Deutsche Kinderhilfe

Deutsche Kinderhilfe

Die Deutsche Kinderhilfe (DKH, vormals: Deutsche Kinderhilfe Direkt) ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, der laut eigenen Angaben bundesweit Projekte für hilfsbedürftige Kinder und Familien fördert.[1]

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit

Der Verein betreibt nach eigenen Angaben Lobbyarbeit für Kinder, unter anderem durch sachverständige Begleitung von Gesetzgebungsverfahren, und Projektarbeit.

Die Deutsche Kinderhilfe konzentriert sich in ihrer Arbeit eher auf Themen, die in der öffentlichen Diskussion stehen, wie Kindesmissbrauch, Verwahrlosung und sexuelle Gewalt gegen Kinder, und weniger auf Fragen des Sozialrechts oder Fachdebatten. Sie spricht gezielt prominente Politiker auf die Übernahme einer Schirmherrschaft oder Patenschaft über kleinere Projekte und Wohltätigkeitsveranstaltungen an. Ihre Ziele wie Pflicht-Ernährungskurse gegen Fettleibigkeit und erzwungene Hausbesuche durch Jugendämter gegen Verwahrlosung stehen insgesamt für eine Linie der Politik der starken Hand des Staates; sie unterstützt Positionen der CDU.[2] Der Verein ist in beratender Funktion für den Bundesvorstand der CDU und den Runden Tisch des Bundesfamilienministeriums tätig.[3][2]

Geschichte

Der im Januar 2000 in Ostwestfalen gegründete Verein hat 8 Landesverbände in Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.[4] 2006 geriet der Landesverband Nordrhein-Westfalen in die Kritik und gab aufgrund einer sammlungsrechtlichern Prüfung in Rheinland-Pfalz seine Gemeinnützigkeit auf und änderte seine Satzung.[5] Der nicht gemeinnützige Landesverband NRW ist nach eigenen Angeben für die Öffentlichkeitsarbeit und die Kampagnen der Deutschen Kinderhilfe zuständig.[6] Für 2007 hatte der Bundesverband nach eigenen Angaben Einnahmen von einer Million Euro,[7] 2008 nach der veröffentlichen Bilanz knapp 800.000 Euro Einnahmen.[8]

Auszeichnungen

Die Projektarbeit der Deutschen Kinderhilfe wurde u.a. mit dem Preis „Freiheit und Verantwortung“ der gleichnamigen Initiative für das Projekt Kidsklinik,[9] Deutschland - Land der Ideen[10] für KidSwing oder dem Familienherz der BKK-VBU[11] ebenfalls für das Frühförderprogramm ausgezeichnet.

Kontroversen

Auseinandersetzung mit dem Deutschen Spendenrat

Der Deutsche Spendenrat (DSR) hat die Deutsche Kinderhilfe im Juni 2008 ausgeschlossen.[12] Zuvor war der Umgang der Kinderhilfe mit Spenden als intransparent kritisiert worden.[13] Der von der Welt dabei zitierte Vereinsrechtsexperte Rechtsanwalt Weber hat seine in diesen Artikeln erhobenen Vorwürfe, der Verein sei aus Profitstreben gegründet worden, zurückgenommen, nachdem er „im Rahmen eines Mandats einen Beratungsauftrag seitens des Vereins Deutsche Kinderhilfe“ erhalten hatte.[14] Die Deutsche Kinderhilfe hat die Kritik an ihren wirtschaftlichen Strukturen zurückgewiesen.[15] Der immense Druck der Öffentlichkeit habe nach eigenen Angaben zu keinerlei Veränderung an den Strukturen geführt.

Debatte um Sperrung von Internetseiten

Mediale Aufmerksamkeit bekam die Deutsche Kinderhilfe vor allem auch während der kontroversen Debatte um das geplante Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen im Jahr 2009. Der Verein unterstützt die Pläne der Bundesregierung aktiv, wonach die Internetdienstanbieter verpflichtet werden sollen, kinderpornografische Webseiten auf Basis einer geheimen, durch das Bundeskriminalamt erstellten Liste zu sperren. Dabei wurde der Deutschen Kinderhilfe von mehreren Bürgerrechtsorganisationen wie dem Chaos Computer Club,[16] dem FoeBuD,[17] aber auch der Kinderschutzorganisation CareChild[18] vorgeworfen, populistische Politik zu betreiben und manipulative Meinungsumfragen durchzuführen.[19] Es gab zu dem Thema zwei Umfragen, die bei Infratest Dimap in Auftrag gegeben wurden. In einem Interview in der Zeit behauptet der Geschäftsführer Richard Hilmer, dass ein Widerspruch nicht zu sehen sei.[20][21]

Kritiker der Internet-Zensurmaßnahmen sahen sich zudem von einer Unterschriftenaktion der Deutschen Kinderhilfe diffamiert, die als Reaktion auf eine erfolgreiche Online-Petition gegen das Gesetz initiiert worden war.[22]

Im Mai wurde der Inhalt der Homepage der Deutschen Kinderhilfe von Unbekannten durch einen ablehnenden Text zur geplanten Sperrung von Internetseiten ersetzt.[23]

Der Deutsche Ärztetag verabschiedete nach Angaben des Vereins auf seine Initiative hin am 22. Mai 2009 einen Beschluss zur Unterstützung der Gesetzesinitiative zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen.[24][25] Obwohl die bezeichnende Begründung des Antrags[26] von vier Delegierten auf die Deutsche Kinderhilfe als Urheber schließen lässt, enthält dieser aber keinerlei Hinweise auf den Verein.

Einzelnachweise

  1. Projekte – Webseite der Deutschen Kinderhilfe
  2. a b Bettina Winsemann: Freunde, auf die Frau sich verlassen kann. In: Telepolis. 20. August 2010.
  3. Markus Kurth: Gut im Geschäft. In: der Freitag. 9. Juni 2009
  4. Konzept der Deutschen Kinderhilfe
  5. Geschäfte unter dem Mantel der guten Taten? – Artikel bei Welt Online, von Kristian Frigelj, vom 6. April 2008
  6. Website der „Deutschen Kinderhilfe“
  7. Deutsche Kinderhilfe: dpa-Meldung von n-tv.de (PDF)
  8. http://www.kinderhilfe.de/DKH_Bilanz_komplett_2008.pdf und http://www.kinderhilfe.de/Testat_Bilanz_DKH_2008.pdf
  9. Internetpräsenz der Initiative „Freiheit und Verantwortung“
  10. Internetpräsenz „Deutschland – Land der Ideen“
  11. Internetpräsenz „Familienherz von der BKK-VBU
  12. Deutscher Spendenrat schließt Kinderhilfe aus – Pressemitteilung des Deutschen Spendenrates, vom 4. Juni 2008; dpa Meldung via ntv: "Stolpersteine aus dem Glashaus"dpa-Meldung von n-tv.de (PDF)
  13. Schwere Vorwürfe gegen Deutsche Kinderhilfe – Artikel bei Welt Online, von Kristian Frigelj, vom 10. März 2008
  14. Kiristian Frigelj: Von der Vergangenheit eingeholt, Die Welt am 4. Mai 2008
  15. Claus Meyer: Frei von politischen Einflüssen, „Haller Kreisblatt“, 12. Januar 2009
  16. Von Laien zensiert: Deine Stimme gegen Internetzensur! Pressemitteilung des Chaos Computer Club vom 18. Mai 2009
  17. Deutsche Kinderhilfe: Dubioser Verein sammelt Unterschriften für Internet-Sperren FoeBuD vom 18. Mai 2009
  18. Internetzensur: getürkte Umfrage der "Deutsche Kinderhilfe e.V." widerlegt Pressemitteilung CareChild vom 20. Mai 2009
  19. Mehr als 90% gegen Sperrung von Internetseiten Die Zeit vom 20. Mai 2009
  20. Kai Biermann: Jeder Schritt gegen Kinderpornographie wird begrüßt, Die Zeit Nr. 22/2009 vom 22. Mai 2009
  21. Frank Patalong: Hauptsache, es passiert was, Spiegel Online, 23. Mai 2009
  22. PR-Schlacht um Kinderporno-Sperren Handelsblatt vom 14. Mai 2009
  23. Johannes Boie: Angriff auf Kinderhilfe, Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2009
  24. Meldung der „Deutschen Kinderhilfe“
  25. Daniel Schlicht: Deutsche Kinderhilfe kämpft um Deutungshoheit, Die Zeit Nr. 22/2009 vom 25. Mai 2009
  26. Antrag mit Begründung

Weblinks


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