- Dallgow
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Brandenburg Landkreis: Havelland Höhe: 37 m ü. NN Fläche: 65,96 km² Einwohner: 8277 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 125 Einwohner je km² Postleitzahl: 14624 Vorwahl: 03322 Kfz-Kennzeichen: HVL Gemeindeschlüssel: 12 0 63 056 Adresse der Gemeindeverwaltung: Wilmsstraße 41
14624 Dallgow-DöberitzWebpräsenz: Bürgermeister: Jürgen Hemberger (Freie Wähler) Lage der Gemeinde Dallgow-Döberitz im Landkreis Havelland Dallgow-Döberitz [ˈdalgoː-] ist eine amtsfreie Gemeinde im Osten des Landkreises Havelland in Brandenburg.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde Dallgow-Döberitz liegt südlich von Falkensee und grenzt im Osten direkt an Berlin-Spandau an. Südlich der Gemeinde liegt die Döberitzer Heide und das Stadtgebiet von Potsdam, Ortsteil Groß Glienicke.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Dallgow, Döberitz, Rohrbeck und Seeburg.
Geschichte
Dallgow-Döberitz hat insbesondere eine militärgeschichtliche Bedeutung. Die Errichtung des Truppenübungsplatz Döberitz unter Kaiser Wilhelm II. in den Jahren 1892-1895 hat die Entwicklung und das heutige Erscheinungsbild des Ortes nachhaltig geprägt. So ist zum Beispiel die Heerstraße, welche als heutige B5 von Dallgow-Döberitz bis ins Herz von Berlin führt, bereits damals als Aufmarschstraße bis Dallgow-Döberitz ausgebaut worden. Das ehemalige Truppenübungsplatzgelände dient heute als Naturschutzgebiet zum Erhalt vieler bedrohter Tierarten.
Das Dorf Döberitz
Döberitz (vermutlich abgeleitet von "dobrice" aus "dobro" = "gut"), ein altes Bauerndorf aus slawischer Besiedlungszeit, lag mitten auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes. Seine erste urkundliche Erwähnung ist 1273 zu finden. Es war eine kleine bäuerliche Siedlung, die bis 1700 häufig Lehnsherren und Besitzer wechselte. Ein Gutshof als Dependance verschiedener preußischer Kleinadliger ist ab 1706 nachweisbar, ab 1713 auch eine massive Kirche. 1753 findet östlich von Döberitz unter Friedrich II. die erste militärische Großübung in unmittelbarer Nähe zum Dorf statt. Die Dorfbewohner leben, ohne direkte Wegeanbindung an größere Orte, abgeschieden von Landwirtschaft und Viehzucht; ab 1772 ist auch eine Schmiede verzeichnet.
1895 wurde sämtlicher Grundbesitz von Gut und Dorf vom Militärfiskus eingezogen, die letzten 153 Bewohner wurden zum 31. März des Jahres ausgesiedelt. Das Gut wurde allerdings vom Militär noch weiter bewirtschaftet bis 1934 (Einige Szenen in dem Film „Der Choral von Leuthen“ (1932/33) wurden in Alt-Döberitz als Kulisse gedreht und zeigen die Kirche und einige Gebäude des Dorfes). 1945 wurden mit der Bodenreform in der DDR die über 5000 ha des Truppenübungsplatzes Döberitz enteignet und als Land an sogenannte Neubauern verteilt. Das Dorf Döberitz im Zentrum der Heide wurde erneut besiedelt und die umgebenden Flächen landwirtschaftlich genutzt. Bis 1957 vertrieb die Rote Armee die Einwohner. Das Dorf wurde teilweise geschleift, teilweise verfiel es. Heute ist es endgültig von den Landkarten verschwunden. Reste und Fundamente stehen noch, sind aber unzugänglich, da das alte Siedlungsgebiet sich in der Kernzone des ehemaligen und nicht beräumten Übungsgeländes befindet. Die alte Dorfstraße ist noch zu großen Teilen erhalten und beginnt südlich von dem zu Dallgow gehörenden Sperlingshof.
Das Olympische Dorf für die Sommerspiele 1936
In Elstal/Elsgrund, westlich von Dallgow, errichtete man in den Jahren von 1934 bis 1936 das olympische Dorf. Es ist zu großen Teilen nur noch als Ruine erhalten und wurde im Zuge der Gebietsreform in den 1990er Jahren – unter dem Protest der Dallgower Gemeindevertretung – der Gemeinde Wustermark zugeschlagen; Wustermark führt nun die Olympischen Ringe im Wappen. Die Gemeinde verkaufte das Gelände mit allen Liegenschaften an die DKB-Stiftung für gesellschaftliches Engagement, die es noch heute besitzt und sich sowohl um den Erhalt als auch um eine zeitgemäße Nutzung bemüht. In den letzten Jahren wurde das Gelände gärtnerisch gepflegt, landschaftsarchitektonisch teilweise rekonstruiert und bautechnisch partiell restauriert: So wurde eine noch vorhandene Sportlerunterkunft der US-amerikanischen Mannschaft als Unterkunft von Jesse Owens rekonstruiert.
Das olympische Dorf bestand aus einem Empfangsgebäude, etwa 140 Wohnbauten, einem großen Speisehaus, dem Hindenburghaus, dem Kommandantenhaus, einer Sporthalle, einer Schwimmhalle, einer Sauna sowie einem Ärzte- und Krankenhaus. Weiterhin verfügte es über ein eigenes Wasserwerk, ein Heizkraftwerk mit angegliederter Wäscherei und eine eigene Kläranlage. Das elliptisch geformte „Speisehaus der Nationen“, das Haus Berlin im Zentrum des Ensembles, bestand aus 38 Speisesälen auf drei Etagen, die jeweils einer Nation zur Einnahme des Essens und der Geselligkeit dienten. Im Hindenburghaus gab es Sport- und Übungssäle und ein reichhaltiges Angebot an Unterhaltungs- und Propagandaveranstaltungen: Theater- und Filmvorführungen sowie die ersten Direktübertragungen ausgewählter Wettkämpfe im damals noch neuen Medium Fernsehen.
Noch erhalten auf dem Gelände sind das Speisehaus der Nationen, die ehemalige Schwimmhalle und einige Mannschaftsunterkünfte. In gutem Zustand befindet sich auch die Turnhalle.
Der Reitparcours des Modernen Fünfkampfes befand sich unweit des olympischen Dorfes auf dem Truppenübungsplatz Döberitz. Auch das 100-km-Radrennen und der Military-Wettbewerb wurden im Gelände der Döberitzer Heide, also des Truppenübungsplatzes, ausgetragen. Sofort nach Beendigung der Olympischen Sommerspiele wurde das Gelände zur weiteren Nutzung von der Wehrmacht übernommen; diese hatte schon als Bauherr fungiert. Dabei wurde das zentral gelegene Haus Berlin zu einem Lazarett mit "Luftkurbetrieb" umgestaltet.
Nach 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände und führte weitreichende Umstrukturierungen durch. Unter anderem wurden die ehemaligen Sportlerhäuser mit außen angebrachten Zusatzkaminen versehen, da die originale Fernheizung offensichtlich nicht instand zu setzen war. Weiterhin wurden die Sichtachsen des "natürlich" gestalteten Geländes, welches sich um eine zentrale Dorfaue und einen (inzwischen weitgehend verlandeten) Waldsee gruppierte, durch Plattenbauten ergänzt, die den im Kalten Krieg deutlich gestiegenen Zahlen von Soldaten Rechnung tragen mussten. Die verlassenen und nun technisch unzulänglichen Gebäude wurden entweder zugemauert oder abgerissen.
Trotz aller Bemühungen zumindest den aktuellen Bestand an Gebäuden zu sichern, fielen in den letzten Jahren sowohl der Dachstuhl des Schwimmbades als auch das Blockhaus der am Waldsee gelegenen finnischen Sauna - der ersten in Deutschland - Brandstiftungen Jugendlicher zum Opfer. Vom Blockhaus verblieb nur noch das Fundament; die Schwimmhalle steht noch, ist jedoch auf Grund der eingetretenen Schäden baupolizeilich gesperrt.
Das Gelände des olympischen Dorfes steht inzwischen unter Denkmalschutz und ist vom 1. April bis zum 31. Oktober für Besucher geöffnet. Führungen, die auch die Besichtigung ausgewählter Gebäude einschließen, finden an den Wochenenden und nach Vereinbarung statt. Besondere Erwähnung verdient das sporthistorische Treffen, das jedes Jahr am Vorabend der Eröffnung des ISTAF (Internationales Stadionfest) auf dem Gelände stattfindet und - neben Tausenden von Besuchern - zahlreiche prominente Sportler aus Vergangenheit und Gegenwart anzieht.
Militärgeschichte
Bevölkerung
Die Gemeinde Dallgow-Döberitz hat mit 42,7% Zuwachs bis zum Jahr 2030 das höchste prognostizierte Bevölkerungswachstum in ganz Brandenburg [1]
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung Dallgow-Döberitz besteht aus 18 Mitgliedern.
- FWG 5 Sitze
- CDU 5 Sitze
- FDP 2 Sitze
- SPD 3 Sitze
- Die Linke 2 Sitze Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen 1 Sitz
(Stand: Kommunalwahl Oktober 2008)
Bürgermeister
Jürgen Hemberger (FWG), seit 2005
Wappen
Das amtliche Wappen der Gemeinde Dallgow wurde erstmalig 1938 verliehen. Das erneuerte Wappen aus dem Jahr 1995 wurde grafisch überarbeitet, enthält aber die gleichen gestalterischen Elemente.
Blasonierung: „In Silber, geteilt durch einen roten Mittelbalken, eine grün beblätterte auf einem Berg stehende Eiche; der Stamm ist beseitet von gegeneinandergestellten blauen Pflugscharen; der Balken belegt mit einem silbernen Schwert.“
Flagge
Die Flagge der Gemeinde besteht - bei Aufhängung an einem Querholz - aus 2 Längsstreifen in den Farben grün und weiß, auf die das Gemeindewappen in der Mitte aufgelegt ist.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmäler in Dallgow-Döberitz stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Denkmäler.
Döberitzer Heide
Der Naturschutzgebiet Döberitzer Heide wird im Sinne der Agenda 21, des Schlussdokuments der internationalen Konferenz für Umweltschutz und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 im Rahmen des Projekts Konversion Döberitzer Heide und Kasernenumfeld vom ehemaligen Truppenübungsplatz zum Naturschutz- und Naherholungsgebiet umgestaltet.
Auch nach dem Abzug der ehemaligen sowjetischen Truppen ist die Döberitzer Heide zum großen Teil noch Sperrgebiet. Nur wenige Gebiete wurden beräumt. Die Döberitzer Heide ist seit 1997 Naturschutzgebiet, das die Heinz-Sielmann-Stiftung Anfang 2004 erworben hat, um dort die Naturlandschaft Döberitzer Heide einzurichten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Seit Herbst 2003 besitzt die Gemeinde Dallgow-Döberitz ein Gewerbegebiet auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Die ehemalige Militärfläche wurde mit Mitteln der EU und des Bundes aufwendig munitionsbereinigt, da sie sich auf dem Gebiet einer ehemaligen Schießbahn befindet. Das Gelände hat eine Größe von 23 Hektar und ist für die Gewerbeansiedlung hergerichtet. Zur Erstellung des Gewerbegebietes wurden 37 Gebäude abgerissen und 30.000 m³ Schutt entsorgt.
Gewerbe in Dallgow und Seeburg: ein großes Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe zur B 5, diverse Hotelbetriebe, mehrere Autohäuser, Handel und diverse Gewerbetreibende.
Verkehr
Durch die Gemeinde führt die vierspurig ausgebaute Bundesstraße 5 und die Bahnstrecke Berlin-Stendal-Hannover.
Bildung
Das mit dem Umzug im Februar 2005 in ein neues, mit dem Brandenburgischen Architektenpreis [2] ausgezeichnetes Gebäude umgezogene Marie-Curie-Gymnasium hat eine naturwissenschaftliche Prägung. Es handelt sich bei dem neuen Gebäude um den einzigen Neubau eines Gymnasiums in Brandenburg. Seit Mai 2008 findet eine Anbaumaßnahme statt, um ab dem Schuljahr 2009/2010 fünf Züge anbieten zu können.
Das Marie-Curie-Gymnasium gelangte als Schauplatz der im Sommer 2007 gedrehten Neuverfilmung des Spielfilms Die Welle zu überregionaler Bekanntheit.
In Dallgow und Seeburg gibt es inzwischen fünf Kinder- bzw. Horteinrichtungen, da die Gemeinde durch den ungebrochenen Zuzug aus Berlin weiterhin wächst, sowie eine kommunale Grundschule, ein Neubau aus dem Jahr 2001 mit zwei Schulstandorten. Der weitere Ausbau der Grundschule ist geplant.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Ralf-Bernhard Wartke (* 1948), deutscher Archäologe des vorderen Orients
- Christian Krause (* 6. Januar 1940), von 1994 bis 2002 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig
- Mylène Diederichsmeier (* 1978), deutsche Meisterin der Springreiterinnen 2002
Persönlichkeiten
- Manfred von Richthofen wurde 1916 im Fliegerbataillon Nr.1 auf dem Flugplatz Döberitz zum Jagdflieger ausgebildet, nachdem er bei Oswald Boelcke während des 1. WK (an der Somme/Frankreich) bereits Flugunterricht erhalten hatte.
- Christian Krause, evangelischer Theologe und ehemaliger Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig wurde am 6. Januar 1940 in Dallgow-Döberitz geboren.
Literatur
- Flugplatz Döberitz - Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland von Kai Biermann und Erhard Cielewitz, ISBN 3-86153-371-5
- Dallgow-Döberitz im Fluge. Gewidmet der Familie Münchhoff-Carus und ihrer Heimat. Eine Bilderchronik und Luftaufnahmen von heute. Herausgeber Lutz Münchhoff, ISBN 978-3-940678-00-3
- Das Olympische Dorf 1936 im Wandel der Zeit, von Susanne Dost, Verlag Bernd Neddermayer, Berlin 2003, ISBN 3-933254-12-4
- Das Olympische Dorf 1936, von Wolfgang Cilleßen, GbR Olympisches Dorf, Potsdam/Berlin 1996
- Die Mark Brandenburg, Heft 47, Die Garnisonen Potsdam, Rathenow, Köpenick, Döberitz, Kummersdorf, Berlin 1997, ISSN 0939-3676
- Brandenburgische Denkmalpflege, Jahrgang 6, 1997, Heft 2, S. 5-11 u. 40-44, Berlin 2002, ISSN 0942-3397
- Döberitz, von Paul Deickert, Selbstverlag, Döberitz 1930
- Historisches Döberitz – Döberitz, wie es war und wie es ist, von Paul Deickert, Verlag "Offene Worte", Berlin 1936, überarbeitete und ergänzte 2. Auflage
- Das Olympische Dorf. Unterkunft der Infanterieschule und des I. Btl. des Infanterie-Lehrregimentes. Deutscher Kunstverlag 1938, 2. Auflage (im Auftrag der Wehrmacht) der zur Olympiade erschienenen Broschüre "Das Olympische Dorf".
- Dorf des Friedens. Das Olympische Dorf erbaut von der Wehrmacht des Deutschen Reiches zur Feier der XI. Olympischen Spiele Berlin 1936. Philipp Reclam jun. Leipzig 1936.
- Kriegsgefangene Völker, Band 1; von Wilhelm Doegen (Hrsg.), Berlin 1921, 6. Auflage
Weblinks
- Umfangreiche Chronik zur Geschichte von Dallgow-Döberitz
- Offizielle Website des Olympischen Dorfes
- Bildpostkarten & Fotos zur Militärgeschichte von Döberitz
- Chronik des Übungsplatzes und der Kasernen
- Homepage des Marie-Curie-Gymnasiums in Dallgow-Döberitz
- Homepage zum Spielfilm "Die Welle", der im Sommer 2007 im Marie-Curie-Gymnasium gedreht wurde
- Offizielle Webseite des Ortsteil Seeburg
Quellen
- ↑ Das Land der Rentner, Der Tagesspiegel vom 02.05.2007, http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg;art128,1917812.
- ↑ Brandenburgischer Architekturpreis 2005 für die Vielfalt der Stadtfunktion und Stadtbildgestaltung, http://www.competitionline.de/site/20012003133010/20012003133010.php?wettbewerb_id=2971 vom 30.05.2005
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