Falschheiten ebenso ein- wie niederträchtig auf engstem Raum versammelt."

Die Wiener Zeitung (28. September 2000, Seite 9) nannte den Film ein „künstlerisches Wunder“: „Zwei Kabarettisten und ein Schauspieler vereinten sich zu einer grandiosen Teamleistung. Und sind dabei auch noch jeder für sich darstellerisch atemberaubend. Ein österreichischer Film von - in jeder Beziehung - bester Qualität.

Die Neue Zürcher Zeitung schrieb am 23. März .2001 (S. 68): „Es wird geschrien, geheult, gespuckt und gehustet, gewürgt, gekotzt und geblutet, dass es eine Art hat. Und die Kamera schwankt dabei in fast schon vorauseilendem Gehorsam durch den engen Raum, alle Bewegungen und auch alle hervorbrechenden Gefühle einfangend, so gnadenlos, wie das eben nur ein Kameraauge kann.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte den Film am 23. Januar 2001 (S. 47) ein „irrwitziges Kammerspiel. Die Zwangsgemeinschaft, die da durch fatale Umstände bei einem Raubüberfall Täter und Opfer verbindet, fördert komisch ambivalente Spontanreaktionen zutage, die eine lange Vorgeschichte verraten.

Auszeichnungen

Weblinks

Belege

  1. zitiert nach Die Presse, 3. August 2000, Seite 22
  2. Der Standard, 14. August 2000, Seite 13
  3. Liste der Preisträger, Max Ophüls Preis (PDF)

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