Eine Stunde hinter Mitternacht

Eine Stunde hinter Mitternacht
Hermann Hesse

Eine Stunde hinter Mitternacht sind Erzählungen von Hermann Hesse, die, 1897 bis 1899 in Tübingen entstanden, im Sommer 1899 bei Eugen Diederichs in Leipzig erschienen [1]. In diesem seinen ersten Buch schreibt Hesse über seine Träume.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Inseltraum

Das Traumeiland, auf dem der Dichter nach tagelanger, kräftezehrender Ruderbootfahrt übers "feindliche Meer" ermattet landet, ist eine mit "wildem Gehölz" bewachsene Insel, durch deren "überhängende Bäume ein braun-grünes Licht" sinkt. Der Ankömmling lässt den Urwald hinter sich und trifft in einem Garten unter "edlen Gruppen alter Bäume" auf "eine hohe Frau", die ihn in "fürstlich-hohem Ton" anspricht. Die Königin wundert sich, dass der kleinmütige Dichter "den beschwerlichen Weg gefunden hat". Mit der Zeit kommt dem Dichter manches Gesicht der Damen aus dem Gefolge der Königin bekannt vor. Frau Gertrud ist darunter. Sie begleitet den Leser durch das ganze Buch. Der Genüsse sind etliche auf der Insel. Außer der o.g. "wehen Lust des Wiedersehens" genießt der Dichter die "Gesänge auserwählter Waldvögel", ergötzt sich am Werk des Perikles, Sokrates, Phidias, Homer und Ariost. "Der süße" Biss in "die reifste Frucht" erfrischt den tapferen Ruderer "bis ins Mark".

Albumblatt für Elise

Die Fee Elise gleitet "über den ausgespannten Teppich" der "jugendlichsten Glücksträume" des Dichters "wie eine lind bewegte Musik".

Das Fest des Königs

Der junge Prinz erkundigt sich bei seinem Freund, dem neapolitanischen Sänger, nach dem Schönsten in der Welt. Der Sänger weiß Antwort: "Ein Weib von höchster Geburt und adligem Herzen". Die Königin ist gemeint, die Mutter des Prinzen, um die es schließlich Mord und Totschlag gibt. Was soll's - "ein Künstler bedarf der Frauen".

Gespräch mit dem Stummen

Ein neidischer Geiger mordet seinen Freund, den anderen Geiger und dessen Lied. Als darauf der Mörder mit dem toten Lied auftritt, spielt das Opfer, noch "das Messer in der Brust", mit. Die irritierte Menge sieht den Toten nicht, hört aber "zweie geigen".

An Frau Gertrud

In jener Skizze, die Rilke so schätzte, spricht Hesse "sorgfältig und reich".[2] Von einer Verstorbenen ist die Rede, die gegenwärtig ist wie das Strahlen eines verschollenen Sterns. Sterne sind für Hesse "die obersten Sinnbilder der Ewigkeit". Die "Gespräche ohne Worte" führt der Dichter "mit Sternen und Frauen", weil beide die geheimnisvollsten Wesen sind. Die Fähigkeiten dieses Poeten sind unerhört geworden. Ohne ihn können die Sterne nicht mehr auf- und untergehen.

Wörter und Wendungen

  • die lassen [müden, matten] Vers-Takte[3]
  • das jache Lachen[4]

Selbstzeugnisse

  • Hesse nennt sein Prosa-Debüt 1926 "unpersönlich und inhaltslos".[5]
  • 1941 wendet sich der Dichter seinem Prosa-Erstling wieder zu und stellt ihn auf eine Stufe mit dem Lauscher und dem Camenzind.[6]

Rezeption

Briefwechsel

Seit November 1897 stand Hesse mit der norddeutschen Dichterin Helene Voigt im Briefwechsel. Die Braut und spätere Gattin des Verlegers Diederichs hat wohl für Hesse ein gutes Wort eingelegt.[1]

Literatur

Quelle
Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. a b Michels S.668
  2. Michels S.670
  3. Michels S.191
  4. Michels S.196
  5. Michels S.668, aus einen Brief an Hugo Ball
  6. Michels S.171
  7. Michels S.170
  8. Michels S.669
  9. Sprengel S.387

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Siddhartha. Eine indische Dichtung — Buddhastatue am Niederrhein. Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat, gerade für einen Deutschen. Henry Miller über Hesses Siddhartha [1] Siddhartha. Eine indische Dichtung ist eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Sinclair — Hermann Hesse in Rüschlikon im April 1926[1] Hesse in Rüschlikon (1927) …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Giebenrath — Unterm Rad ist eine Erzählung von Hermann Hesse, die 1906 erschien. Ursprünglich wurde sie von Hermann Hesse als Roman bezeichnet. In Unterm Rad wird das Schicksal eines begabten Jugendlichen erzählt, der von ihn überfordernden Lehrern zugrunde… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Hesse — in Rüschlikon im April 1926[1] …   Deutsch Wikipedia

  • Klingsors letzter Sommer — Gegend am Luganersee, Schauplatz der Erzählung Klingsors letzter Sommer ist eine Erzählung des deutsch schweizerischen Schriftstellers Hermann Hesse von 1919/20. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Narziss und Goldmund — Narziß und Goldmund ist eine Erzählung von Hermann Hesse und wurde von ihm im Jahre 1930 veröffentlicht. (ISBN 3518398717) Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 2 Interpretationen 2.1 Die Annäherung an die Vollkommenheit von Narziß und Goldmund …   Deutsch Wikipedia

  • Morgenlandfahrt — Titel der Erstausgabe von 1932 Die Morgenlandfahrt ist eine Erzählung von Hermann Hesse aus dem Jahre 1932. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Harry Haller — Der Steppenwolf ist ein 1927 erschienener Roman von Hermann Hesse. Der Steppenwolf ist die Geschichte einer tiefen seelischen Erkrankung der Hauptfigur Harry Haller, eines Alter Egos Hermann Hesses. Haller leidet an einer Spaltung seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Kastalien — Das Glasperlenspiel. Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften ist ein Roman von Hermann Hesse, der 1931 begonnen und 1943 im Verlag Fretz Wasmuth, Zürich, veröffentlicht wurde und das… …   Deutsch Wikipedia

  • Gertrud (Roman) — Gertrud ist ein Roman von Hermann Hesse, erschienen 1910. Der Musiker Kuhn liebt die schöne Gertrud Imthor, kann aber nicht mehr als ihr Freund sein. Hermann Hesse im Jahr 1925 Handlung Als Musikstudent stellt Kuhn der hübschen Liddy nach. Das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”