- Emil Gumbel
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Emil Julius Gumbel (* 18. Juli 1891 in München; † 10. September 1966 in New York City) war ein deutsch-jüdischer Mathematiker und politischer Publizist.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Gumbel studierte in München und probierte am 28.Juli 1914 zum Dr. oec.publ. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger wurde aber durch die reale Erfahrung des Krieges bald zum militanten Pazifisten. Obwohl als politischer Aktivist bereits heftig umstritten, wurde Gumbel 1923 in Heidelberg habilitiert. Gumbel war zuerst Privatdozent, dann außerordentlicher Professor für mathematische Statistik an der Universität Heidelberg, bevor ihm bereits im Sommer 1932 aus politischen Gründen die Lehrberechtigung entzogen wurde. In der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 gelistet, ging Gumbel nach Frankreich ins Exil, engagierte sich von dort aus publizistisch gegen den Nationalsozialismus in Deutschland und unterstützte aus Deutschland nachkommende Emigranten. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen musste Gumbel 1940 weiter in die USA emigrieren. In den 50er und 60er Jahren kehrte er zu einigen Gastaufenthalten nach Deutschland zurück.
Er veröffentlichte in der Kulturzeitschrift Die Weltbühne und war Übersetzer und Herausgeber von Schriften Bertrand Russells. Politisch war er Pazifist, unabhängiger Sozialist und trat für die Weimarer Republik ein. Er zog sich mit seinen Schriften über politische Morde (Fememorde, Attentate) und die antirepublikanische Rolle der Justiz, die Geheimbünde (u. a. Organisation Consul) und Schwarze Reichswehr den Zorn der politischen Reaktion zu. Die von nationalsozialistischen Studenten betriebenen, politischen Auseinandersetzungen um seine Person gipfelten Anfang 1931 in den sog. Gumbelkrawallen an der Universität Heidelberg, die infolge dessen von der Polizei geräumt werden musste.
Als Mathematiker erwarb er sich einen Ruf als Fachmann für Statistik und entwickelte die Extremwerttheorie, die insbesondere beim Bau von Staudämmen Anwendung fand. Nach ihm ist die Gumbel-Verteilung benannt.
Werke
- Verschwörer. Zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde 1918 – 1924. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1979 - Reprint der Originalausgabe: Verschwörer - Beiträge zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde seit 1918. Malik Verlag, Wien 1924
- Vier Jahre politischer Mord. und: Denkschrift des Reichsjustizministers zu „Vier Jahre politischer Mord“. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1980 - enthält Reprints der Originalausgaben: Vier Jahre politischer Mord. Verlag der neuen Gesellschaft, Berlin-Fichtenau 1922; und: Die Denkschrift des Reichsjustizministers über „Vier Jahre politischer Mord“ . Malik Verlag, Berlin 1924
- Statistics of Extremes. Columbia University Press, 1958
- Vom Fememord zur Reichskanzlei. Verlag Lambert Schneider, Heidelberg, 1962
Literatur
- Christian Jansen: Emil Julius Gumbel – Portrait eines Zivilisten. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1991 ISBN 3-88423-071-9
- Arthur David Brenner: Emil J. Gumbel: Weimar German Pacifist and Professor. Brill, Boston / Leiden 2001, ISBN 0-391-04101-0
- Wittebur, Klemens: Die Deutsche Soziologie im Exil. 1933 - 1945, Münster; Hamburg: Lit., 1991 (Dissertationsschrift von 1989), S. 60 f.
Weblinks
- Literatur von und über Emil Julius Gumbel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Max Pinl über Gumbel im Jahresbericht DMV, zu Gumbel S.158
- Emil Gumbel / Semper apertus Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Beitrag von Christian Jansen (Bochum) über Gumbel
Personendaten NAME Gumbel, Emil Julius KURZBESCHREIBUNG deutsch-jüdischer Mathematiker und politischer Publizist GEBURTSDATUM 18. Juli 1891 GEBURTSORT München STERBEDATUM 10. September 1966 STERBEORT New York City
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