- Emy Roeder
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Emy Roeder (* 30. Januar 1890 in Würzburg; † 7. Februar 1971 in Mainz) war Bildhauerin und Zeichnerin.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Emy Roeder erhielt ihre künstlerische Ausbildung in Würzburg, München und – als Schülerin des Bildhauers Bernhard Hoetger – 1912 bis 1915 in Darmstadt. Im Anschluss begann sie in Berlin mit der eigenständigen künstlerische Arbeit. Sie schloss sich verschiedenen avantgardistischen Künstlergruppen an, beispielsweise der „Vereinigung der radikalen bildenden Künstler“. Neben ihr und ihrem Lehrer Hoetger gehörten dieser Gruppe eine ganze Reihe von namhaften Bildhauern jener Zeit an, beispielsweise Rudolf Belling und der Berliner Bildhauer Herbert Garbe.
Am 20. Januar 1919 heiratete sie ihren Bildhauerkollegen Herbert Garbe.
Von 1920 bis 1925 setzte sie ihre Studien im Meisteratelier von Hugo Lederer fort. Gleichzeitig etablierte sie sich in den 1920er Jahren als erfolgreiche Bildhauerin in Berlin. Sie war regelmäßig in wichtigen Ausstellungen vertreten und genoss einen guten Ruf bei der Kritik. Zu den Bekannten des Künstlerehepaares gehörten eine Reihe von berühmter Künstler/innen jener Zeit, beispielsweise Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Karl Schmidt-Rottluff, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.
1933 trat ihr Ehemann Herbert Garbe, zuvor SPD-Mitglied, freiwillig in die NSDAP ein. Sie folgte ihm 1933 nach Rom, wo er für ein Jahr ein Atelier in der Villa Massimo innehatte. Garbe kehrte 1934 allein nach Berlin zurück, während sie 1933 bis 1935 hauptsächlich in Rom, Frankreich und Bayern arbeitete.
1936 erhielt sie ein Stipendium der Villa Romana in Rom, die in jener Zeit von Hans Purrmann geleitet wurde. Sie lebte und arbeitete dort bis 1937.
1937 wurde ihre Plastik Die Schwangere beschlagnahmt und in der Ausstellung Entartete Kunst in München gezeigt. Der Kopfteil des verloren geglaubten Werks wurde 2010 in Berlin wiedergefunden.[1] Fünf ihrer Radierungen wurden mit Ausstellungsverbot belegt. Sie lebte und arbeitete, von finanziellen Sorgen geplagt, vorwiegend in Florenz, wo sie ab 1937 Unterkunft bei dem Kunsthistoriker Herbert Siebenhüner und seiner Frau fand. 1944, nach der Befreiung Italiens von der faschistischen Diktatur, wurde sie von den Alliierten in einem Lager interniert.
Auf Initiative Purrmanns sowie des Kunsthistorikers Fritz Volbach kam sie aus dem Lager frei. Sie arbeitete zunächst für vier Jahre in Rom. Purrmann, Schmidt-Rottluff und Volbach setzten sich in Deutschland für sie ein und drängten sie, nach Deutschland zurückzukehren. 1950 schließlich erhielt sie von der Stadt Mainz Wohnung und Atelier, verbunden mit einem Lehrauftrag, den sie 1953 wieder aufgab. Im Jahr 1955 war Emy Roeder Teilnehmerin der documenta 1 in Kassel. Bis zu ihrem Tod 1971 lebte sie, mit Unterbrechungen durch Krankheit und durch Auslandsaufenthalte in Schweden, Italien, Griechenland und Nordafrika, als angesehene, aktive Künstlerin in Mainz.
Emy Roeder wurde in der Gruft ihrer Familie auf dem Hauptfriedhof von Würzburg bestattet. Ihren gesamten Nachlass, bestehend aus zahlreichen eigenen Werken und Werken ihrer Künstlerkollegen Erich Heckel, Otto Herbig, Hans Purrmann und Karl Schmidt-Rottluff, vermachte sie der Stadt Würzburg.
Werk
Emy Roeder zählt zu den führenden Künstlern des bildhauerischen Expressionismus. Charakteristisch sind ihre ausdrucksvollen, meist recht ernsten Porträts, insbesondere von Frauen und Müttern. Neben diesen verinnerlichten Bildnissen gibt es von ihr jedoch aus den 1920er Jahren auch Zeugnisse eines bewegten, extrovertierten Expressionismus – im Stil etwa vergleichbar einigen zeitgenössischen Arbeiten von Ernst Barlach. In ihrer Frühphase fertigte sie auch Skulpturen aus Holz an, während sie später ausschließlich in Bronze arbeitete.
Intensiv befasste sie sich mit der Aktdarstellung in Relief und Vollplastik, besonders mit dem Bild des heranwachsenden Menschen. Tierdarstellungen bilden einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit.
Von den Künstlerkollegen Hans Purrmann, Karl Schmidt-Rottluff und Gustav Seitz schuf sie Porträtbüsten.
Ehrungen
- 1920 – Preis der Preußischen Akademie der Künste für die Plastik Die Schwangere
- 1929 – Preis der Stadt Köln für Bildhauerei, gemeinsam mit Hermann Blumenthal
- 1936 – Preis der Villa Romana
- 1960 – Bundesverdienstkreuz
- 1962 – Großer Kunstpreis der Stadt Mainz und Ehrenbürgerin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- 1963 – Professorentitel im Auftrag des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen
- 1966 – Großer Kulturpreis der Stadt Würzburg für ihr Lebenswerk
Ausstellungen
- Von November 2004 bis Februar 2005 fand im Museum im Kulturspeicher in Würzburg die umfassende Sonderausstellung Auf der Suche nach Ausdruck und Form. Emy Roeder und die Plastik ihrer Zeit statt.
- Im November 2010 zeigt das Neue Museum in Berlin Skulpturen, die bei Grabungen für einen neuen U-Bahnhof entdeckt worden waren, darunter ein verloren geglaubtes Werk von Emy Roeder.
Literatur
- Beate Reese: Auf der Suche nach Ausdruck und Form. Emy Roeder (1890–1971) und die Plastik ihrer Zeit. ISBN 3-928155-48-2
Einzelnachweise
- ↑ Von Schutt befreit, Online-Artikel in Der Tagesspiegel, abgerufen am 9. November 2010.
Weblinks
Kategorien:- Deutscher Bildhauer
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- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)
- Träger des Villa-Romana-Preises
- Ehrenbürger der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Geboren 1890
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