Emilio Körner

Emilio Körner
Emilio Körner als chilenischer General

Emilio Körner Henze, in Deutschland Emil Körner, (* 10. Oktober 1847 in Wegwitz, Landkreis Merseburg; † 25. März 1920 in Berlin) war ein deutscher Offizier, ab 1885 Militärberater in Chile und von 1900 bis 1910 Generalinspekteur des chilenischen Heeres.

Inhaltsverzeichnis

Militärlaufbahn in Deutschland

Körner trat 1866 während des Deutschen Krieges in das 4. Magdeburger Artillerieregiment ein. Sein Regiment wurde nicht in Kampfhandlungen verwickelt.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 war er Kommandant einer Artilleriebatterie. Am 1. September 1870 wurde er bei der Entscheidungsschlacht von Sedan verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.[1]

Nach dem Krieg ging er 1871 auf die Kriegsschule in Berlin. Seine Mitschüler waren Paul von Hindenburg und Jacob Meckel. Der Generalstab unter Helmuth von Moltke schickte ihn auf Studienreisen nach Frankreich, Italien, Spanien und Russland.

Als er 1885 für die Militärmission nach Chile ausgesucht wurde, war er Dozent an der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule und lehrte in den Fächern Taktik, Militärgeschichte und Ballistik.

Heeresreform in Chile

Anwerbung als Militärberater

Ende des 19. Jahrhunderts als chilenischer Offizier

Chile führte unter Domingo Santa María González von 1879 bis 1884 den Salpeterkrieg gegen Bolivien und Peru. Obwohl die chilenische Armee siegreich aus dem Konflikt hervorging, erkannte die Regierung die Notwendigkeit der Modernisierung. Dazu sollte neuestes militärisches Wissen aus Europa importiert werden. Die Erfolge der Armee des Deutschen Reichs im Deutsch-Französischen Krieg sprachen für die Einfuhr deutscher Militärtechnologie in Chile. Auch war die einflussreiche deutsche Gemeinde in Chile ein entscheidender Faktor für die Entscheidung zur Preußifizierung der chilenischen Armee.

1885 warb die chilenische Botschaft in Berlin den Artillerie-Hauptmann Emil Körner als Militärberater an.

Als Nichtadliger hatte Körner zu dieser Zeit in Deutschland nur geringe Chancen, einen höheren Rang als den eines Hauptmanns zu erreichen. Die chilenische Armee stellte ihm eine Einstellung als Oberstleutnant und damit etwa das Doppelte seines bisherigen Solds in Aussicht und bezahlte zudem die Überfahrt.[2]

Militärschulen

Körner und der chilenische General Luis Arteaga erarbeiteten einen neuen Lehrplan für die chilenische Militärschule Escuela Militar del Libertador Bernardo O'Higgins und konzipierten Studiengänge für die einzelnen Waffengattungen. Im Rahmen dieser Aufgabe wurden auch Werke der Militärgeschichte, des Festungsbaus und der Strategie ins Spanische übersetzt. 1887 gründete die chilenische Regierung auf Initiative von Körner die Academia de Guerra del Ejército de Chile. Mit der Reform sollten Befehlsstrukturen geschaffen werden, eine Aufgabe, welcher sich schon Jorge Boonen widmete.

Testschießen in Batuco

Vom 1. bis zum 17. März 1890 fand ein Schießwettbewerb um die Ausstattung der chilenischen Armee zwischen Kanonen der Konkurrenten Krupp und de Bange statt. Die Kanonen waren zwei Krupp 7,5 cm Typ 1889 und zwei de Bange 8 cm Typ 1877. Körner versorgte den Akquisiteur von Krupp, Albert Schinzinger, über Interna des chilenischen Offizierskorps. Das Wettschießen ergab einen Entwicklungsvorsprung der Krupp-Kanonen von zwölf Jahren. Noch während des Wettbewerbes konnte Schinzinger einen Vertrag über 1,6 Millionen Mark über den Kauf von acht mal zwei 7,5-cm-Krupp-Sets, sechs Batterien Feldkanonen und acht Bergkanonen abschließen.

Chilenischer Bürgerkrieg und Aufstieg zum General

1891 kam es in Chile zwischen den Anhängern des Parlaments, den Congresistas, und den Anhängern des Präsidenten José Manuel Balmaceda, den Balmacedistas, nach einem Streit um die Verfassung zum Chilenischen Bürgerkrieg.

Körner hatte die Tochter des deutschen Konsuls, Mathilde Junge geheiratet, sein Schwager und Schwiegervater waren Congresistas. Dies trug wesentlich dazu bei, dass Körner sich auf die Seite der Truppen des Parlamentes schlug, obwohl ihm vom deutschen Botschafter eine Intervention in diesem Konflikt verboten worden war.[2] Körner zeigte sich bei dieser Aufgabe innovativ. Er wurde daraufhin zum General befördert und wurde als Jefe de Estado Mayor Leiter des Generalstabes der regulären Regierungstruppen.

Der chilenische Bürgerkrieg endete auch dank Körner mit einem Sieg der Congresistas, Präsident Balmaceda nahm sich das Leben.

Körner (Mitte) umgeben von chilenischen Generälen (1896)

1892 war Albert Schinzinger nach Montevideo und später nach Buenos Aires versetzt worden. In der chilenisch-argentinischen Krise des September 1895 arrangierte Körner den Kauf von 48 schweren und 30 leichten Bergkanonen, 24 Schnellfeuer-Feldkanonen und 50.000 Granaten für 3,75 Millionen Mark. Krupp hatte wie üblich das höchste Angebot abgegeben, da aber die Deutsche Bank ein Viertel (20 Millionen Mark) zu einem Kredit von Rothschild & Son in London beisteuerte, erhielt Krupp den Auftrag.[3]

Generalinspekteur des chilenischen Heeres

1895 sandte Präsident Jorge Montt Álvarez auf Empfehlung von Körner 30 Ausbildungsoffiziere zur Fortbildung ins Deutsche Reich. Auf Körners Initiative wurde in Chile die Wehrpflicht eingeführt.

1900 löste er Adolfo Holley Urzúa als Inspector General del Ejército de Chile ab und blieb in dieser Position bis 1910.

Nach 25 Jahren in Chile kehrte er nach Deutschland zurück und starb 1920 in Berlin. Sein Körper wurde nach Chile überführt und auf dem Friedhof von Santiago in einem eigens für ihn errichteten Mausoleum beigesetzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. William F. Sater, Holger H. Herwig, The Grand Illusion: The Prussianization of the Chilean Army, Nebraska Press, 1999
  2. a b Donald J. Stocker, Jonathan A. Grant, Girding for Battle: The Arms Trade in a Global Perspective, 1815-1940, Greenwood Publishing Group, 2003, S.53/236 Seiten
  3. Donald J. Stocker, Jonathan A. Grant, S.63

Literatur

  • Fredrick M. Nunn: „Emil Körner and the Prussianization of the Chilean Army: Origins, Process, and Consequences, 1885-1920“. In: Hispanic American Historical Review. 2, Mai 1970, S. 300−322.
  • Stefan Rinke: „Eine Pickelhaube macht noch keinen Preußen: preußisch-deutsche Militärberater, Militärethos und Modernisierung in Chile, 1886−1973“. In: Sandra Carreras, Günther Maihold (Hrsg.): Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur. Münster. 2004.
  • William F. Sater, Holger H. Herwig: The Grand Illusion − The Prussianization of the Chilean Army. University of Nebraska Press, 1999. ISBN 0-8032-2393-5
  • Gerd Wunder: „Hauptmann Körner und der Bürgerkrieg in Chile 1891“. In: Ibero-Amerikanisches Archiv, Neue Folge Jg. 9, 1983.
  • Jürgen Schäfer: Deutsche Militärhilfe an Südamerika. Militär- und Rüstungsinteressen in Argentinien, Bolivien und Chile vor 1914, Düsseldorf (Bertelsmann-Universitätsverlag) 1974, ISBN 3-571-09148-5.

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