Die lustige Witwe (1925)

Die lustige Witwe (1925)
Filmdaten
Deutscher Titel Die lustige Witwe
Originaltitel The Merry Widow
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1925
Länge 117 Minuten
Stab
Regie Erich von Stroheim
Drehbuch Erich von Stroheim, Benjamin Glazer
Produktion Erich von Stroheim, Irving Thalberg
Kamera Oliver T. Marsh, William H. Daniels
Schnitt Frank E. Hull
Besetzung

Die lustige Witwe (The Merry Widow) von 1925 ist die Verfilmung der gleichnamigen Operette Die lustige Witwe von Franz Lehar durch Erich von Stroheim.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Prinz Danilo verliebt sich in die Tänzerin Sally O'Hara und möchte sie heiraten. Aus Standesgründen hintertreibt die Königsfamilie und vor allem Danilos Cousin, Kronprinz Mirko, der selbst eine Auge auf Sally geworfen hat, erfolgreich dieses Vorhaben. Enttäuscht heiratet Sally den reichsten Mann des Landes, den alten und verkrüppelten Baron Sadoja. Dieser stirbt jedoch bereits in der Hochzeitsnacht an einem Herzversagen.

Sally vergnügt sich mit ihrem ererbten Vermögen in Paris und ist nun allseits als „Die lustige Witwe“ bekannt. Mirko und Danilo reisen ihr nach, der erste hauptsächlich um die Sadoja-Millionen zurück ins Land zu holen, der zweite, weil er Sally immer noch liebt. Der geckenhhafte und hinterlistige Mirko treibt seine Intrigen soweit, dass Danilo ihn niederschlägt, was ein Duell zur Folge hat. Dabei wird Danilo niedergeschossen und schwer verletzt. Sally pflegt ihn. In der Zwischenzeit wird der Thronfolger Mirko bei einem Racheakt erschossen. Als dessen Vater, König Nikita, kurz darauf stirbt, können Danilo und Sally heiraten und werden zum neuen Königspaar.

Hintergrund

Irving Thalberg, der in seiner Eigenschaft als Produzent und Studiochef schon zuvor mit Stroheims unkonventionellen und kostspieligen Methoden als Regisseur konfrontiert war und ihn 1922 mitten in den Dreharbeiten zu Rummelplatz des Lebens entlassen hatte, griff für Die lustige Witwe trotzdem wieder auf ihn zurück, da er befand, dies sei ein geeigneter Stoff für Stroheim.

Stroheim verfasste ein Drehbuch, das nur noch das Grundmuster der Operette beinhaltete und bearbeitete den Stoff so, dass aus der leichten Komödie eine Satire auf menschliche Verhaltensweisen und sexuelle Obsessionen wurde. Stroheim teilte die Figur des Danilo in zwei Charaktere, in die des freundlichen und umgänglichen Danilo und in die des hinterhältigen, arroganten und blasierten Kronprinzen Mirko. Aus der armen Bauerntochter Sonja machte er Sally O'Hara, eine bekannte amerikanische Tänzerin.

Stroheim lehnte das Starsystem ab, aber das MGM-Studio zwang ihn, Mae Murray, damals ein großer Star des neuen Studios, und John Gilbert mit den Hauptrollen zu besetzen. Für die männliche Hauptrolle hatte Stroheim Norman Kerry vorgesehen. Murray bestand aber auf Gilbert und drohte mit Vertragsauflösung.

Die Rolle des Kronprinzen Mirko hatte Stroheim sich selbst zugedacht, aber Thalberg verhinderte dieses Vorhaben und verpflichtete den bis dahin eher unbekannten Darsteller Roy d'Arcy. Törichte Frauen, in dem Stroheim sowohl als Regisseur wie auch als Darsteller agiert hatte, war Thalberg eine Lehre gewesen.

Mae Murray und von Stroheim kamen überhaupt nicht miteinander aus. Beide lieferten sich das, was ein Kritiker als "zwölf Wochen eruptiver Temperamtentsausbrüche" bezeichnete.

Die Auseinandersetzungen bei den Dreharbeiten gipfelten angeblich darin, dass MGM-Präsident Louis B. Mayer, bei dem sich Mae Murray beschwert hatte, Stroheim mit einem Faustschlag niederstreckte und ihn aus dem Studio warf, weil Stroheim Sally, die Rolle, die Mae Murray spielte, im Drehbuch als Hure angelegt hatte und sich weigerte, dies zu ändern. Man beauftragte den Regisseur Monta Bell mit der Fortsetzung der Dreharbeiten. Die Studioangestellten und die meisten Schauspieler weigerten sich, unter diesen Umständen weiter zu arbeiten und deshalb sah sich MGM veranlasst, Stroheim den Film beenden zu lassen.

Irving Thalberg, der Stroheim von den gemeinsamen Tagen bei Universal kannte, bemängelte, dass der Charakter des Baron Sadoja auf der Leinwand sehr auf Schuhe und Füße fixiert sei und Stroheim viele Filmmeter (englisch: footage) für diese Obessession verbraucht habe. Stroheim meinte, die intensive Darstellung sei nötig: He has a foot fetish. Thalberg erwiderte lapidar: And you have a footage fetish.

Auch Die lustige Witwe wurde - wie fast alle anderen Filme Stroheims - gekürzt. Die ausgedehnten Orgienszenen der Prinzen und Offiziere mit Prostituierten aller Schattierungen wurden fast vollständig entfernt. Ein beträchtlicher Teil der Verführungsszenen zwischen Danilo und Sally fiel der Zensur zum Opfer. Von der Hochzeitsnacht von Sadoja mit Sally blieben nur wenige Bilder erhalten. Stroheims Drehbuch endete nach dem Duell der Prinzen und Danilo erlag in dieser Fassung seinen Schussverletzungen. Das Happy End wurde Stroheim angeblich aufgezwungen.

In verschiedenen Ländern sorgte Stroheims Version der beliebten Operette für zusätzlichen Unmut. Im damaligen Königreich Montenegro, das im Film "Monte Blanco" genannt wird, protestierte der reale Danilo von Montenegro gegen den Film, weil er in verschiedenen Figuren Anspielungen auf die Königsfamilie zu erkennen glaubte. Das bewirkte, dass der Film in Deutschland, Jugoslawien und Italien, deren Fürstenhäuser mit denen von Montenegro verwandtschaftlich verbunden waren, verboten wurde.

Die lustige Witwe war an der Kinokasse der übrigen Länder trotz aller Probleme sehr erfolgreich und galt als einer der besten Filme des Jahres 1925. Für John Gilbert war der Film ein weiterer Erfolg. Neben The Big Parade aus demselben Jahr festigte dies sein Image als romantischem Leinwandheld beträchtlich. Die Darstellung der Sally O'Hara von Mae Murray gilt als ihre einzige von künstlerischer Bedeutung. Die lustige Witwe war Stroheims größter kommerzieller Erfolg. Von den Einspielergebnissen profitierte Stroheim aber nicht: MGM erreichte durch einige juristische Winkelzüge, dass Stroheim seine vertraglich zugesicherte 25-prozentige Beteiligung am Gewinn des Films für die angeblichen Verluste seines vorherigen Films Greed abgezogen wurde. [1]

Stroheim selbst äußerte sich in späteren Jahren zumeist sehr negativ über diesen Film und meinte bei einer Retrospektive in den 1950er Jahren, der einzige Grund, warum er diesen "Schmutz" gedreht habe sei gewesen, dass er eine Familie zu ernähren gehabt habe:

“Als ich sah, wie Greed, ein Film, in den ich wirklich meine ganze Seele gelegt hatte, verstümmelt wurde, verzichtete ich darauf, Filme zu drehen, die wahre Kunst sein sollten, und machte Filme, wie sie jetzt hergestellt werden. Der Erfolg von The Merry Widow bewies, das so etwas dem Publikum gefällt; ich bin aber weit davon entfernt, stolz darauf zu sein. Ich war gezwungen, den Realismus ganz aufzugeben. Und wenn Sie mich fragen, warum ich trotzdem einen solchen Film gedreht habe, schäme ich mich nicht, Ihnen den wahren Grund einzugestehen: Ich habe eine Familie zu ernähren.”[2]

Die lustige Witwe wurde noch mehrfach verfilmt. Die bekannteste Version neben derjenigen von Stroheim dürfte diejenige von Ernst Lubitsch aus den Jahr 1934 sein. In dieser Fassung, die sich genauer an Lehars Vorlage hielt, spielten Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald die Hauptrollen.

Einzelnachweise

  1. Richard Koszarski: Von: The Life and Films of Erich Von Stroheim. Limelight Editions, 2001 ISBN 0-879-109548 S.172 - 173
  2. Jacobsen, Belach, Grob (Hrsg): Erich von Stroheim, Aargon 1994, ISBN 3-87024-263-9 S.109

Literatur

  • Weinberg, Herman G.: Stroheim: a pictorial record of his nine films, Dover Publications, NY, 1975, ISBN 0-4862-2723-5 (englisch)

Weblinks


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