- Die Nürnberger Reise
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Die Nürnberger Reise sind Erinnerungen von Hermann Hesse, die 1927 in Berlin bei S. Fischer erschienen.
Hesse berichtet über eine Lesereise vom Tessin aus nach Ulm, Augsburg und Nürnberg mit Unterwegsaufenthalten in Locarno, Tuttlingen, Blaubeuren und München.
Die Reise in den süddeutschen Herbst dauert zwei Monate. Zunächst setzt Hesse auseinander, dass es nicht leicht für einen Dichter ist, Termine - wie Auftritte vor großem Publikum - einzuhalten. Wochen, ja manchmal Monate lauere er malend, spazierend oder aber auf dem Sofa liegend auf den Musenkuss. Die Musenankunft könne doch gerade mit einem dieser verflixten Lesetermine koinzidieren. Außerdem artikuliert Hesse im Text mehrfach seinen unüberwindlichen Widerwillen gegen Auspuffgase ausstoßende Maschinen in größeren Städten. Er leidet unter solchen Hervorbringungen der Neuzeit. Doch er wird davon nicht schwermütig, sondern erträgt das Leben mit Humor. Hesse kennt den Beweggrund des Humoristen - sein Staunen darüber, daß dieses jämmerliche Leben trotzdem so schön und köstlich sein kann.
Bereits in Locarno bemerkt er eine angenehme Seite des verteufelten Reisens. Hesse bekommt keine Post.
In Tuttlingen genießt er bei Mondschein die heimatlichen Fachwerkgiebel und besinnt sich seines törichten Lebens und einsamen Alterns. Der Gang durch die Heiligtümer seiner Jugend lässt Hesse für eine Weile den würgenden Lebensekel überwinden und das Leben ertragen, lieben, ja sogar preisen. Er zählt seine Lieblinge auf. Angefangen von Goethe bis Mozart lebten sie allesamt vor 1850. Seine Gereiztheit vor der ersten Lesung beherrscht er mit Mühe. Einerseits will er nicht lesen, will nach Hause und andererseits gesteht er seine Eitelkeit. Hesse möchte kein Verlierer sein.
Dabei läuft es dann in Ulm und auch in Augsburg unerwartet gut. Überall am Wege warten Bekannte auf ihn, die ihn einladen. Das Lebendigste inmitten des vorherrschenden mittelalterlichen Flairs sind ihm die Toten: Hölderlin, Mörike. Das sind für ihn die Unsterblichen. Hesse bezeichnet diese, deren Werke die nüchterne Welt schön und möglich machten, als Schöpfer aus Not, nicht aus Glück, Baumeister aus Ekel gegen die Wirklichkeit. Beeindruckt ist er nicht von der Fuggerpracht, sondern eher von scheinbar Nebensächlichem - von einem betenden Mann, von einer Bäuerin in Tracht.
Schließlich kommt Nürnberg - die große Enttäuschung. Die Stadt liegt für den sonnenverwöhnten bahnreisenden Südländer einfach zu nördlich - bald so nördlich wie Leipzig, Dresden, Spitzbergen oder der Nordpol. Darüber können auch das Dürerhaus dicht unter der Burg, St. Lorenz und die freundlichen Nürnberger nicht hinwegtäuschen. Dann die Auspuffgase dieser verfluchten Maschinen. Hesse flüchtet mit dem Schnellzug zu Thomas Mann nach München. In ganz wenigen Sätzen wird der honorige Gastgeber treffend skizziert. Der zweite und letzte Münchener Höhepunkt auf Hermann Hesses Reise ist der Besuch einer Aufführung mit dem unvergessenen Karl Valentin. Eine wildfremde Frau aus dem Publikum legt sich mit den Ellenbogen auf Hesses Schultern. Der Dichter dreht sich um. Sie ist nicht in ihn verliebt. Es ist nur das besessene Lachen.
Des ungeachtet forscht Hesse unnachgiebig nach der Ursache seines Krankseins. Er habe wahrscheinlich versäumt, sich der Wirklichkeit anzupassen.
Literatur
- Erstausgabe
- Hermann Hesse: Die Nürnberger Reise. S. Fischer Verlag 1927. 124 Seiten. Einband-Illustration von Hans Meid
- Ausgaben
- Hermann Hesse: Die Nürnberger Reise. Suhrkamp Taschenbücher 227. 84 Seiten. 13. Aufl. 14. Oktober 2002, ISBN 978-3-518-36727-8
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