Die wunderbare Rettung

Die wunderbare Rettung
Filmdaten
Deutscher Titel Die wunderbare Rettung
Originaltitel Strange Cargo
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1940
Länge 114 Minuten
Stab
Regie Frank Borzage
Drehbuch Lawrence Hazard,
Lesser Samuels
Produktion Joseph L. Mankiewicz / MGM
Musik Franz Waxman
Kamera Robert H. Planck
Besetzung

Die wunderbare Rettung (OT: Strange Cargo) ist ein US-amerikanisches Melodram und der letzte von acht Filmen, die Joan Crawford und Clark Gable seit 1931 gemeinsam drehten. Im Gesamtwerk von Frank Borzage gilt der Film mit seinen religiösen Untertönen als besonders typisches Beispiel für die metaphysische Leitidee des Regisseurs.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film schildert die dramatische Flucht von acht Häftlingen und der Prostituierten Julie aus einer Sträflingskolonie in Französisch-Guayana. Unter der Leitung von Moll, eine brutalen Killer, begibt sich die Gruppe auf eine gefährliche Reise durch den Dschungel und über das Meer. Cambreau ist ein geheimnisvoller Mann, der die Gruppe wieder und wieder aus schier ausweglosen Situationen rettet und gleichzeitig Zuversicht auf eine bessere Zukunft ohne Verbrechen und Betrügereien verbreitet. Allmählich bekennen sich einzelne Mitglieder der Gruppe zu ihren Vergehen. Am Schluss der Reise wird auch für Verne, der bislang zynisch und abgebrüht war, deutlich, dass auch er Vergebung für seine Sünden braucht. Er bekennt sich offen zum christlichen Glauben und geht für seine Verfehlungen ins Gefängnis. Julie, die sich in Verne verliebt hat, verspricht auf ihn zu warten.

Hintergrund

Die Karriere von Joan Crawford war seit Ende der 1930er in einer langfristigen Abschwungphase. Auftritte in aufwändig produzierten Konversationsstücken wie The Last of Mrs. Cheyney und Brennendes Feuer der Leidenschaft lockten die Fans dauerhaft zurück in die Kinos. Erst der Auftritt in Die Frauen brachte 1939 eine Wendung zum Positiven. Crawford trat vermehrt in dramatischen Rollen und bekam zunehmend wieder positiven Kritiken.

Die wunderbare Rettung bildete die dritte Zusammenarbeit von Crawford und Frank Borzage. Sein Film Mannequin hatte der Schauspielerin einen der größten Hits ihre Karriere gegeben. Brennendes Feuer der Leidenschaft, ebenfalls von 1938, die ambitionierte Verfilmung eines Bühnenstücks, erwies sich jedoch als Reinfall. Die Rolle der Julie bedeutete eine radikale Abkehr vom bisherigen Image der Schauspielerin als gut gekleidete Dame der besseren Gesellschaft. Statt etlicher Kostümwechsel und ständig neuer Frisuren spielte Joan Crawford die Rolle mit nur einem Ensemble und fast ganz ohne Make-Up. Betrug das Budget von Gilbert Adrian mitunter über $ 50.000, beschränkten sich Gesamtausgaben für Crawfords Garderobe in diesem Fall auf $ 40 für drei Exemplare eines Kleides, welche die Schauspielerin selber im Kaufhaus von der Stange erwarb.

Die Dreharbeiten waren überschatten von den Unstimmigkeiten zwischen Crawford und Gable um das Top-Billing, also die Frage, welcher Name zuerst auf den Kinoplakaten genannt werden würde. In den vorherigen sieben Filmen wurde stets Crawford das Recht zugestanden. Ihr Vertrag sicherte ihr diesen Status auch für Die wunderbare Rettung zu. Allerdings waren ihre letzten Filme kommerziell wenig erfolgreich, während Gable auf eine Reihe höchst lukrativer Produktionen verweisen konnte, darunter Vom Winde verweht. Am Ende musste Louis B. Mayer den eskalierenden Konflikt entscheiden. In einem Kompromiss bekam Gable Top-Billing in sämtlichen Printmedien, während Crawfords Name auf sämtlichen Filmkopien im Vor- und Abspann zuerst genannt wurde. Die beiden Schauspieler drehten nie wieder zusammen.

Die Schauspielerin war stolz auf das Erreichte:

Clark und ich boten unsere beste gemeinsame Leistung in "Strange Cargo". Wir waren schon immer sehr vertraut, manches Mal auch zu vertraut, doch wir kannten uns und die Chemie war immer noch da und das hat zum Feuer auf der Leiwand beigetragen. Wir hatten gute Rollen, die Art, bei der die Kritiker schreiben, [man sei] "ganz darin aufgegangen". Die Handlung war gut, das Drehbuch exzellent und Frank Borzage ließ uns freien Lauf. Und Junge, wir sind gelaufen. Ich erinnere mich -- es war am zweiten Tag des Drehs. Wir probten gerade eine wichtige Szene, die ganz am Anfang des Films kam, und plötzlich sagte Clark, "Joan, was auch immer Du willst, ich tue es. Du bist eine Schauspielerin geworden und ich bin imme noch Clark Gable." Ich glaube, er unterschätzte sich, aber das war der Lauf der Dinge.
Clark and I did our best work together in "Strange Cargo." We had always been close, sometimes too close, but now we knew each other as mature persons and the chemistry was still there and it added to the fire. We both had good parts, the kind the critics call "fully realized." The story line was strong and the screenplay was splendid and Frank Borzage let us take it and run. And baby, we ran. I remember--it was the second day of shooting. We were rehearsing one of the big scenes that came early in the picture, and all of a sudden Clark said, "Joan, whatever you want to do, whatever you want me to do, that's the way it is. You've become an actress and I'm still Clark Gable." I think he underestimated himself, but that's the way it played.

Probleme mit der Zensur

Der Film, der sich eng an den Roman Not Too Narrow, Not Too Deep von Richard Sale hielt, geriet in massive Probleme mit dem Zensor. Das Studio wurde angewiesen, im Drehbuch die Darstellung von Sexualität und Gewalt auf eine verträgliches Maß zu reduzieren. Darüber hinaus gab es intensiven Druck von der katholischen Kirche und der ihr zugeordneten Catholic Legion of Decency, die sich an der Rolle von Ian Hunter störte. Die Legion bewertete den Film schließlich mit einem ein "condemned". Er war damit als unzumutbar für ein erwachsenes Publikum eingeordnet, die schwerste Missbilligung dieser Laieneinrichtung. In der Begründung lautete der Vorwurf, der Film billige:

a naturalistic concept of religion contrary to the teachings of Christ, irreverent use of Scripture, and lustful complications.

Der Film durfte in verschiedenen Städten wie Detroit, Boston und Providence aufgrund der Entscheidung der örtlichen Zensurbehörden nicht zur Aufführung gelangen. Der Bundesstaat Rhode Island verbot die Aufführung aufgrund der offenen Darstellung von Sexualität komplett.

Kritiken

Die Kritiken waren teilweise durchwachsen. Etliche Rezensenten bemängelten die Länge des Films und die nicht immer gelungene Mischung aus Abenteuerfilm und christlicher Erweckungsgeschichte. Uneingeschränktes Lob gab es jedoch für Joan Crawford und ihre Darstellung.

Begeistert äußerte sich Film Daily:

Die Schauspieler sind hochklassig und Joan Crawford gibt ihre bislang beste Darstellung.
The acting is high-grade with Joan Crawford giving her best performance to date.

Sehr angetan zeigte sich Variety:

Miss Crawford hat eine gute Rolle als verhärtetes Mädchen aus der Tanzhalle, die sich in einen Verurteilten verliebt. Die Rolle ist eine Abkehr von den bisherigen Charakteren, die sie in den letzten Jahren gespielt hat und erinnert an die frühere Arbeit, die sie damals populär gemacht hat. Obwohl der Film seine Fehler aufweist, wird die Crawford-Rolle dem Studio einen Hinweis geben, wie man ihre Talent künftig besser nutzen kann.
Miss Crawford is provided with a particularly meaty role as the hardened dance-hall gal who falls hard for the tough convict. Role is a departure from those handed her during past several years by her studio, and reminiscent of her earlier work that carried her to popularity originally. Although the picture has its many deficiencies, the Crawford characterization will give studio execs idea of proper casting of her talents for the future.

Kinoauswertung

Der Film kam am 3. Januar 1940 in den nationalen Verleih. Mit Produktionskosten von $ 1.252.000 war es eine ausgesprochene Prestigeproduktion. Die Einnahmen in den USA betrugen $ 1.311.000, zu denen noch weitere $ 603.000 aus dem Ausland kamen. Mit einem Gesamteinspielergebnis von $ 1.924.000 war der Film leidlich erfolgreich an der Kinokasse, wies am Ende jedoch nur einen mageren Gewinn in Höhe von $ 21.000 auf.

Quellen und verwendete Literatur

  • Roy Newquist (Hrsg.): Conversations with Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1980, ISBN 0-8065-0720-9
  • Lawrence J. Quirk: The Complete Films of Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1988, ISBN 0-8065-1078-1
  • Lawrence J. Quirk, William Schoell: Joan Crawford. The Essential Biography. University Press, Lexington, KY. 2002, ISBN 0-8131-2254-6
  • Alexander Walker: Joan Crawford. The Ultimate Star. Weidenfeld & Nicolson, London 1983, ISBN 0-297-78216-9

Weblinks


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