- Dorfkirche Paretz
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Die evangelische Dorfkirche in Paretz bei Potsdam stammt in ihren Grundmauern aus dem 12. Jahrhundert und stellt ein kirchenbauliches Kleinod im Havelland dar.
Inhaltsverzeichnis
Bau und Baugeschichte
Ursprung der Kirche
Im Jahre 1197 schenkte Markgraf Otto II. von Brandenburg die Orte Ketzin, Porac und Porets dem Domkapitel zu Brandenburg (Havel). Damit dürfte urkundlich belegt sein, dass in dieser Zeit bereits ein erster Kirchenbau in Paretz vorhanden war. Feldsteinstrukturen unter dem Mauerwerk des heutigen Gebäudes bestätigen das.
In den Jahren 1962 und 1991 wurden an der Rückwand des Chores drei Wandgemälde freigelegt, die Weihekreuze enthalten und wohl aus dem 14. Jahrhundert stammen. Sie zeigen die Verkündigung Mariä, die Geburt Christi und wohl Christus als Weltenrichter.
In seinem Ursprung war der Kirchenbau viel kleiner als heute. Eine geschlossene Balkendecke in vier Metern Höhe über dem Altarraum reichte bis zur Hälfte des heutigen Kirchenschiffs.
Umbauarbeiten
1700 bis 1727
Der Kirchturm wurde - teilweise in Fachwerk - im Jahre 1700 errichtet. Seit 1724 erklingt das Geläut der ersten kleinen Glocke, die auch heute noch mit Seilzug bedient wird.
1725 wurde an der Südseite der Kirche eine Leichenhalle angebaut. In der Zeit wurden die Bestattungen noch auf dem Friedhof rund um das Gotteshaus vorgenommen.
In den Jahren 1725 und 1727 entstand der Rokoko-Kanzelaltar, den Tischlermeister Frentsche aus dem nahe gelegenen Ketzin anfertigt.
Neugestaltung 1797
Der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm und seine Gemahlin Luise kauften 1795 das Gut Paretz. Sie hatten aber über die Dorfkirche keine Verfügungsgewalt. Das preußische Herrscherhaus einigte sich mit dem Domkapitel zu Brandenburg auf die Zusicherung des Königshauses, die Umbaukosten für die Kirche zu übernehmen. Bedingung war, dass die Neugestaltung nach den Wünschen des Hofes erfolgten. Im Juli 1797 begannen die Arbeiten, und bereits am 3. Advent konnte in der neu hergerichteten Kirche ein Gottesdienst gefeiert werden.
Während dieser Umgestaltung erhielt die Kirche das heute noch vorhandenen Balkenbinderdach, das große spitzbögige Fenster im Chor sowie den Anbau einer Loge für das Königspaar auf der Nordseite. Die Leichenhalle an der Südseite wurde jetzt zum Innenraum der Kirche geöffnet und diente als Guts- und Offiziantenloge der Familie des Paretzer Gutsherrn.
1856/1857
Während einer erneuten Restaurierung erhielt der zu dunkle Kirchenraum zwei zusätzliche Fenster. Der Kanzelaltar wurde entfernt und der Fußboden etwa 50 cm angehoben. Die Gutsloge wurde nun Sakristei, denn weil das Königspaar nur noch selten in Paretz anwesend war, durfte die Gutsherrschaft die Königsloge benutzen.
20. Jahrhundert
Im Jahre 1954 erhielt die Kirche einen neuen Außenputz, der jedoch nicht dem historischen Vorbild entsprach. Anfang der 60er Jahre erfolgte die Erneuerung des Kircheninnenraums, wobei ein Teil der mittelalterlichen Wandmalerei im Chorraum freigelegt wurde.
Nach umfangreichen Recherchen und Vorarbeiten nahm man zwischen 1983 und 1986 Baumaßnahmen am Äußeren der Kirche vor. Der historische Stuck wurde weitgehend rekonstruiert, und die Kirche erhielt wieder einen Farbanstrich.
1995 gelang der restauratorische Nachweis, dass die historische Innenraumfassung von 1797 unter mehreren Farbanstrichen weitgehend erhalten ist.
Im Jahr 1999 schließlich wurde - zur Abwehr von Durchfeuchtung - in das alte Mauerwerk eine temperierende Wandheizung installiert, die die Temperatur im Winter auf mindestens 7 °C hält und damit eine allmähliche Trockenlegung bewirkt.
Auch das Kirchengestühl erhielt eine gründliche Überarbeitung.
21. Jahrhundert
Im Jahre 2002 wurden die Fundamente aufgegraben und abgedichtet, die Sakristei saniert und die Kanzel sowie die Holzsäulen restauriert. Zwei Jahre später konnten alle Dachflächen einer Sanierung unterzogen und mit alten Ziegeln im Klosterformat neu gedeckt werden.
Danach gelang 2005 die Vollendung der gesamten Außensanierung: die Aufarbeitung und teilweise Erneuerung aller Stuckelemente, die Restaurierung der Fenster und Türen, die Neugestaltung der äußeren Königsloge, Veränderungen im Eingangsbereich und die neue Farbgebung nach historischem Vorbild des Paretzer Skizzenbuches von 1811.
Bis zum 200. Todestag von Königin Luise im Jahre 2010 soll das Kircheninnere auf historischer Grundlage restauriert werden. Im Jahre 2006 begann man das Vorhaben mit der Restaurierung und Wiederherstellung der inneren Königsloge.
Orgel
Bei der Neugestaltung der Kirche 1797 stiftete Königin Luise der Kirche ein Orgelpositiv. Im Jahre 1864 dann baute die Potsdamer Firma Gesell eine größere Orgel ein, deren Werk das Orgelpositiv ersetzte.
Von 1966 bis 1968 überholte die Orgelbauwerkstatt Schuke in Potsdam die Orgel gründlich. 1993 dann konnte die Orgelereneuerung mit dem Einbau des noch fehlenden Pedalregisters vollendet werden.
Kirchengemeinde
Im Landbuch von Kaiser Karl IV. aus dem Jahre 1375 ist für Paretz eine Pfarrstelle vermerkt. Die geistliche Versorgung unterstand dem Domkapitel zu Brandenburg und keinem Gutsherrn, so dass Paretz keine Patronatskirche war.
Seit 1860 war Paretz eine eigenständige Pfarrstelle. Im gleichen Jahr entstand das heute noch erhaltene Pfarrhaus, das die Kirchengemeinde im Jahre 2004 verkaufte, um die Restaurierung der Außenansicht der Kirche zu ermöglichen. Schon 1968 war die eigene Pfarrstelle für Paretz aufgelöst worden. Seither betreut der Pfarrer von Ketzin wieder die Gemeinde.
Literatur
- Matthias Marr: Die Dorfkirche Paretz, DKV-Kunstführer Nr. 493, 2. Auflage, München/Berlin 2009
- Informationsblatt über die Dorfkirche Paretz, hg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Paretz, o.J.
Weblinks
Commons: Dorfkirche (Paretz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien52.46887222222212.875030555556Koordinaten: 52° 28′ 8″ N, 12° 52′ 30″ OKategorien:- Kirchengebäude im Landkreis Havelland
- Baudenkmal im Landkreis Havelland
- Ketzin/Havel
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