Helmuth Johannes Ludwig von Moltke

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, genannt Moltke der Jüngere (d. J.) (* 25. Mai 1848 in Gersdorf; † 18. Juni 1916 in Berlin) war ein Generaloberst der preußischen Armee und von 1906 bis 14. September 1914 Chef des Großen Generalstabes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helmuth Johannes Ludwig von Moltke stammt aus dem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht Moltke und war der Neffe des Generalfeldmarschalls Helmuth Karl Bernhard von Moltke (Moltke d. Ä.). Er und seine Frau Eliza waren Christliche Wissenschafter, seine Frau betrachtete sich als von einer Krankheit durch die Gebete einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, Frances Thurber Seal, geheilt. Beide hatten auch Kontakt zu Rudolf Steiner, dessen esoterische Schülerin E. von Moltke war. Die in diesem Kontext entstandenen „Post-mortem-Mitteilungen“ von Moltkes sind seit ihrer Herausgabe 1993 erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Die 2 Bände enthalten u.a. die seinerzeit für seine Frau erstellte und nicht veröffentlichte Einschätzung der Kriegsschuldfrage durch von Moltke. Die Mitteilungen werfen ein erhellendes Licht auf die Geschehnisse unmittelbar vor dem und während des Ersten Weltkrieges und zur Person des Kaisers als „geistige Null“.

Während des Deutsch-Französischen Krieges kämpfte er im Grenadier-Regiment „König Wilhelm I.“ (2. Westpreußisches) Nr. 7. 1880 wurde er Mitglied des Großen Generalstabes und 1882 Adjutant seines Onkels. Von 1902 bis 1904 war er Kommandeur der 1. Division des Gardekorps. 1904 wurde er Generalquartiermeister und 1906 Nachfolger Alfred von Schlieffens als Chef des Großen Generalstabes in Berlin. Seine Ernennung entstand aus dem Wunsch Kaiser Wilhelms II., einen eigenen Moltke zu haben. Als von Schlieffen 1906 aus dem Amt ausschied, hinterließ er Moltke eine Denkschrift, welche die Grundzüge des Schlieffen-Plans enthielt. Obwohl Schlieffen als Zivilist mehrfach sein Konzept aktualisierte, ging die eigentliche Ausarbeitung der operativen Feldzugspläne von Moltke aus, welcher, anders als von Schlieffen vorgesehen, den linken Heeresflügel zu Ungunsten des rechten verstärkte. Schon nach wenigen Wochen des Kampfes im Ersten Weltkrieg wurde Moltke für das Debakel in der Marneschlacht verantwortlich gemacht und musste Erich von Falkenhayn im Amt des Chef der Obersten Heeresleitung weichen. Moltke starb 1916 während des Staatsaktes für Generalfeldmarschall Colmar von der Goltz an einem Schlaganfall in Berlin.

Grab auf dem Invalidenfriedhof, Berlin

Wilhelm Filchner benannte 1912 während der zweiten deutschen Antarktisexpedition eine Gruppe von eisfreien Felskliffs in der Antarktis Moltke-Nunataks zu Ehren von Helmuth und seinem Bruder Friedrich von Moltke.

Moltkes Kriegsführung

Trotz neuer strategischer Überlegungen erachtete Moltke den Aufmarschplan seines Vorgängers, Alfred von Schlieffen, weiterhin als die richtige strategische Idee. Dementsprechend trieb er die Planungen zu dessen Umsetzung weiter voran. Als es schließlich zum Krieg kam, musste Moltke für die Durchführung der militärischen Operationen mit dem Ziel eines Sieges gegen gleich mehrere europäische Mächte naturgemäß entscheidende Verantwortung tragen - eine ungeheure Last, die von ihm deutlich als solche empfunden wurde. Nachrangig muss demgegenüber bewertet werden, dass Moltke als nicht entscheidungsbefugter Militär vor allem Österreich-Ungarn gegenüber signalisiert hatte, dass Deutschland seine Bündnispflicht erfüllen werde, ganz gleich, was der andere Partner in Bezug auf Serbien tun sollte. Moltke wird von einigen Forschern heute als Kriegstreiber gesehen, der in brutaler Sprache zum Zuge gegen die Russen geblasen habe. Bereits bei der "militärpolitischen Besprechung" mit dem Kaiser am 8. Dezember 1912 habe er mit den Worten "je eher, desto besser" auf einen Kriegsbeginn gedrängt.[1].

Im Verlauf der ersten Kriegswochen brach Moltke nervlich zusammen. Entscheidenden Anteil daran hatte der Kaiser gehabt, der sich am Vorabend der ersten Kampfhandlungen noch der Illusion hingegeben hatte, dass England einer Verletzung der belgischen Neutralität tatenlos zusehen werde, und der daraufhin die planmäßige Entfaltung der deutschen Kräfte für Stunden gestoppt hatte. Von dem als dilettantisch empfundenen Eingreifen in entscheidender Stunde konnte sich Moltke nie wieder ganz erholen. Eine weitere Demütigung erfolgte nach der Marneschlacht, als der Kaiser ihn zwar im Amt beließ, de facto aber bereits kalt stellte.

Vorwürfe wurden ihm gemacht, weil er den Schlieffenplan verwässert habe, sich von der Front zu weit entfernt gehalten habe und Soldaten in den Osten schickte, als sie dort noch nicht, im Westen aber noch für den Angriff benötigt wurden. Nachdem durch die Klucksche Schwenkung die deutschen Truppen ohnehin nicht mehr auf der Linie des Schlieffen-Plans vorgedrungen waren und östlich von Paris standen, ordnete er im Verlauf der Marneschlacht einen Rückzug an und meldete dem Kaiser: „Majestät, wir haben den Krieg verloren!“

Literatur

In seiner Betrachtung der Julikrise kommt Fromkin zu dem Schluss, dass Moltke der Hauptverantwortliche für den Ausbruch des ersten Weltkriegs war.
Band 1 enthält Moltkes Schrift „Die Schuld am Kriege“.
  • Annika Mombauer: Helmuth von Moltke and the Origins of the First World War, Cambridge University Press 2001, ISBN 0-521-79101-4
  • Albert Steffen: Der Chef des Generalstabs, Drama in fünf Akten, Dornach 1927

Weblinks

 Commons: Helmuth Johannes Ludwig von Moltke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. G.A. von Müller: Aufzeichnungen über die Aera Wilhelms II.hrsg. von W. Görlitz (Göttingen, 1965), S. 124 f.

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