Enhedslisten

Enhedslisten
Enhedslisten
Parteilogo
Partei­vor­sit­zender (kollektiv)
Fraktionsvorsitz im Folketing Per Clausen
Politische Sprecherin Johanne Schmidt-Nielsen
Gründung 1989
Haupt­sitz Kopenhagen
Mitglie­derzahl 6.200 (2011)
Jugendverband Socialistisk Ungdomsfront
Wahlliste Ø
Sitze im Folketing 12
Inter­nationale
Ver­bindung­en
EAL
Europapartei Europäische Linke
www.enhedslisten.dk

Enhedslisten – De rød-grønne (EL), dän. für Einheitsliste – Die Rot-Grünen, ist eine grüne, sozialistische Partei in Dänemark. Sie wird als extrem links eingeordnet[1][2][3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Einheitsliste entstand 1989 zunächst als Wahlbündnis der Kommunistischen Partei (Danmarks Kommunistiske Parti, DKP), der Linkssozialisten (Venstresocialisterne, VS), der Sozialistischen Arbeiterpartei (Socialistisk Arbejderparti, SAP) und parteiloser Linker; die ehemals maoistische und inzwischen aufgelöste Kommunistische Arbeiterpartei (Kommunistisk Arbejderparti, KAP) kam 1991 hinzu, das Aktive Sozialistische Forum (Aktivt Socialistisk Forum, ASF) 1997. Die alten Streitigkeiten zwischen moskautreuen Kommunisten, Trotzkisten und Maoisten hatten, so die gemeinsame Erkenntnis, lediglich den bürgerlichen Parteien das Leben und Regieren leichter gemacht. Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren herrschte ein regelrechter sektiererischer Kleinkrieg innerhalb der radikalen Linken. Erst mit dem Zusammenschluss zu einer gemeinsamen Wahlliste verbesserte sich das angespannte Verhältnis. Nach einer Übergangsphase wurde dieser Wahlverbund in eine eigenständige Partei transformiert.

In den 1990er Jahren spielte die EL eine wichtige Rolle im parlamentarischen Leben Dänemarks, denn sie war ein Teil der parlamentarischen Basis der sozialdemokratischen Minderheitsregierungen unter Poul Nyrup Rasmussen. Ihre Stimmen im Folketing waren oftmals das Zünglein an der Waage, um soziale Verbesserungen durchzusetzen, doch Nyrup Rasmussen konnte nicht automatisch mit ihnen rechnen. 2001 bis 2011, während die Mitte-Rechts-Parteien über eine eigenständige Mehrheit im Parlament verfügten, blieb die EL auf eine reine Oppositionsrolle beschränkt. Nach dem deutlichen Erfolg bei der Folketingswahl 2011 könnte sie nachhaltigen Einfluss auf die Regierungspolitik gewinnen.

Struktur und Programmatik

Die Mehrheit der EL-Mitglieder ist männlich, vor allem in den Altersgruppen zwischen 20 und 30 sowie über 50, während gut sechzig Prozent der EL-Wähler Frauen sind. Allerdings ist die demographische Struktur regional sehr unterschiedlich. Die Mitgliederzahl hat 2011 die 6.000er-Marke und damit ihren bisherigen Höchststand erreicht (nach eigenen Angaben der Partei). Die der EL nahestehende Jugendorganisation „Sozialistische Jugendfront“ (Socialistisk UngdomsFront, SUF) zählte im Jahr 2009 etwa 1.000 Mitglieder. Die Wählerhochburgen der Partei bilden großstädtische Wahlkreise.

  • 1995: 1.189
  • 2000: 1.945
  • 2005: 3.739
  • 2010: 5.111
  • 2011: 6.200

Die Einheitsliste hat keinen Parteivorsitzenden, sondern wird kollektiv geleitet. Das höchste Gremium zwischen den jährlich stattfindenden Parteitagen ist der 25-köpfige Vorstand. Er wählt aus seinen Reihen einen Geschäftsführenden Ausschuss, der u.a. für aktuelle politische Stellungnahmen zuständig ist. Im März 2009 wurde erstmals das Amt einer Politischen Sprecherin vergeben.

Die zentralen Programmpunkte der EL sind neben sozialen Fragen der entschiedene Kampf gegen die EU – als einzige Linkspartei in Dänemark überhaupt –, für eine wirkliche Integration der Ausländer sowie gegen Kriegseinsätze wie jenen im Irak. Dadurch geriet die EL schon in den 1990er Jahren in Opposition zur sozialdemokratischen Regierung, die u. a. für den Kosovokrieg eintrat.

In der Europäischen Linkspartei besitzt die EL Beobachterstatus und arbeitet in der Europäischen Antikapitalistischen Linke (EAL) mit. In der deutschen Politikwissenschaft wird die Partei bisweilen dem linksextremen Spektrum zugerechnet.[4] Diese Einschätzung bezieht sich auf bestehende Kooperationen mit maoistischen und trotzkistischen Gruppen und eine bislang vermiedene Abgrenzung zu autonomen und militant antifaschistischen Gruppen.

Wahlergebnisse

Folketingswahl Stimmen Prozent Mandate
1990 54.038 1,7 0
1994 104.701 3,1 6
1998 91.933 2,7 5
2001 82.685 2,4 4
2005 111.394 3,4 6
2007 74.671 2,2 4
2011 236.982 6,7 12

Auf der mittleren politischen Ebene (siehe Regionen) ist die EL seit 2009 nur im Regionalrat der Region Kopenhagen vertreten.[5] Außerdem hält die EL Mandate in 13 der 98 Kommunen. Ihre besten Ergebnisse erzielte sie in Kopenhagen mit 10,9 % der Stimmen, in Gladsaxe mit 7,1 und in Albertslund mit 6,9 %.[6]

Personen

Einzelnachweise

  1. Luke March: Contemporary Far Left Parties in Europe, S. 4, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung 2008, ISBN 978-3-86872-000-6
  2. Eckhard Jesse, Tom Thieme: Extremismus in den EU-Staaten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011, ISBN 978-3531170657, S. 76, 450.
  3. Tim Spier: Die Linkspartei: zeitgemässe Idee oder Bündnis ohne Zukunft. VS Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 9783531149417, S. 102.
  4. Thomas Schubert: Extremismus in Dänemark. In: Eckhard Jesse, Tom Thieme (Hrsg.): Extremismus in den EU-Staaten. VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 9783531170657, S. 76.
  5. KMD valg, Ergebnisse der Regionsratswahl 2009, abgerufen am 10. August 2011.
  6. KMD valg, Kommunalwahlergebnisse 2009, abgerufen am 10. August 2011.

Weblinks


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