- El Ejido
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Gemeinde El Ejido Wappen Karte von Spanien Basisdaten Autonome Gemeinschaft: Andalusien Provinz: Almería Koordinaten 36° 46′ N, 2° 49′ W36.766666666667-2.816666666666780Koordinaten: 36° 46′ N, 2° 49′ W Höhe: 80 msnm Fläche: 227 km² Einwohner: 85.389 (1. Jan. 2010)[1] Bevölkerungsdichte: 376,16 Einw./km² Postleitzahl: 04700 Gemeindenummer (INE): 04902 Verwaltung Webpräsenz der Gemeinde El Ejido ist eine spanische Stadt in der autonomen Region Andalusien im Süden Spaniens. Sie gehört zu der Provinz Almería und ist durch den Gemüseanbau in Gewächshäusern geprägt. Die Stadt ist eine der reichsten Spaniens. Soziale Spannungen bestehen zwischen den einheimischen Andalusiern und marokkanischen Gastarbeitern.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Umgebung El Ejidos in Südspanien gleicht einer unfruchtbaren und steinigen Wüste, doch unter der Erde liegt ein System unterirdischer Flüsse mit jahrtausendealtem Grundwasser. Dazu kommen noch wichtige Faktoren wie Bodenfeuchtigkeit, Mikrothermik und Versalzungsresistenz.
Agrarindustrie
Die geologischen Umstände waren die Auslöser einer jahrelangen Ausdehnung des Gemüseanbaus.
El Ejido ist Europas größter agrarindustriell genutzter „Wintergarten“. In El Ejido werden zahlreiche Gemüsesorten angebaut, und ein Großteil der Bevölkerung ist vom Gemüseanbau abhängig, der zu einem gewissen Wohlstand führte. Die zum Anbau genutzten Treibhäuser bedecken eine große Fläche an Land; insgesamt sind rund 36.000 Hektar mit Plastik überzogen, was der Region den Beinamen „Mar del Plástico“[2] eingebracht hat. Es ist die weltweit größte Anbaufläche unter Folie. Pro Jahr werden etwa 3 Mio. t. Treibhausgemüse produziert. In den letzten Jahren wurden mit den Ernten hauptsächlich Gewinne verzeichnet. Die Winterernte ist in El Ejido dabei die gewinnbringendste.
Aufgrund des sehr großen Flächen- und Wasserverbrauchs und der in großem Umfang verwendeten Pestizide ist die ökologische Situation sehr schlecht. Das Grundwasser ist teilweise verschmutzt.
Geschichte
Mit dem Bau des ersten Treibhauses in den sechziger Jahren begann man mit der systematischen Nutzung der Ebene wie auch der Anpflanzung verschiedener Gemüsesorten. Der Staat förderte diese Entwicklung. In den letzten Jahrzehnten ist die Stadt deswegen planlos gewachsen. Die Treibhäuser wurden meist von Hand aufgebaut, da es an Geld mangelte.
In den achtziger Jahren wurde ein Teil des Gemüseanbaus von ausländischen Großspekulanten verwaltet, doch diese Unternehmen konnten keine großen Gewinne verbuchen und gingen schließlich in Konkurs. Auch Großgrundbesitz vermochte sich in El Ejido nicht durchzusetzen. Später sahen sich die Agrarunternehmen infolge der europäischen Marktübersättigung zunehmender Konkurrenz aus Marokko ausgesetzt. Ihr Wohlstand ist von einer noch billigeren Konkurrenz bedroht: Gemüse aus Marokko - ob die wirksam wird, hängt von den EG-Einfuhrbestimmungen ab. Etwa seit 2005 kam es zu ersten Landverkäufen.
Wirtschaftliches
Der Unterhalt der Felder und des Bewässerungssystems erfordert ständige Pflege, die aufwändig und kostenintensiv ist.
Die Ernte wird zum größten Teil von Lebensmittelhandelsketten zu niedrigen Abnahmepreisen aufgekauft. Mehr als die Hälfte der Ernte geht per Lkw in den Export nach Deutschland und andere westeuropäische Länder. Die kleine Stadt El Ejido hatte 2004 einen sehr großen Stand auf der Messe Fruit Logistica[3][4] in Berlin.
In den Gewächshäusern der Region um El Ejido werden etwa 90.000 Arbeitskräfte benötigt. Mittlerweile sind dies zum größten Teil Saisonarbeiter aus Marokko, Rumänien, Bulgarien, Schwarzafrika und Lateinamerika, aber auch aus Polen und der Ukraine, die bestimmten Regionen zugeteilt werden. Etwa die Hälfte von ihnen hat keine Aufenthaltsgenehmigung. Sie arbeiten meist ohne Arbeitsvertrag mit stundenweiser Bezahlung. Die Arbeits- und Lebensbedingungen sind äußerst hart.
Ausschreitungen
Im Februar 2000 kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen von Einheimischen gegen marokkanische Gastarbeiter, nachdem zwei Marokkaner innerhalb kürzester Zeit drei Bewohner von El Ejido getötet hatten. Der Mob von El Ejido brannte Geschäfte und Hütten der Marokkaner nieder. Zertrümmert wurde auch das Büro der Frauenorganisation Mujeres Progresistas, die sich um die illegalen Arbeiter kümmert. Diese Frauen aus El Ejido - damals zählte die Organisation 600 Mitglieder - zogen die stärksten Aggressionen auf sich: durch sie wurde das beliebte Ressentiment widerlegt, Frauen dürften sich nicht in die Nähe von Marokkanern wagen.[5] Die Behörden griffen erst nach zwei Tagen ein. Nach diesem Zwischenfall wurde ein Gesetz erlassen, welches den Bau weiterer Treibhäuser bewilligungspflichtig machte. Seitdem wurden zahlreiche neue Treibhäuser ohne Genehmigung errichtet.
--Die Informationen aus den Zitaten sollten in den Fließtext eingearbeitet werden.
„Am 5. Februar 2001 machten zwei große spanische Tageszeitungen, El País und El Mundo, den Jahrestag von El Ejido zum Schwerpunktthema. El País erstellte eine Auflistung über die Punkte der Vereinbarung vom Vorjahr, in welcher die Darstellung der Regierung ("Zusagen erfüllt") der Kritik von NGOs, Gewerkschaften und MigrantInnenassoziationen gegenübergestellt wurden.“
– Gaston Kirsche: El Ejido - Ein Jahr nach dem Pogrom[6]
„Fast vier Jahre nach den rassistischen Unruhen gegen ArbeitsmigrantInnen im Februar 2000 beschlossen das Europäisches BürgerInnenforum (EBF) und die Confédération paysanne (franz. Bauerngewerkschaft), im Dezember 2003 erneut eine Delegation nach El Ejido in Spanien zu schicken, um die Entwicklung vor Ort zu untersuchen."“
– Nicholas Bell: Keine Besserung in El Ejido[7]
Literatur
- Europäisches Bürgerforum und Europäisches Komitee für die Verteidigung der Flüchtlinge und Gastarbeiter, CEDRI (Hrsg.): Anatomie eines Pogroms, z.B. El Ejido. Bericht einer Delegation europäischer Bürgerinnen und Bürger über die rassistischen Ausschreitungen vom Februar 2000 in Andalusien. Europ. Bürgerforum/CEDRI, Basel 2000, ISBN 3-9522125-0-4.
Quellen
- ↑ Population Figures referring to 01/01/2010. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística.
- ↑ Hintergrund Wirtschaft - Billige Vitamine, Sendung des Deutschlandfunks vom 21. Mai 2006, abgerufen am 23. September 2010
- ↑ (Quelle derzeit nicht zugänglich) Mitteilung des zuständigen Bundesministeriums über die jährlich im Januar stattfindende Messe
- ↑ (Quelle derzeit nicht zugänglich) Pressemitteilung auf der Internetpräsenz vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- ↑ Spanien, Region Almeria: El Dorado unter Plastik Artikel von Der Freitag vom 20. Februar 2004, abgerufen am 23. September 2010
- ↑ Gaston Kirsche: El Ejido - Ein Jahr nach dem Pogrom (gruppe demontage) bei www.labournet.de, abgerufen am 23. September 2010
- ↑ Nicholas Bell: Keine Besserung in El Ejido – Artikel vom 17. März 2004 bei no-racism.net, abgerufen am 23. September 2010
Weblinks
Commons: El Ejido – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.elejido.org
- Hintergrund Wirtschaft - Billige Vitamine, Sendung des Deutschlandfunks vom 21. Mai 2006
- Land unter Plastik – Moderne Sklaverei im größten Wintergarten der Welt – ORF Ö1, 11. Dezember 2005
- Über billiges Gemüse und Arbeitsmigration - El Ejido, Andalusien, Februar 2000 in Wildcat-Zirkular Nr. 56/57
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