- Judenbach
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Hilfe zu Wappen50.39972222222211.216666666667630Koordinaten: 50° 24′ N, 11° 13′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Sonneberg Höhe: 630 m ü. NN Fläche: 43,18 km² Einwohner: 2.532 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 59 Einwohner je km² Postleitzahl: 96515 Vorwahl: 03675 Kfz-Kennzeichen: SON Gemeindeschlüssel: 16 0 72 009 Gemeindegliederung: 5 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Bellershöhe 1
96515 JudenbachWebpräsenz: Bürgermeister: Albrecht Morgenroth (CDU) Lage der Gemeinde Judenbach im Landkreis Sonneberg Judenbach ist eine Gemeinde in Thüringen im Landkreis Sonneberg.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Ort ist ein 3 km langes Straßendorf auf einer Hochfläche im Süden des Thüringer Schiefergebirges zwischen Steinachtal im Westen und Tettautal im Osten. Östlich des Ortes liegt der 699 Meter ü.NN. hohe Steinhügel, nördlich erhebt sich 697 Meter hohe Bocksberg sowie der 714 Meter hohe Schindelhieb.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Oberland am Rennsteig – Tettau – Pressig – Föritz – Sonneberg.
Gemeindegliederung
Zu Judenbach gehören noch weitere vier Orte:
- Heinersdorf
- Jagdshof
- Mönchsberg
- Neuenbau
Geschichte
Die Gemeinde wurde erstmals 1317 urkundlich erwähnt, ist aber sehr wahrscheinlich wesentlich älter.
Judenbach lebte früher vor allem von Spielwarenherstellung und Land- und Waldwirtschaft. Im Mittelalter gab es in der Umgebung Judenbachs mehrere Köhlereien und auch eine Glashütte. Das Dorf profitierte bis zum Bau von Fernverbindungen entlang der Gebirgstäler und der Eisenbahn über den Thüringer Wald stark von seiner Lage an der Heer- und Handelsstraße von Nürnberg nach Leipzig. Judenbach war eine der Rast- und Vorspannstellen für die Überquerung des Thüringer Waldes. Die Heer- und Handelsstraße nutzte mit dem sogenannten Sattelpaß bei Neuenbau die günstigste Stelle der Gebirgsüberquerung.
Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus begann die Verfolgung politischer Gegner, aber es gab im Ort auch Widerstand gegen das Nazisystem. Bis 1936 arbeitete eine kleine Widerstandsgruppe um das Ehepaar Emma und Rudi Suffa, die Aufklärungsschriften von Kurieren erhielten und weiterleiteten. Ein Bürger aus Heinersdorf erhielt eine einjährige Gefängnisstrafe, weil bei ihm solche Druckschriften gefunden wurden. Der evangelische Pfarrer Gerhard Hertzsch stellte sich 1934 offen gegen die Deutsch-Christliche Kirchenführung, woraufhin er nach Melborn zwangsversetzt und 1935 aus dem Thüringer Kirchendienst entlassen wurde.[2]
Das Dorf lag von 1952 bis 1990 im Sperrgebiet entlang der Grenze zur Bundesrepublik (vgl. Innerdeutsche Grenze), weshalb seine Einwohner starke Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit hinnehmen mussten. In den 1950er Jahren wurde der ganze Ortsteil Rottenbach geschleift, da er unmittelbar an der Grenze zu Bayern lag. Daneben ist zumindest ein Fall einer Zwangsumsiedlung unliebsamer Bürger (Aktion Ungeziefer) aufgetreten.
Der Judenbacher Dialekt ist einzigartig und gehört zur Dialektfamilie des Mainfränkischen, speziell zum Itzgründischen. Er unterscheidet sich deutlich vom Dialekt in den eingemeindeten Orten Neuenbau (Einschlag des Südostthüringischen) und Heinersdorf (dort bereits Oberfränkisch).
Politik
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde Judenbach besteht aus 14 Mitgliedern sowie Bürgermeister Albrecht Morgenroth (CDU).
- Christlich Demokratische Union Deutschlands 8 Sitze,
- Die Linke 3 Sitze,
- Freie Wähler 2 Sitze,
- Bürgerinitiative Jagdshof 1 Sitz,
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009).
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Spielwarenherstellung, die bis in die 1950er Jahre von vielen kleineren Privatbetrieben, danach von einer PGH geprägt war und später im VEB Spielwarenkombinat Sonni Sonneberg aufging, hat heute keine Bedeutung mehr.
Nach der Wende siedelte sich mit der Firma Dr. Franz Schneider GmbH ein Kunststoffbetrieb für die Automobilzulieferindustrie in Judenbach an, der zirka 300 Arbeitsplätze bietet. Daneben pendeln viele Einwohner zur Arbeit in die Orte der Umgebung, vor allem in Richtung Sonneberg, Landkreis Kronach und Landkreis Coburg.
Neben der alten Siedlungsstruktur eines typischen Straßendorfes, das im unteren Teil um die Kirche mehrere Nebenstraßen besitzt, entstanden nach der Wende neue Baugebiete, die von vielen Zuzüglern genutzt wurden. Zudem entstand ein neues Gemeindezentrum sowie ein Kulturhaus mit Freilichtbühne.
Verkehr
Von Judenbach führen Straßen nach Sonneberg, Tettau, Pressig und Steinach.
Persönlichkeiten
Wohl bekanntester Sohn des Dorfes ist Erich Apel, der SED-Funktionär und von 1963 bis 1965 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission der DDR war.
Zudem hat die weltweit verzweigte Familie Bauersachs ihre Wurzeln in Judenbach. Ihr Urvater Hans Bauer Sachs war hier im 15. Jahrhundert Förster. Ein Spross des US-amerikanischen Teils dieser Familie, Ken Bowersox, ist als NASA-Astronaut mehrfach auf dem Space Shuttle in den Weltraum geflogen, davon einmal zur Internationalen Raumstation ISS.
Ein weiterer bekannter Sohn der Gemeinde ist der Missionar Peter Martin Metzler (1824–1907), der in den letzten Jahren der 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung Palästinas leistete.
Eine weitere Judenbacher Persönlichkeit war Franz Diez (1914–2000), er fuhr viele Erfolge für BMW in Seitenwagen-Rennen (3Tage-Alpenfahrt usw.) der 30er Jahre ein und lieferte wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Zweirädern.
Der Maler Ali Kurt Baumgarten (1914–2009) stammte ebenfalls aus Judenbach.
Literatur
- 300 Jahre Kirche St. Nikolaus Judenbach. Festschrift der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Judenbach; Judenbach 2005
- Renate Hahn, Otto Hahn (Hrsg.): Sonneberger Spielzeug – Made in Judenbach. 300 Jahre Spielzeugherstellung an der alten Handelsstraße; Studien zur Volkskunde in Thüringen, 3; Münster u. a.: Waxmann 2010
- Gerhard Heublein: 700 Jahre Judenbach. Geschichte und Geschichten; Judenbach 2006
- Bernhard Liebermann: Geschichtliches aus Judenbach. Studien und Bilder aus Thüringen; in: Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde. 25 (1897), S. 3~138
Weblinks
Commons: Judenbach – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienQuellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 283, ISBN 3-88864-343-0
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