Edith Gassion

Edith Gassion
Édith Piaf (polnische Büste)

Édith Piaf, bürgerlich Édith Giovanna Gassion, (* 19. Dezember 1915 in Paris; † 10. Oktober[24] 1963 in Plascassier, laut Sterbeurkunde 11. Oktober 1963 in Paris) war eine weltbekannte französische Chansonsängerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Édith Gassion geboren, wurde Édith Piaf bereits einige Wochen nach ihrer Geburt von ihrer Mutter Anita Maillard, einer Kaffeehaussängerin, verlassen und wuchs bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf, wo sie beinahe verhungerte. Ihr Vater Louis Gassion, Akrobat (Kontorsionist, d.h. Schlangenmensch) in einem Wanderzirkus, brachte sie 1917 bei seiner Mutter unter, damit seine Tochter wieder zu Kräften kommen konnte. 1919 erkrankte sie an einer Entzündung der Augenhornhaut und erblindete. Zwei Jahre später machte ihre Großmutter mit ihr eine Wallfahrt zu Theresia Martin nach Lisieux, wo Édith tatsächlich geheilt wurde. Ab da verehrte sie Theresia ihr Leben lang sehr. Sie war erst sieben, als ihr Vater sie das erste Mal mit auf Tournee nahm. Mit zehn Jahren begann sie auf der Straße zu singen. Édith Piaf wurde stark geprägt vom Alkoholismus ihres Vaters und der Gewalttätigkeit des Milieus, in dem sie aufwuchs.

Als 15-jährige verließ sie ihren Vater und zog alleine als Straßensängerin nach Paris. Kurz darauf wurde sie von dem Kabarettbesitzer Louis Leplée entdeckt, der sie als Chanteuse in sein Kabarett holte und ihr den Namen gab, unter dem sie bekannt wurde: „La Môme Piaf“ (Kleiner Spatz).

Am 11. Februar 1933 brachte sie ihr einziges Kind zur Welt, ihre Tochter Marcelle. Das Kind wuchs bei seinem Vater auf, da Édith Piaf es vorzog, mit Simone Berteaut, einer langjährigen Vertrauten und Freundin, auf Musikveranstaltungen aufzutreten. Marcelle starb im Alter von zwei Jahren an Hirnhautentzündung.

1935 nahm die nur 147 cm große Édith Piaf ihre erste Platte auf. Kurz darauf wurde ihr Mentor Leplée ermordet und sie der Mitwisserschaft an der Tat bezichtigt. Obwohl sie freigesprochen wurde, flüchtete sie in die Provinz und kehrte erst 1937 wieder nach Paris zurück.

Unter der Förderung von Raymond Asso gelang ihr in den folgenden Jahren der große Durchbruch. Neben Bühnenauftritten in ganz Europa nahm sie unzählige Schallplatten auf.

Während des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besatzungszeit blieb sie in Paris und gab Konzerte für Kriegsgefangene. Dabei schmuggelte sie gefälschte Arbeitserlaubnisse in Gefangenenlager, um einigen Soldaten die Flucht zu ermöglichen. In dieser Zeit unterhielt sie ein leidenschaftliches Verhältnis zu dem sechs Jahre jüngeren Chansonnier Yves Montand, dessen Karriere sie förderte.

Édith Piaf hatte Zeit ihres Lebens schwere gesundheitliche Probleme. Der durch den Unfalltod ihrer großen Liebe, des Boxers Marcel Cerdan, im Oktober 1949 erlittene Schock löste nach Angabe ihrer Sekretärin die chronische Rheumatoide Arthritis aus, unter welcher sie fortan litt. Die damit verbundenen Schmerzen bekämpfte die Sängerin mit starken und überdosierten Medikamenten, von denen sie abhängig wurde. Das führte dazu, dass fortan das Stigma der Drogensucht an ihr haftete. Hinzu kamen Alkoholexzesse. Sie machte sieben Operationen und ungezählte Entziehungskuren durch.

1952 heiratete sie den französischen Sänger Jacques Pills (richtiger Name: René Ducos), von dem sie sich 1956 wieder scheiden ließ. Während eines Konzertes in Stockholm, Ende der 1950er Jahre, brach sie auf der Bühne zusammen – es wurde eine unheilbare Krebserkrankung diagnostiziert. Piaf ließ sich jedoch nicht davon beeindrucken und trat weiter auf. Auf ihren Tourneen wurde sie fortan von einer Krankenschwester begleitet, die ihr im Bedarfsfall Morphium gegen die Schmerzen verabreichte. In diese Zeit fiel ihre kurze Liebesaffäre mit dem wesentlich jüngeren Chanson-Sänger Georges Moustaki. Er war es auch, der 1959 für Piaf das bekannte Chanson Milord (veröffentlicht 1960) zur Komposition von Marguerite Monnot textete, das später ihr größter Hit wurde.

Im Oktober 1962, wenige Jahre nach ihrer Affäre mit Moustaki, heiratete sie den zwanzig Jahre jüngeren Sänger Théo Sarapo und verursachte damit den letzten großen Skandal ihres ausschweifenden Lebens. Anfang August 1963 brachten Sarapo und der Impresario Louis Barrier die bereits schwer Kranke in ein abgelegenes Haus in Plascassier, in der Nähe von Grasse. Dort verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand weiter. An Piafs Seite waren ihre letzte Sekretärin, Danielle Bonel, und eine Krankenschwester; Sarapo befand sich auf Tournee. Bonel ließ Sarapo vom nahenden Tod seiner Frau verständigen; er traf sie jedoch nicht mehr lebend an. Piaf starb am 10. Oktober 1963. Bonel erwähnte in einer Fernsehdokumentation[25], Piaf sei gegen 12:45 Uhr gestorben; an den genauen Zeitpunkt könne sie sich nicht mehr erinnern. Der mittlerweile eingetroffene Sarapo beschloss zusammen mit Bonel und Barrier, über Piafs Ableben zunächst Stillschweigen zu bewahren und den Leichnam unbemerkt nach Paris zu überführen. Bonel besorgte einen Krankenwagen, in dem gegen 20 Uhr die Abreise nach Paris begann. Über den illegalen Transport erzählte Bonel:

"Die Krankenschwester und Theo waren im Krankenwagen. Wären wir angehalten worden, hätten wir gesagt, sie sei gerade gestorben - unterwegs. Sie musste einfach in Paris sterben. Für sie gab es keine andere Möglichkeit. Sie hätte es mit Sicherheit so gewollt." [26]

Noch in der Nacht wurde Piafs Arzt geweckt. Er erklärte sich bereit, einen falschen Totenschein auszustellen. Offiziell für tot erklärt wurde Piaf am 11. Oktober 1963 um 8 Uhr morgens.[27] Als Sterbeort gab der Arzt Paris an.

40.000 Menschen nahmen an ihrem Begräbnis auf dem Cimetière du Père Lachaise teil. Noch heute wird ihr Grab, in dem auch ihr 1970 bei einem Autounfall ums Leben gekommener Ehemann Théo Sarapo und ihre Tochter ruhen, ständig mit frischen Blumen geschmückt. Das kleine Édith-Piaf-Museum in Paris (Rue Crespin du Gast) stellt persönliche Souvenirs, ein Kleid und die Porzellansammlung der Künstlerin aus.

Grab von Édith Piaf auf dem Cimetière du Père Lachaise

Werke

Der „Spatz von Paris“ wurde zu einem der bekannten „Exporte“ Frankreichs. Milord und Non, je ne regrette rien waren weltweite Hits. Ihre wohl erfolgreichsten Lieder waren:

  • 1945 - La vie en rose
  • 1945 - Les Trois Cloches
  • 1949 - Hymne à l'amour
  • 1951 - Padam… Padam…
  • 1954 - Sous le ciel de Paris
  • 1956 - Les amants d'un jour
  • 1957 - La foule
  • 1959 - Milord
  • 1960 - Non, je ne regrette rien

Neben ihrer eigenen Karriere (sie nahm über 200 Lieder auf Schallplatte auf) förderte sie aktiv den damaligen musikalischen Nachwuchs Frankreichs. Sie hatte unter anderem großen Einfluss auf die Karrieren von Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Eddie Constantine, Yves Montand, Georges Moustaki, Jacques Pills und Francis Lai.

Literatur und Film

  • Marc Bonel: Édith Piaf. Le temps d'une vie. Edition de Fallois, 1993, ISBN 2-87706-189-2 (französisch)
  • Philippe Crocq, Jean Mareska: La vie pas toujours rose d'Édith Piaf Editions du Rocher, 2007, ISBN 2-268-06108-6 (französisch)
  • Matthias Henke: Edith Piaf. „Süchtig nach Sehnsucht!“ List, 2002, ISBN 3-612-26516-4
  • Monique Lang: Edith Piaf. Die Geschichte der Piaf, ihr Leben in Texten und Bildern. Insel, Frankfurt 2007, ISBN 3458322167
  • André Larue: Edith Piaf. L'amour toujours. Lafon, Paris 1993, ISBN 2-908652-97-8 (französisch)

Das Leben der Édith Piaf diente mehreren Kinofilmen als Vorlage, so unter anderem Claude Lelouch (Edith und Marcel, 1983 mit Evelyne Bouix als Piaf) und Guy Casaril (Piaf, 1984 mit Brigitte Ariel). Als erfolgreicher gilt Olivier Dahans französische Kinoproduktion La vie en rose (2007), die der Piaf-Darstellerin Marion Cotillard 2008 den Oscar einbrachte.

Weblinks

Fußnoten

  1. http://www.chartstats.com
  2. http://www.charts-surfer.de/musiksearch.php
  3. http://norwegiancharts.com/search.asp?search=Piaf&cat=s
  4. http://lescharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf+%2F+Marilyn+Monroe+%2F+The+Platters+%2F+Lucienne+Delyle&titel=Les+plus+belles+d%E9clarations&cat=s
  5. http://www.charts-surfer.de/musiksearch.php
  6. http://www.chartstats.com/artistinfo.php?id=1384
  7. http://www.charts-surfer.de/musiksearch.php
  8. http://australian-charts.com/showitem.asp?interpret=Charles+Aznavour+%26+Edith+Piaf&titel=Charles+Aznavour+%26+Edith+Piaf&cat=a
  9. http://australian-charts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=20+%27French%27+Hit+Singles&cat=a
  10. http://charts.org.nz/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=L%27immortelle&cat=a
  11. http://hitparade.ch/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=%C9ternelle+%2D+Best+Of&cat=a
  12. http://www.ultratop.be/en/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=%C9ternelle+%2D+Best+Of&cat=a
  13. http://danishcharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=%C9ternelle+%2D+Best+Of&cat=a
  14. http://swedishcharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=%C9ternelle+%2D+Best+Of&cat=a
  15. http://www.ultratop.be/en/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=Platinum+Collection&cat=a
  16. http://hitparade.ch/showitem.asp?interpret=Soundtrack+%2F+%C9dith+Piaf&titel=La+m%F4me&cat=a
  17. http://www.ultratop.be/en/showitem.asp?interpret=Soundtrack+%2F+%C9dith+Piaf&titel=La+m%F4me&cat=a
  18. http://lescharts.com/showitem.asp?interpret=Soundtrack+%2F+%C9dith+Piaf&titel=La+m%F4me&cat=a
  19. http://lescharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=Une+voix+inoubliable&cat=a
  20. http://lescharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=La+vie+en+rose&cat=a
  21. http://mexicancharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=La+vie+en+rose&cat=a
  22. http://charts.org.nz/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=La+vie+en+rose&cat=a
  23. http://lescharts.com/showitem.asp?interpret=Edith+Piaf&titel=L%27integrale+%E0+20+CD&cat=a
  24. siehe etwa die französische Fernsehdokumentation "Die letzten Tage einer Legende - Édith Piaf" (2005), ausgestrahlt (in deutscher Fassung) auf "The Biography Channel" im April 2008
  25. "Die letzten Tage einer Legende - Édith Piaf" (siehe oben)
  26. s. die erwähnte Fernsehdokumentation
  27. s. die erwähnte Fernsehdokumentation


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