Eberhard von Danckelman

Eberhard von Danckelman
Eberhard von Danckelman, Ölgemälde von David Richter d.Ä. (um 1690)

Eberhard Christoph Balthasar Freiherr von Danckelman (* 23. November 1643 in Lingen (Ems); † 31. März 1722 in Berlin; auch Danckelmann geschrieben) war Hauslehrer des ersten preußischen Königs, brandenburgischer Minister, preußischer Oberpräsident (=Premierminister) und Reichsfreiherr.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eberhard Danckelman war der vierte von sieben Söhnen eines Landrichters und wuchs in der Grafschaft Lingen auf. Nach seinem Studium in Utrecht wurde er mit nur 21 Jahren Erzieher des (zweitgeborenen) brandenburgischen Kurprinzen (und späteren Königs Friedrich I. in Preußen). Obwohl Danckelmann seinem eigenen, streng calvinistischen Wesen entsprechend sehr schroff mit dem zarten Prinzen umging - so soll er den achtjährigen Friedrich gezwungen haben, Sätze wie diesen aufzuschreiben: "Fritz wird ein Esel bleiben" -[1], ernannte ihn dieser nach seinem Regierungsantritt als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg 1688 zum Geheimen Staats- und Kriegsrat, 1692 zum Präsidenten der Regierung zu Kleve und 1695 schließlich zum Premierminister und Oberpräsidenten.

In Danckelmans Verantwortung fällt auch die Gründung der Universität Halle 1694 und der Akademie der Künste in Berlin 1696.

Mit ihm gewannen auch seine sechs Brüder an Einfluss, so dass man auch vom Danckelmanschen Siebengestirn sprach. Von Kaiser Leopold I. wurde er gemeinsam mit seinen Brüdern in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Danckelmans Erfolg und Macht erweckte den Neid anderer, und die Einsetzung seiner sechs Brüder in einflussreiche Ämter verstärkte die Abneigung gegen das „Siebengestirn“. Er vermehrte den Hass, der sich gegen ihn ansammelte, durch seine rücksichtslose Strenge gegen alle Untergebenen.

Danckelman machte sich in einflussreicheren Kreisen dadurch Feinde, weil er gegen die welfische Politik[2] opponierte. Am 27. November 1697 wurde er auf Betreiben seiner Feinde Fuchs, Barfus und Dohna gestürzt und verhaftet.

Die Anklage gegen ihn umfasste 290 Anklagepunkte, die sich zumeist als unbegründet herausstellten; das Verfahren zog sich dennoch über Jahre hin. Ohne Urteil wurde Danckelman schließlich durch eine Kabinettsorder Friedrichs I. zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Seine Güter wurden eingezogen, darunter auch sein unmittelbar neben dem Friedrichswerderschen Rathaus gelegenes prächtiges Palais, das fortan als "Fürstenhaus" zur Unterbringung von Staatsgästen genutzt wurde. Danckelmann verlor außerdem seine Pension sowie seine erblich zugesagten Würden. Ursache für seinen Sturz dürfte wohl im persönlichen Verhältnis zu seinem ehemaligen Schüler, Friedrich I., zu suchen sein, der es vermied, seinem ehemaligen Lehrer wieder zu begegnen.

Friedrich I. amnestierte ihn 1707 und erlaubte ihm, in Cottbus zu leben. Auch wurde Danckelman aus dem konfiszierten Vermögen 2000 Taler jährlich bewilligt, zu einer Versöhnung mit Friedrich I. kam es jedoch nie. Friedrich Wilhelm I. berief ihn nach seiner Thronbesteigung 1713 auf ehrenvolle Weise an den Hof und bat ihn um seinen Rat. Eine Revision seines Prozesses und eine Rückgabe seiner Güter fanden aber nicht statt.

Büste in der Siegesallee

Für die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Gustav Eberlein eine marmorne Büste Danckelmans als Seitenfigur der Denkmalgruppe 26 zu dem zentralen Standbild für König Friedrich I., enthüllt am 3. Mai 1900. Danckelman hält in der Hand eine Urkunde und wird mit Allongeperücke und ernstem Blick als weitsichtiger, entschlossener Staatsmann präsentiert. Die Büste ist mit leichten Beschädigungen erhalten und wird seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau aufbewahrt.[3]

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. Vgl. Karin Feuerstein-Praßer, Die preußischen Königinnen, München 2009, S. 65f.
  2. Die Kurfürstin Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705) war als Tochter des ersten seit 1692 in Hannover regierenden welfischen Kurfürsten Ernst August (1629-1698) eine erbitterte Gegnerin Danckelmans.
  3. Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0, S. 196

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