- Döberitzer Heide
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Die Döberitzer Heide ist ein etwa 3.442 ha großes Gelände und liegt westlich der Berliner Stadtgrenze und südlich der Bundesstraße 5 zwischen Dallgow-Döberitz, Seeburg, Elstal und Priort.
Inhaltsverzeichnis
Militärische Nutzung
Die militärische Nutzung des Geländes begann 1713 mit ersten Truppenübungen unter Friedrich Wilhelm I. 1753 führte Friedrich II. ein erstes Großmanöver mit rund 44.000 Soldaten durch. Offiziell begann der Aufbau des Truppenübungsplatzes Döberitz erst 1892 unter Kaiser Wilhelm II. In den Jahren 1903 bis 1911 wurde die Heerstraße als Verbindung zwischen dem Truppenübungsplatz und dem Berliner Stadtschloss gebaut. 1936 wurde die Döberitzer Heide, während der Olympischen Spiele, zur Durchführung militärischer Wettkämpfe genutzt.
Ein kleiner Teil von etwa 800 Hektar im Süden der Döberitzer Heide wird noch heute als Übungsplatz von in Berlin und Potsdam stationierten Einheiten der Bundeswehr genutzt. Allerdings wird dabei keine scharfe Munition mehr verschossen.
Naturlandschaft Döberitzer Heide
Das Naturschutzgebiet (NSG) Döberitzer Heide (etwa 3.415 ha) bildet zusammen mit dem NSG Ferbitzer Bruch (etwa 1.155 ha) große Teile der Sielmann Naturlandschaft Döberitzer Heide. Dabei handelt es sich bei den Gebieten des NSG Döberitzer Heide überwiegend um die höher und trockner gelegenen, während das NSG Ferbritzer Bruch mehr tiefere und feuchtere Gebiete umfasst. Die Döberitzer Heide besteht aus einer inneren Wildniskernzone und einer äußeren Naturerlebnis-Ringzone.
Das Gebiet wurde bis 1991 über 95 Jahre lang ununterbrochen militärisch genutzt und blieb so weitgehend von einer Bewirtschaftung verschont. Dadurch entstand eine wertvolle Offenlandschaft mit Heiden, Sandflächen und Trockenrasen - der Lebensraum für viele zum Teil sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. Durch die hohe Munitionsbelastung blieb das Gelände aber zunächst noch Sperrgebiet. Die Döberitzer Heide ist nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen.
Bisher konnten in der Döberitzer Heide über 5.000 Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen werden, darunter 847 Arten verschiedener Farne und Blütenpflanzen, wie die vom Aussterben bedrohten Spezies Sumpfknabenkraut, Lungenenzian und die Lederblättrige Rose. Außerdem kommen etwa 2.000 verschiedene Käfer, mindestens 236 Wespen-, 188 Bienen-, 198 Vögel- und 48 Säugetierarten hier vor. Die Döberitzer Heide bietet unter anderem einen Lebensraum für die seltenen Seeadler und Fischotter.
Im Jahr 2008 soll mit dem Bau eines Naturerlebniscamps (zertifiziertes Bildungszentrum) für Kinder begonnen werden. Die Baukosten sollen sich auf etwa 650.000 Euro belaufen. Den Kindern sollen dort verschiedene Bildungsangebote unterbreitet werden wie ein „grünes Klassenzimmer“, Beobachtungen der Tiere im Schaugehege und Pflanzenkunde vor Ort. Die Eröffnung ist für das Jahr 2009 geplant. [1]
Wildniskernzone
Die Wildniskernzone hat eine Größe von 1.860 ha und ist zum Schutz der Tiere mit einem dreifachen Zaun ( einem Maschendrahtzaun und zwei elektrischen Zäunen von 1,5 m bzw. ca. 2 m Höhe) umgeben. Für die Markierung des Grenzstreifens der Wildniskernzone wurden im Jahre 2008 etwa 20-50 m breite Schneisen schnurgerade durch die Döberitzer Heide geschlagen. Dieser Baumaßnahme mit zum Teil schwerem Baugerät fielen unter anderem viele alte Eichen, Hügelketten und kleinere Biotope zum Opfer, welche von der militärischen Nutzung bislang verschont geblieben waren. Dies liegt vermutlich an einer Planung des Wildnisparks "am Reissbrett", welche sich nicht an natürlichen Gegebenheiten und dem bereits vorhandenen Wegesystem der Döbereitzer Heide orientierte.
In der Wildniskernzone sollen sich ausgesetzte Tiere wie Rothirsche, Wisente und Przewalski-Pferde unbeeinflusst vom Menschen entwickeln. Sie sollen das Gelände vor dem Zuwachsen bewahren und damit für den Erhalt der halboffenen Landschaft sorgen.
Im Januar 2008 wurden die ersten Przewalski-Pferde, im März die ersten Wisente in die Eingewöhnungszone entlassen.
Seit Anfang Mai 2010 leben elf Wisente und sieben Przewalski-Pferde in der Wildniskernzone. Diese Tiere erfüllen damit einen außerordentlich wichtigen Zweck zum Schutz der Döberitzer Heide. Sie tragen durch ihr Fressverhalten dazu bei, dass die naturschützerisch wertvollen Offen- und Halboffenlandschaften erhalten bleiben.[2]
Naturerlebnis-Ringzone
Die Naturerlebnis-Ringzone verläuft um die Wildniskernzone mit einem Rundwanderweg, sowie Rast- und Aussichtsplätzen.
Schaugehege
Im Nordwesten der Ringzone befindet sich ein Schaugehege mit einer Fläche von etwa 31 ha (davon etwa 21 ha Gehegefläche). Das entspricht etwa einem Prozent der gesamten Wildniskernzone. Durch die Anlage führt ein 3 km langer Wanderweg. Im Gehege sind Rothirsche, Heidschnucken, Wisente und Przewalski-Pferde zu sehen.
Chronologie
1999 bis 2003: Das Land Brandenburg hat die stark belasteten Flächen von Munition geräumt 1999: In einem ersten Abschnitt wird ein etwa 12 km langer Wanderweg eröffnet Mai 2000: Ein zweiter Abschnitt mit einem 9 km langen Wanderweg wird freigegeben Juli 2004: 3.442 Hektar der Döberitzer Heide werden von der Heinz Sielmann Stiftung für etwa 2,3 Mio Euro erworben Mai 2006: Ein 31 ha großes Schaugehege wird eröffnet August 2007: Ein 55 ha großes Eingewöhnungsgehege wird eröffnet und soll einer späteren Auswilderung der Tiere in die Wildniskernzone der Döberitzer Heide dienen. Zunächst sollen dort vier Pferde und drei Wisente auf das Leben in der freien Wildbahn vorbereitet werden. Sie werden dazu in dem Eingewöhnungsgehege nur noch beobachtet, aber es wird nicht mehr zugefüttert September 2007: Seit September wird in der Döberitzer Heide eine Fledermausnacht durchgeführt, bei der die in der Heide vorkommenden Wasserfledermäuse beobachtet werden können 29. Januar 2008: Die ersten Przewalski-Pferde ziehen in die Eingewöhnungszone um [3] 27. März 2008: Die ersten Wisente werden in die Eingewöhnungszone entlassen [4] 13. September 2008: Ein 8,2 km langer Abschnitt des Rundwanderwegs wird zwischen Elstal und Fahrland für die Öffentlichkeit freigegeben [5] Mai 2010: Seit Anfang Mai 2010 leben elf Wisente und sieben Przewalski-Pferde in der vollständig umzäunten Wildniskernzone Bildergalerie
Siehe auch
Weblinks
Commons: Döberitzer Heide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Portal des Naturschutz-Fördervereins „Döberitzer Heide“.
- Umfangreiche Chronik zur Geschichte von Dallgow-Döberitz
- Projektbericht über die Döberitzer Heide auf dem Portal der Heinz Sielmann Stiftung.
- Geschichte der Döberitzer Heide
- Informationen zur Militärgeschichte.
Einzelnachweise
- ↑ Anke Fiebranz: Ökoherberge am Heiderand naturschutz In diesem Jahr soll Erlebniscamp für Kinder bei Elstal entstehen. Märkische Allgemeine, 15. Januar 2008, abgerufen am 17. Januar 2008. .
- ↑ 20 Millionen Quadratmeter für Wisent und Wildpferd. Heinz Sielmann Stiftung, 31. Mai 2010, abgerufen am 1. Juni 2010. .
- ↑ Auf Sielmanns Heide wird das Wildpferd König. Heinz Sielmann Stiftung, 29. Januar 2008, abgerufen am 29. März 2008.
- ↑ Sven Rosig: Sielmann-Stiftung entlässt Wisente in Wildnis-Gehege. Berliner Morgenpost, 28. März 2008, abgerufen am 28. März 2008.
- ↑ Steffi Pyanoe: Inge Sielmann eröffnete neuen Wanderweg in Döberitzer Heide. Märkische Allgemeine Zeitung, 16. September 2008, abgerufen am 16. September 2008.
52.49824968055613.045578003056Koordinaten: 52° 29′ 54″ N, 13° 2′ 44″ OKategorie:- Geographie (Landkreis Havelland)
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