Erich Apel

Erich Apel
Erich Apel, 1963

Erich Apel (Erich Hans Apel; * 3. Oktober 1917 in Judenbach, Thüringen; † 3. Dezember 1965 in Berlin) war ein SED-Funktionär und von 1963 bis 1965 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission der DDR.

Apel arbeitete nach einer Ausbildung zum Werkzeugmacher und Schlosser von 1935 bis 1937 als Konstrukteur und Werkzeugmacher in der Porzellanfabrik Neuhaus am Rennweg. Von 1937 bis 1939 studierte er an der Ingenieurschule Ilmenau mit dem Abschluss als Maschinenbauingenieur. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde kommandiert, wo er mit dem Raketenkonstrukteur Wernher von Braun zusammenarbeitete. Nach der Entlassung aus der Wehrmacht war er dort als Betriebsingenieur und Assistent des Betriebsdirektors, 1943 als Leiter des Entwicklungsbetriebes dienstverpflichtet.

Kurz vor der Zerstörung der Versuchsanstalt durch britische Bomber wurde er zu den Linke-Hoffmann-Werken (LHW) nach Breslau kommandiert. Auf Antrag der LHW, die Teile für die A4 fertigten, wurde er 1944 vom Heereswaffenamt freigegeben und als Oberingenieur und Assistent des Technischen Direktors der LHW eingestellt.

Wegen seiner Kenntnisse der deutschen Raketentechnik wurde Apel nach Kriegsende von der sowjetischen Besatzungsmacht zunächst nach Nordhausen, danach von 1946 bis 1952 als Leiter eines Versuchsbetriebes auf der Insel Gorodomilja in die Sowjetunion verpflichtet.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er im DDR-Ministerium für Maschinenbau und im Ministerium für Schwermaschinenbau tätig. Seit 1953 war er unter Heinrich Rau stellvertretender Minister und von 1955 bis 1958 Minister für Schwermaschinenbau.

Apel wurde 1954 Kandidat und 1957 Mitglied der SED. Seit 1958 war er Leiter der Wirtschaftskommission beim Politbüro des Zentralkomitees (ZK) der SED und wurde im gleichen Jahr als Abgeordneter der Volkskammer Vorsitzender ihres Wirtschaftsausschusses sowie Kandidat der ZK der SED, dem er ab 1960 als Mitglied angehörte. 1961 rückte er auf zum Kandidat des Politbüros des ZK der SED. 1963 wurde Apel mit dem Banner der Arbeit, 1964 mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Als Mitglied des Präsidiums (später stellvertretender Vorsitzender) des Ministerrates (in Nachfolge von Karl Mewis) und Vorsitzender der Staatlichen Plankommission war er Anfang der 1960er Jahre entscheidend an der Umsetzung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung (NÖSPL) beteiligt, das auf seine Initiative zurückging. Das Neue Ökonomische System war der Versuch, ein sozialistisches Leistungsprinzip einzuführen. An der Seite Walter Ulbrichts war er an den kontroversen Auseinandersetzungen um die weitere Wirtschaftspolitik und den Wirtschaftsverhandlungen mit der Sowjetunion nach der Entmachtung Nikita Chruschtschows im Jahre 1964 beteiligt. Kurz vor Unterzeichnung des Wirtschaftsabkommens von 1966 bis 1970 nahm sich Apel nach Angaben seines Nachfolgers Gerhard Schürer mit seiner Dienstwaffe das Leben.

Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.

Veröffentlichungen

  • Durch sozialistische Rekonstruktion und Erhöhung der Arbeitsproduktivität zur Erfüllung des Siebenjahrplans, Berlin 1959
  • Das Chemieprogramm der Deutschen Demokratischen Republik. Ein wichtiger Faktor im ökonomischen Wettbewerb zwischen Sozialismus und Kapitalismus, Berlin 1960
  • Aktuelle Aufgaben zur Erhöhung der Qualität der Leitung der Volkswirtschaft durch die Verbesserung der komplexen Planung, insbesondere durch die Beachtung der Wechselwirkung zwischen Organisation und Technik und die Ausarbeitung der Pläne „Neue Technik“, Berlin 1961
  • Neue Fragen der Planung. Zur Rolle und zu den Aufgaben der zentralen staatlichen Planung im neuen ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, Berlin 1963
  • Aktuelle Fragen der ökonomischen Forschung, Berlin 1964
  • mit Günter Mittag, Wissenschaftliche Führungstätigkeit - neue Rolle der VVB, Berlin 1964
  • mit Günter Mittag, Ökonomische Gesetze des Sozialismus und neues ökonomisches System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, Berlin 1964
  • mit Günter Mittag, Planmässige Wirtschaftsführung und ökonomische Hebel, Berlin 1964
  • mit Günter Mittag, Fragen der Anwendung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft bei der Vorbereitung und Durchführung der Investitionen, Berlin 1965

Weblinks

 Commons: Erich Apel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Erich Hans Apel — Erich Apel, 1963 Erich Apel (Erich Hans Apel; * 3. Oktober 1917 in Judenbach, Thüringen; † 3. Dezember 1965 in Berlin) war ein SED Funktionär und von 1963 bis 1965 Vorsitzender der Staatlichen Plankommiss …   Deutsch Wikipedia

  • Apel — ist der Name folgender Personen: Apel Vitzthum der Ältere zu Roßla (um 1400–1474), deutscher Ritter Apel von Vitzthum der Ältere († um 1425), deutscher Ritter Apel von Vitzthum der Jüngere († um 1475), deutscher Ritter Apel von Vitzthum (Apolda) …   Deutsch Wikipedia

  • Apel — is a German surname. People with the surname Apel* Erich Hans Apel, German SED politician * Hans Apel, German SPD politician * Johann August Apel, writer * Karl Otto Apel, philosopher * Katrin Apel, athlete * Willi Apel (1893 1988), German U.S.… …   Wikipedia

  • Erich Rothacker — (* 12. März 1888 in Pforzheim; † 10. August 1965 in Bonn) war ein deutscher Philosoph und Soziologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Rothacker — (12 mars 1888 à Pforzheim 10 août 1965 à Bonn) était un philosophe et sociologue allemand. Après avoir étudié la philosophie, l histoire, les sciences naturelles et la médecine à Munich, Kiel et Strasbourg, il obtient un doctorat de l université… …   Wikipédia en Français

  • Karl-Otto Apel — (* 15. März 1922 in Düsseldorf) ist ein deutscher Philosoph. Er ist ein Vertreter der Diskursethik sowie einer sprachpragmatischen, intersubjektiven Transzendentalphilosophie (Transzendentalpragmatik). Apel gehört zu den einflussreichsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ap — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Ernst Paul Ulbricht — Walter Ulbricht 1946 Walter Ernst Paul Ulbricht (* 30. Juni 1893 in Leipzig; † 1. August 1973 am Döllnsee nördlich von Berlin) war ein deutscher Politiker (erst KPD, später SED) und …   Deutsch Wikipedia

  • Günter Mittag — Günter Mittag, 1984 Günter Mittag (* 8. Oktober 1926 in Stettin; † 18. März 1994 in Berlin), war von 1966 bis zum Herbst 1989 Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED. Er war in der zweiten Hälfte ihres Bestehe …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Regierung — Sitz des Ministerrates war von 1955 bis 1990 das Alte Stadthaus – das entfernte DDR Emblem ist im Bild gut zu erkennen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”