Erich Schlesinger

Erich Schlesinger

Erich Schlesinger (* 23. Dezember 1880 in Warstade, heute Hemmoor an der Oste in Niedersachsen; † 17. Dezember 1956 in Rostock) war Verwaltungsjurist und Rektor der Universität Rostock.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erich Ferdinand Nicolaus Schlesinger wurde als Sohn des Eisenbahningenieurs Sigmund Schlesinger und dessen Ehefrau Amalie geboren. Der Vater war am Bau der Eisenbahnlinie Neustrelitz - Warnemünde tätig und deshalb besuchte Erich Schlesinger bis 1890 das Gymnasium in Rostock, danach das in Güstrow. 1900 beendete er die Schulausbildung mit dem Abitur. Von 1900 bis 1903 folgen Studien der Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg, München, Berlin und Rostock. Die Promotion zum Dr. jur. erfolgte 1903. Von 1903 bis 1907 absolvierte Schlesinger ein juristisches Referendariat in Güstrow. Danach wurde Schlesinger Beamter in Schwerin. Hier war er in der Domanialverwaltung, im Justiz- und im Innenministerium der Landesverwaltung des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin tätig. Sein Spezialgebiet war die mecklenburgische Rechtsprechung und ihre systematische Darstellung nach neuesten Erkenntnissen. Nach dem Ende des feudalistischen Großherzogtums Mecklenburg 1918 wurde er 1919 Beamter des Landes Mecklenburg. Dem humanistisch, liberal und demokratisch eingestellten Schlesinger bot sich erst jetzt die Möglichkeit, fortschrittliche Ideen zu realisieren. Die demokratische Landesverfassung, die Kreis- und Gemeindeordnung, die Reorganisation des Versicherungswesens und des Küstenschutzes tragen seine Handschrift. Gegen den Widerstand der kleinen, örtlichen Elektrizitätswerke erarbeitete Schlesinger die Organisation einer landesweit einheitlichen Elektrizitätsversorgung.

1925 war er Ministerialdirektor im Innenministerium, ab 1929 Staatsminister für Inneres und Justiz. Nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die Nationalsozialisten in Mecklenburg 1932 wurde er als Staatsminister abgelöst. Seine Weigerung, in die NSDAP einzutreten führte dazu, dass er zuerst in den einstweiligen, 1934 in den dauernden Ruhestand versetzt wurde. Außerdem wurde er gezwungen, seinen Wohnort zu verlassen. Er zog nach Rostock, weil die Nähe der Universität seine seit 1924 bestehende Tätigkeit als Herausgeber der „Mecklenburgischen Zeitschrift für Rechtspflege, Rechtswissenschaft und Verwaltung“ begünstigte. Aus politischen Gründen wurde er 1937 genötigt, diese Tätigkeit abzugeben.

Von 1943 bis 1945 arbeitete Schlesinger als Vorstand der Mecklenburgischen Hagel- und Feuer-Versicherungsgesellschaft in Neubrandenburg. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er als Ministerialdirektor der Justizabteilung in die Landesverwaltung berufen. Hier entwickelte er die Kriterien für die Entnazifizierung, die von allen Kommissionen in der Sowjetischen Besatzungszone übernommen wurden.

1946 wurde Schlesinger zum Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock ernannt und erhielt einen Lehrauftrag für Verwaltungsrecht. Von 1949 bis 1956 lehrte er als ordentlicher Professor für Verwaltungsrecht und hielt Lehrveranstaltungen auch an der Gesellschaftswissenschaftlichen, der Landwirtschaftlichen und der Technischen Fakultät. Von 1949 bis 1950 war Schlesinger Direktor der Juristischen Seminare, bis 1952 Prorektor.

1946 setzte ihn die Landesverwaltung als Kurator an der Universität Rostock ein. Hier war der Lehrbetrieb unter den neuen, politisch veränderten Bedingungen mit all den Problemen, die die Nachkriegszeit mit sich brachte, aufzubauen. Verbunden mit dem Namen Schlesinger sind wichtige Bauten der Universität wie z.B. auf dem Gelände der Universitätskliniken und Studentenwohnheime. Er war ein Initiator und Förderer der Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten und des Frauenstudiums.

So erwarb sich Schlesinger große Verdienste und hohes Ansehen bei den Universitätsangehörigen. Er wurde 1952, noch als 71-jähriger, zum Rektor gewählt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode 1956 aus.

Von 1954 bis 1956 war Erich Schlesinger Abgeordneter des Bezirkstags Rostock.

Werke

  • Staats- und Verwaltungsrecht des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin., Schwerin 1908.
  • Die Mecklenburgischen Gesetze vom 2. März 1922 über die Verwaltungsgerichtsbarkeit, 1922.

Ehrungen

1955 wurde Erich Schlesinger mit dem Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Bronze ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock und wurde Ehrenbürger der Stadt Rostock. In der Rostocker Südstadt trägt eine Straße seinen Namen.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Jakubowski: Erich Schlesinger. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock. Rostock 1981, Band 1, S. 101-104

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schlesinger — ist der Familienname folgender Personen: Adam Schlesinger (* 1967), US amerikanischer Musikschaffender Adolf Martin Schlesinger (1769–1838), deutscher Musikverleger Alfred Cary Schlesinger (auch Alfredo Schlesinger; 1900–1993), US amerikanischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlesinger — is a German surname meaning from Silesia (German: Schlesien ) and may refer to: * Adam Schlesinger (born 1967), American composer and musician * Adolf Martin Schlesinger (1769 1838), German founder of A.M. Schlesingers Musikhandlung * Alan… …   Wikipedia

  • Erich-Fried-Preis — Der Erich Fried Preis ist ein Literaturpreis, der durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft für Sprache und Literatur in Wien verliehen wird. Gestiftet wird der mit 15.000 Euro dotierte Preis vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich,… …   Deutsch Wikipedia

  • Klaus Schlesinger — (* 9. Januar 1937 in Berlin; † 11. Mai 2001 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Bücher …   Deutsch Wikipedia

  • Prix Erich Fried — Le Prix Erich Fried en allemand Erich Fried Preis est un prix littéraire décerné par la Internationale Erich Fried Gesellschaft für Sprache und Literatur à Vienne. Ce prix est doté de 15.000 Euros. Il est décerné depuis 1990, en souvenir d Erich… …   Wikipédia en Français

  • Liste der Biografien/Schl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Verwaltungsgeschichte Mecklenburgs — Amts und Regierungssitze der (Teil ) Großherzogtümer Mecklenburg Schwerin und Mecklenburg Strelitz (1908) Das Staatssystem Mecklenburgs bestand bis 1918 aus einem feudalen Ständesystem. Die Landesfürsten waren in Mecklenburg auf die Mitbestimmung …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmale in Rostock — In der Liste der Baudenkmale in Rostock sind alle Baudenkmale der Hansestadt Rostock aufgelistet. Einzelheiten zu den Kunstdenkmälern sind in der Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Rostock zu finden. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H …   Deutsch Wikipedia

  • Kabinett Eschenburg (Mecklenburg-Schwerin) — Das Kabinett Eschenburg bildete vom 10. Juli 1929 bis zum 23. Juni 1932 die Landesregierung von Mecklenburg Schwerin. Der Landtag des Freistaates Mecklenburg Schwerin wählte am 10. Juli 1929 den Ministerpräsidenten und am gleichen Tag die übrigen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rektoren der Universität Rostock — Siegel der Uni Rostock Die Liste der Rektoren der Universität Rostock führt alle Personen auf, die seit der Gründung im Jahr 1419 das Amt des Rektors der Universität Rostock ausgeübt haben. Gemäß den Statuten der Universität Rostock dauerte die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”