- Elberfelder Theater
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Die Wuppertaler Bühnen sind ein kommunaler Stadttheaterbetrieb in Wuppertal, der in Form einer stadteigenen GmbH geführt wird und Ensembles für die Sparten Schauspiel und Musiktheater unterhält. Außerdem arbeiten die Wuppertaler Bühnen für das Tanztheater Pina Bausch, das seine Produktionen in den Häusern des Theaters herausbringt und aufführt. Zur Zeit sind bei den Wuppertaler Bühnen etwa 200 Personen beschäftigt.
Zu den Wuppertaler Bühnen gehören das Opernhaus im Stadtteil Barmen (1905 erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, bis 1956 wieder aufgebaut, Sanierung 2006–2009, Wiedereröffnung am 18. Januar 2009) und das Schauspielhaus im Stadtteil Elberfeld (erbaut 1966, ab Februar 2009 zur Renovierung geschlossen). Da die Wuppertaler Bühnen über keine Kammer-Spielstätte verfügen, werden auch an verschiedenen Orten der Stadt kleinere Produktionen realisiert, z. B. in der Kirche in der City.
Außerdem spielen die Wuppertaler Bühnen auch in den Theatern der Nachbarstädte Remscheid und Solingen, wo seit 2003 auch Premieren herauskommen.
Intendant der Wuppertaler Bühnen ist derzeit Gerd Leo Kuck, der im Jahr 2001 seinen Vorgänger Holk Freytag ablöste. Unter den Vorgängern befinden sich unter anderem Arno Wüstenhöfer und Hellmuth Matiasek. Kaufmännischer Geschäftsführer ist Enno Schaarwächter.
Das Sinfonieorchester Wuppertal, ein kommunaler Eigenbetrieb der Stadt, ist das Orchester der Wuppertaler Bühnen und hat als Konzertorchester in der Historischen Stadthalle am Johannisberg sein Domizil.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im streng evangelischen Wuppertal, das zudem keine Residenz war, hatte es das Theater als „Götzentempel“ zunächst schwer. Aus dem 18. Jahrhundert wird von reisenden Kompanien berichtet, die das Tal der Wupper gelegentlich besuchten, in Scheunen, Wirtshäusern oder im Freien auftraten und sowohl Schauspiel als auch Oper boten. Die seit 1761 in Wuppertal befindlichen Jesuiten-Missionare führten in der Elberfelder Kapelle am Turmhof geistliche Spiele mit Kindern auf.
Elberfeld
Im zu dieser Zeit bereits städtischeren Elberfeld gründete sich im frühen 19. Jahrhundert eine Aktiengesellschaft zum Bau eines Stadttheaters. Das Vorhaben rief bald Proteste von kirchlicher Seite hervor:
„Wir haben es für unsere Pflicht gehalten aus politisch-merkantilischen und mehr noch aus religiösen Gründen unsern Wunsch und unsere Bitte der hiesigen Kaufmannschaft und Bürger dahin zu vereinigen, daß Se. Herzogl. Durchlaucht in Gnaden geruhen wollen, unsrer Gegend die hohe Wohlthat zu erweisen, daß Höchstdieselbe die Errichtung einer Schaubühne in Elberfeld verbiete. Denn wir glauben, daß dadurch irreligiöse christwidrige Grundsätze häufig verbreitet werden, der immer höher steigende Leichtsinn und Luxus befördert und genähret, der Geschmack an den ernsten Wahrheiten des Christentums verdorben, das Herz für die Kraft der evangelischen Wahrheiten unempfänglich gemacht, die gesegnete Wirkung der Verkündigung des göttl. Worts verhindert und solcher Gesinnung Vorschub gethan wird, welche die Thronen wankend machen, das Staats- und Bürgerwohl untergraben und das sittl. Verderben vemehren helfen.[1]“
Die Proteste waren vergeblich: Am 30. Mai 1806 wurde die erste feste Wuppertaler Schaubühne, das Theater an der Hofaue in Elberfeld eröffnet. In den ersten Jahren spielten hier das Bergische Theater Düsseldorf und verschiedene andere Kompanien Oper und Schauspiel. Schon 1811 wurde das Haus unter der Herrschaft Napoleons in ein Gefängnis umgewandelt, diente später als Lazarett und Lagerhaus, und das Theatergeschehen wurde wieder in Ställe, Buden und Gasthaussäle verbannt. In einem Theatersaal über einem Pferdestall hinter dem „Zweibrücker Hof“ am Wall wurde durch die Düsseldorfer Theatergesellschaft unter Josef Derossi die erste Opern-Aufführung gegeben, deren Titel noch bekannt ist: Rossinis Tancredi am 16. Mai 1821. Zu Derossis Truppe gehörte zu dieser Zeit auch der junge Albert Lortzing als Schauspieler. Nach Beschwerden seitens der Kirche wurde auch dieses Unternehmen 1825 aus „feuerpolizeilichen“ Gründen geschlossen. Derossi spielte daraufhin in verschiedenen Räumen weiter, ab 1833 in einer Reitbahn an der Luisenstraße; Pläne zu einem Theaterneubau zerschlugen sich allerdings.
1835 übernahm Karl Lebrecht Immermann, seit 1834 Leiter des Düsseldorfer Theaters, Unternehmen und Spielort von Derossi. Er nahm Umbauten an der Reitbahnbühne vor, die die bühnentechnischen Möglichkeiten vergrößerten und eröffnete den umgestalteten Saal mit einer Beethoven-Symphonie und zwei Lustspielen. Immermann, ein Bewunderer des klassischen Schauspiels, war vom damaligen Bürgermeister Johann Rütger Brüning gewarnt worden („Der Sinn für diese Kunst ist hier sehr erloschen“) - nach zwei Spielzeiten gab er enttäuscht über die mangelhaften Arbeitsbedingungen und das gelegentlich ausfallend werdende Publikum auf. 1838-1840 übernahm Derossi wieder das Theater, ihm folgte W. Henkel.
Die Elberfelder Freunde des Theaters, die seit einigen Jahrzehnten auch in den Laienvereinigungen wie der „Eintracht“ Theater spielten, schlossen sich 1841 zu einer Aktiengesellschaft Theaterverein zusammen, erwarben das Gelände des Theaters an der Hofaue 1842 wieder und bauten den Fachwerkbau in ein Ziegelgebäude um. Das neue Theater eröffnete 1844 mit Eugène Scribes Komödie Ein Glas Wasser. Das Theater spielte mit unterschiedlichem Erfolg und unter häufig wechselnden Direktoren, die teilweise gleichzeitig die Bühnen in Köln, Düsseldorf und Krefeld leiteten. 1857-1871 waren die Elberfelder Gustav, Abraham („Oweram“) und Eduard Otto Küpper für das Haus verantwortlich, die das Theater auch für Variété- und Unterhaltungsprogramme öffneten. Die Familie besaß auch ein Ausflugslokal auf dem Johannesberg, an dem Theater gespielt wurde und das erst in den Achtziger Jahren der Elberfelder Stadthalle wich. In die Zeit der Küppers-Leitung fallen zum Beispiel ein Gastspiel Clara Schumanns und die Erstaufführung von Wagners Lohengrin.
1871 konstituierte sich die Trägergesellschaft als Theater-Verein-AG neu und setzte den Theaterdirektor Kullack als Leiter ein, der jedoch wenig erfolgreich war. Nach einigen spektakulären Theaterbränden wie dem Wiener Ringtheaterbrand untersuchte man auch das Elberfelder Haus auf seine Brandsicherheit: Zum Ende der Spielzeit 1881/82 wurde das Theater wegen akuter Feuergefahr geschlossen.
Für ein neues Haus wurden in wenigen Jahren 400.000 Mark gesammelt, die Stadt Elberfeld stellte ein Grundstück am Brausenwerth zur Verfügung, wo 1885 mit dem Bau eines neuen Stadttheaters begonnen wurde, das am 6. September 1888 mit der Aufführung eines Festspiels des Elberfelder Dichters Friedrich Roeber und Goethes Iphigenie auf Tauris eingeweiht wurde. Der neu bestellte Direktor Ernst Gettke leitete von 1888-1893 auch das Theater in Barmen, eine Verbindung, die mit Unterbrechungen bis zum endgültigen Zusammenschluss der Bühnen immer wieder geschlossen wurde.
1906 wurde mit dem Thalia-Theater ein zweites großes Theater in Elberfeld eröffnet, das vorwiegend als Operetten-, Revue- und Variété-Bühne diente und bis 1967 bestand.
Barmen
Im Jahr 1888 wurde auch in Barmen eine Stadttheater-Aktiengesellschaft gegründet, die den Bau eines Theaters an der Ecke Fischertal/Neuer Weg betrieb, das 1874 nach einem Prolog des Dichters Friedrich Emil Rittershaus mit der Aufführung der Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber und des Dramas Don Karlos von Schiller eröffnet wurde. Die Theatervereine in Barmen und Elberfeld einigten sich auf die gemeinsame Leitung beider Bühnen unter dem Direktor Martin Wihrler, der bis 1877 in Wuppertal blieb. Schon 1875 fiel das Haus einem schweren Brand zum Opfer und wurde - gegen den Widerstand einiger Theologen, die in dem Brand ein „Gottesgericht“ sahen - bis Herbst 1876 wiederhergestellt. Einem weiteren Brand am 24./25. März 1902 fiel das Gebäude endgültig zum Opfer. Sogleich wurde mit dem Bau eines neuen Theaters an der Ecke Spinnstraße/Neuer Weg (heute Kurt-Drees-Straße/Friedrich-Engels-Allee) begonnen, das 1905 fertig gestellt wurde. Mit einer Aufführung des Tannhäuser von Richard Wagner wurde das heutige Opernhaus eröffnet.
Das Wuppertaler Stadttheater
1919 bis 1945
Zum 1. Mai 1919 wurden die Stadttheater Elberfeld und Barmen Vereinigten Stadttheatern Barmen-Elberfeld unter dem Intendanten Robert Volkner zusammengeschlossen. Volkner folgten 1921 Paul Legband, 1925 Paul Henning und 1929 Otto Maurenbrecher. Die 1929 vollzogene Vereinigung der Verwaltungen der Städte orientierte sich am Beispiel der Theatervereinigung.
1930 erhielt der Betrieb analog zur Stadtbenennung den Namen Städtische Bühnen Wuppertal. Zu dieser Zeit begann die Konzentration Elberfelds auf das Schauspiel, während das Barmer Theater seither im Wesentlichen der Oper diente. Während der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre wurde der Betrieb drastisch reduziert, 1932 gelang die Rettung durch Gründung einer GmbH unter dem neuen Intendanten. 1932 folgte Paul Smolny. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die sogenannten nicht "arischen" Ensemblemitglieder entlassen. Ab 1935 kontrollierte der Leiter des Stadtamts für kulturelle Angelegenheiten, Wilhelm Mühlhausen das kulturelle Leben der Stadt. Günther Stark (1934-41) und Erich Alexander Winds waren unter ihm Intendanten.
Ein Jahr nach der 50-Jahr-Feier des Theaters am Brausenwerth wird der Bau als unmodern und veraltet geschlossen, das Theater in Barmen wird 1939 umgebaut und am 5. November wieder feierlich eingeweiht. Unter dem in Elberfeld geborenen Dirigenten Hans Knappertsbusch werden 1942 und 1943 Ring-Festspiele mit nationaler Sängerpräsenz abgehalten. Das Barmer Haus wurde bei einem Luftangriff auf Wuppertal am 30 Mai 1943 weitgehend zerstört, das Elberfelder Theater fiel dem Luftangriff vom 25. Juni desselben Jahres zum Opfer. Der bald begonnene Ersatzbetrieb in der Elberfelder Stadthalle wurde am 1. September auf Befehl des Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz untersagt.
1945 bis 1996
Als erste Stadt in Westdeutschland eröffnete Wuppertal schon 1945 wieder zwei Bühnen: die Stadthalle Elberfeld als Opernhaus und den Festsaal der Gesellschaft „Union“ mit 290 Plätzen in Unterbarmen als Kammerspielstätte, die mit Fidelio und dem Lustspiel Charleys Tante eröffnet wurde. Erich Alexander Winds, der sein Amt 1944 niedergelegt hatte, wurde erneut als Intendant verpflichtet.
1949 wurde für das Schauspiel mit dem Theater an der Bergstraße in Elberfeld ein eigenes Haus geschaffen, das mit Elisabeth und Essex von Hans Rehberg eingeweiht wurde. Von 1950 bis 1955 bestand eine kurze Theaterehe mit dem Theater in Solingen, die sich wirtschaftlich nicht auszahlte und von Wuppertaler Seite wieder beendet wurde.
Ab 1952 trat eine Arbeitsgemeinschaft Wuppertaler Opernhaus für den Wiederaufbau des Barmer Theaters ein. Mit einem heute denkmalgeschützten Innenausbau der 50er Jahre im Foyer und im grundlegend umgestalteten Zuschauerraum wurde der Bau als Opernhaus mit Paul Hindemiths Werk Mathis der Maler wieder eröffnet. Die weiteren Intendanten der Nachkriegsjahre waren Helmut Hendrichs (1953-58) und Grischa Barfuß (1958-64). Mit der Intendanz von Arno Wüstenhöfer (1964-78) begann eine besonders fruchtbare Zeit für die Wuppertaler Bühnen. 1966 ersetzte das neu gebaute Schauspielhaus mit 745 Plätzen das Theater an der Bergstraße und wurde mit Lessings Nathan der Weise und Else Lasker-Schülers Die Wupper am Tag darauf eröffnet. Wüstenhöfer verpflichtete 1973 Pina Bausch als Leiterin der Ballettsparte und hielt auch gegen den zunächst erbitterten Widerstand des Publikums gegen das moderne Tanztheater zu ihr. 1978 wurde Hellmuth Matiasek Intendant, 1983 folgte ihm Jürgen Fabritius, 1988 wechselte Holk Freytag vom Schlosstheater Moers nach Wuppertal.
seit 1996
Infolge der zurückgehenden kommunalen Finanzen in den Neunziger Jahren beschlossen die Gemeinden Wuppertal und Gelsenkirchen eine Vereinigung der beiden Stadttheater in Form einer gGmbH: 1996 fusionierten die Wuppertaler Bühnen und das Musiktheater im Revier zum „Schillertheater NRW“. Das Wuppertaler Schauspiel spielte auch in Gelsenkirchen, die Wuppertaler Opernsparte wurde von Gelsenkirchener Intendanten Ludwig Baum geleitet. Das Sinfonieorchester Wuppertal wurde ein selbständiger stadteigener Betrieb, 1999 wurde das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch in eine selbständige GmbH übergeführt.
Besonders in der Oper gingen die Abonnenten- und Zuschauerzahlen des Schillertheaters stark zurück. Schon im Jahr 2000 beschloss der neu gewählte Wuppertaler Stadtrat mit einer CDU-FDP-Mehrheit das Ende der Fusion mit Gelsenkirchen. 2001 entstanden die Wuppertaler Bühnen mit den Sparten Oper und Schauspiel als GmbH neu, Gerd Leo Kuck wurde als Generalintendant verpflichtet. Der baulich kritische Zustand der beiden Theatergebäude und die Konsequenzen aus dem Brand im Düsseldorfer Flughafen 1996 führten zur Schließung des nach aktuellen Kriterien nicht mehr brandsicheren Opernhauses. So beschloss der Wuppertaler Stadtrat die Sanierung beider Gebäude. In der Spielzeitpause 2003 wurde das Schauspielhaus auf einen Sanierungsstand gebracht, der eine Bespielung während der Sanierung des Opernhauses durch die drei Sparten Schauspiel, Oper und Tanztheater Pina Bausch gestattete. Das Opernhaus war ab Dezember 2003 für den Publikumsverkehr geschlossen und wurde am 18. Januar 2009 wiedereröffnet.
Die Stadt Wuppertal übertrug die künftige Leitung für die Spielzeit ab 1. August 2009 an Christian von Treskow (Schauspiel) und Johannes Weigand (Opernintendant).
Gebäude
1905 wurde der ursprüngliche Bau des Opernhaus Wuppertal nach Entwürfen des Kölner Architekten Moritz fertiggestellt. Dieser Bau wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau wurde es 1956 wieder eröffnet. Das Haus wurde 2003 geschlossen, von 2006–2009 grundlegend saniert und am 18. Januar 2009 wieder eröffnet.
Das Wuppertaler Schauspielhaus wurde von Gerhard Graubner entworfen und in den Jahren 1964 bis 1966 erbaut. Eröffnet wurde es am 24. und 25. September 1966 mit Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise und Else Lasker-Schülers Die Wupper. Nach der Wiedereröffnung des sanierten Opernhauses wurde das Schauspielhaus Anfang 2009 geschlossen, um seinerseits bis 2012 renoviert zu werden.
Seit Sommer 2007 dient Der Container auf dem Schauspielhausvorplatz für Aufführungen und Konzerte vor allem Jugendlicher. Dreimal wöchentlich ist er die Plattform für Projekte und Ideen von Laien oder Off-Gruppen, aber auch Ensemblemitgliedern, die sich hier vor bis zu 40 Personen vorstellen können. Einmal monatlich wird ein Poetry Slam veranstaltet.
Literatur
- Kurt Hackenberg, Walter Schwaegermann (Hrsg.): Vom Theater in Wuppertal, Wuppertal (Born) o. J. (kurz nach der Wiedereröffnung des Barmer Opernhauses)
- Siegfried Becker: Theater in Wuppertal. 50 Jahre Rückblick, Wuppertal o. J. (ca. 1995)
- Joachim Dorfmüller: Wuppertaler Musikgeschichte, Born Verlag, Wuppertal 1995 ISBN 3-87093-074-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eingabe aus dem Jahr 1806 gegen den Bau des Theaters an der Hofaue, zitiert nach Hackenberg (s. Lit.), S. 5
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