Braun (Elektrogeräte)

Braun (Elektrogeräte)
BRAUN
Braun logo 1990er.svg
Rechtsform GmbH
Gründung 1921
Sitz Kronberg im Taunus, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 4.188 (2009/2010)[1]
Umsatz 505,5 Mio. Euro (2009/2010)[1]
Branche Elektro-Kleingeräte
Website www.braun.com
Braun in Kronberg

Braun ist ein in Kronberg im Taunus ansässiger Hersteller von elektrischen Kleingeräten. Er ist besonders durch seine Produktgestaltung bekannt geworden, mit der er einen bedeutenden Platz in der Geschichte des Industriedesigns einnimmt und international eine Pionierfunktion innehatte.[2] Die Braun AG (heute GmbH) wurde 1967 vom US-amerikanischen Unternehmen The Gillette Company übernommen, welches seit 2005 zum US-Konzern Procter & Gamble gehört. Im Bereich von Scherfolienrasierern, Epiliergeräten und Stabmixern ist Braun Weltmarktführer.[3]

Inhaltsverzeichnis

Max Braun

Treibriemenverbinder der Marke Trumpf – der Anfang des Unternehmens

Vorkriegszeit

Das Unternehmen wurde 1921 von dem aus Ostpreußen stammenden Ingenieur Max Braun in Frankfurt am Main als Apparatebauwerkstatt gegründet. Als erstes Produkt stellte diese einen patentierten, Trumpf genannten Treibriemenverbinder her, dem bereits zwei Jahre später Bauteile für die gerade aufstrebende Rundfunkgeräte-Industrie folgten. 1923 kam bereits der erste eigene Rundfunkempfänger hinzu, der Trumpf-Walzendetektor, so genannt nach seinem walzenförmigen Detektor. Richtige Radiogeräte, also mit Elektronenröhren arbeitende Apparate produzierte Braun aber erst ab 1929, darunter eine richtungsweisende Radio-Plattenspieler-Kombination von 1932. Großen Erfolg hatte man auch mit den von 1936 bis 1939 produzierten Koffergeräten. Im Zweiten Weltkrieg wurden insbesondere Funkgeräte und Funksteuergeräte gefertigt.

Wiederaufbau

Werk II 1960, Blick von der Frankenallee aus

Die im Krieg vollkommen zerstörten Werksanlagen erlaubten erst 1947 eine bescheidene Produktion, die mit einer Taschenlampe und Radiogeräten begann – zunächst handelte es sich um 100 Empfänger in der Woche. Den Grundstein für den weltweiten Erfolg des Unternehmens legte 1950 die Entwicklung und Produktion der elektrischen Trockenrasierer.

1951 starb Max Braun und seine Söhne Artur und Erwin übernahmen das Unternehmen.

Neben dem Wiederaufbau des „Werkes I“ in der Idsteiner Straße im Frankfurter Stadtteil Gallus, wurde 1951 nur wenige hundert Meter entfernt „Werk II“ bezogen, wo ausreichend Platz für Produktionsbänder, Entwicklungslabors, Werkstätten, Sozialräume und eine Lehrwerkstatt zur Verfügung stand. 1954 wurde für die Produktion von Elektrorasierern in Walldürn ein Zweigwerk eröffnet und kontinuierlich ausgebaut. 1960 kam das Werk Marktheidenfeld hinzu, das Haushaltsprodukte herstellte. Das heutige Werk in Kronberg wurde 1965 eröffnet.

Elektrorasierer Braun special SM 2
Design Richard Fischer

Ein Welterfolg

Der Elektrotrockenrasierer S 50 arbeitete bereits mit einem schwingenden Messerkopf unter einer an Kunststofffederelementen aufgeknöpften galvanisch hergestellten Scherfolie; der Messerkopf wurde durch einen elektromagnetischen Schwinganker mit der Netzfrequenz bewegt. Bis zur Einführung der kombinierten Netz-Akku-Modelle gab es die sog. Netzrasierer immer mit diesem Schwinganker. Daneben wurden – ab Mitte/Ende der 1960er Jahre – Batteriemodelle mit Gleichstrommotoren produziert. Ab den 1980er Jahren werden für Netzbetrieb hauptsächlich Kombimodelle (Netz/Akku) mit solchen Motoren produziert. Das Prinzip – mit sowohl federnder Scherfolie als auch federnd gelagertem Messerblock – wird bis heute (außer bei Stabrasierern) beibehalten.

Artur und Erwin Braun

Erscheinungsbild und Produktgestaltung

Tischradio Braun SK 2
Radio-/Phonotruhe Braun SK 6: Variante des legendären SK 4 „Schneewittchensargs“
Fernsehgerät HF 1 • 1958
Design Herbert Hirche
Kofferradio T 580 • 1963
Design Dieter Rams
Preis 288 DM, entsprechend heute ca. 559 EUR.
Weltempfänger T 1000 CD
Nachfolgemodell des T 1000

Nach dem Tod von Max Braun übernahmen dessen Söhne Artur und Erwin Braun die Firma, wobei vor allem letzterer ein neue, umfassende Unternehmenskultur initiierte, wie es ähnlich vorher bereits bei AEG oder Olivetti versucht worden war: Dazu gehörte neben einer "Balance" der Abteilungen, gesundem Kantinenessen und einem einheitlichen, rationalen Erscheinungsbild (Werbung, Kommunikation), für das der 1952 eingestellte Wolfgang Schmittel verantwortlich war, auch ein radikal verändertes Sortiment, dessen Ästhetik - heute Produktdesign - nun in einer eigenen Abteilung entwickelt wurde (Abteilung für Formgestaltung, später Abteilung für Produktgestaltung). Wobei dies ein jahrelanger Prozess war. Den entscheidenden Anteil daran hatte Fritz Eichler, ein Kriegskamerad von Erwin Braun. Ein weiterer wichtiger Mitarbeiter war der Manager Albrecht Schultz. Eichler, ein in der Industrie völlig unerfahrender Maler und Filmregisseur, übernahm die künstlerische Leitung und stellte auch den entscheidenden Kontakt zur Hochschule für Gestaltung Ulm her, die sich als Bauhaus-Nachfolgerin verstand. Von dem Ulmer Professor Hans Gugelot, von dem auch die Phonotruhe Braun SK 4 und der schwarze Rasierer Braun Sixtant stammt, wurden wesentliche Prinzipien, wie System und Klarheit, auf die Braun-Produkte übertragen. Weitere externe Gestalter in dieser Frühzeit waren Herbert Hirche und Wilhelm Wagenfeld, die beide am Bauhaus waren.[4] Erwin Braun sah die Firma auch als kulturelles Projekt und knüpfte Freundschaften zu Gleichgesinnten wie etwa dem Unternehmer Philip Rosenthal. Der Auftritt von Braun auf der Düsseldorfer Funkausstellung im Jahr 1955 mit einem radikal überarbeiten Sortiment auf einem von dem Ulmer Grafiker Otl Aicher entworfenen Stand gilt als der Wendepunkt. Im selben Jahr stieß der Innenarchitekt Dieter Rams zur Firma, der die Gestaltungsabteilung ab 1961 leitete und mit dem sie oft identifiziert wird. 1995 löste ihn Peter Schneider ab, dessen Nachfolger 2009 Oliver Grabes wurde. Entscheidend für den durchschlagenden Erfolg war das starke Team. Zahlreiche Designer, die in der Anfangszeit durchweg aus anderen Berufen kamen, lieferten wichtige Entwürfe, darunter Peter Hartwein, Hartwig Kahlcke, Ludwig Littmann, Dietrich Lubs, Gerd Alfred Müller, Robert Obernheim, Florian Seiffert, Roland Ullmann und Reinhold Weiss.

Als frühe wegweisende Produkte gelten etwa das kleine Tischradio SK 1 sowie die Radio-Plattenspieler-Kombinationen PK-G. Die Reaktionen auf den spartanischen Stil, der nicht nur das Radio, sondern die gesamte Gestaltung der Industrieprodukte im Sinne der "Guten Form" revolutionieren sollte, waren teilweise extrem. Max Grundig, ein Konkurrent, befand, die Braun-Söhne würden das Erbe ihres Vaters verspielen. Bis 1960 hatte nahezu die gesamte Branche nachgezogen. Dabei brachten die Innovationen in der Unterhaltungselektronik, wie etwa die Stereoanlage und der Plattenspieler mit Plexiglashaube (erstmals bei der bereits erwähnten und inzwischen als "Klassiker" gehandelten Phonotruhe Braun SK 4) dem Unternehmen einen gewaltigen Imagegewinn, während Rasierer, Blitzgeräte und Diaprojektoren für den Gewinn sorgten.[5]

Ein Ideal war optische Zurückhaltung. Die Geräte sollten - ähnlich einem Butler - stets zu Diensten sein, aber ansonsten im Hintergrund bleiben,[5] auch sprachlich. Braun-Geräte trugen keine Phantasie-Namen wie „Allegretto“ oder „Jupiter“, sondern zumeist nur eine schlichte Kombination aus Buchstaben und Zahlen, eine - von Ulm vermittelte - Reminiszenz an das Bauhaus, die ebenfalls Schule machte. Bis Ende der 1960er Jahre gab es auch Fernsehapparate und Kofferradios, darunter der ebenfalls berühmte Weltempfänger T 1000, die sich dann aber nicht mehr kostendeckend produzieren ließen. So beschränkte man sich auf HiFi-Stereoanlagen (wie zum Beispiel die berühmte und hochwertige regie-Reihe). Die Kompaktanlagen folgten dabei mit einer Kunststoffwanne als Gehäuse dem Zeitgeist der frühen 1970er Jahre, als knallige "Schockfarben" und weiche Rundungen auch bei Braun üblich wurden.

1935 entstand bereits ein Firmenlogo mit dem hochgezogenen „A“, welches Wolfgang Schmittel 1952 in die weltbekannte Form mit exakten Viertelkreisbögen brachte. An dieser Form hielt man zunächst auch nach der Übernahme 1967 durch Gillette fest, ging aber in den 1990er Jahren zur heutigen überarbeiteten gerundeten Form über.

Haushaltsgeräte

Organisch gestaltete Küchenmaschinen von Gerd Alfred Müller und Robert Oberheim

In den 1950er-Jahren trugen zunehmend Haushaltsgeräte zum Gewinn des Unternehmens bei, so dass man schließlich die Unterhaltungsgeräte nur nebenbei laufen ließ. Auch sie wurden alle vom hauseigenen Design-Studio entworfen. Und unter ihnen spielten die Elektrorasierer die bedeutendste Rolle, das Modell Sixtant von 1962 geriet sogar zu gigantischem Erfolg. So exportierte man bereits in den 1960er Jahren weltweit.

Diaprojektoren

D 40 Kleinbild-Diaprojektor mit Rodenstock Objektiv; Design: Dieter Rams

Eine wichtige kommerzielle Stütze des Unternehmens waren Kleinbild-Diaprojektoren. Besondere Erwähnung verdient die im funktionalistischen Stil gehaltene D-Serie (D20, D25, D35, D40, D46) mit Kabelfernbedienung und ausklapparer Magazinhalterung (Design: Dieter Rams). Die Projektionsobjektive wurden nicht selbst hergestellt, sondern von Firmen wie Wilhelm Will (Maginon) oder Rodenstock (Splendar) bezogen.

HiFi-Geräte

Neben den seit den Anfängen bis in die 1970er Jahre angebotenen integrierten Kombinationsgeräten und Kompaktanlagen wurde bereits 1959 die aus Einzelkomponenten (CV 11, CE 11, CS 11) bestehende „Studio 2“-Linie angeboten. 1961/62 erschien die „Studio 60“-Linie, bestehend aus den Verstärkern CSV 13, CSV 60, den Plattenspielern PCS 5 sowie PCS 52 und dem Tonbandgerät TG 60. 1962 kam der Plattenspieler PCS 45 und der Stereoverstärker CSV 10.

Mitte der 1960er Jahre erfolgte der Übergang zur Transistortechnik; es wurden nun angeboten: Studio 250 (später 300) mit den entsprechenden CSV-Verstärkern und CE-Tunern. Diese Geräte waren 26 cm breit, 11 cm hoch und passten mit ihrer Tiefe von 32 cm genau in die von D. Rams designten Regalsysteme. Die gleichen Abmessungen hatte der Tuner CE 501 (später CE 501K). Der Verstärker CSV 500 (später 510) hatte eine Breite von 40 cm, ebenso wie Spitzengeräte CSV 1000 und CE 1000 („Studio 1000“). Das Design all dieser Geräte galt in der damaligen deutschen Architektenszene als stilbildend und sollte sich so bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre fortsetzen. Die Verstärker hatten kanalgetrennte Klangregler und eine raffinierte stufenlos verstellbare gehörrichtige „Loudness“-Funktion. Die komplette Braun 1000er Anlage galt sogar 1965 als weltweit allerbeste Anlage überhaupt "aus einem Haus".

Der Plattenspieler PS 1000 war eine sehr aufwendige Subchassis-Konstruktion, wie bei professionellen Tonstudio-Geräten wurde der schwere riemengetriebene Plattenteller bei Abschaltung gebremst. Die Abschaltung erfolgte fotoelektrisch, ohne mechanische Krafteinwirkung. Der 10-Zoll-Tonarm erinnerte an die Produkte des führenden englischen Anbieters SME und wurde 1969 mit einer Anti-Skating-Einrichtung versehen. Etwa gleichzeitig erschien der PS 500 (mit 9-Zoll-Tonarm), der gewisse Raffinessen seines großen Bruders nicht mehr hatte, aber wesentlich günstiger angeboten werden konnte, obwohl die Federung des Subchassis nun eine hochwirksame hydraulische Dämpfung erhielt, so dass die Aufstellung völlig unkritisch wurde.

Legendären Ruhm genoss das Tonbandgerät TG 1000 (später TG 1020), das in Zweispur und in Vierspur-Version erhältlich war: 3-Motoren-Laufwerk, Tipptasten-Bedienung über Relais, fotoelektrische Bandzugregelung, Schmetterlings-Tonköpfe. Auch in den Messwerten (Gleichlauf, Dynamik) übertraf es die konkurrierende A77 von Revox z. T. deutlich. Die verantwortlichen Ingenieure gründeten später das Unternehmen ASC.

Außer dem avancierten elektrostatischen Flächenstrahler LE 1 (ein Lizenznachbau der englischen Firma Quad im Rams-Design) wurde eine ganze Palette konventioneller Lautsprecherboxen mit elektrodynamischen Lautsprecherchassis entwickelt, Spitzenmodell war die große vertikal schwenkbare L 1000. Mit jedem neuen Lautsprecher gelang es, mehr Bass aus kleineren Boxen zu erhalten. Ein großer Fortschritt war die Einführung des Kalottenhochtöners. Diese Lautsprecher galten als überragend klangtreu (zum Beispiel schon 1969 die L 710 mit zwei parallelgeschalteten Tieftönern, einem Kalottenmitteltöner und einem Kalottenhochtöner); später, als die verantwortlichen Entwickler dieses Klangideal bei Firmen wie Heco, Canton und Acron fortsetzten, entstand das Schlagwort vom „Taunussound“ mit kräftigen Bässen und Höhen.

Sicherlich auch einer der Höhepunkt in der Hi-Fi-Geschichte des Unternehmens war Mitte der 1970er Jahre die „Studio-1020“-Linie mit dem Tuner-Vorverstärker CES 1020, dem Spitzentuner CE 1020, dem vierkanaligen Quadro-Vorverstärker CSQ 1020 und dem CD-4-Demodulator. Dazu gehörten die aktiven Lautsprecherboxen LV 720 und die größere LV 1020. Die Zeitschrift HiFi-Stereophonie (Nr. 2/1975) schrieb in einem Test: „Die Klangqualität der beschriebenen Braun Quadrospitzenanlage ist in jeder Hinsicht hervorragend. Mit Hilfe der Regelmöglichkeiten am Vorverstärker und an den Lautsprecher-Verstärkereinheiten können Klangkorrekturen zur Anpassung an die Erfordernisse der Akustik des Hörraums gemacht werden. Dynamik, Volumen und Sauberkeit des den Raum ausfüllenden Klangs werden höchsten Ansprüchen auch in großen Wohnräumen gerecht.“ Spätere HiFi-Produkte von Braun wiesen nicht mehr in jedem Fall die gleiche technische Qualität auf, zum Beispiel war die Tonarmgeometrie des Plattenspielers PDS 550 von 1977/78 nicht optimal.

Braun Nizo

Braun Nizo 800 Super-8 Kamera

Braun stellte – wie auch andere Rundfunkgeräte-Hersteller – elektronische Fotoblitzgeräte her, wobei man damit bereits im Jahr 1952 mit dem Typ Hobby begonnen hatte. So lag es nahe, den Bereich Fotogeräte mit dem Kauf der Münchner Firma Niezoldi + Krämer (gegründet 1927) im Jahre 1963 auszudehnen. Dieser Hersteller von hochwertigen Schmalfilm-Kameras stand nämlich kurz vor dem Konkurs und so hatte das Design-Team um Dieter Rams Gelegenheit, den Kameras ein unverwechselbares Äußeres zu geben und so das Braun-Design weiter populär zu machen. Zusammen mit der 1965 von Kodak eingeführten, enorm erfolgreichen Super 8-Filmkassette führte dies wieder zu gewinnbringenden Absatzzahlen. Braun Nizo hat zwar nur geringe Stückzahlen produziert, im Segment der Super-8-Oberklasse aber einen nennenswerten Marktanteil gehalten – das kleinste Modell S 8 M kostete 897 DM. Mit dem Untergang des Super-8-Films ist der Bereich Fotogeräte einschließlich Blitzgeräte im Spätherbst 1980 an die Robert Bosch GmbH verkauft worden. Im selben Jahr erschienen die letzten Nizo-Super-8-Kameras. Sie gehörten zur Integral-Serie, die sich durch eine vollelektronische Steuerung auszeichneten. 1982 wurde die Produktion dann eingestellt, das Werk in München geschlossen und rund 500 Mitarbeiter entlassen.

Braun Lectron

Elektronik-Experimentiersystem „Lectron“

Für eine weitere – recht ungewöhnliche – Design-Aktivität übernahm Braun das Elektronik-Experimentiersystem der Firma Egger aus München und bot es mit neu gestalteter Optik ab 1967 unter dem Namen Braun Lectron an. Erwin Braun und der damalige Vertriebsdirektor Georg Hohm wollten damit bereits Kinder und Jugendliche an die Marke „Braun“ heranführen.

Lectron war ursprünglich von dem Ingenieur Georg Greger entwickelt und auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1966 erstmals vorgestellt worden. Auf der Ausstellung „Electronica“ 1966 in München wurde Greger für das Lectron-System mit dem 1. Preis der Messe ausgezeichnet. Im Gegensatz zu einigen anderen Experimentierkästen sind die einzelnen Bauteile geschützt in quadratische Kunststoffkästchen eingebaut, die mit integrierten Magneten aneinandergereiht und zu Schaltungen aufgebaut werden können. Die Würfel sind seitlich transparent, so dass das „Innenleben“ gut erkennbar ist. Auf den Deckeln der Gehäuse ist das entsprechende Schaltsymbol aufgedruckt. So können die Schaltungen rasch aufgebaut werden, und dabei entsteht das entsprechende Schaltbild – ein didaktischer Vorteil gegenüber anderen Systemen.

Die aufwendige Verarbeitung der Bauteile resultierte in einem relativ hohen Preis des Systems, so dass es in privaten Haushalten kaum Verbreitung fand. Für Schulen war die einfache Handhabung aber ebenso von großem Vorteil, wie das Schaltbild direkt an den aneinandergesetzten Bausteinen ablesen zu können. Während der Zeit unter Braun wurde das Buchlabor Was ist Elektronik auf den Markt gebracht (Schönstes deutsches Jugendbuch 1969) sowie die Computer-Erweiterung.

Heute wird das System von der Reha-Werkstatt Eschenheimer Tor in Frankfurt am Main hergestellt. Das Baukasten-Sortiment wurde um viele moderne Bausteine erweitert. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Operationsverstärker, Bausteine der Digitaltechnik und ein Integrierter Schaltkreis (IC) für den Radio-Empfang.

Gillette

Braun Taschenrechner

Übernahme

Durch den großen Erfolg der Braun-Elektrorasierer wurde man bei Gillette auf das Unternehmen aufmerksam. Dieses amerikanische Unternehmen betätigte sich auf dem Gebiet der Nassrasur und sah in Braun eine ideale Ergänzung, um auch an der Trockenrasur verdienen zu können. So kam es am 19. Dezember 1967 zur Übernahme der Braun GmbH. Diese Transaktion garantierte zwar einerseits den Fortbestand des Unternehmens, leitete aber auch den Untergang des ursprünglichen Geschäftszweigs ein: an Unterhaltungselektronik hatte Gillette keinerlei Interesse.

Auch Lectron gab der Konzern wieder ab, so dass es ab 1974 von einer kleinen Firma angeboten und weiterentwickelt wurde, inzwischen fertigt es eine Behindertenwerkstätte.

Die 1961 in der Schweiz gegründete Maxon Motor AG blieb im Familienbesitz. Diese fertigte galvanisch hergestellte Scherfolien für die Braun-Rasierer und später vor allem Elektromotoren. Der Firmenname Maxon spielt als Kurzform von Max-Sohn auf den Firmengründer an.

Produktpalette

Zu den Produkten der Braun GmbH gehören heute Rasierapparate, Bartschneider, Haarschneider, Epiliergeräte, elektrische Zahnbürsten (Braun/Oral-B), Haartrockner, Haar-Styling-Geräte, Blutdruck-Messgeräte, Bügeleisen, Küchenmaschinen, Mixer, Wasserkocher, Toaster und Kaffeemaschinen.

Die Produktion der wegen ihres klassisch-schlichten Designs sehr beliebten Armbanduhren, Wecker und Taschenrechner scheint mittlerweile eingestellt zu sein.

In jüngerer Zeit werden Stimmen laut, die von einem Ende des Braun-Designs sprechen. Beispielsweise sieht Oliver Herwig den Wandel der Braun-Produkte hin zum Gewöhnlichen und empfindet die aktuelle Formgebung als „weichgespültes Design“.[6]

Niedergang des Bereichs Unterhaltungselektronik

Braun Audio 310 von 1971
Braun regie 510 (CEV 510), HiFi-Spitzenreceiver von 1972
Braun-Atelier-Anlage der letzten Serie

Den Bereich Unterhaltungselektronik stieß Gillette 1981 ab. Daraufhin übernahm der Physiker Godehard Günther mit seiner Firma a/d/s/ (Analog and Digitalsystems) dieses Segment. Die übriggebliebene HiFi-Baustein-Reihe atelier gab es nun in neuer Form. Alle Geräte trugen aber unverändert das Braun-Logo, auch sorgte Dieter Rams mit seinem Team nach wie vor für das Aussehen; verantwortlich für den Bereich war der Designer Peter Hartwein. So kam es sogar noch zu einem Fernsehgerät, schließlich zu einem Videorecorder für die atelier-Reihe.

Der wirtschaftliche Erfolg blieb allerdings aus. Zum einen machten das Design, das Konzept und der Preis der Geräte diese ohnehin nur für einen begrenzten Kundenkreis zugänglich, zum anderen waren die Atelier-Geräte wenig dafür prädestiniert, mit anderen Produkten kombiniert zu werden. Auch war die Güte der technischen Verarbeitung und Konzeption nicht immer auf dem Niveau vorheriger Braun-Serien. Daraufhin sanken die Verkaufszahlen, und 1991 wurde schließlich das Produktionsende mit ganzseitigen Anzeigen in Fachzeitschriften angekündigt. Um den drohenden und für die Edelmarke recht unrühmlichen Zusammenbruch zu verhindern, griff Braun hierzu mit der Erlaubnis von Gillette nochmals tief in die Tasche und finanzierte diesen großen Werbeaufwand für eine letzte Edition unter dem Namen Braun Atelier. Es handelte sich um bis zu 15.000 DM teure HiFi-Anlagen, für die der Kunde ein „Zertifikat“ erhielt, bei der aber Qualität und Herkunft ihres Innenlebens nicht unbedingt dem Verkaufspreis gerecht wurden.

Dennoch sind die Geräte (die übrigens im Museum of Modern Art in New York stehen) heute noch sehr gefragt und erzielen auf dem Gebrauchtwarenmarkt überdurchschnittlich hohe Verkaufspreise.

Auszeichnungen

  • 1957: Preis Gran Premio für das Gesamtprogramm, 11. Triennale, Mailand; Preis auf der Interbau in Berlin
  • 1958: Das New Yorker Museum of Modern Art nimmt Braun-Geräte in seine ständige Sammlung auf und es werden 16 Apparate auf der Weltausstellung in Brüssel als hervorragende Beispiele deutscher Produktion zur Schau gestellt
  • 1960: Preis Gran Premio für das Gesamtprogramm, 12. Triennale, Mailand
  • 1962: Auszeichnung Compasso d’Oro in Mailand
  • 1963: eine Ausstellung im Pariser Louvre
  • 1964: eine Ausstellung auf der documenta 3, Kassel und die Goldmedaille für audio 1 (Stereo-Kompaktanlage) auf der 13. Triennale, Mailand
  • 1965: eine Wanderausstellung des Gesamtprogramms in Tokio
  • 1967: Ausstellung auf der Weltausstellung, Montreal
  • 1968: Ausstellung auf der Interbytmash, Moskau
  • 1969: Das Musée des Arts Décoratifs, Paris, zeigt Braun-Design
  • 1974: Auszeichnungen für audio 400 (Stereo-Kompaktanlage), regie 308 (Receiver), L 308 (Lautsprecher) auf der Wiener Hifi-Messe; Zwei Designpreise für audio 400, Hifi-Messe Mailand
  • 1976: Form – nicht konform. eine Ausstellung im Institut für Neue Technische Form, Darmstadt

BraunPreis

1967 wurde der BraunPreis als Deutschlands erster internationaler Designförderpreis ins Leben gerufen. Er soll die Arbeit junger Designer fördern und dabei insbesondere das Industriedesign sowie innovative Produktideen weltweit berücksichtigen. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen.

Braun-Sammlung

In Kronberg werden Produkte aus der Firmengeschichte seit 1921 in der Braun-Sammlung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Produktfotos

Literatur

  • Zeitschrift Der Braunsammler. später Design+Design (Hrsg. Jo Klatt und Günter Staeffler), Hamburg.
  • Wolfgang Schmittel: Design, concept, realisation: Braun, Citroen, Miller, Olivetti, Sony, Swissair. Zürich 1975.
  • Mehr oder weniger. Braun – Design im Vergleich. Ausstellungskatalog. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1990.
  • Regine Scourtelis: Manche mögen’s pur. In: ZEITmagazin. 42, 1990, S. 80–88.
  • Jo Klatt, Günter Staeffler: Braun+Design Collection. 40 Jahre Braun Design von 1955 bis 1995. Hamburg 1995, ISBN 3-9803485-3-9.
  • Hans Wichmann: Mut zum Aufbruch. Erwin Braun 1921 bis 1992. München 1998, ISBN 3-7913-2023-8.
  • Bernd Polster: Braun. 50 Jahre Produktinnovationen. Dumont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7364-1. (englische Ausgabe 2009)
  • Less and More. The Design Ethos of Dieter Rams. Ausstellungskatalog.Design Museum, London 2009 (deutsche Ausgabe 2010).
  • Bernd Polster: Kronberg Meets Cupertino. Was Braun und Apple wirklich gemeinsam haben.. In: Apple Design. Ausstellungskatalog. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 2011, S. 64–75.

Weblinks

 Commons: Braun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b www.ebundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet?session.sessionid=5ab51d8834fb5a598686b6dc571e15f2&page.navid=detailsearchlisttodetailsearchdetail&fts_search_list.selected=39f2aec02076df04&fts_search_list.destHistoryId=97032.
  2. Bernd Polster: Braun. 50 Jahre Produktinnovationen, Köln 2005, ISBN 3-8321-7364-1.
  3. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  4. = "Bernd Polster: Wohndesign Deutschland. Die Klassiker" Köln 2008, S. 461 u. 555.
  5. a b Interview mit Dieter Rams, Stern Nr. 19, 30. April 2008.
  6. Oliver Herwig, Süddeutsche Zeitung, 22. August 2005.
50.1708333333338.5291666666667

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