Ema Destinová

Ema Destinová

Ema Destinová (* 26. Februar 1878 in Prag; † 28. Januar 1930 in České Budějovice; auch Ema Destinnová oder Emmy Destinn, Geburtsname Emilie Věnceslava Pavlína Kittlová) war eine tschechische Opernsängerin. Neben Geraldine Farrar galt sie als eine der besten dramatischen Sopranstimmen ihrer Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Emmy Destinn als Salome

Ema Destinová war Tochter des reichen Prager Kulturförderers Emanuel Kittl. Sie war künstlerisch begabt, malte, lernte das Geigenspiel bei Professor Ferdinand Lachner und gab mit acht Jahren bereits ihr erstes Konzert. Sie versuchte sich kurze Zeit als Literatin und nahm bei Frau Destinová-Löwelová (auch Loewe-Destinn) in Prag Gesangsunterricht. Den Namen ihrer Lehrerin wählte sie dann aus Dankbarkeit auch als ihren Künstlernamen. Daneben studierte Ema Schauspielerei an der dramatischen Schule des Nationaltheaters in Prag. Ein Engagement in Prag wurde aus politischen Gründen verhindert. Ihr Bühnendebüt hatte sie 1897 in der Dresdner Hofoper als Santuzza in „Cavalleria rusticana“. Der Erfolg ihres Debüts war so groß, dass sie sogleich für fünf Jahre an die Berliner Hofoper verpflichtet wurde.

Den ersten großen Auftritt hatte sie 1898. Auch an der Berliner Krolloper als Santuzza in „Cavalleria rusticana“ wurde sie vom Publikum gefeiert. 1901 sang Destinn bei den Bayreuther Festspielen die Senta im „Fliegenden Holländer“ und wurde stürmisch gefeiert. 1904 sang sie in der Uraufführung von Leoncavallos „Roland von Berlin“, im selben Jahr in der deutschen Erstaufführung von SmetanasDalibor“. Im Jahre 1906 kreierte sie für Berlin die Salome von Richard Strauss. Es folgten Auftritte in weiteren Rollen wie „Carmen“, „Valentina“, „Mignon“, „Elisabeth“, „Selika“. Destinn wurde Primadonna der Staatsoper Berlin, an der sie in fünfzig Rollen zehn Jahre lang wirkte. 1905 debütierte sie an der Londoner Coventgarden-Oper in der Titelrolle in PuccinisMadama Butterfly“. Sie sang weitere Rollen u. a. 1909 in der Uraufführung der Oper „Tess“ von Frédéric A. Baron d’Erlanger und trat dort bis 1914 und erneut 1919 auf. Nach sehr erfolgreichen Gastspielen in Wien, London, Prag und Paris wurde sie 1908 auch an die New Yorker Metropolitan Oper berufen. 1909 gestaltete sie hier die Marie in Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“, 1910 die Lisa in der Premiere von TschaikowskisPique Dame“, bereits 1908 die Martha in „Tiefland“, 1909 die Titelfigur in „La Wally“ von Catalani. Hier sang sie am 10. Dezember 1910 in der Uraufführung von Puccinis „La fanciulla del West“ als Partnerin an der Seite des damals berühmtesten Tenors Enrico Caruso die Minnie.

Nur in Prag fand sie, nachdem sie dort 1900 drei Auftritte gab, keinen Anklang und keine feste Anstellung im Nationaltheater. Allerdings nahm sie später Rollen auch in anderen Theatern der Stadt an. Nachdem Destinn insgesamt 86-mal in der Hauptstadt aufgetreten war, wurde sie hier 1908 auch begeistert gefeiert. Nun trat sie endlich auch im Nationaltheater auf, zu deren Ehrenmitglied sie im gleichen Jahr ernannt wurde. Kurz darauf erfolgte die Ernennung zur Preußischen Kammersängerin des Hofes im Deutschen Reich.

1916 kehrte sie nach Böhmen zurück und wurde wegen einer angeblichen Spionage auf ihrem Schloss in Stráž nad Nežárkou unter Hausarrest gestellt. Im letzten Kriegsjahr des Jahres 1918 kehrte sie auf die Bühne zurück und wurde überall gefeiert. Zum Schluss der Konzerte stimmte sie dann die tschechische Nationalhymne „Kde domov můj, kde vlast je mà....“ an und gestaltete so ihre Auftritte als ein nationales Manifest.

Nach dem Krieg zog sie sich immer mehr zurück. Sie trat noch in London beim Festival der tschechoslowakischen Musik auf und elfmal im Covent Garden. 1919 kehrte sie nochmals für zwei Spielzeiten unter dem Namen "Ema Destinnová" an die Metropolitan Oper in New York zurück. Sie wurde schwer krank, eine schnelle Operation rettete ihr das Leben. Sie unternahm 1925 eine kleine Tournee durch Jugoslawien und trat in Bratislava (Pressburg) auf. 1926 begann der Abschied von der Bühne: ein letztes Konzert in der Prager Lucerna und eine Tournee durch zwanzig Städte der Tschechoslowakei. 1928 gab sie zum zehnjährigen Bestehen der Tschechoslowakischen Republik ein letztes Konzert in London. Sie zog sich schließlich auf ihr Schloss Stráz zurück und gab nur noch gelegentlich Konzerte. „Das Schrecklichste ist eine alte Frau auf der Bühne sehen zu müssen“, war ihr Credo, das sie zum freiwilligen Ruhestand bewog. Destinn widmete sich dem Gesangsunterricht.

In der damaligen Tschechoslowakei, jetzt Tschechien, aber auch in der Slowakei wurde sie wie eine Nationalheldin gefeiert und verehrt. Ihre Sopranstimme galt von reinster Schönheit und glockenrein, sie war von einer ungewöhnlichen Ausdrucksstärke und Ausdrucksskala, die ein Repertoire von über 80 großen Partien bewältigte. Emmy Destinn starb während einer Augenoperation am 28. Januar 1930 in Ceské Budejovice und wurde unter großem Anteil der Bevölkerung auf dem Heldenfriedhof Vyšehrad beigesetzt.

Posthume Ehrung

Gedenkstein in Prag

Ihr Leben und Schicksal wurde in dem Film Göttliche Ema (Božská Ema) verewigt. Sie ist auf der 2000-Kronen-Banknote abgebildet. An ihrem Wohnhaus auf der Prager Kleinseite ließ die Stadtverwaltung einen Gedenkstein mit dem Hinweis „Hier lebte Ema Destinnová 1908–1914“ und einer darauf befestigten Bronzebüste anbringen.

Werke

Sie komponierte einige Lieder und schrieb Gedichte und Romane. Ema Destinn war eine anerkannte Interpretin der Werke Wolfgang Amadeus Mozarts, Richard Wagners und der italienischen Oper, aber auch tschechischer Werke, wie von Smetana und Zdeněk Fibich.

Gedichtbände
  • Květy sněhu.
  • Der Galante Abbé. Vertont von Leo Blech. Berlin 1907.
Romane
  • Dr. Tasanová.
  • Kněžna Libuše. Prag 1910.
  • Ve stínu modré růže. Prag 1921.
Übersetzungen
  • Radúz a Mahulena. (Tschechisches Märchen ins Deutsche).
  • Libretto Kovařovický Psohlavci.
Drama
  • Nadarmo. (Schauspiel, das in Švandovo divadlo aufgeführt wurde).
Musikträger
  • CD 4925 E. Destinnová – Arias and songs 1901–1909
  • CD 5806 E. Destinnová – Arias and songs 1910–1921
  • CD 5807 E. Destinnová – Arias and songs 1901
  • LP 1701 E. Destinnová – Český repertoár

Literatur

  • A. Rektorys: Ema Destinová. Prag 1936.
  • M. Martinková: Život Emy Destinové. Plzeň 1946.
  • V. Holzknecht: Ema Destinnová. 1904–1988.
  • V. Haškovec: Galerie géniů, aneb, Kdo byl kdo.
  • Češi a Moravané. In: Galerie nesmrtelných.
  • L. Souček: Kdo byl kdo.
  • Kdo byl kdo v našich dějinách do roku 1918.
  • M. Bajerová: O Emě Destinnové.
  • B. Plevka: Severočeské hudební kapitoly. 1922.
  • K. Honolka: Slavné primadony. 1913, 1988.
  • B. Adamičová: Světoví pěvci 20. století.
  • M. Pospíšil: Veliké srdce. 1947.
  • Velké ženy české.
  • B. Plevka: Život a umění Emy Destinnové. 1922.

Siehe auch

Weblinks


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