- Die Goldene Sieben
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Die Goldene Sieben war ein bekanntes deutsches Tanz- und Unterhaltungsorchester in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Geschichte
Die zunächst siebenköpfige Formation wurde mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung der Nationalsozialisten in Berlin 1934 ins Leben gerufen. Um deutsche Liebhaber des von den NS-Machthabern als „entartet“ verunglimpften anglo-amerikanischen Jazz vom Hören ausländischer Sender abzuhalten, sollte Die Goldene Sieben nach dem Willen des Regimes „deutschen Jazz“ oder „moderne deutsche Tanzmusik“ im Sinne melodischer, rhythmisch eingängiger Stücke spielen. Gründer waren der Gitarrist Harold M. Kirchstein (alias Henri René) und der Pianist Willi Stech, als NSDAP-Mitglied zuvor Hauspianist und Programmgestalter im Berliner Deutschlandsender.
Die Mitglieder der Goldenen Sieben rekrutierten sich aus Berliner Spitzenorchestern wie dem von Hans Bund. Mehrere Solisten, darunter Adalbert Luczkowski, Kurt Hohenberger, Franz Thon, Willy Berking, Eddie Brunner und Freddie Brocksieper machten nach ihrer Zeit bei der Goldenen Sieben Karriere als Orchesterleiter. In wechselnder Besetzung spielten in der Formation weiterhin unter anderem Erhard Kraus, Georg Haentzschel, Rudi Wegener, Ernst Höllerhagen und Waldemar (Waldi) Luczkowski. Als Studio-Orchester, dessen Aufnahmen der Rundfunk sendete, wurde Die Goldene Sieben mit internationalen und deutschen Kompositionen schnell zu einem der populärsten Unterhaltungsorchester des Dritten Reichs. Bekannte Sänger wie Rudi Schuricke und Peter Igelhoff nahmen mit dem zeitweise bis auf 14 Musiker anwachsenden Ensemble Schallplatten auf. Hinzu kamen Tonfilmproduktionen. Kirchstein schrieb 1936 die Musik zu „Verräter“; 1937 folgten „Menschen ohne Vaterland“ und „Togger“.
Der Versuch, mit der Goldenen Sieben einen konformen „deutschen Jazz“ zu schaffen, scheiterte jedoch. Die Formation überschritt die ihr von Propagandaminister Joseph Goebbels und der Reichskulturkammer gesetzten engen musikalischen Grenzen. Ihr Stil wurde nach Ansicht der Zensoren rasch „zu swingend“ und zu „hot“. Nach mehreren Verweisen und Sendeverboten verfügte Goebbels 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs das (fast) endgültige Aus. Trotzdem entstanden im April und Mai 1940 noch einige Mitschnitte von Rundfunksendungen, die auf Platten erhalten sind (auf Matrizen ab RRG 58257 ist z.B. eine Sendung aus Bremen erhalten, teilweise (22 Min 30) veröffentlicht auf der Hans-Buchholz-CD "Schlagerschätze aus dem Deutschen Rundfunkarchiv", Koch 323578 G 1 ).
Aufnahmen auf Electrola-Schallplatten (Auswahl)
- Die Musik spielt ganz leise, Refraingesang Die Metropol-Vocalisten (1936)
- Ich Wollt Ich Wär Ein Huhn (1936, Jazz-Version des Schlagers von Willi Fritsch aus demselben Jahr)
- Chirokko aus dem Film „Togger“ (1937)
- St. Louis Blues (1937)
- Capriolen. Fox aus dem gleichnamigen Film, Refraingesang Peter Igelhoff (1937)
- Swingin' the Jinx away (Cole Porter) (1937)
- T'aint no use (Lane)(1937)
- Rhythmus der Freude (There's an new world, Jimmy Kennedy) (1937)
- Weil der D-Zug-Führer heute Hochzeit macht. Fox aus dem Film „Kleiner Mann ganz groß“ (1938)
- Oh! Aha!, Refraingesang Rudi-Schuricke-Terzett (1939)
Siehe auch
Kategorien:- Orchester (Berlin)
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