- E. Braun & Co.
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E. Braun & Co. Unternehmensform GmbH Gründung 1863 Unternehmenssitz New York Branche Einzelhandel Produkte Textilien
Website Die Firma E. Braun & Co. ist ein altes Traditionsunternehmen ursprünglich aus Österreich. Seinen Hauptsitz hatte es in Wien. Zur Zeit der k.u.k. Monarchie war es eines der renommiertesten Unternehmen für Kleidung und Textilie.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gegründet wurde das Unternehmen 1892/93 von Emanuel Braun und seinem Bruder Josef als stillem Teilhaber. Das Hauptgeschäft war am Graben 8 im 1. Bezirk und wurde ursprünglich als Brautausstattungsunternehmen geführt. 1911 wurde es von Kaiser Franz Joseph I. zum k.u.k. Hoflieferanten ernannt.[1] Das Unternehmen expandierte von Wien aus zuerst nach Karlsbad, wo 1912 eine Filiale eröffnete. Eine weitere Filiale wurde in Prag eröffnet und 1914 eröffnete die größte Filiale in Berlin. Vertreten war das Unternehmen auch in Baden-Baden, Southampton und Palm Beach. E. Braun & Co. wurde auch Hoflieferant für den Berliner Hof.
Emanuel Brauns Tochter und sein Enkel Gustav Oser mussten auf Grund ihrer jüdischen Abstammung nach dem „Anschluss“ aus Österreich nach Ägypten fliehen, wo sie wieder zwei angesehene Geschäfte gründeten. 1943 kamen sie nach New York, wohin bereits andere Familienmitglieder emigriert waren. Dort eröffneten sie eine Filiale die sich vor allem auf Bettwäsche spezialisierte. In den Jahrzehnten etablierte sich Oser immer mehr in New York mit seinem kleinen Laden an der Madison Avenue 717.
Das Wiener Geschäft samt der dazugehörigen Liegenschaft wurde 1938 von Georg und Philipp Wiedersum „arisiert“.[2] und vom ehemaligen Lehrmädchen Franziska Färber im Sinne der Familie Myer-Oser weitergeführt. Sie schützte es am Ende des Zweiten Weltkriegs auch vor einer Plünderung durch russische Soldaten. Nach Kriegsende wurden die Geschäfte in Wien und Prag der Familie wieder restituiert, das Geschäft in Berlin war aber zerstört. 1962 übernahm die dritte Generation der Familie das Unternehmen.
Unter der Aufsicht von Henry Myer baute Färber das Geschäft nach 1945 wieder auf, nach ihrem Übertritt in den Ruhestand übernahm er selbst wieder die Geschäftsführung. 1975 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Die Liegenschaft wurde an einen Versicherungskonzern verkauft, 1986 wurde die Firma Braun & Co. an den Schweizer Konzern Bally veräußert. 2001 übernahm Palmers die Damen- und Herrenausstattung. Die alte Filiale am Graben mit über 1500 Quadratmeter Fläche in Wien musste jedoch auf Grund von erhöhten Mieten und Unrentabilität 2004 an H&M verkauft werden.[3] Der Wiener Denkmalschutz konnte erreichen, dass das alte Inventar und die Einrichtung aus der Gründerzeit erhalten blieb, der schwedische Konzern H&M zog in die Immobilie ein.[4]
1988 kaufte Frederic L. Barbatelli das Geschäft und die Rechte auf den Namen in New York und hauchte ihm neues Leben ein. Eine weitere Filiale wurde von seinem Cousin in Beverly Hills in den 1990er Jahren eröffnet. Im April 2009 wird die alte Filiale nach 60 Jahren schließen, das Geschäft wird in die Park Avenue umziehen.[5]
Im November 2004 schenkte die Familie Palmers das alte Gästebuch und zwei Fotoalben der E. Braun & Co. der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Das Goldene Gästebuch reicht von den 1920er Jahren bis 2002 und trägt die Namen von Kunden wie Alma Mahler, der Komponist Richard Strauss, der Bildhauer Fritz Wotruba, Gottfried von Einem, tschechischer Präsident Václav Havel oder den Künstler Eugène Ionesco. Die Fotosammlung zeigt die Inneneinrichtung der Filialen, die Produktionsmanufakturen und private Fotos der Familie Braun. Diese Sammlung Braun ist in der Wienbibliothek im Rathaus einsehbar.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Das Ende des Knopfkönigs. Neue Zürcher Zeitung, 7. Mai 2004. Abgerufen am 4. Februar 2009. (In Wien stirbt die Monarchie ein zweites Mal)
- ↑ Tina Walzer, Stephan Templ: Unser Wien. Arisierung auf österreichisch. Aufbau, Berlin 2001, ISBN 978-3-351-02903-6, S. 152.
- ↑ Palmers verkauft Nobelstandort Braun & Co. Der Standard, 5. Februar 2004. Abgerufen am 4. Februar 2009.
- ↑ Leo Szemeliker: "Die Expansion ist nicht abgeschlossen". Der Standard, 2. August 2004. Abgerufen am 4. Februar 2009. (H&M-Österreich-Chefin Claudia Oszwald im STANDARD-Interview über alltägliche Preiskämpfe, neue Geschäftskonzepte, Designer im Diskontladen und tapfere Gemüsehändler um die Ecke.)
- ↑ Terry Pristin: On Madison Avenue, Shops Pack Their Hand-Tooled Bags. The New York Times, 4. Februar 2009. Abgerufen am 2. März 2009. (Englisch, Frederic L. Barbatelli, a co-owner of E. Braun, said he was moving to be closer to D. Porthault and other Park Avenue purveyors of luxury home goods.)
- ↑ Rathauskorrespondenz vom 18. November 2004, a.a.O.
Literatur
- Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 978-3-85202-129-4.
- Paul Lester: Wiener Innenstadt: Be-Graben wir die Tradition?. Die Presse, 2. April 2004. Abgerufen am 4. Februar 2009. (Untergangsstimmung am Wiener Graben: Unterwäsche-Filialist Palmers, der schon Adlmüllers Erbe verspielte, verliert das Luxus-Flaggschiff Braun&Co an Billig-Filialist H&M. Die elegante Welt weint. Krokodilstränen?)
- Historische Bücher von Braun & Co an die Stadt Wien übergeben. Rathauskorrespondenz, 18. November 2004. Abgerufen am 27. April 2009.
Weblinks
- Website von E. Braun & Co.
- Braun & Co, Knopfgeschäft Frimmel: Traditionsgeschäfte bauen um oder schließen. Netzwerk Denkmalschutz Österreich, 24. Mai 2004. Abgerufen am 4. Februar 2009.
48.20805555555616.370833333333Koordinaten: 48° 12′ 29″ N, 16° 22′ 15″ O
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