Dieter Kuhn

Dieter Kuhn

Dieter Kuhn (* 1946) ist ein deutscher Sinologe, Fachautor und Professor am Lehrstuhl für Sinologie an der Universität Würzburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Dieter Kuhn machte zunächst eine Ausbildung als Textilbetriebswirt und studierte dann Chinesische Sprache und Chinesische Kultur. Ende der 1970er-Jahre war er das erste Mal in dem damals noch sehr verschlossenen China.

1988 wurde er an den Lehrstuhl für Sinologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg berufen, der Teil des Instituts für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens – Sinologie ist.[1] Unter den etwa vierzig Professorinnen und Professoren an den etwa zwanzig deutschsprachigen Instituten für Sinologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz gehört er mit mehr als zwanzig Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit zu den langjährigsten Lehrstuhlinhabern.[2]

Kuhn wurde unter anderem durch seinen Beitrag zu Joseph Needhams (Hrsg.) Science and Civilisation in China, Cambridge 1988, international bekannt und gilt als einer der „renommiertesten Fachleute(n) textiler Technologien“ der Seidenherstellung und -verarbeitung.[3] Außer seiner Lehrtätigkeit initiierte und führte er bedeutende Forschungsprojekte durch, die unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden.[4] Darüber hinaus veranstaltete er internationale Fachkonferenzen, wie zum Beispiel im November 1999 zum Thema „Die Gegenwart des Altertums“.[5]

Mitte der 1990er-Jahre richtete Kuhn gemeinsam mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Würzburger Universität am Institut für Sinologie das anfängliche Pilotprojekt und heutige Studienelement „Chinesisch für Wirtschaftswissenschaftler“ ein, in dem unter anderen Grundkenntnisse der modernen chinesischen Sprache und der speziellen Terminologie des Wirtschaftslebens vermittelt werden und das Hörern aller Fakultäten offensteht.[6] Anfang der 2000er-Jahre initiierte und entwickelte er den bundesweit bislang einzigartigen Studiengang „Modern China“ an der Universität Würzburg, der seinen Fokus auf wirtschaftsbezogene Themen richtet sowie ein Auslandssemester an der Peking-Universität beinhaltet.[7]

Kuhn betätigt sich auch als Fachautor und veröffentlichte bislang zahlreiche Fachbeiträge und Fachbücher zu geschichtlichen, kulturgeschichtlichen und wirtschaftlichen Themen Chinas. Dabei fanden insbesondere seine Beiträge zur chinesischen Technikgeschichte international Anerkennung.

Arbeitsgebiete

Kuhns Arbeitsgebiete in Lehre und Forschung sind:[8]

  • die vormoderne und moderne Geschichte Chinas: Geschichte des 20. Jahrhunderts / Geschichte der Song–Dynastie (960–1279)
  • Kulturgeschichte: Dokumente der materiellen Kultur aller Epochen / Textquellen unter besonderer Berücksichtigung archäologischer Zeugnisse / Untersuchung der Wahrnehmung des chinesischen Altertums in der chinesischen Zivilisation
  • Geschichte der Technologie: Probleme der technologischen Entwicklung Chinas und des Technologietransfers / Textiltechnologie

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • als Hrsg., mit Ina Asim: Chinas goldenes Zeitalter. Die Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) und das kulturelle Erbe der Seidenstrasse. Edition Braus, Heidelberg 1993, ISBN 3-89466-069-4. (Ausstellungskatalog; Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, 2. August bis 21. November 1993. Eine Ausstellung der Kultur und Projekte Dortmund GmbH und des Initiativkreises Ruhrgebiet in Zusammenarbeit mit der Auslandsgesellschaft für Archäologische Ausstellungen der Provinz Shaanxi, Xi’an, Volksrepublik China.)
  • als Hrsg.: Burial in Song China. Edition Forum, Heidelberg 1994, ISBN 3-927943-09-6.
  • als Hrsg., mit Ina Asim: Beamtentum und Wirtschaftspolitik in der Song-Dynastie. Edition Forum, Heidelberg 1995, ISBN 3-927943-11-8.
  • A place for the dead. An archaeological documentary on graves and tombs of the Song dynasty (960–1279). Edition Forum, Heidelberg 1996, ISBN 3-927943-15-0. (englisch)
  • Die Kunst des Grabbaus. Kuppelgräber der Liao-Zeit (907–1125). Edition Forum, Heidelberg 1997, ISBN 3-927943-16-9.
  • How the Qidan reshaped the tradition of the Chinese dome-shaped tomb. Edition Forum, Heidelberg 1998, ISBN 3-927943-18-5. (englisch)
  • Der Zweite Weltkrieg in China. Duncker u. Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-09731-9.
  • mit Angelika Ning und Hongxia Shi: Markt China. Grundwissen zur erfolgreichen Marktöffnung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München u. a. 2001, ISBN 3-486-25595-9.
  • mit Helga Stahl (Hrsg.): Die Gegenwart des Altertums. Formen und Funktionen des Altertumsbezugs in den Hochkulturen der Alten Welt. Edition Forum, Heidelberg 2001, ISBN 3-927943-22-3.
  • mit Dagmar Schäfer: Weaving an economic pattern in Ming times (1368–1644). The production of silk weaves in the state-owned silk workshops. Edition Forum, Heidelberg 2002, ISBN 3-927943-23-1. (englisch)
  • mit Helga Stahl (Hrsg.): Perceptions of Antiquity in Chinese Civilization. Edition Forum, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-927943-29-2. (englisch)
  • Chinese Baskets and Mats. Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-03351-3. (englisch)
  • Die Song-Dynastie, 960 bis 1279: Eine neue Gesellschaft im Spiegel ihrer Kultur. Acta Humaniora, Weinheim 1987, ISBN 3-527-17562-8.
  • Zur Entwicklung der Webstuhltechnologie im alten China. kommentierte Übersetzung der entsprechenden Kapitel der Geschichte der chinesischen Textilwissenschaft und Textiltechnik. Das Altertum, Zhongguo fangzhi kexue jishu shi (gudai bufen), Edition Forum, Heidelberg 1990, ISBN 3-927943-01-0.
  • mit Helga Stahl: Annotated Bibliography to the Shike-shiliao-xinbian, Shike-shiliao-xinbian, (New edition of historical materials carved on stone). Edition Forum, Heidelberg 1991, ISBN 3-927943-04-5. (englisch)
  • als Hrsg.: Arbeitsmaterialien aus chinesischen Ausgrabungsberichten (1988 - 1991) zu Gräbern aus der Han- bis Tang-Zeit. Edition Forum, Heidelberg 1992, ISBN 3-927943-06-1.
  • Die Republik China von 1912 bis 1937: Entwurf für eine politische Ereignisgeschichte. Edition Forum, Heidelberg 1992, ISBN 3-927943-25-8.
  • Age of Confucian Rule: The Song Transformation of China. Harvard University Press, 2009, ISBN 978-0-674-03146-3. (englisch)
  • Kuhn ist Herausgeber der Reihe Würzburger Sinologische Schriften, die seit 1990 erscheint.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sinologie in Würzburg, Informationen auf der Webseite der Universität Würzburg (abgerufen am 8. Februar 2009).
  2. Professorinnen, Professoren und Institute der deutschsprachigen Sinologie (1945-2007), Ausarbeitung des Instituts für Sinologie, Universität Heidelberg, Stand: 17. November 2007 (abgerufen am 9. Februar 2009).
  3. Vorträge am ISO >>WS 2004/05, Vortragsverzeichnis des Instituts für Sinologie und Ostasienkunde (ISO) der Universität Münster (abgerufen am 9. Februar 2009).
  4. Kunstgeschichte Ostasien / Forschungsprojekte >>Würzburg, Universität – Institut für Sinologie, Mitteilungsblatt vom September 1996, auf www.fluktor.de (abgerufen am 9. Februar 2009).
  5. DFG unterstützt Kongresse und Tagungen >>18.-20. November 1999 in Würzburg, Pressemitteilung der DFG vom 15. Oktober 1999 (abgerufen am 9. Februar 2009).
  6. Erfolgreich Chinesisch gelernt, Pressemitteilung vom 6. März 2001, auf www.uni-protokolle.de (abgerufen am 9. Februar 2009).
  7. Neue Märkte locken in Fernost. Die Uni Würzburg startet den Studiengang „Modern China“, Bericht im Manager Magazin vom 26. Juni 2002 (abgerufen am 8. Februar 2009).
  8. Lehre & Forschung, Mitarbeiter: >>Prof. Dr. Dieter Kuhn - Arbeitsgebiete in Lehre und Forschung, Informationen auf der Webseite der Universität Würzburg (abgerufen am 9. Februar 2009).

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