Eckhard Müller-Mertens

Eckhard Müller-Mertens

Eckhard Müller-Mertens (* 28. August 1923 in Berlin) ist ein deutscher Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Mediävistik in der DDR.

Der aus einem kommunistischen Elternhaus stammende Eckhard Müller-Mertens machte zunächst von 1939 bis 1941 eine kaufmännische Lehre. Im Zweiten Weltkrieg geriet er als Kriegsteilnehmer in britische Gefangenschaft. Nach dem Krieg war er zunächst als Bahnpolizist tätig und studierte von 1946 bis 1951 Geschichte und Philosophie an der Berliner Universität. 1949 wurde er Mitglied der SED. 1951 promovierte er über die Hufenbauern und Herrschaftsverhältnisse in brandenburgischen Dörfern nach dem Landbuch Karls IV. von 1375. Bereits 1952 hielt er an der Humboldt-Universität eine Vorlesung zur Geschichte des Mittelalters. Er gehört damit zu jenen marxistischen Historikern, die dieses Fach als erste an einer Universität der DDR lehrten. 1956 erfolgte in Berlin die Habilitation mit einer Arbeit zur Geschichte der brandenburgischen Städte. Anschließend lehrte er vier Jahre als Dozent in Berlin und wurde 1960 Professor mit Lehrauftrag für die Geschichte des Mittelalters. 1964 wurde er Professor mit vollem Lehrauftrag. 1988 wurde er emeritiert. Müller-Mertens nahm 1960 in Stockholm, 1965 in Wien und 1970 in Moskau an internationalen Historikerkongressen teil. Von 1966 bis 2001 war er Leiter der Arbeitsstelle Monumenta Germaniae Historica der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Von 1966 bis 1990 war er Leiter der Hansischen Arbeitsgemeinschaft der Historiker-Gesellschaft der DDR. Seit 1990 gehört Müller-Mertens der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica an. 1987 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.

Müller-Mertens beschäftigte sich mit den Strukturen und dem Funktionieren des Reiches im 10. und 11. Jahrhundert, mit der brandenburgischen und Berliner Landesgeschichte des späten Mittelalters und mit Karl IV. von Luxemburg und Böhmen. Von Müller-Mertens stammen die grundlegenden Itinerarstudien Die Reichsstruktur im Spiegel der Herrschaftspraxis Ottos des Großen und Reichsintegration im Spiegel der Herrschaftspraxis Kaiser Konrads II. Diese Arbeiten haben aufgrund ihres methodischen Herangehens und ihrer gesicherten Ergebnisse große Beachtung und internationale Anerkennung gefunden. Trotz marxistischen Weltverständnisses konnten sich seine Werke in den Leitdarstellungen der DDR-Geschichtswissenschaft nicht durchsetzen.

Schriften

  • zusammen mit Wolfgang Huschner: Reichsintegration im Spiegel der Herrschaftspraxis Kaiser Konrads II. Weimar 1992, ISBN 3-7400-0809-1.
  • Die Reichsstruktur im Spiegel der Herrschaftspraxis Ottos des Großen. Mit historiographischen Prolegomena zur Frage Feudalstaat auf deutschem Boden, seit wann deutscher Feudalstaat? Berlin 1980.
  • Regnum Teutonicum. Aufkommen und Verbreitung der deutschen Reichs- und Königsauffassung im früheren Mittelalter. Wien 1970, ISBN 3-205-00502-3.
  • Karl der Große, Ludwig der Fromme und die Freien. Wer waren die liberi homines der karolingischen Kapitularien (742/743– 832)? Ein Beitrag zur Sozialgeschichte und Sozialpolitik des Frankenreiches

Literatur

  • Olaf B. Rader (Hrsg.): Turbata per aequora mundi. Dankesgabe an Eckhard Müller-Mertens. Hannover 2001, ISBN 3-7752-5729-2.
  • Eckhard Müller-Mertens. In: Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik. München 2006, ISBN 3-598-11673-X, S. 444f.
  • Eckhard Müller-Mertens 65 Jahre. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 36 Jg. (1988), S. 734.
  • Eckhard Müller-Mertens 60 Jahre. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 31 Jg. (1983), S. 656.

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